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SELK-Aktuell

Weihnachten – Gott wurde Mensch


An Weihnachten feiert die Christenheit das größte Wunder des Glaubens: Gott wird Mensch! Man muss sich das vor Augen halten, dass der Schöpfer der Galaxien, der unendlichen Räume, der Mikroben und Pottwale, der Schöpfer der Naturwissenschaften und des Menschen selbst ein winziger Säugling wird. Was der Engel auf den Feldern von Bethlehem als Erkennungszeichen nennt: „Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.“ (Lukas 2,12), das macht so zu sagen die Windeln zum Markenzeichen, zum Erkennungszeichen Gottes. Die Windel als Flagge Gottes! Und damit auch kein Zweifel besteht: Diese Windeln wurden benutzt. Sie mussten gewaschen werden. Und Gott schwebt nicht geistig durch den Stall, sondern er unterwirft sich der Erdanziehungskraft und liegt in einer Krippe, ganz Mensch und ganz Gott.

Weihnachten

Viele Menschen wollten Götter sein


In der anderen Richtung kennen wir das ja: Zahlreiche mächtige Menschen wollten Götter sein und ließen sich als Götter verehren. Die ägyptischen Pharaonen meinten, sie wären Götter. Auch die so klugen römischen Kaiser, die aus einer Demokratie hervorgingen, meinten, sie wären Götter und ließen sich als Götter verehren. Ja sogar die kommunistischen Diktatoren wurden als Götter verehrt. Für Lenin, als er dann doch gestorben war, baute man ein Mausoleum, das wie ein Heiligenschrein von den Menschen aufgesucht wurde. Mao Tsetung, der chinesische Revolutionsführer, wird bis heute wie ein Gott verehrt. Die Bauern von Shaoshan zum Beispiel beten den Großen Vorsitzenden an. Eine Frau dort sagt: "Für uns ist er schon immer ein Gott gewesen", und verkauft dabei die kleinen Mao-Götzen.

Nur ein Gott wollte Mensch werden

Hingegen wollte nur ein Gott Mensch werden. Er nahm Fleisch und Blut an und wurde in Jesus Christus Mensch. Die Kirche bezeichnet dieses einmalige Geschehen mit dem theologischen Begriff aus dem Lateinischen „Incarnatio“, was „Fleischwerdung“ heißt. Die Bewegungsrichtung der Religionen weist von unten nach oben. In diesen Religionen müssen sich die Menschen von unten nach Oben bewegen, um irgendwie durch eigenes Bemühen selbst zu Gott zu gelangen. Die Grundbewegung Gottes aber weist von oben nach unten. Er bewegt sich aus der Unendlichkeit herunter zu uns kleinen Menschen und wird selbst ein Mensch. Er wird ganz Mensch, nicht nur ein bisschen geistlich, sondern ganz! Und Mensch sein, heißt Leiden, Menschsein heißt sterben müssen. Gott willigt mit seiner Menschwerdung von vornherein ein, zu leiden und zu sterben.

Tod besiegt Tod

Mit dem Tod seines Sohnes besiegt Gott den Tod, der durch unsere menschliche Schuld erst in die Welt gekommen war. Das ist das letzte Ziel Gottes mit seiner Fleischwerdung. 1928 legte der Bakteriologe Alexander Fleming, der am Londoner St. Mary‘s Hospital arbeitete, eine Nährbodenplatte, eine Art Petrischale an, auf die er Staphylokokken, eine bestimmte Art von Bakterien, gab. Er vergaß diese Petrischale und begab sich in die Sommerferien. Glückliche Schlamperei: Nach seiner Rückkehr an das Hospital entdeckte er die Petrischale und sah, dass auf dem Nährboden ein Schimmelpilz gewachsen war, in dessen unmittelbarer Nähe sich die Staphylokokken nicht vermehrt hatten. Der Schimmel, den Fleming, Penicillin, nannte, tötete also Bakterien ab. Es dauerte weitere zehn Jahre, bis es gelang, den Wirkstoff des Schimmelpilzes „Penicillin“ in den USA zu isolieren und nutzbar zu machen. Ein ganz entscheidender Schritt der Medizin war getan. Das Prinzip lautet: Der Tod tötet den Tod. Das Gift des Penicillins tötet die tödlichen Bakterien.
Tod besiegt Tod! Der Tod Jesu besiegt unseren Tod. Dies alles liegt im Geheimnis der Inkarnation, der Fleischwerdung Christi.

Inkarnation im Abendmahl

Und nicht genug, dass Gott seinen Sohn in die Welt gesandt hat, er schenkt uns in der sonntäglichen Feier des Heiligen Abendmahles die Inkarnation seines Sohnes: In Brot und Wein geschieht die Inkarnation, die Fleischwerdung Christi. Er spricht zu uns durch sein Wort in den Hausandachten, den gottesdienstlichen Lesungen und die Predigt. Und Gott nimmt Fleisch und Blut an in Brot und Wein. Damit gib er uns im Bild gesprochen eine „Auffrischungsdosis“ an Penicillin für das Ewige Leben, das uns in der Taufe schon wirksam „injiziert“ wurde. Das Wort Gottes und das Heilige Abendmahl gehören zusammen. Man darf sie nicht gegeneinanderstellen. Luther hat auf die Inkarnation allergrößten Wert gelegt. Er hat gesagt: „Ich will Gott nicht kennen, es sei denn, dass ich diesen Sohn der Jungfrau hier erst erkannt habe!“ (WA, 36. Bd. S. 61c) Die lutherische Kirche ist mit der Kirche aller Zeiten inkarnatorische Kirche oder eben sakramentale Kirche. Lutherische Gemeindearbeit ist an Predigt und den Sakramenten orientiert. Er kommt zu uns herab. Nicht wir müssen uns zu ihm „hinauf“ bemühen. Dies hat ganz überraschende Konsequenzen bis in die Gestaltung der Kirchenräume hinein.

Inkarnation und Bilder

Betritt man den Französischen Dom in Berlin, bemerkt man als lutherischer Christ gleich, dass hier etwas anders ist. Die Kirche ist sehr sparsam nur mit Ornamenten geschmückt. Vorn steht anstelle eines Altares ein hölzerner Tisch darüber die Kanzel im Stil der Bauzeit von 1701 bis 1705. In der ganzen Kirche aber ist kein einziges Bild zu sehen, nicht einmal ein schlichtes Kreuz kann man entdecken. Die Kirche wurde erbaut für die französischen Glaubensflüchtlinge, die Hugenotten, die der preußische König in seinen Landen aufgenommen hatte. Hugenotten waren und sind reformierte Christen, das heißt sie folgen der Reformation nach Zwingli und Calvin.

