Zum Tod von George Floyd und den Folgen

 
Der Todesfall George Floyd infolge eines gewaltsamen Polizeieinsatzes am 25. Mai 2020 in Minneapolis (Minnesota) löste Proteste in den gesamten Vereinigten Staaten und anderen Teilen der Welt aus. Bei dem Einsatz war der 46-jährige Afroamerikaner George Floyd ums Leben gekommen. Präses Dr. Matthew C. Harrison (St. Louis/Missouri) von der US-amerikanischen Lutherischen Kirche–Missouri Synode, mit der die Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche (SELK) in Kirchengemeinschaft steht, hat zu den Vorgängen eine Stellungnahme abgegeben, die an dieser Stelle in deutscher Übersetzung dokumentiert wird.

Matthew C. Harrison

Diskriminierendes Verhalten gegenüber anderen Menschen aufgrund ihrer Rasse ist ein irrationales Übel und bringt Böses hervor. Es ist eine Dummheit, die nur zu Zorn und Hass führt. „Wir halten diese Wahrheiten für ausgemacht, dass alle Menschen gleich erschaffen worden sind, dass sie von ihrem Schöpfer mit gewissen unveräußerlichen Rechten begabt worden sind, wozu Leben, Freiheit und das Bestreben nach Glückseligkeit zählen.“ (Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten). Die amerikanische Ursünde des legalen Rassismus, die Verweigerung bürgerlicher Rechte aufgrund der Rasse, erntet nun Sturm.

Gottes Wort verurteil allen Rassismus. „Sie sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sie vor Gott haben sollen“ (Die Bibel: Römerbrief, Kapitel 3, Vers 23). „Da ist keiner, der gerecht ist, auch nicht einer“ (Römerbrief, Kapitel 3, Vers 10). „Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt“ (Die Bibel: Johannesevangelium, Kapitel 1 Vers 29). Alle wurden von Gott gleich geschaffen. Alle sind unserm Gott gleich verantwortlich. Und für die Sünden aller hat Christus gesühnt. Alle haben gleichen Wert vor Gott. Auf Rasse beruhende Feindschaft fließt aus der Sünde und ist selbst Sünde. In der Kirche Christi ist Rassismus nicht hinzunehmen. Jesus selbst hat uns angewiesen, unseren Nächsten zu lieben wie uns selbst (Die Bibel: Markusevangelium, Kapitel 12, Vers 31), und das hat er selbst getan, indem er keine rassischen Vorurteile lebte (wie der Barmherzige Samariter – Die Bibel: Das Lukasevangelium, Kapitel 10, Verse 25–37).

Rechte Einheit in der Kirche wird im Augsburger Bekenntnis in Artikel 7 so definiert: „Denn dies ist genug zu wahrer Einigkeit der christlichen Kirche, dass da einträchtig nach reinem Verstand das Evangelium gepredigt und die Sakramente dem göttlichen Wort gemäß gereicht werden.“ Christus und seine Gaben schenken der Kirche Einigkeit und Gleichheit. Jede rassisch begründete Diskriminierung in oder durch die Kirche ist Sünde. Und die Rassenkonflikte in unserm Lande sollte jeden Christen nachdenklich stimmen. „Denn die Zeit ist da, dass das Gericht beginnt bei dem Hause Gottes.“ (Die Bibel: 1. Petrusbrief, Kapitel 4, Vers 17). Sich selbstgerecht empören ohne Nachdenklichkeit und Buße verfehlt seinen Sinn, oder schlimmer, es ist Heuchelei.

Derjenige, der auf schwerwiegende Weise und zu Unrecht das Leben von George Floyd ausgelöscht hat – was zur Anklage des Mordes 3. Grades führte –, dem wird ironischerweise genau das zugebilligt, was er seinem Opfer verweigert hat: ein Prozess nach Recht und Gesetz. Gerechtigkeit muss gesetzeskonform angewendet werden. Andere könnten da noch angeklagt werden.

