ILC-Tagung in Kenia (4) | 19.09.2022

27. ILC-Weltkonferenz beendet
Dialogpapier mit päpstlichem Einheitsrat und (kein) Online-Abendmahl


Kisumu (Kenia), 19.9.2022 - selk - Die 27. Tagung des Internationalen Lutherischen Rates (ILC) wurde am vergangenen Freitag mit einem Tagzeitengottesdienst beschlossen. In diesem Tagzeitengottesdienst führte der leitende Geistliche der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) und langjährige ILC-Vorsitzende, Bischof Hans-Jörg Voigt D.D. (Hannover), den neugewählten ILC-Vorsitzenden, Bischof Dr. Juhana Pohjola (Finnland), und den neugewählten ILC-Vorstand ein. Zudem dankte er allen Beteiligten für ihr Engagement, das zum Gelingen der Tagung beigetragen habe.

Zuvor nahm die Konferenz den Abschlussbericht eines informellen Dialogs zwischen dem Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen (PCPCU) und dem ILC einstimmig an. Die ILC-Konferenz dankte der bilateralen Arbeitsgruppe. Aus dieser Arbeitsgruppe waren mit SELK-Prof. i.R. Dr. Werner Klän D.Litt. (Lübeck) und Prof. Dr. Gerson Linden (São Leopoldo, Brasilien) zwei ILC-Vertreter anwesend. Klän und Linden hatten zuvor die Konferenz in das Papier eingeführt und um Annahme der Beschlussvorlage geworben. Im Beschluss heißt es wörtlich: "Der ILC billigt hiermit den Abschlussbericht und unterstützt die Fortsetzung der Kontakte und Gespräche in geeigneter Weise und Form." Die ILC-Weltkonferenz gab der Hoffnung Ausdruck, dass im Vorfeld des 500. Jahrestages des Augsburger Bekenntnisses im Jahr 2030 weitere theologische Arbeit zwischen Vertretern von ILC und PCPCU geleistet werden könne. Einzelne ILC-Mitgliedskirchen könnten ihre theologischen Statements zum Papier dem Vorstand des ILC mitteilen. Für zukünftige Gesprächsformate sei besondere Aufmerksamkeit auf die Fragen der Apostolizität und Katholizität der Kirche zu lenken. Der ILC-Vorstand wurde gebeten und beauftragt, mit der Planung und Bereitstellung der erforderlichen Mittel für zukünftige Gesprächsformate zu beginnen, "um dieses theologische Engagement zwischen konfessionellen Lutheranern und der katholischen Kirche fortzusetzen."

Die ILC-Weltkonferenz fasste zudem einen Beschluss, in dem videobasierte Abendmahlsfeiern ohne leibliche Anwesenheit eines ordinierten Pfarrers abgelehnt werden. Zudem wurde abgelehnt, dass einzelne Personen zu Hause in einem Online-Gottesdienst die Einsetzungsworte über den Abendmahlsgaben sprechen. In dem Beschluss werden dazu die theologischen Begründungen aus der Bibel und dem lutherischen Bekenntnis genannt.

Schließlich verabschiedete die 27. ILC-Weltkonferenz ein öffentliches Statement zum Konferenzthema: "Liturgie und Kultur: wie der Gottesdienst unser gemeinsames Leben prägt und warum wir tun, was wir tun". In dem Papier werden zentrale Inhalte der gehaltenen Vorträge zusammengefasst. Die Kirche sei im Grunde die Versammlung von Menschen um den Herrn der Kirche, um ihm zu begegnen, ihn zu hören, ihn zu empfangen und von ihm für eine weitere Woche "draußen in der Welt" gesegnet zu werden. Die Liturgie umfasse Worte und Handlungen, durch die Jesus in der Kraft des Heiligen Geistes zur Ehre des Vaters gegenwärtig sei. Die Kirche sei zuerst Empfängerin der Liturgie und darin zunächst passiv. Alle menschlichen Handlungen seien eine Antwort auf die vorausgehende Initiative Jesu, die er den Menschen entgegenbringt.

Das Wort Gottes in verschiedenen Sprachen und Kulturen weiterzugeben, bedeute nicht mehr nur, dass "Missionare zu Menschen gehen, die ihnen ,fremd' sind, sondern schließt auch unterschiedliche philosophische Auffassungen (etwa in Bezug auf die Menschheit selbst) und sich verändernde Umstände (etwa die COVID-19-Pandemie, die globalen Reaktionen der Regierungen .) ein." Die Aufgabe der Kirche sei es, das unveränderliche Evangelium in eine sich verändernde Welt zu bringen. Diese Aufgabe wahrzunehmen, werde schwieriger, besonders in Bezug auf den Gottesdienst.

Bei der Einführung neuer Gesangbücher oder neuer Formen habe die Kirche die Verantwortung, Jesus klar zu kommunizieren. "Die Katholizität der Kirche muss gegen die Tyrannei des Neuen gewahrt werden", heißt es weiter im Statement.  Prüfstein für jede liturgische Überarbeitung bleibe die Klarheit, mit der das Heilige Abendmahl gefeiert und gelehrt werde.

Bischof Voigt äußerte sich gegenüber selk_news sehr dankbar über den Verlauf der Konferenz und deren Ergebnisse. "Als zum Beispiel der ILC-Regionaldirektor für Asien, Rev. Antonio del Rio Reyes (Philippinen), erzählte, er habe während eines unfreiwilligen Aufenthaltes, als er aus Corona-Gründen an der Einreise nach Manila gehindert gewesen sei, eine neue Gemeinde gegründet, zu der heute 40 Familien gehören, hat mich das sehr bewegt", sagte Voigt. Die Gemeinde trage nun den Namen "COVID- Lutheran Church". COVID werde dabei als Akronym für "Christ Our Victorious Infinite Deliverer - Christus, unser siegreicher, unendlicher Erlöser" verstanden.

Voigt äußerte sich gegenüber Erzbischof Dr. Joseph Ochola Omolo von der gastgebenden Evangelisch-Lutherischen Kirche in Kenia und seiner Ehefrau Ruth Omolo sehr dankbar für alle Mühe bei der Vorbereitung der Konferenz.

Die Einblicke in die diakonische Arbeit und unter Kindern mit mentalen oder körperlichen Einschränkungen und der Besuch einer großen lutherischen Schule mit angeschlossenem Internat seien für ihn beispielhaft, sagte Voigt.

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Ein Bericht von selk_news /
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