Warum aber keine Bilder? Diese Frage hat einen tiefen geistliche Zusammenhang. Reformierte Christen lehnen Bilder in Kirchen konsequent ab, weil sie das alttestamentliche Bilderverbot nach wie vor für gültig halten. Dies steht in einem Zusammenhang mit dem reformierten Abendmahlsverständnis, das die Gegenwart Christi im Abendmahl nur geistlich versteht und nicht real.

Die lutherische Kirche hingegen glaubt mit der Alten Kirche, dass mit Jesus Christus Gott anschaubar geworden ist. Die Frage nach Bildern in der Kirche wurde nämlich vor diesem Hintergrund in den ersten Jahrhunderten der Kirche entschieden. Dabei waren die Worte des Evangelisten Johannes von besonderer Bedeutung: „Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns und wir sahen seine Herrlichkeit.“ (Johannes 1,14). Wir „sahen“ seine Herrlichkeit! In Christus ist Gott anschaubar geworden und Bilder erinnern uns an diesen anschaubaren Gott, sie sind aber nicht Gott. Der Apostel Paulus erinnert die Galater sehr eindringlich, dass ihnen „doch Jesus Christus vor die Augen gemalt war als der Gekreuzigte“ (Galater 3,1). Deshalb sind lutherische Kirchen bilderfreundliche Kirchen, weil Bilder den Glauben an die Inkarnation, an die Fleischwerdung des anschaubaren Gottes im Heiligen Abendmahl ausdrücken, der sich zu uns in die tiefste Tiefe hinabbewegt hat.

Gott leidet mit uns

Weshalb die Menschwerdung Gottes so wichtig ist für uns? Gott stellt sich damit ganz an unsere Seite. Er weiß, was menschliches Leid bedeutet, denn er hat es selbst erfahren. Er weiß, was Krankheit bedeutet. Im Hebräerbrief heißt es: „Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht könnte mit leiden mit unserer Schwachheit, sondern der versucht worden ist in allem wie wir, doch ohne Sünde“ (Hebräer 4,15). Immer wieder wurde im Verlaufe der Theologiegeschichte versucht, das Menschsein Jesu ein bisschen abzumildern: Er sei nur scheinbar Mensch gewesen, lautet solch ein Versuch. Nein, er hat alles als wahrer Mensch und wahrer Gott durchgemacht, bis zum bitteren Ende, bis zum Neuanfang in der Auferstehung und in der elenden Krippe von Bethlehem fing es an. An der Inkarnation, der Fleischwerdung Jesu hängt unsere ganze Hoffnung.

Bischof Hans-Jörg Voigt D.D.


© Foto: Gemälde in der Kapelle auf den Hirtenfeldern bei Bethlehem, Bait Sahur, Israel | 123rf.com – Zvonimir Atletic


Lesenswert


An dieser Stelle werden auf selk.de regelmäßig Bücher vorgestellt: zum Lesen, zum Verschenken, zum Nachdenken, zum Diskutieren – Buchtipps für anregende Lektürestunden. Die hier veröffentlichten Buchvorstellungen hat Doris Michel-Schmidt verfasst.

Lesenswert



Ein Lied für den Feind

2024 12 Cover MuhlEs ist Weihnachten, und es ist Krieg. Im Dezember 1914 stehen sich deutsche und englische Soldaten an der Westfront gegenüber. Sie harren aus in den schlammigen Schützengräben, in Kälte und Hunger und in Angst. Dann passiert etwas Unerhörtes. Statt zu schießen, legen die Soldaten auf beiden Seiten die Waffen weg, begraben ihre Toten und feiern mitten in diesem Elend gemeinsam Weihnachten.

Die Autorin Iris Muhl hat um diese wahre Begebenheit herum einen Roman geschrieben, der einen berührt und fesselt. Eindrucksvolle Bilder findet sie für die Szenen an der Front und auch für ihre Naturbeschreibungen. Feinfühlig gestaltet sie die Figuren, so dass man ganz dabei ist, wenn Fred und sein jüngerer Bruder hin und her gerissen sind zwischen dem Wunsch, ihr Zuhause zu verlassen, weil der alkoholkranke Vater die Familie tyrannisiert und den Hof verfallen lässt, und dem schlechten Gewissen der Mutter und den Tieren gegenüber.

Als Fred es schafft, ein Studium der Tiermedizin aufzunehmen, wird er kurz darauf eingezogen. Samuel, sein jüngerer Bruder, meldet sich freiwillig an die Front, um der Gewalt des Vaters zu entkommen.

Aber nicht nur in den Beziehungen in der Familie von Fred und Samuel, auch in der wachsenden Liebe Freds zu Fanny – und selbst in den schlimmsten Tagen des Krieges unter den Soldaten scheinen immer wieder Momente der Menschlichkeit auf. Wenn Fred nicht nur die verletzten Pferde der eigenen, sondern auch der feindlichen Truppen versorgt, wenn Fanny ihm Briefe schreibt und ihm damit Hoffnung gibt. Wenn die Soldaten sich gegenseitig helfen. Und vor allem natürlich, wo sie die Waffen niederlegen und sich als Menschen erkennen, die nichts mehr ersehnen als Frieden.

Bei allen Zweifeln zieht sich ein fester Glaube durch die Geschichte; ja, letztlich ist es die Hoffnung auf Versöhnung – an der Front, aber auch in den familiären Beziehungen –, die tröstet und auf das Kind in der Krippe verweist, auf den, der an Weihnachten Mensch wurde und schließlich die Welt mit Gott versöhnte.
Ein wunderbares „Weihnachtsbuch“.

Iris Muhl
Ein Lied für den Feind
SCM Hänssler Verlag 2024, 298 Seiten, 23,00 Euro



Unter Heiden

2024 12 Cover HaberlDas hatte Tobias Haberl nicht erwartet: Als der Journalist kurz vor Ostern 2023 im Magazin der Süddeutschen Zeitung einen Text mit dem Titel „Unter Heiden“ veröffentlichte, bekam er in den Tagen danach Hunderte von Mails. Haberl hatte davon geschrieben, wie er sich als gläubiger Christ zunehmend unverstanden fühlt, „wie eine seltene Affenart, die man lieber von der anderen Seite eines Gitters aus bestaunt.“ Er hatte es gewagt, sich als gläubiger Katholik zu outen. Und das in einer Zeitung, die traditionell kirchenkritisch eingestellt ist. Umso erstaunter war er, dass die allermeisten Reaktionen positiv, ja dankbar waren.

