Peter Matthias Kiehl: Superintendent in Hessen-Süd
Peter Matthias Kiehl (65), Gemeindepfarrer der Gemeinde Darmstadt-Reichelsheim der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SLEI), ist seit März dieses Jahres Superintendent des Kirchenbezirks Hessen-Süd der SELK. Für selk.de führte der Geschäftsführende Kirchenrat Daniel Soluk (Hannover) über die ersten Monate der Erfahrung im Leitungsamt des Superintendenten ein Interview mit Peter Matthias Kiehl.
selk.de: Lieber Peter Matthias, du wurdest im März 2024 zum Superintendenten des Kirchenbezirkes Hessen-Süd gewählt. Seitdem ist nun etwas Zeit vergangen – die Schonfrist ist quasi vorbei. Wie waren deine ersten Erfahrungen und Erlebnisse als einer von zehn Superintendenten unserer Kirche?
Kiehl: Ich habe großen Respekt vor diesem Dienst, weil mit ihm bischöfliche Verantwortung verbunden ist. Meine ersten Erfahrungen – Gespräche mit Hauptamtlichen, Begegnungen mit Kirchenvorständen – haben mich aber sehr ermutigt. Insbesondere fühle ich mich von meiner Gemeinde und von den Mitbrüdern im Kirchenbezirk getragen. Auch wenn ich aufgrund meines Alters nur eine kurze Amtszeit haben werde, habe ich mir vorgenommen, zumindest einige „kleine“ Visitationen durchzuführen.
selk.de: Unsere Kirche erlebt eine diskussionsreiche Zeit in einer Gesellschaft, die unter Kontroversen, Kriegen und Katastrophen leidet. Welche Bibelstelle gibt dir Halt und Trost?
Kiehl: Wir wissen, dass diese Welt und in ihr alle gesellschaftlichen Vereinbarungen vorläufig und endlich sind. Wir erwarten etwas Neues nach Gottes Verheißung (vgl. Die Bibel: 2. Petrusbrief Kapitel 3, Vers 13). Diese Perspektive gibt mir Halt und Gelassenheit.
selk.de: Welche Herausforderungen siehst du für unsere Kirche oder den Kirchenbezirk im Speziellen? Was macht dir dabei Mut?
Kiehl: Die Herausforderungen für die Kirche sind die gleichen wie in früheren Zeiten: an der „gesunden Lehre“ (Die Bibel: 2. Timotheusbrief, Kapitel 4, Vers 3) festhalten und zugleich sich auf die Sprach-, Verständnis- und Denkfähigkeit der Menschen heute einlassen. Ich denke, angesichts der kirchlichen Lage in unserem Land sollte die SELK nicht versuchen, auf allen aktuell angesagten Hochzeiten mitzutanzen, sondern ihre im besten Sinne konservative Haltung zu bewahren und einheitlich aufzutreten. Das gilt übrigens auch unter dem Gesichtspunkt von „Marketing“. Hier sehe ich noch Luft nach oben.
Mut machen mir viele gute Menschen in unserer Kirche, konkret in meinem Kirchenbezirk. Angesichts fehlender Pfarrer und der geografischen Gegebenheiten werden wir in der nächsten Zeit auch weiter darüber nachdenken, wie die Zusammenarbeit in pastoralen Räumen besser organisiert werden kann, und ob Bezirksgrenzen oder Zuordnungen von Gemeinden anders geordnet werden sollten.
selk.de: Unsere Kirche hat in ihrer Kirchenmusik ein sicherlich besonders (traditionelles wie aktuelles) hohes Gut in der christlichen Szene. Mit welcher Musik, mit welchem Lied kannst du den Glauben an unseren dreieinigen Gott am intensivsten leben?
Kiehl: Ehrlich gesagt, habe ich etwas Bedenken bei dieser vollmundigen Behauptung. Was in unseren Gottesdiensten musikalisch praktiziert wird, empfinde ich nicht immer als angemessen und gelungen. Wir schleppen hier manchen Ballast mit uns, den ich als wenig gemeindegemäß empfinde.
Bestimmte Musik zu nennen fällt mir schwer; ich kann mit Kirchenmusik in vielerlei Gestalt etwas anfangen, wenn sie in das Geheimnis des Glaubens hineinführt. Im Studium habe ich die Welt des Gregorianischen Chorals kennengelernt, die ich liebe, weil sie aus dem Wort Gottes gezeugt ist. Alte und neue Kirchenlieder mit ansprechenden Texten und passenden Melodien mag ich ebenso wie gute Worship-Musik und Taizé-Gesänge.
selk.de: Als Superintendent des Kirchenbezirks Hessen-Süd bist du auch Teil des „Kollegium der Superintendenten“, kurz „KollSup“, das sich traditionell zu zweitägigen mehrtägigen Sitzungen im Jahr trifft – mitunter zusätzlich, vorrangig digital, zu eintägigen Zusammenkünften. Welche Erfahrungen konntest du dort machen und wie erlebst du die Zusammenarbeit in diesem Gremium?
Kiehl: Hier fühle ich mich noch ganz als Neuling. Ich staune über die Vielzahl der Diskussionen und Entscheidungen bei den Tagungen, an denen die Superintendenten (und Pröpste) nicht in ihren Gemeinden sind. Ich frage mich, ob dies nicht auch „schlanker“ organisiert werden kann.
selk.de: Seit 2010 bist du Pfarrer des Pfarrbezirks Darmstadt/Reichelsheim. Was erlebst du in den Gemeinden vor Ort und was macht dir dort große Freude oder stellt dich vor Herausforderungen?
Kiehl: Ich erlebe die Unterschiedlichkeit der Menschen und ihrer Zugänge zum Glauben. Als Herausforderung empfinde ich es, für sie alle da zu sein und vielen etwas geben zu können. Diese Herausforderung anzunehmen macht mir Freude. Übrigens bin ich aufgrund einer Vereinbarung im Rahmen der Stellenkürzung seit zwei Jahren auch Seelsorger der Trinitatisgemeinde Frankfurt am Main – eine schöne Erfahrung, wenn auch organisatorisch manchmal anspruchsvoll.
selk.de: Wenn du einen Menschen auf der Straße von unserer Kirche überzeugen müsstest: Mit welchen Argumenten würdest du das tun? Welchen Schatz haben wir – deiner Meinung nach – an unserer SELK?
Kiehl: Ich schätze das Gegründetsein in Schrift und Bekenntnis in der Verbindung mit dem vertrauten Miteinander in überschaubaren Gemeinden.
selk.de: Wir wünschen dir für deine weitere Leitungs-, aber auch Gemeindearbeit und für dich persönlich Gottes Segen!