Der Weg zur Einigung | 50 Jahre SELK


Am 25. Juni 2022 jährt sich der Zusammenschluss eigenständiger lutherischer Kirchen zur Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) zum 50. Mal. Eine Arbeitsgruppe bereitet eine Festveranstaltung vor. Auf dem Weg dorthin sollen auf selk.de verschiedene Aspekte des Jubiläums beleuchtet werden, so heute die Tatsache, dass der dem Zusammenschluss zugrundeliegenden Einigung ein längerer Weg der Annäherung vorausgegangen ist.

SELK 50

Am Gedenktag der Augsburgischen Konfession, dem 25. Juni 1972, trat die Grundordnung der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche in Kraft. Damit war der Zusammenschluss dreier eigenständiger lutherischer Kirchen zur SELK auf dem Gebiet der alten Bundesländer vollzogen.

Ein knappes Jahr später, im Mai 1973, fand in Radevorwald die erste Kirchensynode der neu vereinigten SELK statt. In seinem Bericht vor der Synode ließ der damalige Bischof Dr. Gerhard Rost anklingen, wie viele Hindernisse und Schwierigkeiten auf diesem Weg auszuräumen waren. Es sei ein achtjähriges intensives Mühen der beteiligten Kirchen gewesen, so Rost: der Evangelisch-lutherischen (altlutherischen) Kirche, der Evangelisch-Lutherischen Freikirche und der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche.

SELK Logo 180pxNatürlich ging es um theologische Grundsatzfragen, aber ein Zusammenschluss stellt immer auch organisatorische Fragen nach Verfassung, Verwaltung und Struktur.

In den theologischen Grundsatzfragen folgte man nach einigen erfolglosen Versuchen, zu einem gemeinsamen Dokument zu kommen, dem Rat von Prof. Dr. Hermann Sasse. Er hatte empfohlen, zu den Einigungssätzen von 1948 als Lehrgrundlage zurückzukehren. Damals hatten die Auswirkungen des Krieges dazu geführt, dass die lutherischen Bekenntniskirchen näher zusammenrückten, da viele Pastoren und Gemeindeglieder tot oder verschollen, viele Kirchen zerstört oder durch Vertreibung verloren waren. Allein die Altlutherische Kirche hatte über die Hälfte ihrer Gemeinden verloren, die östlich der Oder-Neisse-Grenze gelegen waren.

Einen wichtigen Anstoß hatte damals die Missouri-Synode gegeben, die in dieser Situation mit großzügiger Hilfe den Wiederaufbau unterstützte. In zahlreichen Konferenzen waren die strittigen theologischen Fragen behandelt, die Resultate von einer gemeinsamen Kommission 1947 als sog. „Einigungssätze“ publiziert und allen Gemeinden zur Stellungnahme versandt worden. 1948 konnte die Aufrichtung der Kirchengemeinschaft zwischen der Altlutherischen und der Evangelisch-Lutherischen Freikirche offiziell bekannt gemacht werden. Die Selbständige Evangelisch-lutherische Kirche erklärte 1949 ebenfalls ihre sachliche Übereinstimmung mit den Einigungssätzen.

Die Einigungssätze waren das Fundament der praktizierten kirchlichen Gemeinschaft und damit auch später noch von hoher Bedeutung. So konnten die Kirchenleitungen im Vorfeld der Gründung der SELK sie als Grundlage aufnehmen und stellten in einer Erklärung ihre Verbindlichkeit auch für die SELK klar.

Wer sich heute die Einigungssätze in die Hand nimmt, kann nur staunen über diese Arbeit. Auf über 100 Seiten wurden die theologischen Fragen abgehandelt: „1. Von der Heiligen Schrift, 2. Von der Bekehrung und Gnadenwahl, 3.Von der Kirche und dem Predigtamt, 4. Von den letzten Dingen“. Zu jedem dieser Bereiche gab es eine Vorbemerkung, Thesen, Erläuterungen und Belegstellen. „Über die anderen Stücke unseres Glaubens zu handeln, tut nicht not, da hier keine Differenzpunkte bestanden haben“, heißt es in der einleitenden Bemerkung. Die Art und Weise, wie damals nach dem Krieg – in ungleich schwierigeren Zeiten – Differenzen aufgezeigt, diskutiert und anhand von Bibel und Bekenntnisschriften beigelegt werden konnten, sollte man nicht vergessen ... Die Mühe hatte sich offenbar gelohnt, denn die Einigungssätze waren eine wichtige Voraussetzung und Grundlage für den späteren Zusammenschluss der lutherischen Freikirchen zur SELK.

Das Jubiläum zum 50. Jahrestag des Zusammenschlusses zur SELK wird am 25. und 26. Juni 2022 gefeiert. Zu der Festveranstaltung auf dem Campus der Lutherischen Theologischen Hochschule und dem Gottesdienst am 26. Juni 2022 in der St. Johannes-Kirche in Oberursel sind alle herzlich eingeladen!

 

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