Diese Resonanz hat den bayrischen Journalisten ermutigt, ein Buch zu schreiben. Ein Glaubensbekenntnis, das im ersten Teil das Lebensgefühl beschreibt, sich als Christ zunehmend rechtfertigen zu müssen, „als hätte ich den Sprung in die Gegenwart verpasst oder irgendetwas nicht ganz verstanden. Das Gefühl von einer Mehrheit zur Minderheit, vom Mainstream zur Randgruppe zu werden …“

In seinem Umfeld lehnen die meisten den Glauben ab, Kirche sowieso. Was Haberl daran besonders stört ist, dass sie in der Regel wenig Ahnung davon haben, was sie da eigentlich ablehnen, und dass sie ihn ohne große Kenntnisse oder Erfahrungen kritisieren dafür, dass er noch in der Kirche ist, regelmäßig in die Messe geht und zu Gott betet.

Tobias Haberl ist im bayrischen Wald aufgewachsen, er wurde katholisch erzogen, „ohne es zu merken, so natürlich, so selbstverständlich fühlte sich alles an.“ Dass das Christentum eine gewaltige Provokation der herrschenden Verhältnisse ist, habe er erst viele Jahre begriffen, schreibt er.

Wie Haberl die zunehmende Marginalisierung der Christen in diesem Land analysiert, ist erhellend und trifft offensichtlich einen Nerv – nicht nur bei Gläubigen. Seinem persönlichen Glaubensweg kann man auch gut folgen, allerdings wirken manche Passagen, in denen er zum Beispiel einen Aufenthalt in einem Kloster beschreibt, etwas aufgeblasen. Und wenn es theologisch wird, dann nicht nur gut katholisch – klar –, sondern manchmal auch ziemlich geschwafelig und gelegentlich sogar kitschig.

Trotzdem: Die Verteidigung von Kirche und Glaube ist ermutigend zu lesen; ja, man ist dankbar, dass einer mal nicht ins große Horn der Kirchenkritik stößt, sondern von der Schönheit und von der Wahrheit des Glaubens schreibt.

Tobias Haberl
Unter Heiden. Warum ich trotzdem Christ bleibe
btb Verlag 2024, 288 Seiten, 22,00 Euro



Weitere Buchtipps finden Sie im Archiv.

Uganda hatte ich davor definitiv nicht auf dem Schirm


Mia Barnbrock (19), Oberursel, Gemeindeglied der Trinitatisgemeinde Frankfurt/Main der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK), langjährig in die Jugendarbeit des Kirchenbezirk Hessen-Süd aktiv, zeitweise auch als BezirksJugendVertreterin des Kirchenbezirks, hat in diesem Jahr ihr Abitur absolviert. Zurzeit nimmt sie einen Freiwilligendienst in Uganda wahr. Das Team von selk.de hat Mia nach ihrer Entscheidung für den Freiwilligendienst, dessen Region und dessen Inhalte gefragt, auch nach der kirchlichen Situation vor Ort und ihren Perspektiven für die Zeit „nach Uganda“.

Uganda

selk.de: Mia, wir kennen uns schon lange und sind beim „Du“. Wenn du nicht protestierst, belassen wir es dabei. (Kein Protest!) – Mia, du absolvierst gerade einen Freiwilligendienst in Uganda für ein Jahr. Wie bist du auf die Idee gekommen, nach dem Abitur erstmal einen Freiwilligendienst wahrzunehmen? Was hat dich motiviert?

Mia: Der Wunsch, im Anschluss an die Schule für ein Jahr nach Afrika zu gehen, entstand bei einem Familienurlaub im dörflichen Tansania 2015. Es hat mich beeindruckt, mit was für einer Freude die Menschen dort ihr Leben führten, obwohl sie vermeintlich wenig besitzen. In dieses Leben wollte ich für eine längere Zeit tiefer eintauchen. Dieser Wunsch blieb die letzten Jahre bestehen. Je näher ich dem Ende meiner Schullaufbahn kam, desto bewusster wurde mir, dass es mir nicht nur guttun würde, für ein Jahr nicht am Schreibtisch zu sitzen, sondern dass ich auch in einer neuen Kultur viel über mich lernen würde und mein Weltbild erweitern könnte.

selk.de: Wie bist du bei der Wahl des Einsatzortes vorgegangen? Was war ausschlaggebend für den Träger und für Uganda?

GruppeMia: Dass es nach Afrika gehen sollte, war also ab 2015 klar. Dann musste das Land englischsprachig sein. Und es sollte eines sein, indem ich noch nicht war. Über „Weltwärts“ (Förderprogramm des deutschen Staates für Freiwilligendienste) habe ich nach Projekten gesucht, die interessant klangen. Bei dem Vorstellungsgespräch bei meiner Organisation (Worldwide Volunteers) habe ich mich sofort gut aufgehoben gefühlt und ein Projekt gefunden, das zu mir passte. Worldwide Volunteers ist eine christliche Organisation, die Freiwillige weltweit entsendet und schon ab den ersten Gesprächen einen sehr organisierten Eindruck auf mich gemacht hat (was sich nur noch weiter bestätigte). Uganda wurde es also wegen meiner Projektwahl, denn dieses Land hatte ich davor definitiv nicht auf dem Schirm :)

selk.de: Uganda: Kannst du kurz stichwortartig ein paar Eckdaten benennen, die man über Uganda wissen sollte?

Mia: Uganda ist ein sehr grünes Land im Osten Afrikas und besitzt 45 % des Viktoriasees, der der flächenmäßig drittgrößte See der Welt (damit etwa so groß wie Bayern) ist. Zudem entspringt ein Teil des Nils (White Nile/Victoria Nile) in Uganda (direkt dort, wo ich gerade wohne). Durch eine auffallend vielseitige Bevölkerung mit einer großen Bandbreite unterschiedlichster ethnischer Gruppe und gesprochener Sprachen, wird Uganda als das vielfältigste Land der Welt angesehen. Neben den Hauptsprachen Englisch, Swahili und Luganda, gibt es noch über 40 weitere Sprachen, die im Alltag gesprochen werden.

selk.de: Was sind deine Aufgaben in deinem Freiwilligendienst?