Wir weinen um George Floyd, um seine Familie und Nahestehenden, weil ihm sein Leben geraubt wurde. Und wir weinen um unser Land. Wir weinen um diejenigen überall im Lande, die meinen, jetzt nur noch den Weg der Zerstörung gehen zu müssen. Wir weinen um die Polizeibeamten überall, die ihren ehrenvollen Beruf mit Mut und gutem Willen ausführen, aber jetzt ihre Aufgaben als besonders herausfordernd und gefährlich empfinden nach diesen traurigen Ereignissen in Minneapolis. Für sie alle beten wir für ihre Sicherheit und für das Wohlergehen derer, die ihr Eigentum und ihren Lebensunterhalt verloren haben. Wir beten für die Polizisten, die sich den Unruhen entgegenstellen. Und wir unterstützen die Demonstranten, die von ihrem Verfassungsrecht auf friedlichen Protest Gebrauch machen.

Wir verurteilen alle Ungerechtigkeit. Und wir verurteilen alle Zerstörungswut, Raub und leibliche Angriffe auf andere. Das ist ebenso Ungerechtigkeit. Wir appellieren an die Bürger und die Regierenden in unserem Land, dass sie sich um die Kommunen mühen, die von Armut, Verbrechen und Ungerechtigkeit besonders betroffen sind. Wir plädieren für eine Politik, die rational und einigend Ungerechtigkeiten beenden hilft und sich um soziale Umbrüche, Mängel an wirtschaftlicher Teilhabe und andere Faktoren kümmert, die Zorn, Hass und Zwietracht anstacheln.

Wir werden beten, aber wir wollen noch mehr tun. Wir werden dem Mandat von Gottes Propheten folgen: „Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert: nichts als Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.“ (Die Bibel: Das Buch des Propheten Micha, Kapitel 6, Vers 8).

Und wir wollen Christus verkünden, „zur Zeit oder zur Unzeit“ (Die Bibel: 2. Timotheusbrief, Kapitel 4, Vers 2). „Nun stirbt kaum jemand um eines Gerechten willen; um des Guten willen wagt er vielleicht sein Leben. Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren“ (Römerbrief, Kapitel 5, Verse 7 und 8).

„Seid ihr nun mit Christus auferweckt, so sucht, was droben ist, wo Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes. Trachtet nach dem, was droben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist. Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit Christus in Gott. Wenn aber Christus, euer Leben, offenbar wird, dann werdet ihr auch offenbar werden mit ihm in Herrlichkeit. So tötet nun die Glieder, die auf Erden sind, Unzucht, Unreinheit, schändliche Leidenschaft, böse Begierde und die Habsucht, die Götzendienst ist. Um solcher Dinge willen kommt der Zorn Gottes über die Kinder des Ungehorsams. In dem allen seid auch ihr einst gewandelt, als ihr noch darin lebtet. Nun aber legt auch ihr das alles ab: Zorn, Grimm, Bosheit, Lästerung, schandbare Worte aus eurem Munde; belügt einander nicht; denn ihr habt den alten Menschen mit seinen Werken ausgezogen und den neuen angezogen, der erneuert wird zur Erkenntnis nach dem Ebenbild dessen, der ihn geschaffen hat. Da ist nicht mehr Grieche oder Jude, Beschnittener oder Unbeschnittener, Nichtgrieche, Skythe, Sklave, Freier, sondern alles und in allen Christus. So zieht nun an als die Auserwählten Gottes, als die Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld; und ertrage einer den andern und vergebt euch untereinander, wenn jemand Klage hat gegen den andern; wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr! Über alles aber zieht an die Liebe, die da ist das Band der Vollkommenheit. Und der Friede Christi, zu dem ihr berufen seid in einem Leibe, regiere in euren Herzen; und seid dankbar. Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen: Lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit; mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern singt Gott dankbar in euren Herzen. Und alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn.“ (Die Bibel: Kolosserbrief, Kapitel 3, Verse 1–17).

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