Lesenswert


An dieser Stelle werden auf selk.de regelmäßig Bücher vorgestellt: zum Lesen, zum Verschenken, zum Nachdenken, zum Diskutieren – Buchtipps für anregende Lektürestunden. Die hier veröffentlichten Buchvorstellungen hat Doris Michel-Schmidt verfasst.

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C. S. Lewis – Ein Leben in Briefen

2022 12 Cover Mueller 400pxC.S. Lewis war ein faszinierender Schriftsteller. Und er war ein brillanter Verteidiger des christlichen Glaubens. Neben seiner Fantasy-Serie der „Chroniken von Narnia“, wurden vor allem auch seine christlichen Bücher zu Bestsellern: „Überrascht von Freude“, „Pardon, ich bin Christ“, „Dienstanweisung für einen Unterteufel“, um nur die auflagenstärksten zu nennen. So klar, so präzise, so tiefgreifend – und gleichzeitig so erfrischend, ja unterhaltsam im besten Sinn hat wohl kaum einer für den christlichen Glauben argumentiert.

Auch in seinen Briefen, die der Autor Titus Müller für diesen Band zusammengestellt hat, zeigt sich Lewis als sprachmächtiger, einfühlsamer, fantasievoller Intellektueller. Wie er als 14jähriger seinem Bruder Warnie schreibt, ist genauso anrührend wie seine Briefe, die er bis kurz vor seinem Tod im November 1963 an Bekannte und Freunde schreibt.

C.S. Lewis Leben war nicht vor Tiefschlägen verschont. Als er neun Jahre alt war, starb seine Mutter an Krebs. Das Internat, in das er anschließend kam, wurde für ihn zur Qual. 1917 wurde er zur Armee und nach Frankreich an die Kriegsfront eingezogen, wo er verwundet wurde. Als er mit 54 die amerikanische Schriftstellerin Joy Davidman kennenlernte und sie 1956 heiratete, sind dem Paar nur wenige Jahre des gemeinsamen Glücks beschieden, bevor Joy an Krebs stirbt.

An einen Kollegen, dessen Frau verstorben ist, schreibt Lewis, im Wissen um den bevorstehenden Tod von Joy: „Ich weiß, was Sie jetzt durchmachen, muss schlimmer sein als das, was mir in Kürze bevorsteht, denn Ihr Glück hat so viel länger gewährt und ist daher um vieles enger mit Ihrem ganzen Leben verwoben. (…) Die Leute reden, als sei Trauer nur ein Gefühl – als wäre sie nicht der stets aufs Neue durchlittene Schock, immer wieder vertraute Wege zu betreten, aber dann vor dem unerbittlichen Grenzpfosten zurückzuweichen, der sie jetzt versperrt.“

In seinen Briefen ist auch seine Entwicklung vom überzeugten Atheisten zu einem aufrichtigen Glauben abzulesen. Als 17jährhriger schreibt er seinem Freund Arthur Greeves: „Ich denke, du weißt, dass ich an keine Religion glaube. Es gibt absolut keinen Beweis für irgendeine davon, und von einem philosophischen Standpunkt aus ist das Christentum nicht mal die beste. Alle Religionen, das heißt alle Mythologien, um sie angemessen zu bezeichnen, sind nichts als die Erfindung des Menschen – Christus ebenso wie Loki,“

Gut dreißig Jahre später bekennt er in einem Brief an seinen Freund und Unterstützer Roger L. Green: „…auch ich habe einmal aufgehört zu glauben und anderen verkündet, es gebe keinen Gott. Tatsächlich haben wir beide, Sie und ich, unseren Glauben verloren und sind dann zu ihm zurückgekehrt. Aber gewiss geschah diese Rückkehr nicht aus eigener Kraft, oder? Sicher wurden wir doch von Gott zurückgerufen? Denn kein Mensch kann zu Gott kommen oder zu ihm zurückkehren, wenn Gott nicht nach ihm schickt. Die Gnade, die er uns so ein zweites Mal erwiesen hat, ist der Beweis, dass er uns vergeben hat. Er hat uns nicht abgeschrieben, obwohl wir ihn – eine Zeit lang – abgeschrieben haben.“

Die Briefe von C.S. Lewis sind ein berührendes Zeugnis seines Lebens, seiner menschenfreundlichen Zugewandtheit, seines neugierigen Geistes und seines tiefgegründeten Glaubens.