Mia BarnbrockMia: Mein Projekt ist sehr vielfältig, sodass ich viele verschiedene Aufgaben habe und mir auch immer Neue suchen kann. Zum einen arbeite und wohne ich in einem Kinderheim, wo ich mich besonders viel um die kleinen Babys kümmere und mit den Größeren viel Musik höre, tanze und Spiele spiele. Ich verbringe auch viel Zeit in der Klinik, wo ich Babys/Kinder impfe, Patienten auf Malaria teste oder zusammen mit den Mitarbeitenden Schwangerschaftsuntersuchungen durchführe. In der Klinik gibt es wahnsinnig viele verschiedene Aufgaben. Ich liebe es sehr dort hinzugehen, weil es immer etwas Neues für mich zum Lernen gibt. Wenn ich gerade nicht im Kinderheim oder in der Klinik bin, helfe ich manchmal auch in der Schule mit. Ein großer Teil meiner Arbeit ist das Suchen von Spender/innen und Unterstützer/innen, da das Projekt ohne diese Hilfe nicht bestehen könnte. – Mehr zu meinem Alltag: www.miaweltweit.de / Instagram: mia_in_uganda

selk.de: Du warst in der kirchlichen Jugendarbeit intensiv und leitend aktiv. Kannst du in Uganda auch in einem kirchlichen Kontext aktiv sein?

Mia: Kirchen in Uganda sind sehr unterschiedlich zu Deutschen. Ich war mit den Kindern aus dem Kinderheim schon einige Male in der dörflichen Gemeinde meines Projektleiters. Da ist nicht nur die Länge des Gottesdienstes (ca. 4 Stunden), sondern auch die Sprache und Lautstärke eine Herausforderung. Es gibt wenige Bereiche, in denen man sich einbringen kann. Daher ist es für mich, vor allem aufgrund der Sprache, schwierig, mich dort zu engagieren. Zudem war ich nun einige Male in einer amerikanisch geprägten und englischsprachigen Kirche, die mehr meinen Bedürfnissen in einem Gottesdienst entspricht. Ich finde es sehr interessant zu sehen, wie viel ausgeprägter der christliche Glauben hier nicht nur geglaubt, sondern auch gelebt wird. Das ist wahnsinnig beeindruckend zu beobachten, auch wenn nicht immer alle erklären können, warum und an was sie glauben. Für mich ist es wertvoll, so viele neue Glaubensausrichtungen und lebendigen Glauben zu erleben. So wird hier in jedem Gottesdienst ohne Ende gesungen und vor allem getanzt.

selk.de: Weißt du schon, was nach dem Freiwilligendienst und der Rückkehr nach Deutschland als Nächstes kommt?

Mia: Es gibt gerade noch verschiedene Möglichkeiten, wo mein Weg hinführen könnte. Zum einen habe ich einen Studienplatz für Psychologie in Kassel, den ich zum Wintersemester 2025 annehmen könnte. Zum anderen überlege ich gerade noch, für ein halbes Jahr nach Irland zu gehen, um dort zu arbeiten und parallel eine Lizenz als Ernährungsberaterin zu machen. Danach wäre mein Wunsch, entweder Psychologie oder Medizin zu studieren. Diese Entscheidungen haben glücklicherweise noch etwas Zeit, sodass ich mich jetzt noch auf meine wunderbare Zeit in Uganda konzentrieren kann.

selk.de: Mia, ganz herzlichen Dank für die informative und empathische Anteilgabe. Das Team von selk.de wünscht dir für den weiteren Dienst in Uganda Gottes Schutz und Segen und für das, was danach kommen mag, dass Gott dich mit seiner Liebe und Weisheit leiten und dir zeigen möge, welcher Weg passt.

Unser Bekenntnis – Artikel 10: Vom heiligen Abendmahl


Das Augsburger Bekenntnis (Confessio Augustana) ist die grundlegende Bekenntnisschrift der im Konkordienbuch (1580) abgedruckten verbindlichen Bekenntnisse der Kirche der lutherischen Reformation. In loser Folge lesen Sie hier Erläuterungen zu den einzelnen Artikeln von Dr. Gottfried Martens D.D., Pfarrer der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) in Berlin-Steglitz.

Abendmahl

Vom Abendmahl des Herrn wird so gelehrt, dass der wahre Leib und das wahre Blut Christi wirklich unter der Gestalt des Brotes und Weines im Abendmahl gegenwärtig sind und dort ausgeteilt und empfangen werden. Deshalb wird auch die Gegenlehre verworfen.


Der zehnte Artikel des Augsburger Bekenntnisses, „Vom heiligen Abendmahl“, ist einer der kürzesten. Das bedeutet jedoch gerade nicht, dass er einer der unwichtigsten wäre. Vielmehr bringt Melanchthon mit dieser Kurzfassung zum Ausdruck, dass in der Frage des heiligen Abendmahls zwischen den Bekennern von Augsburg und den „Altgläubigen“ kein wesentlicher Diskussionsbedarf besteht.

Um dies recht verstehen zu können, müssen wir uns zunächst noch einmal vergegenwärtigen, was denn das heilige Abendmahl eigentlich ausmacht, worin das Wesen dieses Sakraments besteht. Martin Luther hatte es im Jahr zuvor in seinem Kleinen Katechismus auch für Gemeindeglieder meisterhaft zusammengefasst: „Es ist der wahre Leib und Blut unseres Herrn Jesus Christus, unter dem Brot und Wein uns Christen zu essen und zu trinken von Christus selbst eingesetzt.“ Das heilige Abendmahl wird also nicht als ein gemeinschaftliches Ritual beschrieben, bei dem es eigentlich nur irgendwelche spitzfindigen Theologen näher interessiert, in was für einem Sinne denn dabei auch von dem Leib und dem Blut Christi gesprochen wird, ob das denn nur ein Bild sein soll oder vielleicht doch noch etwas mehr. Sondern das Sakrament des Altars ist der wahre Leib und Blut unseres Herrn Jesus Christus. Das macht Sinn, Inhalt und Wesen dieses Sakraments aus, dass es der wahre Leib und Blut Jesu Christi ist, der von denen, die am Sakrament teilhaben, mit ihrem Mund empfangen wird. Eine wie auch immer geartete Mahlfeier, bei der geleugnet oder verdunkelt wird, dass es der wahre Leib und Blut unseres Herrn Jesus Christus ist, der da unter dem Brot und Wein den Christen ausgeteilt wird, ist also nach unserem lutherischen Bekenntnis nicht das Mahl des Herrn, nicht das Sakrament, das Christus selbst eingesetzt hat.

