31. Oktober – Gedenktag der Reformation


Reformation
 
Neben den Feiertagen, an denen es um Ereignisse der Heilsgeschichte geht, bietet das Kirchenjahr auch Fest -und Gedenktage, an denen ein historisches Ereignis oder ein besonderes Thema im Mittelpunkt stehen. Beim Gedenktag der Reformation trifft beides zu. Durch das Datum, nämlich den 31.Oktober, hat man sich auf ein historisches Ereignis – den Thesenanschlag – festgelegt, durch die liturgischen Texte auf ein Thema, nämlich die Rechtfertigung des Sünders allein aus Gnade. Beides hat natürlich etwas miteinander zu tun. Auch mit der Person Martin Luther hat es etwas zu tun. Historisch betrachtet war es im Reformationsjahrhundert auch noch gar nicht klar, welches Datum der offizielle Gedenktag werden würde. Auch der 10.11. (Luthers Geburtstag), der 18.2. (Luthers Todestag) und der 25.6. (Übergabe der Augsburgischen Konfession) standen zur Auswahl. Gefeiert wurde der 31.10. zum ersten Mal 1617 in den meisten protestantischen Gebieten, im Jahr 1667 legte Kurfürst Johann Georg von Sachsen ihn dann offiziell als Reformationstag fest. Mittlerweile ist er in allen nördlichen und östlichen Bundesländern gesetzlicher Feiertag. Sogar in der DDR wurde er bis 1966 begangen.

Aber warum nun dieses Datum? Als Martin Luther seine 95 Thesen veröffentlichte/ verschickte bzw. an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg anschlug, waren Zeit und Ort nicht zufällig gewählt. Das Thema der 95 Thesen ist Buße und Ablass, dazu wollte Luther zu einer Disputation einladen. Letzteres ist ein normaler akademischer Vorgang. Die von Kurzfürst Friedrich dem Weisen in den Jahren 1489-1509 gebaute Schlosskirche seines Residenzschlosses in Wittenberg war in doppelter Hinsicht der richtige Ort für das Thema. Einerseits war sie das Auditorium der Wittenberger Universität und Universitätskirche, andererseits bewahrte Friedrich der Weise dort seine Reliquiensammlung auf. Und diese war die drittgrößte der damaligen Welt, bestand aus ca. 19 000 Stücken, was einen Gegenwert von etwa 2 Millionen Jahren Ablass bedeutete. Wenn es sich also irgendwo lohnte, über den Ablass zu streiten, dann dort. Die Schlosskirche war überdies auch „Allen Heiligen“ geweiht, was den Vorabend des Festes „Allerheiligen“ nahelegte, denn man konnte sicher sein, dass sehr viele Menschen an diesem Tag die Kirche besuchen würden.

Wichtiger als die äußeren Umstände und die Person des Reformators ist allerdings das Thema des Festes. Es geht um die zentrale Erkenntnis, die Luther aus der Bibel gewonnen hat: Der Mensch ist ein Sünder, da ist kein winziger guter Funke, an den Gottes Gnade anknüpfen oder mit dem der Mensch etwas vor Gott erreichen könnte.. Er kann sich nicht selbst von der Sünde befreien und er kann auch nicht selbst dafür Genugtuung leisten. Käme es nur auf den Menschen und seine Kräfte an, wäre er ewig verloren. Aber Christus hat sich für die Sünder in die Bresche geworfen und durch seinen Tod alles Trennende von Gott gesühnt. Durch Taufe und Glaube wird dem Christen die Gerechtigkeit Christi angerechnet und er ist frei und gerecht vor Gott. Allein durch Christus sind wir erlöst, niemand muss Ablass für seine Sündenstrafen erwerben, niemand Gott durch eigene gute Werke versöhnen. Es ist alles reine, ungeschuldete Gnade, der Glaube allein macht selig.

Das war die ungeheuerliche Botschaft der Reformation, das ist der Kern der lutherischen Lehre: Allein durch Christus-Allein durch den Glauben-Allein durch die Gnade-Allein durch die Hl. Schrift
Das war die Antwort auf die Frage Luthers: Wie bekomme einen gnädigen Gott? Wer macht mich gerecht vor Gott? Christus allein. Warum tut er das? Allein aus Gnade. Wie bekomme ich Zugang dazu? Allein durch den Glauben. Woher weiß ich das? Allein durch die Schrift.

Ob sich heute noch viele Menschen die Frage Luthers stellen? Das Reformationsfest erinnert uns in jedem Jahr daran, dass es das ist, was wir unbedingt wissen müssen im Leben und wenn wir sterben.

© 2024 | SELBSTÄNDIGE EVANGELISCH-LUTHERISCHE KIRCHE (SELK)