Treffen der ILF und InFO in Bochum | 11.10.2022

Treffen der ILF und InFO in Bochum
SELK-Propst Manfred Holst referierte


Bochum, 11.10.2022. Die Initiative Lutherischer Frauen (ILF) sowie die Initiative Frauenordination (InFO) in der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) kamen am Samstag, 8. Oktober, in den Räumen der Epiphanias-Gemeinde Bochum zu einem Arbeitstreffen zusammen. Die SELK hat in ihrer Grundordnung festgelegt, dass das Amt der Wortverkündigung und Sakramentsverwaltung nur Männern übertragen werden kann, und befindet sich seit längerer Zeit in einem Beratungsprozess über diese Regelung. ILF und InFO sind freie Zusammenschlüsse von Kirchgliedern.

Das Arbeitstreffen von ILF und InFO begann mit einem Rückblick auf die Aktivitäten der beiden Initiativen in den letzten Monaten, wobei eine erfreuliche Intensivierung der innerkirchlichen Diskussion um die Anliegen von Frauen in der SELK, insbesondere die Frage der Frauenordination, wahrgenommen wurde. So wurde der von über 500 Unterstützerinnen und Unterstützern eingebrachte Antrag der ILF auf Erstellung eines Meinungsbildes zum Thema Frauenordination an die 14. Kirchensynode von dieser zwar mit einer knappen Mehrheit abgelehnt, aber intensiv diskutiert und das Thema an die 15. Kirchensynode weiterverwiesen. Auch der Beschluss des 14. Allgemeinen Pfarrkonvents, den "Atlas Frauenordination" zu veröffentlichen und die 15. Kirchensynode um Bearbeitung der darin enthaltenen Szenarien zu bitten (https://www.selk.de/index.php/newsletter/8494-allgemeiner-pfarrkonvent-7-17-06-2022), wurde von den anwesenden Mitgliedern der ILF und InFO sehr positiv bewertet.

Schließlich wurden auch die Veröffentlichungen der beiden freien Initiativen im Internet, so die Interviewreihe "SELK*IN", die Gesprächsreihe "inFOyer" und die Erklärvideos zur Kirchengeschichte als produktive, wertvolle und nachhaltige Beiträge zur innerkirchlichen Diskussion begrüßt. Im weiteren Verlauf berieten die beiden Initiativen über einzubringende Anträge an die nächstjährig beginnende 15. Kirchensynode und ihre in den nächsten Monaten geplanten medialen Aktivitäten. Dabei ist es das erklärte Ziel von ILF und InFO, den vom Allgemeinen Pfarrkonvent angestoßenen Diskussionsprozess über den "Atlas Frauenordination", dessen Veröffentlichung in Kürze erwartet wird, auf allen Ebenen der Kirche, insbesondere in den Gemeinden und auf der Kirchensynode, nach Kräften zu unterstützen.

Am Nachmittag wurde zu einer öffentlichen Veranstaltung in die Epiphanias-Gemeinde Bochum eingeladen.

Pfarrer Manfred Holst (Marburg), Propst der Kirchenregion Süd der SELK, referierte über das Thema "Gleichstellung im geistlichen Amt - Befürchtungen, Erfahrungen, Chancen."

Anlass für den Vortrag war der 50. Jahrestag des ersten Antrags zur Einführung der Frauenordination in der SELK, der 1972 in der Bochumer Epiphanias-Gemeinde initiiert und 1973 an die erste Kirchensynode der neu gegründeten SELK gerichtet wurde. Zwar wurde die Ordination von Frauen zum Amt der Kirche in der SELK bis heute nicht eingeführt, aber das Ringen um diese Frage und unterschiedliche theologische Lehrmeinungen begleiten die SELK von Beginn an.

Etwa 25 Bochumer Gemeindeglieder und Gäste von außerhalb hatten sich zum Vortrag eingefunden sowie einige Online-Zuschauer zugeschaltet. Zunächst begrüßte Pfarrer Michael Otto von der Epiphanias-Gemeinde die Anwesenden, anschließend gab Heike Ackermann von der ILF einen Impuls in Form eines Gedichts. Nach einem gemeinsam gesungenen Lied folgte der Vortrag von Holst. Der Referent gliederte seine Ausführungen anhand von Thesen, die die aktuelle Diskussion in der SELK sowohl aus der Perspektive der Gegner als auch der Befürworter der Frauenordination in den Blick nahmen. Er ging zunächst auf die Frage des Verhältnisses von Kirche und Gesellschaft ein und machte deutlich, dass weder eine "Anpassung an den Zeitgeist" noch eine "Abschottung von der Gesellschaft" Auftrag der Kirche seien, sondern dass Kirchglieder vom Evangelium geleitet und offen für alle in der Mitte der Menschen stehen würden. Anschließend ging er auf die Frage ein, wie im Falle der Einführung der Frauenordination der Gewissensschutz für Pfarrer und Kirchglieder, die diese ablehnten, zu realisieren sei. Hierbei wurden Erfahrungen des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (BEFG) und der Church of England reflektiert, die lebbare Modelle des Miteinanders durch die Verantwortung der Gemeinden und die aktive Einübung von Toleranz darstellen würden.

Im nächsten Schritt ging Holst auf das Problem einer auch in der SELK zunehmenden Polarisierung zwischen der sogenannten historisch-kritischen, wissenschaftlichen Prinzipien verpflichteten Theologie und wissenschaftskritischen Positionen ein. Abschließend stellte er dar, dass die Einführung der Frauenordination in einer Kirche insbesondere für die Pfarrerinnen ein herausfordernder Prozess sei. Er verlas hierzu Erfahrungsberichte aus Kirchen, in denen auch viele Jahre nach der Zulassung der Frauenordination die Pfarrerinnen unter Abwertungen und Anfeindungen zu leiden hätten. Insgesamt sei aber die Akzeptanz deutlich gestiegen, und es komme jetzt - wie in anderen Berufen auch - auf die Kompetenzen der Person unabhängig vom Geschlecht an.

Es folgte eine angeregte Diskussion von live und online beteiligten Zuhörerinnen und Zuhörern.

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