Hermann-Sasse-Preis an Heidrun Mader verliehen | 09.05.2023

"Gottes Wort und nicht menschliche Weisheit verkündigen"
SELK: Verleihung des Hermann-Sasse-Preises an Heidrun Mader


Köln, 9.5.2023 - selk - Der Hermann-Sasse-Preis für lutherische theologische Literatur, den die Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche (SELK) vergibt, wurde am 8. Mai in einem akademischen Festakt an der Universität Köln an Prof. Dr. Heidrun Mader (Köln) verliehen. Die siebenköpfige Jury des Hermann-Sasse-Preises hatte sich für die Habilitationsschrift der Preisträgerin "Markus und Paulus. Die beiden ältesten erhaltenen literarischen Werke und theologischen Entwürfe des Urchristentums im Vergleich" entschieden. Das Buch ist im Verlag Brill | Schöningh erschienen. Eine englische Übersetzung ist derzeit in Arbeit. Mader hat in Oberursel, Heidelberg und Cambridge studiert. Sie war Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Lutherischen Theologischen Hochschule der SELK in Oberursel, ehe sie nach Heidelberg wechselte und bei Prof. Dr. Peter Lampe im Neuen Testament promoviert wurde. Inzwischen ist die Exegetin Professorin für Biblische Literatur und ihre Rezeption am Kölner Institut für Evangelische Theologie.

In seiner Laudatio würdigte SELK-Prof. i.R. Dr. Jorg Christian Salzmann (Wieren) Mader für ihren Mut, die Beziehungen zwischen Paulus und Markus mit innovativen Methoden und Fragestellungen einer neuen vergleichenden Untersuchung zu unterziehen und damit eine Lücke in der internationalen Forschung zu schließen. Die Geehrte weise überzeugend die erhebliche Nähe zwischen den argumentativen Paulusbriefen und den narrativen Erzählungen des Markus im gemeinsamen theologischen Konzept der Kreuzesexistenz auf. Mit ihrer plausiblen Darstellung des gemeinsamen Zentrums bei Paulus und Markus im Sühnetod Jesu leiste die Autorin zugleich einen wichtigen Beitrag für die Grundlegung lutherischer Theologie. Der Autorin gelinge es, zahlreiche theologische Gemeinsamkeiten zwischen dem Evangelisten Markus und dem Apostel Paulus herauszuarbeiten. Sie setze damit einen bemerkenswerten Kontrapunkt zur sogenannten "Neuen Paulus-Perspektive / New Perspective on Paul".

Im Anschluss an die Laudatio überreichte der leitende Geistliche der SELK, Bischof Hans-Jörg Voigt D.D. (Hannover), Urkunde und Preisgeld an Heidrun Mader. Dazu erläuterte Voigt, dass der Namensgeber des Preises, Hermann Sasse (https://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_Sasse), der Arbeit Maders wohl weithin zugestimmt hätte, war Hermann Sasse doch selbst zunächst Neutestamentler, bevor er sich später stärker der Kirchengeschichte und des Systematischen Theologie zuwendete. Die Klarheit der Sprache, die ihn an Sasse immer wieder überzeuge, könne er auch in Maders Buch wiederentdecken. Ihre Argumentation gewinne auch durch die Fairness, mit der sie Gegenargumente zu ihrer Position möglichst stark zu machen suche. Wenn die Preisträgerin bei dem Evangelisten Markus ein Konzept der Narration und bei Paulus die systematische Durchdringung herausarbeite, dann könne dies auch für die Predigtpraxis sehr fruchtbar werden.

Anschließend dankte die Preisträgerin für die Preisverleihung mit einem Festvortrag mit dem Titel: "Von der Torheit der Kreuzesexistenz: Integrative Ekklesiologie der Gleichheit nach Paulus und Markus". Sie knüpfte dabei an ein Wort Hermann Sasses an, das dieser mit der Erfahrung der Schützengräben des ersten Weltkrieges geschrieben habe: "Wir haben Gottes Wort und nicht menschliche Weisheit zu verkündigen." Was die Welt als ruhmvoll und weise erkenne, sei vor Gott Torheit, und was die Welt als Torheit erkenne, sei vor Gott weise, nämlich der gekreuzigte Gottessohn. Wenn der Evangelist Markus das Verstehen der syrophönizischen Frau dem Unverständnis der Jünger Jesu gegenüberstelle, dann stünden die Griechin für die heidenchristliche Kirche und die Jünger Jesu für die judenchristliche Kirche. Markus teile damit das theologische Anliegen des Paulus, die Kirche aus den nichtjüdischen  "Völkern" und die Kirche aus dem Volk der Juden zusammenzuführen.

Die Preisverleihung fand im "Alten Senatssaal" der Universität Köln statt. Der mit 1.500 Euro dotierte Buchpreis für lutherische Theologie wird alle zwei Jahre durch eine Jury vergeben, um damit Autorinnen und Autoren oder Herausgeberinnen und Herausgeber solcher Werke zu ehren, die mit ihrer Veröffentlichung einen Beitrag zur Verbreitung lutherischer Theologie leisten. Der Preis wurde bisher an folgende Personen verliehen: 1996: Albrecht Peters, 1997: Jörg Baur, 1998: Oswald Bayer, 1999: Gunther Wenz, 2000: Johannes Wirsching, 2001: Karlmann Beyschlag, 2003: Ernst Koch, 2005: Michael Roth, 2007: Bengt Hägglund, 2009: Johannes Hund, 2011: Maria Marten, 2013: Robert Kolb, 2015: Irene Dingel, 2017: Johann Anselm Steiger, 2019: Udo Schnelle, 2021: Konrad Küster und ebenfalls 2021: Susanne Wegmann.

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