15. Kirchensynode: Tagung in Gotha (3) | 13.06.2023
Zum mutigen Bekennen des christlichen Glaubens berufen
SELK: Bischof Voigt gibt Synodalbericht (1)
Gotha, 13.6.2023 - selk - Es sei eine der Schlüsselfragen für die Kirche in unseren Tagen, welcher Maßstab angelegt werde zur Beurteilung der drängenden Fragen, sagte der Bischof der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK), Hans-Jörg Voigt D.D. (Hannover), eingangs im Synodalbericht der Kirchenleitung vor der heute in Gotha eröffneten konstituierenden Tagung der 15. Kirchensynode der SELK. Er zitierte dazu den Apostel Paulus, der an die Korinther schreibt: "Wir aber haben nicht empfangen den Geist der Welt, sondern den Geist aus Gott, damit wir wissen, was uns von Gott geschenkt ist. Und davon reden wir auch nicht mit Worten, welche menschliche Weisheit lehren kann, sondern mit Worten, die der Geist lehrt, und deuten geistliche Dinge für geistliche Menschen." (Die Bibel: Der 1. Brief an die Korinther, Kapitel 2, Verse 12+13)
Eine drängende, ja "alles überlagernde Frage" für die SELK sei derzeit die Frage, ob Frauen zu Pfarrerinnen ordiniert werden können oder nicht. Der Synode liegen mehrere Anträge dazu zur Bearbeitung vor. Wenn er das Argument höre "Das kann man heute doch so nicht mehr sagen!", dann werde allein an den kleinen Wörtern "man" und "heute" erkennbar, dass es sich um menschliches Argumentieren handle, so der leitende Geistliche der SELK. Das sei auch nicht von vornherein falsch. Schließlich lebten wir Heutigen unentrinnbar in unserer Zeit und könnten und wollten das Rad der Geschichte nicht in eine voraufklärerische oder voremanzipatorische Zeit zurückdrehen. Aber mit dem Apostel Paulus seien "die Maßstäbe geklärt, mit denen wir messen, zwischen menschlich und geistlich."
Das gesamte Neue Testament sei in einem Kontext entstanden, in dem sich die christlichen Gemeinden in einem kritischen Gegenüber "zur Welt" verstanden hätten, so Voigt weiter. Dennoch könne eine Verschanzung und Abschottung gegen die Welt nicht als geistliche Möglichkeit in Betracht gezogen werden. Aber auch eine weitgehende Anpassung sei keine Strategie, die die Kirche in Anspruch nehmen könne. Der Bischof warb eindringlich dafür, zwischen den Optionen der Abschottung und der Anpassung eine andere Kategorie ins Zentrum zu stellen, nämlich die des Bekennens. "Ich bin der festen Überzeugung, dass wir als Kirche in einer rasant sich selbst säkularisierenden Gesellschaft zum mutigen Bekennen des christlichen Glaubens berufen sind", so Hans-Jörg Voigt, und weiter: "Das christliche Bekennen ermöglicht zwischen Abschottung und Anpassung die jeweils zugehörigen Kategorien von Klarheit und Freiheit."
Das Bekenntnis lebe immer von starken und überwiegenden Positionen, verzichte aber auch nicht mit kleineren Anteilen auf Negationen, also die Ablehnung von Meinungen, die mit biblischen und bekenntnistheologischen Einsichten der Kirche nicht vereinbar seien, so Voigt. Als Beispiele für ein solches Bekennen führte der leitende Geistliche das biblische Menschenbild von Mann und Frau an, das mehr und mehr angefragt sei. Zuallererst und vor allem aber gelte es, den Menschen das Evangelium von der Liebe Gottes in seinem Sohn Jesus Christus, von seinem Opfertod und seiner leiblichen Auferstehung zu bekennen und zu verkündigen, sagte der Bischof. Die Menschen in diesem Land bräuchten die seligmachende Botschaft von Jesus Christus wie das Wasser, so Voigt weiter: "Dieses unser Land vertrocknet geistlich vor unseren Augen und auch um das geistliche und geistige Klima im Land steht es nicht gut."
Angesichts der Spannungen in der eigenen Kirche zog Bischof Voigt Parallelen zu gesellschaftlichen Entwicklungen und zitierte den Soziologen Hartmut Rosa, der den Begriff des "rasenden Stillstandes" im Hinblick auf den Beschleunigungsprozess in der modernen Gesellschaft prägte. Bei diesem Begriff stehe ihm die Kirche vor Augen: "Immer weniger Hauptamtliche versuchen, noch besser und noch mehr zu arbeiten als früher. Aber dass wir uns als Kirche geistlich fortbewegen, im Missionsauftrag der Kirche vor neuen Ideen überfließen, würde ich nicht behaupten."
Auch die zunehmende Aggressivität in der Gesellschaft, die Hartmut Rosa als Folge einer andauernden Dynamisierung beschreibe, griff der Bischof in seinem Bericht auf und fragte, ob die zunehmenden Spannungen um scheinbar unlösbare theologische Fragen auch mit den ungeheuren Beschleunigungseffekten, mit Effizienzsteigerungen, Ressourcenverknappung und damit persönlichen Ermüdungserscheinungen zu tun hätten.
Im Hinblick auf die kommenden Debatten zum Thema Frauenordination wies der Bischof auf die Bedeutung kirchenrechtlicher Ordnungen für den Weg zu Veränderungen hin. Er erinnerte dabei an den Zusammenschluss der Vorgängerkirchen zur SELK, der mit dem Inkrafttreten der Grundordnung ein "winzig kleiner Rechtsakt mit gewaltig großen Auswirkungen" war. Auch heute gehe es bei der Frage nach der Einheit der Kirche nicht um Bequemlichkeit, nicht um Beharrungstendenzen, sondern um ein hohes geistliches Anliegen, das der SELK erst vor 50 Jahren von Gott geschenkt wurde. "Einheit ist nämlich viel mehr als äußere strukturelle Einheit. Wenn wir sagen, dass im lutherischen Gottesdienst das Herz unserer Kirche schlägt, dann ist diese Einheit (trotz einzelner Verwerfungen in der Coronakrise) groß und kraftvoll", so Bischof Voigt.
Die 15. Kirchensynode der SELK wurde am Mittag eröffnet und tagt bis Samstag.
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Ein Bericht von selk_news /
Redaktion: SELK-Gesamtkirche /
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