Bischof Hans-Jörg Voigt gibt Bericht vor der Synode | 21.05.2019
Das Evangelium verkündigen in einer sich verändernden Gesellschaft
Bad Emstal-Balhorn, 21.5.2019 - selk - In seinem Bericht vor der 14. Kirchensynode der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK), die heute in Bad-Emstal-Balhorn mit einem Gottesdienst begann, stellte Bischof Hans-Jörg Voigt D.D. (Hannover) den ureigensten Auftrag der Kirche in den Mittelpunkt: Jesus Christus, den Gekreuzigten, zu verkündigen. "Wir sitzen hier in Balhorn zur 14. Kirchensynode, damit das Evangelium verkündigt werden kann, damit die Sakramente gebraucht werden können in unseren Gemeinden und für die Menschen, die Jesus Christus noch nicht kennen", sagte der Bischof vor den rund 50 Synodalen und zahlreichen Gästen. Er stellte klar die Mission der Kirche in den Mittelpunkt seines Berichts. Dass die Konzentration auf diesen Auftrag in einer sich verändernden Gesellschaft schwieriger wird, machten die beiden Zitate deutlich, die er eingangs antithetisch gegenüber stellte: einerseits den biblischen Satz, den Paulus an die Korinther schrieb: "Denn ich hielt es für richtig, unter euch nichts zu wissen als allein Jesus Christus, ihn, den Gekreuzigten". Und andererseits ein Zitat des Schriftstellers Mark Twain: "Als wir das Ziel aus den Augen verloren hatten, verdoppelten wir unsere Anstrengungen". Manchmal frage er sich, ob die Kirche bei allem, was sie sich vornehme und tue, nicht in einer Situation sei, in der sie dem satirischen Aphorismus von Mark Twain folge. "Wer sein eigentliches Ziel, seinen eigentlichen Auftrag nicht mehr im Blick hat, muss sich in Nebensächlichkeiten und Grabenkämpfen verlieren", so der Bischof.
Dass sich Kirche in einer Zeit zahlreicher Veränderungen befinde, sei offensichtlich. Dies gelte es ernst zu nehmen und die Dinge nicht schönzureden, sagte Voigt. Die Rede von "Krise" oder gar "Katastrophe" stehe aber immer wieder in der Gefahr, missbraucht zu werden für grundlegende Richtungsänderungen, in der Politik häufig für Richtungsänderungen in einem ideologischen Sinn. Er habe den Eindruck, so der Bischof, dass es für die Kirche immer wichtiger werde, die Ideologien heutiger Tage zu analysieren und sich mit ihnen auseinanderzusetzen, sie mögen von links oder von rechts kommen. Das gelte für den Umgang mit Flüchtlingen genauso wie für den Umgang mit der Genderfrage oder dem Klimawandel.
Das Evangelium verkündigen in einer sich verändernden Gesellschaft heiße, die Ängste der Menschen ernst zu nehmen und vor allem auf Jesus Christus hinzuweisen, der die Zeit in seinen Händen hält, sagte der leitende Geistliche. "Gott ist es, der das Ende setzen wird und wir verkündigen den gekreuzigten und auferstandenen Christus, der wiederkommen wird am Ende aller Zeit. Und sein Kommen ist nahe!"
Voigt ging in seinem Bericht auch auf die jüngste Studie zur Kirchgliederentwicklung ein, die von der Evangelischen Kirche in Deutschland und der römisch-katholischen Bischofskonferenz in Auftrag gegeben worden war. Danach würden sich die Mitgliederzahlen in Deutschland bis im Jahr 2060 halbieren. "Auch hier geht es um eine möglichst ideologiefreie Beobachtung dessen, was Menschen über die Zukunft zu sagen vermögen. Dass dies nicht 1:1 auf die SELK zu übertragen ist, gehört zu dieser Nüchternheit, denn solche Kurven verlaufen nicht linear, da schmalere Strukturen größere Verbundenheit bedeuten. Einmal ganz abgesehen davon, dass Trends immer wieder auch Gegentrends auslösen", sagte Voigt. Er bekräftigte aber gleichzeitig: "Wir wissen zugleich, dass wir den Auftrag haben, Zahlen hin oder her, Jesus Christus, den Gekreuzigten zu verkündigen und wir wissen zugleich, dass die Ernte groß ist, die sich da vor uns auftut."
