Allgemeiner Pfarrkonvent (2) | 14.06.2022

In theologischen Gesprächen auch Befürchtungen benennen
SELK: Bischofsbericht auf Allgemeinem Pfarrkonvent


Hofgeismar, 14.6.2022 - selk - In seinem Bericht vor dem gestern eröffneten 14. Allgemeinen Pfarrkonvent (APK) der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) in Hofgeismar beleuchtete Bischof Hans-Jörg Voigt D.D. (Hannover) am heutigen Dienstag verschiedene kritische Wahrnehmungen im Blick auf die SELK. So konstatierte er, die "Personalsituation" der Kirche sei "ausgesprochen angespannt". Den Hintergrund bildet die Tatsache, dass die Zahl der Beruhestandungen und der aus anderen Gründen aus dem aktiven Dienst der SELK ausgeschiedenen Pfarrer nicht durch nachrückende Geistliche aufgefangen wird. Dies liegt nicht nur im strukturell erforderlichen Abbau von Stellen, sondern auch in fehlendem Personal begründet. Durch Vakanzen und die Zusammenlegung von Pfarrstellen entstehe "teilweise erhebliche Mehrarbeit", die die verbleibenden Pfarrer zu leisten hätten, so der Bischof. Über dieses Problemfeld werde auf dem Konvent zu reden sein. Voigt wusste aber positiv auch von der Übernahme von Geistlichen in den Dienst der SELK zu berichten und erinnerte an ein Wort Jesu, mit dem dieser das Gebet um Geistliche für die kirchliche Arbeit nahegelegt habe: "Lasst uns dieses Gebet neu entdecken und auch in unseren Gemeindegottesdiensten oft in die Fürbitten einfügen". Auch sei es "unverzichtbar, junge Menschen anzusprechen, die wir für ein Theologiestudium für geeignet halten. Betet für und um junge Menschen, die dem Ruf zum Studium folgen."

Zum Kontext kirchlicher Arbeit gehöre die Tatsache, dass "der "religiöse Grundwasserspiegel in unserem Land und wohl auch in unserer Kirche" sinke. Zudem mehrten sich die "theologisch-geistlichen Divergenzen Bei den theologischen Reizthemen unserer Kirche - vor allem in der Frage der Frauenordination - haben die ,Unerträglichkeiten' in der Wahrnehmung beider Seiten in den letzten Monaten und Wochen erheblich zugenommen." Auf dem Konvent bestehe nun die Möglichkeit, anhand des Arbeitsergebnisses des durch den 13. APK 2017 in Rehe eingesetzten Ausschusses zum Thema der Ordination von Frauen qualifiziert miteinander ins Gespräch zu kommen. Die SELK hat in ihrer Grundordnung die Ordination von Frauen ausgeschlossen, befindet sich aber seit vielen Jahren in einer umfassenden Debatte zu dieser Frage.

Die theologischen Meinungsverschiedenheiten insgesamt verdankten sich nicht nur dem Verständnis von Bibel und Bekenntnis, sondern auch der Sichtweise, "wie wir unseren Glauben und unsere Kirche im Gegenüber zu unserer Gesellschaft und unseren Mitmenschen verstehen." Die einen verstünden sich als "Christen im Gegenüber zu unserer unchristlichen Mehrheitsgesellschaft", die anderen als "integraler Teil der Gesellschaft". Die einen befürchteten die "Verwässerung von Schrift und Bekenntnis und damit die Auflösung der Kirche", die anderen, "dass uns die Leute weglaufen und uns keiner mehr ernstnimmt mit solchen Positionen". Voigt: "Wir sind bei alledem dünnhäutig geworden. Es würde uns helfen, wenn wir neben den relevanten Lehrfragen auch über unsere Befürchtungen sprechen."

Der Bischof ging auch auf die Corona-Pandemie und deren Auswirkungen auf die Kirche ein. Dabei setzte er im Kontrast zu der "verstörenden Ohnmachtserfahrung", die die Pandemie bewirkt habe, auch diesen Akzent: "Sollten wir nicht auch danken für alle Bewahrung und alle Erkenntnisse in der medizinischen Forschung?" Einen Schwerpunkt legte Voigt auch auf die Entwicklung, die in jüngerer Zeit zur Aufhebung coronabedingter Einschränkungen geführt habe: "So, wie wir intensiv lernen mussten, in die Krise hineinzugehen, so müssen wir nun auch lernen, bewusst wieder gewisse Normalitäten zuzulassen und sei es schlimmstenfalls vorübergehend bis zum Herbst."

Zu dem, was die Corona-Krise bewirkt habe, gehöre - in diesem Fall: positiv - auch der "digitale Schub", wie er auch in der SELK wahrzunehmen sei. Die "Sitzungstätigkeit" habe sich "vollkommen verändert" und: Für die internetbasierten Gottesdienstangebote in den Gemeinden sei er sehr dankbar, so der leitende Geistliche.

Im Blick auf die zwischenkirchlichen Beziehungen ging Voigt unter anderem auf den trilateralen Gesprächsprozess zwischen der Union Evangelischer Kirchen (UEK), der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) und der SELK ein. Als Themen für dieses Prozess seien benannt worden "die Frage der Abendmahlslehre und der Christologie in der Konsequenz der Leuenberger Konkordie" und "die Frage nach der Verbindlichkeit lehrhafter Bekenntnisse". Ein "Zwischenergebnis" stehe derzeit kurz vor der Fertigstellung und solle im Herbst zunächst den Leitungsgremien vorgelegt werden. Eine Publikation der Referate sei in Planung.

Seinen Bericht schloss der leitende Geistliche mit dem Teil "Wofür ich dankbar bin", in dem er verschiedene kirchliche Arbeitsfelder benannte und auch die "wachsende Wertschätzung", die der SELK "von außen in der Ökumene" entgegengebracht werde: "Viele schätzen den Dreiklang zwischen lutherischem Profil, seelsorgerlichem Augenmaß und einer lutherischen Nüchternheit."

Der Konvent in der Tagungsstätte der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck in Hofgeismar endet am Freitag zur Mittagszeit.

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Ein Bericht von selk_news /
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