Interview mit Missionar Matthias Tepper | 07.06.2016
"Aber das ist Theologie auf eine andere Weise."
Interview mit SELK-Missionar Matthias Tepper
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Mission mit Tanz und Pantomime - wie soll das funktionieren? Die Stuttgarter Immanuelsgemeinde der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) feiert am Sonntag, 19. Juni, ihr diesjähriges Missionsfest und hat dazu Pfarrer und Missionar Matthias Tepper aus Brüssel eingeladen. Tepper wurde von der Kirchenleitung der SELK - befristet bis zum 30. Juni 2017 - in den missionarischen Dienst der Lutherische Kirchenmission (LKM) berufen und arbeitet in einem missionarischen Projekt der Evangelisch-Lutherischen Kirchen in Belgien und der LKM in Brüssel. Das Projekt wird von der Lutherischen Kirche-Missouri Synode (USA) finanziell unterstützt.
Der Theologe bringt das Evangelium auf ungewöhnliche Art und Weise den Menschen näher, nämlich in Form von Tanz und Pantomime. Die Stuttgarter Gemeindeglieder werden am Samstag vor dem Missionsfest auf diese Weise einen Missionseinsatz in der Stuttgarter Innenstadt mit Pfarrer Tepper probieren.
Über seine Arbeit und seinen Werdegang spricht er im Interview.
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+ Was macht ein SELK-Pfarrer in Brüssel?
Ganz normale Gemeindearbeit. Ich sorge mich um meine Schäfchen und gehe verlorenen nach. Zudem mache ich Missionsarbeit. Bei meiner Gemeinde handelt es sich um eine lutherische Gemeinde unserer Schwesterkirche in Belgien. Eine weitere gibt es in Antwerpen.
+ Wie kamen Sie in diese Gemeinde?
Unsere belgische Schwesterkirche hatte nur einen Pfarrer, nämlich Pastor Gijsbertus van Hattem in Antwerpen, der einst aus Brasilien kam. Vor zehn Jahren überlegte van Hattem gemeinsam mit unserem Bischof, jemanden aus der SELK zu holen. Es sollte ein junger Pfarrer mit Familie sein, der auch Englisch spricht. Ich kenne Pastor van Hattem von klein auf. Er wusste, dass ich in Amerika war, meine Frau Amerikanerin ist und wir Deutsch und Englisch sprechen.
+ Was ist typisch für Ihre Gemeinde?
Die Gemeinde ist sehr international wie auch die Stadt. Die Gemeindesprache ist deshalb Englisch. Viele Mitglieder sind nur für kurze Zeit in Belgien, meist zwei oder drei Jahre, und sind keine Belgier. Wir haben eine hohe Fluktuation und deshalb auch keine jahrzehntelangen Traditionen. Es kommt nie vor, dass man jemanden von der Geburt bis zum Friedhof begleitet. Deshalb haben wir auch nur wenige Generationen. Uns fehlen die Alten und die Jungen in den 20ern. Das Gros ist in den 40ern und 50ern. Insgesamt haben wir 51 Gemeindeglieder.
+ Und für so wenige gibt es einen Vollzeitpfarrer?
Ich bin ja nicht nur Gemeindepfarrer, sondern auch Missionar. Das heißt, zu meinem Arbeitsauftrag gehört, Menschen auf der Straße, also außerhalb der Gemeinde, vom Evangelium zu erzählen. Eine Pfarrerstätigkeit ohne Mission könnte ich mir nicht vorstellen.
+ Wie muss man sich das konkret vorstellen, sprechen Sie einfach Menschen auf der Straße an?
Ich arbeite weitgehend alleine und versuche mit Menschen in Kontakt zu kommen, aber das ist schwierig. Die meisten sind skeptisch. Wenn ich Menschen anspreche, denken sie, ich bin komplett durchgedreht. Es gibt aber andere Christen in der Stadt, mit denen ich zusammenarbeite und Straßenmission mache. Wenn wir beispielsweise dabei kostenlos Kaffee verteilen, ist es schon leichter, mit jemandem ins Gespräch zu kommen.
Außerdem machen wir Tanz und Pantomime. Wenn wir das vorgeführt haben, sind die Leute offener, mit uns übers Evangelium zu reden. Wir haben dann einen Vertrauensvorschuss, weil die Leute durch unsere Aktion erstaunt sind. So hätten sie sich Christen nie vorgestellt, hören wir dann.
+ Bei Ihrem Besuch in Stuttgart planen Sie auch einen missionarischen Einsatz mit Tanz und Pantomime. Wie muss man sich das vorstellen?
Wir werden einen Flashmob proben, das ist ein kurzer Tanz zu einem Lied.
Einer fängt an, und nach und nach kommt noch jemand dazu. Für die Pantomime brauchen wir Körpersprache und verschiedene Positionen. Ich habe so etwas schon mal in Hamburg gemacht, die Gemeinde dort war sehr skeptisch. Aber das ist Theologie auf eine andere Weise. Es macht unheimlich viel Spaß. Wir werden vorher alles genau einstudieren. Es kann auch jemand einfach nur reinschnuppern und dann sagen, er geht nicht mit raus. Dafür habe ich volles Verständnis.
+ Warum muss man davor keine Scheu haben?
Natürlich outet man sich mit so einer Aktion ein bisschen. Und über den Glauben zu reden, ist vielen unangenehm. Was für uns Christen aber eigentlich keine gute Einstellung ist. Der Vorteil unserer Aktion: Man ist in der Gruppe und nicht allein. Man ist aufgefangen. Außerdem gibt es ein Programm, man muss nicht überlegen, was man sagt. Wir laden die Leute mit unserer Show zu einem Gespräch ein. Und durch die Show haben wir eigentlich schon eine offene Tür.
+ Vielen Dank für das Gespräch.
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Ein Interview von selk_news | 7.6.2016 /
Redaktion: SELK-Gesamtkirche /
Quelle: Immanuelsgemeinde Stuttgart (Gabriele Kiunke-Schwarz) / selk_news werden herausgegeben von der Kirchenleitung der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK), Schopenhauerstraße 7, 30625 Hannover, Tel. +49-511-557808 - Fax +49-511-551588, E-Mail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
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auch unter "SELK-Aktuell" auf http://www.selk.de