In derselben Weise konzentriert sich auch Philipp Melanchthon hier im 10. Artikel des Augsburger Bekenntnisses auf die Realpräsenz, die wirkliche Gegenwart des Leibes und Blutes Christi im heiligen Mahl. Die ist das Entscheidende, worum es im Abendmahl geht. Eindrücklich betont der 10. Artikel, dass es im Altarsakrament nicht bloß um Symbolik, um Erinnerung, um Gefühl oder Einbildung geht: Es wird gelehrt, dass der wahre Leib und das wahre Blut Christi wirklich unter der Gestalt des Brotes und Weines im Abendmahl gegenwärtig sind. „Wahr“ meint hier nicht das Gegenteil von „falsch“, sondern das Gegenteil von „symbolisch“, „bildlich“: Ausgeschlossen werden soll die Vorstellung, dass im heiligen Mahl eigentlich nur Brot und Wein ausgeteilt werden und die Empfangenden in ihrem Geist oder Herz dadurch an die Hingabe des Leibes und Blutes Christi erinnert werden oder sie in ihrer Einbildung durch ihren Glauben zum Leib und Blut Christi werden lassen. Das heilige Mahl ist kein Spiel.

Bemerkenswert ist, dass der 10. Artikel des Augsburger Bekenntnisses Leib und Blut Christi zu den Elementen von Brot und Wein so in Beziehung setzt, dass er die Formulierung „Unter der Gestalt des Brotes und Weines“ wählt. Es handelt sich hier genau um die Wortwahl, mit der auch das IV. Laterankonzil 1215 das Wunder der Realpräsenz beschrieben hatte, wobei es dann allerdings versuchte, dieses Wunder mithilfe antiker philosophischer Begrifflichkeit zu umschreiben: Während die Äußerlichkeiten von Brot und Wein (Gestalt und Geschmack usw.) unverändert bleiben, wird ihr Wesen in den Leib und das Blut Christi verwandelt. Melanchthon verzichtet bewusst auf die Aufnahme dieser philosophischen Begrifflichkeit, verwendet aber die Formulierung „Unter der Gestalt“, um deutlich zu machen, dass man sich in der Frage der Realpräsenz mit der römisch-katholischen Seite in der Sache vollkommen einig ist. Eben dies wurde auch von der anderen Seite anerkannt. In der Confutatio, der Erwiderungsschrift der römisch-katholischen Seite auf das Augsburger Bekenntnis, wird an der Formulierung dieses Artikels keine Kritik geübt. Und Melanchthon seinerseits unterstreicht diesen Konsens noch einmal in der Apologie des Augsburger Bekenntnisses, wenn er dort auch die orthodoxen Kirchen des Ostens mit in den kirchlichen Grundkonsens hineinnimmt, der zwischen den Bekennern von Augsburg, der römischen und der orthodoxen Kirche besteht: „Wir haben erfahren, dass nicht nur die römische Kirche die leibliche Gegenwart Christi bejaht; sondern derselben Meinung ist jetzt und war einst die griechische Kirche. Denn das bezeugt bei ihnen der Kanon der Messe, in dem der Priester deutlich betet, dass der Leib Christi infolge der Verwandlung des Brotes Wirklichkeit wird. Und Vulgarius sagt klar, dass das Brot nicht nur Symbol ist, sondern wirklich in das Fleisch verwandelt wird.“ (Apologie X,2) Das lutherische Bekenntnis scheut sich also nicht, das Wunder der Realpräsenz, der wirklichen Gegenwart des Leibes und Blutes Christi in den Elementen von Brot und Wein, mit dem Begriff der „Verwandlung“ zu beschreiben.

Ausdrücklich unterscheidet das Augsburger Bekenntnis hier zwischen „gegenwärtig sein“ und „ausgeteilt und empfangen werden“. Das heißt: Leib und Blut Christi werden nicht erst in dem Augenblick gegenwärtig, in dem der Christ das Sakrament empfängt. Sondern Leib und Blut Christi sind schon zuvor kraft der Worte Christi gegenwärtig und werden dann anschließend ausgeteilt und empfangen. Entsprechend ist es angemessen, den gesegneten Elementen auch vor und nach dem Empfang der Kommunion Ehrfurcht und Anbetung zu erweisen. Denn Leib und Blut Christi sind in ihnen gegenwärtig – auch unabhängig von meinem Empfang, und erst recht unabhängig von meinem Glauben. Eben darum werden die gesegneten Elemente am Schluss der Sakramentsfeier in der lutherischen Kirche auch verzehrt und nicht etwa wieder mit ungesegneten Elementen vermischt oder weggeschüttet: Die Konsekration der Elemente kennt kein „Verfalldatum“.

Dem Bekenntnis zur realen Gegenwart des Leibes und Blutes Christi unter den Gestalten von Brot und Wein im Heiligen Mahl entspricht in der Negation die Verwerfung anderer, entgegenstehender Lehren. Ich kann nicht zugleich bekennen, dass Brot und Wein wirklich und wahrhaftig Leib und Blut Christi sind, und zugleich die Lehre, dass Brot und Wein nur ein Symbol für den Leib und das Blut Christi sind oder nur durch unseren Glauben zu Leib und Blut Christi werden, als ebenso richtig anerkennen.

Doch genau solch eine Fiktion versuchte man schon zu Lebzeiten Martin Luthers und seitdem immer wieder bis zum heutigen Tag zu schaffen: Zumeist aus kirchenpolitischen Gründen versuchte man, das lutherische Sakramentsbekenntnis aus dem Konsens mit der römisch-katholischen Kirche und den orthodoxen Kirchen herauszulösen und ein angebliches gemeinsames „evangelisches“ Abendmahlsbekenntnis einem „katholischen“ Abendmahlsbekenntnis gegenüberzustellen. Dies versuchte schon 1529 Landgraf Philipp von Hessen; dies versuchten später immer wieder Vertreter des Calvinismus, bis hin zur preußischen Union im 19. Jahrhundert, in der die Lutheraner mit den Reformierten in eine gemeinsame Kirche gezwungen werden sollten, in der die Unterschiede im Verständnis des Altarsakraments als „unwesentlich“ beiseite getan werden sollten. Die Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland, auch diejenigen, die sich als „lutherisch“ bezeichnen, sind diesen Weg konsequent weitergegangen bis hin zur sogenannten „Leuenberger Konkordie“, einem gemeinsamen Bekenntnis, in dem von den klaren Aussagen zur wirklichen Gegenwart des Leibes und Blutes Christi unter den Elementen von Brot und Wein praktisch nichts übrig geblieben ist und die Unterscheidung zwischen „gegenwärtig sein“ und „ausgeteilt werden“, auf die das Augsburger Bekenntnis so großen Wert legt, als gefährliche „Verdunkelung“ des Sinnes des Abendmahls kritisiert wird.

