Einsatz in Weißrussland und Moldawien ein Herzensanliegen


Der in der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) beheimatete Verein Humanitäre Hilfe Osteuropa e.V. schickt Hilfstransporte nach Weißrussland und Moldawien. Aktuell wird eine Krankenhausküche aus Deutschland nach Moldawien gebracht. Für den Vorsitzenden des Vereins, Bischof i.R. Dr. Diethardt Roth, ist das Engagement ein Herzensanliegen.

Bischof Roth

selk.de: Herr Bischof Roth, vor kurzem ist ein weiterer Hilfstransport vom Verein Humanitäre Hilfe Osteuropa nach Weißrussland (Belarus) gestartet. Was wird dort am dringendsten benötigt?


Roth: Bei einer Vorstandsreise im September 2018 nach Weißrussland wurde  aus allen Gemeinden und den mit ihnen verbundenen Institutionen um humanitäre Hilfe gebeten, vor allem um gut erhaltene Kleidung für Kinder und Erwachsene, Schuhe, Kinderspielzeug, Musikinstrumente, Handys mit Spielen, neue PCs. Für ein Heim mit psychisch kranken Menschen besonders Schränke und Nachttische. In Moldawien werden zusätzlich Ausstattungen für Schulen, Heime und Kindergärten erbeten.

selk.de: Wie funktioniert vor Ort dann die Verteilung der Hilfsgüter?

Roth: Nachdem der Zoll in Weißrussland bzw. in Moldawien die Hilfstransporte frei gegeben hat – ein manchmal schwieriger Vorgang –, werden die Hilfsgüter an die Gemeinden zur weiteren Verteilung, oder an Institutionen weitergegeben, die es ebenfalls zu Hilfsbedürftigen bringen. Der Vorgang ist in den verschiedenen Gemeinden und Orten sehr unterschiedlich, aber vielfach mit Kontrollen der Hilfsbedürftigkeit verbunden.

selk.de: Die Transporte mit den gespendeten Kleidern, Decken, Möbeln, Spielsachen etc. aus Deutschland sind sehr aufwändig. Wäre es nicht sinnvoller, mit Geldspenden den Kauf der benötigten Dinge vor Ort zu ermöglichen?

Roth: Es werden gute Sachspenden aus Deutschland erbeten, da sie u.a. von der Qualität her besser seien. Die einheimische Wirtschaft kann auch vieles nicht liefern. Lebensmittel zum Beispiel für Kindergärten kaufen wir aber natürlich vor Ort.

selk.de: Der Verein steht in engem Kontakt zu den Gemeinden der Selbständigen Evangelisch-lutherischen Kirche der Republik Belarus. Wie ist deren Situation derzeit?

Roth: Da muss in Weißrussland differenziert werden. Es gibt Hoffnungslosigkeit und Aufbruchsstimmung. Es fehlen Pastoren und Diakone. Es fehlt an Geld, sie zu besolden. Die Gemeindehäuser benötigen eine Sanierung. Aber es gibt auch die Zeichen der Zuversicht in den Gemeinden und bei Pastoren, von denen keiner hauptamtlich tätig ist. Sie wollen lutherische Kirche sein und mit Gottes Hilfe bauen.

selk.de: Das zweite Land, das der Verein unterstützt, ist Moldawien. Aktuell plant der Verein, eine Krankenhausküche, gespendet vom Klinikum Lahn-Dill in Wetzlar, nach Moldawien, konkret dort in drei verschiedene Einrichtungen, zu bringen. Sie brauchen für Ab- und Aufbau und Transport rund 50.000 Euro an Spendengeldern. Das ist sehr viel Geld; ist dieses Ziel schon erreicht?

Roth: Der Abbau der Küche in Wetzlar beginnt am 14. Januar 2019. Zehn Personen aus den Krankenhäusern und Heimen in Moldawien, die die Hilfslieferungen erhalten, werden dabei sein. Eine beauftragte Firma aus Deutschland und der Auslandsdienst der Freien evangelischen Gemeinden werden uns beim Abbau unterstützen. Anschließend erfolgt der Transport nach Moldawien und der Aufbau.
Dank der Diakoniekollekte 2018, die die Kirchenleitung zum Teil diesem Küchenprojekt zugesprochen hat, dank vieler Sonderspenden und dank der Entnahme von Mitteln aus der Rücklage des Vereins, sind wir guter Zuversicht, diese Herausforderung zu schaffen. Auch Herr Horst Biemer, Projektleiter im Verein, kann uns nach seinem Schlaganfall wieder mit Rat zur Seite stehen, wofür wir sehr dankbar sind.

selk.de: Auch hier die Frage: Wie ist die Situation der evangelisch-lutherischen Gemeinden in Moldawien, mit denen der Verein zusammenarbeitet?

Roth: Die staatlich anerkannte Evangelisch-Lutherische Kirche in Moldawien hat einen nebenamtlich tätigen Pastor für drei Gemeinden, die in der Diaspora sind. Dank des Einsatzes des Pastors und seiner Frau ist viel Leben in den Gemeinden. Durch die diakonische Arbeit ist die Lutherische Kirche gut bekannt – bis in Regierungskreise.

selk.de: Sie waren persönlich schon oft in Weißrussland und in Moldawien: Was bewegt Sie besonders, wenn Sie mit den Menschen dort reden?

Roth: Mir ist der Einsatz in und für Weißrussland und Moldawien zusammen mit den anderen Vorstandsmitgliedern ein Herzensanliegen. Es bewegt uns die Frage nach der geistlichen Ermutigung der Pastoren, Diakone und der Gemeinden. Wir planen ein Programm, um monatlich auf Kosten des Vereins einen möglichst russisch sprechenden Pastor für einige Tage in eine Gemeinde zu entsenden und nach Absprache mit der Gemeinde – und den staatlichen Gesetzen – in ihr zu wirken. Ein Visum ist für solche Kurzreisen nicht mehr erforderlich.
Es bewegt uns immer die Frage nach Mission im Zusammenhang mit Diakonie – ein weites Feld. Und schließlich: Nur den Betern kann es noch gelingen …


Die Fragen stellte Doris Michel-Schmidt

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