Die einleitende Zusammenstellung biografischer Stationen und die Angaben zu den Adressaten sind eine gute Hilfe zur Einordnung der Briefe.

Fans von C.S. Lewis bekommen mit diesem Buch einen neuen Blick auf sein Leben und sein Denken. Und wer den Autor bisher noch nicht kannte, wird angeregt, zu einem seiner genialen Bücher zu greifen.

Titus Müller (Hg.)
C.S. Lewis – Ein Leben in Briefen
Adeo Verlag 2021, 320 Seiten, 20,00 Euro




Kaputte Wörter?

2022 12 Cover Heine 400pxDer Journalist Matthias Heine hat sich 80 Wörter vorgenommen, die problematisch geworden sind. Sie sind „kaputt“, weil sie, so der Autor, „wenn man sie unbedacht benutzt, möglicherweise unerwünschte Kommunikationsstörungen auslösen“. Daraus kann heutzutage schnell ein Shitstorm mit schrillen Tönen werden. „Früher verhallte ein rassistisches oder sexistisches Wort meist im engen Echoraum des Stammtischs, der familiären Kaffeetafel oder der Bierzeltrede“, schreibt Heine, „heute ist der unsympathische Onkel, der allen auf den Wecker geht, weil er darauf beharrt, weiterhin Neger zu sagen, bei Facebook oder Twitter aktiv. Und ihm gegenüber sitzt nicht mehr nur eine einzige Nichte, die gern auch den Rest der Verwandtschaft darüber aufklärt, was man neuerdings – jenseits solcher unumstrittenen No-Gos – alles nicht mehr sagen soll, sondern ein Heer von Sprachwächtern.“

Was in solchen hitzigen Diskussionen meist untergeht, ist ein genauer Blick auf die Wörter, die ausgemerzt werden sollen. Wo kommen sie her? Was war ihre ursprüngliche Bedeutung und was wird heute an ihnen kritisiert? Mit diesen Fragen geht Heine an die Wörter heran und fördert so manch Überraschendes zu Tage.

Er ordnet die Wörter alphabetisch, von A wie Abtreibung bis Z wie Zwerg; er fasst zu jedem Begriff Ursprung, Gebrauch, Kritik und seine eigene Einschätzung zusammen.

Es gibt in dieser Liste Wörter, die sind wirklich „kaputt“. Dass Begriffe wie Fräulein, Liliputaner oder mongoloid nicht mehr im Sprachgebrauch sind, ist gut so.

Es gibt die üblichen Verdächtigen wie: Eskimo, farbig, Indianer, Neger, Zigeuner. Und es stehen auch unerwartete Wörter auf Heines Liste: Altes Testament, Jude, Curry, Weihnachten. Ja, sie sind auch „verdächtig“, und an etlichen Auseinandersetzungen um den „richtigen“ Sprachgebrauch lassen sich, wenn man genauer hinschaut, dann eben auch Irrwege erkennen.

Matthias Heine will zum Nachdenken anregen. Er ist kein Sprachpolizist, sondern einer, der Sprache bewusst macht. Sein Buch ist ein guter Beitrag für eine Versachlichung auf dem „unübersichtlichen Terrain der Sprachkämpfe“.

Matthias Heine
Kaputte Wörter? Vom Umgang mit heikler Sprache
Duden Verlag 2022, 302 Seiten, 22,00 Euro




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