Seit dem 16. Jahrhundert lässt sich beobachten, dass es offenbar möglich ist, eine von den Aussagen des Augsburger Bekenntnisses deutlich abweichende Lehre und Praxis des Altarsakraments so geschickt mit Worten zu ummänteln, dass unbefangene Zuhörer beim ersten Hinhören gar nicht merken, dass hier in Wirklichkeit etwas ganz anderes gemeint und praktiziert wird, als was das Augsburger Bekenntnis als gemeinsame Lehre der Kirche beschreibt.

Martin Luther hat Christen, die ihn darauf ansprachen, dass sie nicht genau wüssten, ob ihr Pfarrer eigentlich noch am Bekenntnis zur Realpräsenz festhielt, einen ganz einfachen praktischen Rat gegeben: Sie sollten ihren Pfarrer fragen, was er denn bei der Austeilung der gesegneten Gaben eigentlich in der Hand hält. Wenn der Pfarrer antwortet: Ich teile Brot aus (das dann vielleicht durch den Glauben oder durch die Berührung der Gläubigen zum Leib Christi werden mag), dann sollen die Christen aus der Hand dieses Pfarrers das Sakrament nicht empfangen. Wenn der Pfarrer aber antwortet: Ich halte den Leib Christi in der Hand, dann sollten sie getrost bei ihm zum Sakrament gehen.

Später hat man diese Entscheidungsfrage mit zwei theologischen Fachausdrücken umschrieben, der sogenannten manducatio oralis und der sogenannten manducatio impiorum.

Manducatio oralis heißt: Empfang des Leibes und Blutes Christi mit dem Mund. Auch der reformierte Theologe Johannes Calvin konnte davon sprechen, dass wir den wahren Leib und das wahre Blut Christi im Sakrament empfangen. Doch er verstand dies so, dass wir hier auf Erden mit unserem Mund bloß Brot und Wein empfangen, dass sich aber unsere Seele im Augenblick des Empfangs in den Himmel aufschwingt und dort mit Christus Gemeinschaft hat. Doch dort, wo sich die Seele eben nicht so aufschwingt, empfängt der Kommunikant am Altar nur Brot und Wein und mehr nicht. Dagegen hält die lutherische Kirche daran fest, dass wir den Leib und das Blut Christi tatsächlich hier auf Erden am Altar mit unserem Mund empfangen, dass Christus sich für uns so klein macht, dass er mit seinem Leib und Blut in unserem Mund, in unserem Körper Wohnung nimmt.

Und damit sind wir schon bei der manducatio impiorum, also bei der Frage, was denn jemand im Sakrament empfängt, der gar nicht glaubt, dass er Leib und Blut Christi empfängt. Die Vertreter der „entgegenstehenden Lehre“, also die Vertreter der reformierten oder unierten Theologie, würden antworten: Jemand, der nicht glaubt, empfängt im Sakrament nur Brot und Wein. Doch die lutherische Kirche hält daran fest: Auch ein nicht Glaubender empfängt im Sakrament wirklich und wahrhaftig den Leib und das Blut Christi, weil die Gegenwart des Leibes und Blutes Christi nicht von uns Menschen abhängt, sondern allein durch die Worte Christi bewirkt wird.

Warum ist unserer lutherischen Kirche das Festhalten am Bekenntnis zur Realpräsenz des Leibes und Blutes Christi so wichtig? Zunächst einmal ist es schlicht und einfach der Gehorsam gegenüber dem Wort der heiligen Schrift, das so klar und deutlich bezeugt, dass wir im Sakrament tatsächlich leibhaftig Anteil am Leib und Blut Christi bekommen. Daneben ist es aber ein eminent seelsorgerliches Anliegen: Mein Heil hängt nicht an meiner Glaubensstärke; ich kann ganz von mir wegschauen, wenn ich das Sakrament empfange. Und mein Heil hängt auch nicht daran, dass ich etwas richtig „verstehe“. Mein Heil besteht vielmehr darin, dass ich mit Christus verbunden werde, dass ich mit ihm leibhaftig eins werde: „Mein Fleisch ist die wahre Speise und mein Blut ist der wahre Trank. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich in ihm“, so sagt es Christus selber (Johannes 6,55+56). Eben darum geht es beim heiligen Mahl auch nicht um theologische Spitzfindigkeiten, sondern um das Herzstück unseres Glaubens: die leibhaftige Gemeinschaft mit Christus. Dass wir eben dies mit dem größten Teil der Christenheit gemeinsam bekennen, sollten wir immer klar vor Augen haben, auch und gerade wenn wir nicht zuletzt wegen dieses Abendmahlsbekenntnisses als Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche unseren Weg nicht gemeinsam mit der Evangelischen Kirche gehen können. Davon, dass wir als lutherische Kirche im Übrigen bewusst noch „katholischer als die römischen Katholiken“ sind, die zwar mit uns bekennen, dass das Blut Christi unter der Gestalt des Weines gegenwärtig ist, dieses Blut aber unter der Gestalt des Weines in den meisten Fällen den Gemeindegliedern vorenthalten, spricht das Augsburger Bekenntnis dann noch später im 22. Artikel. Und im 24. Artikel setzt es sich mit dem Verständnis des Sakraments als „Messopfer“ in der römischen Kirche auseinander. Es gibt also auch Differenzen zur römisch-katholischen Kirche in der Frage des Altarsakraments. Doch diese betreffen gerade nicht die Frage der Realpräsenz. Dies betont das Augsburger Bekenntnis sehr eindrücklich.


Weitere Artikel zum Thema "Unser Bekenntnis" finden Sie im Archiv.
© Foto: Andrea Otto

Bleckmarer Mission als „Sanierungsfall“


Der Lutherischen Kirchenmission (Bleckmarer Mission) der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) geht es durchwachsen: Während die zahlreichen Projekte und Initiativen des Missionswerks mit Sitz in Bleckmar (Kreis Celle) viel Anlass zu Freude und Dankbarkeit geben, fehlt es in erheblichem Maße an finanziellen Mitteln.

LKM

Das seit 1892 in Bleckmar (Landkreis Celle / Niedersachsen) bestehende Missionswerk der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK), die Lutherische Kirchenmission e.V. (LKM), ist in großen finanziellen Schwierigkeiten. Im laufenden Haushaltsjahr ist ein Finanzloch von über 175.000 Euro ist zu verzeichnen. „Spenden sind eingebrochen, weil Gemeinden und auch Einzelspender ihre finanzielle Unterstützung teils stark reduziert haben“, so der Rechnungsführer der LKM, Ulrich Schroeder, Dresden, auf der Tagung des Missionskollegiums am 22./23. November in Bleckmar.

