Uganda hatte ich davor definitiv nicht auf dem Schirm


Mia Barnbrock (19), Oberursel, Gemeindeglied der Trinitatisgemeinde Frankfurt/Main der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK), langjährig in die Jugendarbeit des Kirchenbezirk Hessen-Süd aktiv, zweitweise auch als BezirksJugendVertreterin des Kirchenbezirks, hat in diesem Jahr ihr Abitur absolviert. Zurzeit nimmt sie einen Freiwilligendienst in Uganda wahr. Das Team von selk.de hat Mia nach ihrer Entscheidung für den Freiwilligendienst, dessen Region und dessen Inhalte gefragt, auch nach der kirchlichen Situation vor Ort und ihren Perspektiven für die Zeit „nach Uganda“.

Uganda

selk.de: Mia, wir kennen uns schon lange und sind beim „Du“. Wenn du nicht protestierst, belassen wir es dabei. (Keine Protest!) – Mia, du absolvierst gerade einen Freiwilligendienst in Uganda für ein Jahr. Wie bist du auf die Idee gekommen, nach dem Abitur erstmal einen Freiwilligendienst wahrzunehmen? Was hat dich motiviert?

Mia: Der Wunsch, im Anschluss an die Schule für ein Jahr nach Afrika zu gehen, entstand bei einem Familienurlaub im dörflichen Tansania 2015. Es hat mich beeindruckt, mit was für einer Freude die Menschen dort ihr Leben führten, obwohl sie vermeintlich wenig besitzen. In dieses Leben wollte ich für eine längere Zeit tiefer eintauchen. Dieser Wunsch blieb die letzten Jahre bestehen. Je näher ich dem Ende meiner Schullaufbahn kam, desto bewusster wurde mir, dass es mir nicht nur guttun würde, für ein Jahr nicht am Schreibtisch zu sitzen, sondern dass ich auch in einer neuen Kultur viel über mich lernen würde und mein Weltbild erweitern könnte.

selk.de: Wie bist du bei der Wahl des Einsatzortes vorgegangen? Was war ausschlaggebend für den Träger und für Uganda?

GruppeMia: Dass es nach Afrika gehen sollte, war also ab 2015 klar. Dann musste das Land englischsprachig sein. Und es sollte eines sein, indem ich noch nicht war. Über „Weltwärts“ (Förderprogramm des deutschen Staates für Freiwilligendienste) habe ich nach Projekten gesucht, die interessant klangen. Bei dem Vorstellungsgespräch bei meiner Organisation (Worldwide Volunteers) habe ich mich sofort gut aufgehoben gefühlt und ein Projekt gefunden, das zu mir passte. Worldwide Volunteers ist eine christliche Organisation, die Freiwillige weltweit entsendet und schon ab den ersten Gesprächen einen sehr organisierten Eindruck auf mich gemacht hat (was sich nur noch weiter bestätigte). Uganda wurde es also wegen meiner Projektwahl, denn dieses Land hatte ich davor definitiv nicht auf dem Schirm :)

selk.de: Uganda: Kannst du kurz stichwortartig ein paar Eckdaten benennen, die man über Uganda wissen sollte?

Mia: Uganda ist ein sehr grünes Land im Osten Afrikas und besitzt 45 % des Viktoriasees, der der flächenmäßig drittgrößte See der Welt (damit etwa so groß wie Bayern) ist. Zudem entspringt ein Teil des Nils (White Nile/Victoria Nile) in Uganda (direkt dort, wo ich gerade wohne). Durch eine auffallend vielseitige Bevölkerung mit einer großen Bandbreite unterschiedlichster ethnischer Gruppe und gesprochener Sprachen, wird Uganda als das vielfältigste Land der Welt angesehen. Neben den Hauptsprachen Englisch, Swahili und Luganda, gibt es noch über 40 weitere Sprachen, die im Alltag gesprochen werden.

selk.de: Was sind deine Aufgaben in deinem Freiwilligendienst?

Mia BarnbrockMia: Mein Projekt ist sehr vielfältig, sodass ich viele verschiedene Aufgaben habe und mir auch immer Neue suchen kann. Zum einen arbeite und wohne ich in einem Kinderheim, wo ich mich besonders viel um die kleinen Babys kümmere und mit den Größeren viel Musik höre, tanze und Spiele spiele. Ich verbringe auch viel Zeit in der Klinik, wo ich Babys/Kinder impfe, Patienten auf Malaria teste oder zusammen mit den Mitarbeitenden Schwangerschaftsuntersuchungen durchführe. In der Klinik gibt es wahnsinnig viele verschiedene Aufgaben. Ich liebe es sehr dort hinzugehen, weil es immer etwas Neues für mich zum Lernen gibt. Wenn ich gerade nicht im Kinderheim oder in der Klinik bin, helfe ich manchmal auch in der Schule mit. Ein großer Teil meiner Arbeit ist das Suchen von Spender/innen und Unterstützer/innen, da das Projekt ohne diese Hilfe nicht bestehen könnte. – Mehr zu meinem Alltag: www.miaweltweit.de / Instagram: mia_in_uganda

selk.de: Du warst in der kirchlichen Jugendarbeit intensiv und leitend aktiv. Kannst du in Uganda auch in einem kirchlichen Kontext aktiv sein?

Mia: Kirchen in Uganda sind sehr unterschiedlich zu Deutschen. Ich war mit den Kindern aus dem Kinderheim schon einige Male in der dörflichen Gemeinde meines Projektleiters. Da ist nicht nur die Länge des Gottesdienstes (ca. 4 Stunden), sondern auch die Sprache und Lautstärke eine Herausforderung. Es gibt wenige Bereiche, in denen man sich einbringen kann. Daher ist es für mich, vor allem aufgrund der Sprache, schwierig, mich dort zu engagieren. Zudem war ich nun einige Male in einer amerikanisch geprägten und englischsprachigen Kirche, die mehr meinen Bedürfnissen in einem Gottesdienst entspricht. Ich finde es sehr interessant zu sehen, wie viel ausgeprägter der christliche Glauben hier nicht nur geglaubt, sondern auch gelebt wird. Das ist wahnsinnig beeindruckend zu beobachten, auch wenn nicht immer alle erklären können, warum und an was sie glauben. Für mich ist es wertvoll, so viele neue Glaubensausrichtungen und lebendigen Glauben zu erleben. So wird hier in jedem Gottesdienst ohne Ende gesungen und vor allem getanzt.

selk.de: Weißt du schon, was nach dem Freiwilligendienst und der Rückkehr nach Deutschland als Nächstes kommt?

Mia: Es gibt gerade noch verschiedene Möglichkeiten, wo mein Weg hinführen könnte. Zum einen habe ich einen Studienplatz für Psychologie in Kassel, den ich zum Wintersemester 2025 annehmen könnte. Zum anderen überlege ich gerade noch, für ein halbes Jahr nach Irland zu gehen, um dort zu arbeiten und parallel eine Lizenz als Ernährungsberaterin zu machen. Danach wäre mein Wunsch, entweder Psychologie oder Medizin zu studieren. Diese Entscheidungen haben glücklicherweise noch etwas Zeit, sodass ich mich jetzt noch auf meine wunderbare Zeit in Uganda konzentrieren kann.

selk.de: Mia, ganz herzlichen Dank für die informative und empathische Anteilgabe. Das Team von selk.de wünscht dir für den weiteren Dienst in Uganda Gottes Schutz und Segen und für das, was danach kommen mag, dass Gott dich mit seiner Liebe und Weisheit leiten und dir zeigen möge, welcher Weg passt.

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