Ausführlich ging der Bischof auf die Veränderungen in der Personalentwicklung der SELK ein. Die Umsetzung der von Kirchenleitung und Kollegium der Superintendenten beschlossenen Stellenreduzierung bis 2022 werde in den Gemeinden bereits schmerzlich wahrgenommen. Er warb darum, diesen Prozess mutig und mit Glaubenszuversicht umzusetzen. Und er erläuterte, dass im gleichen Zeitraum bis 2022 mindestens 30 Pfarrer in Ruhestand gingen, sodass die Kirchenleitung in Rücksprache mit dem Kollegium der Superintendenten und der Synodalkommission für Haushalts- und Finanzfragen beschlossen habe, aktiv gegenzusteuern. Eines sei aber sehr klar: "Wir brauchen junge Menschen, die sich zum Theologiestudium rufen lassen, damit das Evangelium von Jesus Christus, dem Gekreuzigten, dem Retter für alle Sünder, gepredigt und verkündigt werden kann, damit die Sakramente gespendet werden können."
Dass dafür die Ordination eine zentrale Bedeutung hat, machte der Bischof deutlich, indem er auf die Lehre der Kirche hinwies: "Unsere Kirche lehrt, dass die gottesdienstlich-öffentliche Predigt und der Dienst an den Sakramenten grundsätzlich nur durch Ordinierte geschehen kann. Zugleich lehren wir, dass der Gottesdienst mit Predigt und Abendmahl das Herz der Kirche ist, weil Christus darin gegenwärtig ist. Der Gottesdienst ist das Herz der Sammlung, von der aus die Sendung in die Welt geschieht, zu den Menschen, die Christus brauchen. Im Augsburger Bekenntnis unserer Kirche heißt es in Artikel V vom Predigtamt: ,Um diesen Glauben zu erlangen, hat Gott das Predigtamt eingesetzt, das Evangelium und die Sakramente gegeben .'" Und der Bischof erklärte weiter: "Überlegungen, ob wir nicht verstärkt auch Menschen mit anderen Qualifikationen hauptamtlich anstellen sollten, können für unsere kleine Kirche mit ihren begrenzten Ressourcen allenfalls punktuell zielführend sein. Ich weiß, dass Menschen mit verschiedenen Qualifikationen die kirchliche Arbeit sehr bereichern und ich erlebe dies vielfach in der Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen. Wenn aber mit unseren sehr begrenzten Möglichkeiten die Sammlung der Kirche um Kanzel und Altar - also um Christus - geschwächt würde, müsste in logischer Folge daraus auch die Sendung der Kirche geschwächt werden."
Wenn er in seinem Bericht die Mission der Kirche, den Verkündigungsauftrag der Kirche ins Zentrum stelle, dann gewiss nicht, um bei aller Arbeitsverdichtung, bei allen knapper werdenden Ressourcen auch noch den Druck auf Ehren- und Hauptamtliche zu erhöhen, betonte Voigt. "Mission ist nichts, was die Kirche auch-noch-macht, sondern Mission ist, was die Kirche ausmacht", so der Bischof. "Nein, nicht der Druck soll erhöht werden, sondern Gott möge unsere Herzen anrühren für Menschen, die uns brauchen könnten", sagte Voigt und fügte hinzu: "Dass wir dabei wohl auch manches lassen müssen, was uns bisher lieb war, steht außer Zweifel."
Zum Schluss kam der leitende Geistliche zurück auf die zu Beginn seines Berichts vorgestellten Zitate und meinte: "Manchmal frage ich mich, ob unsere große kirchliche Betriebsamkeit schon etwas mit ,Zielverlust' im Sinne Mark Twains zu tun hat. Dass wir nur ja nicht das Ziel aus den Augen verlieren! ,Denn ich hielt es für richtig, unter euch nichts zu wissen als allein Jesus Christus, ihn, den Gekreuzigten.'"
Die Synode hat am Vormittag begonnen und tagt noch bis zum Samstag, ehe am Sonntag der Abschlussgottesdienst folgt.
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Ein Bericht von selk_news /
Redaktion: SELK-Gesamtkirche /
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