Auch die Gebäude am historischen Stammsitz des Missionswerkes in Bleckmar sind teils erheblich sanierungsbedürftig. „Gegenwärtig wissen wir nicht, wie wir nur die nötigsten Sanierungen durchführen können. Wir überlegen, ob wir den Standort in Bleckmar aufgeben müssen“, so der neu gewählte Missionsdirektor Pfarrer Edmund Hohls (Berlin). „Wir sind ein Sanierungsfall!“, ergänzt Ulrich Schroeder.

Roger ZiegerUnbeschadet dessen ist aber über die Arbeit des Missionswerks Positives zu berichten. So wies Missionsdirektor Roger Zieger (Foto | Berlin) kürzlich auf dem Pfarrkonvent des Kirchenbezirks Niedersachsen-Süd in Rodenberg auf die Diskrepanz zwischen erfolgreichen und gut angenommenen Projekten weltweit auf der einen und dennoch fehlenden Finanzmitteln auf der anderen Seite hin. Aktuelle Informationen finden sich auf der Website der LKM, über die auch das zweimonatlich erscheinende „Missionsblatt“ heruntergeladen werden kann.

Eine noch zu gründende Arbeitsgruppe soll sich nun mit Vorschlägen beschäftigen, wie die LKM strukturell und finanziell neu aufgestellt werden kann. Dennoch sollen die 25 Projekte, an denen das Missionswerk aktuell beteiligt ist, fortgesetzt werden. „Wir bitten die Gemeinden der SELK und darüber hinaus nicht nur um Spenden, sondern auch um das Gebet im Gottesdienst und im privaten Bereich“, so der noch amtierende Missionsdirektor Roger Zieger (Berlin).

Die LKM ist das Missionswerk der SELK, die in Artikel 8 ihrer Grundordnung geregelt hat, dass die Mission zu den „durch den Auftrag Gottes geforderten Lebensäußerungen der Kirche und ihrer Gemeinden“ gehört. Dazu wird explizit vermerkt, dass der SELK und ihren Gemeinden die Mission „besonders in der Lutherischen Kirchenmission (Bleckmarer Mission) anvertraut ist.“

Logo LKMDie LKM wirbt angesichts ihrer desolaten Finanzlage um Spenden:

Wir freuen uns über Ihre Spende:
Lutherische Kirchenmission
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Großes Glaubensfest für Jugendliche


Vom 3. bis zum 6. Oktober fand mit dem Jugendfestival (JuFe) in Northeim die größte jährlich stattfindende Jugendveranstaltung der SELK statt. Ein 15-köpfiges Vorbereitungsteam hat das JuFe in den Monaten zuvor vorbereitet und ist derzeit mit Nacharbeiten befasst. SELK.de konnte mit den Teammitgliedern Claudia Matzke (Hermannsburg), Bernhard Daniel Schütze (Kassel) und Hauptjugendreferent Karsten „Ernie“ Schreiner (Homberg/Efze) über das Jugendfestival sowie die damit verbundenen Arbeiten sprechen.

JuFe

Anfang Oktober kamen die Jugendlichen der SELK in Northeim zum diesjährigen Jugendfestival zusammen. Wie stellte sich die Beteiligung dar?

Schütze: Knapp über 200 Personen haben am JuFe 2024 teilgenommen. Dabei war wieder eine Verteilung über das ganze Bundesgebiet festzustellen, wobei die Anmeldungen aus dem Norden eher zurückgingen, diejenigen aus dem Süden im Vergleich zu den letzten Jahren hingegen zunahmen. Dies zeigte sich auch bei den Auslastungen der Busshuttle, mit denen die Teilnehmer klimafreundlich und sicher an- und abreisen konnten: Hier mussten wir leider die Verbindung aus Kiel über Hamburg und Lüneburg aufgrund zu geringer Anmeldezahlen absagen und für die Berlinroute einen kleineren Bus anmieten. Insgesamt zeigt sich, dass zunehmend jüngere Menschen teilnehmen. Das könnte auch an immer früheren Konfirmationen liegen. So hatten wir in diesem Jahr immerhin 12 Anmeldungen von 12- bis 13-Jährigen. Doch vereinzelt haben sich auch über 30-Jährige zur Teilnahme angemeldet. Hier spiegelt sich auch das in der von der Jugendkammer für das JuFe beschlossenen Zielsetzung vorgegebene Ziel, wonach das JuFe „eine Veranstaltung mit einem möglichst breiten Altersspektrum sein“ soll.

Matzke: Neben dem Vorbereitungsteam und den „normalen“ Teilnehmenden sind natürlich die ehrenamtlichen Helfer ganz wichtig. Die lassen sich schlecht zählen, weil sie sich auch ganz normal zum JuFe anmelden, aber dann noch Zusatzjobs übernehmen. Dazu gehört z. B. das Fototeam, das das ganze JuFe über mit Kameras unterwegs ist (in Warnwesten, damit man sie gut sehen kann). Die Fotos werden in den Plenumsveranstaltungen gezeigt und sind für die Teilnehmenden immer ein Highlight, weil sie dann nochmal sehen können, was sie in den Tagen dort alles erlebt haben. Aber auch an vielen anderen Stellen helfen die Teilnehmenden mit: Bei den Nachtwachen, im Nachtcafé, bei Reinigungsaufgaben, in der Küche usw. Wir haben aber auch ehrenamtliche Helfer, die nur für ihre jeweilige Aufgabe und nicht für das ganze JuFe anreisen. Das sind dann oft Erwachsene, die einen Workshop leiten, oder Pastoren, die eine Andacht übernommen haben. Hauptsächlich sind es die Jugendpastoren, die sich bemühen, beim JuFe dabei zu sein. Dieses Jahr waren zehn Pastoren ganz oder teilweise beim JuFe dabei, dazu ein Vikar, zwei Diakone, eine Pastoralreferentin und Bischof Hans-Jörg Voigt, der für die Predigt beim JuFe-Gottesdienst und eine Bibelarbeit angereist ist.

Wann starten die Vorbereitungen für eine solche Veranstaltung? Wie viel Vorlauf wird benötigt?

Foto 1Schreiner: Im Prinzip gilt der Satz: „Nach dem JuFe ist vor dem JuFe“. Tatsächlich haben wir mit den Vorbereitungen für das JuFe 2025 schon im Sommer gestartet und uns auf Schulsuche begeben. Eine frühzeitige Entscheidung ist immer hilfreich, da jedesmal eine Nutzungs- & Baugenehmigung erforderlich sind. Auch die Suche nach Verstärkung für das Team fand schon vor und während des Festivals statt. Traditionell bildet ein Teamtreffen Anfang Dezember in Homberg den Abschluss des vergangenen JuFe und den Startschuss zum nächsten. Neben dem Rückblick mit Auswertung der Feedbacks, der Verabschiedung von scheidenden und der Begrüßung der neuen Teammitglieder, steht dann vor allem die Terminfindung für die Vorbereitungstreffen und die teaminterne Aufgabenverteilung auf der Tagesordnung. In den ersten Monaten des neuen Jahres ist dann die Themenfindung für das nächste JuFe dran, die konkrete Programmausgestaltung folgt dann im Frühsommer.

