Vertauschte Rollen: Gespräch über „Atlas Frauenordination“ | 28.06.2023

Vertauschte Rollen: Gespräch über „Atlas Frauenordination“
SELK: Bezirksveranstaltung in Hessen-Nord


Melsungen, 28.6.2023 – selk – Einmal nicht die eigene, sondern eine vorgegebene fremde Meinung vertreten: Das war eine der Herausforderungen für die Teilnehmenden einer inszenierten Podiumsdiskussion am vergangenen Samstag in Melsungen. Der Kirchenbezirk Hessen-Nord der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) hatte zu einem Bezirkstag über den „Atlas Frauenordination“ (https://www.selk.de/download/Atlas-Frauenordination-SELK.pdf)  eingeladen. Nach Begrüßung und Andacht wurde zunächst die Entstehung und der Aufbau des „Atlas Frauenordination“ vorgestellt. Verschiedene Begründungen für und gegen die Frauenordination wurden mit Einheiten im Plenum sowie in kleineren Gesprächsrunden bearbeitet. Auch die persönlichen Ängste, Sorgen und Hoffnungen wurden benannt. Dabei zeigten sich schnell die Grenzen der Gesprächsmöglichkeiten: Für einige Teilnehmende war es eine deutliche Herausforderung sich vorzustellen, warum jemand die andere als die eigene Meinung vertritt. Pfarrer Johannes Heicke (Balhorn) und Superintendent Jörg Ackermann (Melsungen), die den Tag vorbereitet hatten, sahen genau darin auch das eigentliche Ziel des Gesprächs. Man solle sich wenigstens vorstellen können, dass auch die „andere Seite“ gute und biblisch begründete Argumente für ihre Meinung habe.

Inhaltlich kam es in den freundlichen Gesprächsrunden zu keiner wirklichen Annäherung der unterschiedlichen Positionen. Dies war auch nicht zu erwarten, da der „Atlas“ zu jedem denkbaren Argument jeweils eine Pro- und Contra-Meinung abgibt. Beide Ansichten stehen nebeneinander. Einige Teilnehmende äußerten, dass man angesichts der unklaren Grundlage „sicherheitshalber“ auf die Frauenordination verzichten solle, während andere mit derselben Begründung keinen Anlass für eine weitere Beschränkung mehr sahen.

In der Nachmittagseinheit wandte man sich denn auch den möglichen Szenarien zu, wie die Kirche angesichts der in ihr vorhandenen zwei Meinungen weiter vorgehen könne. Verschiedene Modelle, etwa dass jede Gemeinde oder jeder Kirchenbezirk selbst entscheiden solle, wurden beraten. Neben dem Leid einer damit einhergehenden teilweisen oder gar kompletten Spaltung der SELK wurden auch die vielen juristischen Herausforderungen deutlich, die damit verbunden wären und deren Lösung die Kirche von ihrem eigentlichen Dienst am Evangelium abhalten würde. Betont wurde allerdings, dass man auch unabhängig von der Frage der Ordination den hauptamtlichen Dienst von Frauen in der SELK stärken sollte. So absolvieren Pastoralreferentinnen dasselbe Theologiestudium und erhalten ebenso eine gemeindepraktische Ausbildung wie männliche Kandidaten. Die Runde war sich einig, dass der Einsatz von Pastoralreferentinnen in den Gemeinden der SELK verstärkt werden sollte.

Die SELK hat in ihrer Grundordnung festgelegt, dass nur Männer zum Amt der Kirche ordiniert werden dürfen. Sie befindet sich schon seit längerer Zeit in einem intensiven Gesprächsprozess zu dieser Frage.

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Ein Bericht von selk_news /
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