Schütze: All diese Vorbereitungen erfordern ein Vorbereitungsteam, das sich in den Monaten vor der Veranstaltung intensiv und konzentriert mit Planungen und Vorbereitungen befasst. So waren in diesem Jahr 15 Personen aktiv in die Vorbereitung eingebunden und für unterschiedliche Bereiche zuständig. Als Team sind auch die internen Abstimmungen und gemeinsamen Planungen wichtig, für die wir in diesem Jahr zu sechs Sitzungen im Vorfeld des JuFe zusammengekommen sind – ergänzt um vier Onlinetermine als Gesamtteam sowie zahlreiche weitere in unterschiedlichen kleineren Konstellationen. Dabei sind auch zwischenzeitliche Ausfälle zu kompensieren, wie beispielsweise die Tatsache, dass ein Teammitglied kurzfristig krankheitsbedingt nicht am JuFe teilnehmen konnte. Ich möchte die Gelegenheit nutzen, auch an dieser Stelle allen engagierten Teammitgliedern für ihre umfangreiche Arbeit in den letzten Monaten zu danken.

Das Jugendfestival 2024 stand unter dem Titel „24/7 connected – Glauben im Alltag“. Weshalb wurde dieses Thema gewählt?

Foto 2Matzke: Das ist für mich immer einer der spannendsten Momente, wenn das JuFe-Vorbereitungsteam sich ein Thema für das nächste JuFe überlegt. Manche aus dem Team haben schon lange über mögliche Themen nachgedacht und bringen Vorschläge mit. Andere überlegen spontan, was gerade für die Jugendlichen „dran“ sein könnte. Bei dem Thema „Glauben im Alltag“ hatten wir besonders im Blick, was für eine starke Verbundenheit eine gute Beziehung mit Gott und mit anderen Mitchristen ausmacht – gerade in einer Zeit, wo viele zwar ständig über soziale Medien verbunden sind, sich aber trotzdem innerlich sehr einsam und überfordert fühlen. Diese Verbundenheit brauchen wir nicht nur am Sonntag, sondern jeden Tag und jede Nacht – daher 7 Tage die Woche, 24 Stunden am Tag mit Gott in Verbindung stehen.

Das Thema wird in Workshops behandelt. Wie stellte sich das Workshopangebot in diesem Jahr dar und wo lagen die Interessenschwerpunkte der Teilnehmer?

Schreiner: Das Workshopangebot unterteilt sich in fünf Kategorien: Glaube/Lebenshilfe, Kirche und Gesellschaft/Kultur und Ethik, Kreatives/Künstlerisches/Handwerkliches, Musikalisches, Sport und Bewegung. Insgesamt wurden 23 unterschiedliche Workshops angeboten, die auf unterschiedliches Interesse stießen. In diesem Jahr lag durch überdurchschnittlich viele junge und sehr junge Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Interessenschwerpunkt sehr stark auf dem kreativ künstlerischen und dem sportlichen Angebot. Die hohe Nachfrage konnten wir mit dem Angebot leider nicht in ausreichendem Maße befriedigen. Dafür mussten auf der anderen Seite ein paar Workshops aus der Kategorie Kirche und Gesellschaft/Kultur und Ethik mangels Beteiligung ausfallen. Da wird beim nächsten JuFe verstärkt unser Augenmerk liegen.

In der Berichterstattung über selk_news und SELK-Aktuell war zu lesen, dass der JuFe-Gottesdienst in diesem Jahr nach längerer Zeit wieder einmal in einer Kirche stattfand.

Foto 4Matzke: Das war ein Wunsch, den Teilnehmende beim JuFe schon öfter geäußert haben. Bisher war es nur logistisch immer schwierig, diesen Wunsch umzusetzen. In diesem Jahre haben wir mit der St. Sixti-Kirche aber eine evangelisch-lutherische Landeskirche in der Nähe gefunden, die an unserem Wunschtermin für den Gottesdienst auch noch zur Verfügung stand. Die Gastfreundschaft dieser Gemeinde war außergewöhnlich und gerade der Küster hat großes Interesse an unserer Jugendveranstaltung gezeigt und uns viel unterstützt. Die Musik in diesem Gottesdienst haben wir selbst gestaltet: die Band hat ihre Instrumente dorthin mitgenommen, der Posaunenchor aus einem der Workshops hat gespielt, auch ein kleiner Singchor hat sich gebildet und wir haben die Orgel vor Ort nutzen können. Etwas herausfordernd war es für uns als Vorbereitungsteam, die richtige Technik für die Instrumente der Band zur Verfügung zu stellen. Und wir mussten lange überlegen, wie unsere Teilnehmenden die Texte für die Lieder mitverfolgen können. Ein Liedblatt schien uns nicht die richtige Lösung zu sein und eine Leinwand mit Beamer hätten nicht alle von ihrem Platz aus sehen können. Am Ende haben wir etwas Neues versucht und haben eine eigene Webseite gestaltet, wo nur die Liedtexte für unseren JuFe-Gottesdienst zu sehen waren. Da konnten sich die Jugendlichen mit ihren Handys über einen QR-Code einwählen. Wir waren etwas unsicher, ob das klappt, aber es ging erstaunlich gut und wir haben lauter positive Rückmeldungen bekommen. Apropos positive Rückmeldungen: An dieser Stelle möchte ich ganz herzlich Danke sagen an Sandra und Michael Tschirsch, die es ermöglicht haben, dass wir tagesaktuell über SELK_news vom JuFe berichten konnten. Diese Form der Unterstützung und die positiven und ermutigenden Rückmeldungen jeden Tag haben uns viel Freude gemacht.

Nun ist das JuFe vorbei und liegt seit einiger Zeit zurück. Bedeutet das große Erholung und Freizeit für das Vorbereitungsteam?

Foto 3Schütze: Nun, natürlich nimmt die Konzentration auf das JuFe nach besonders intensiven letzten Vorbereitungswochen sowie der Veranstaltung selbst ab und tritt etwas in den Hintergrund. Dennoch gilt es, einige Nacharbeit zu erledigen: Countdowns und Fotoshows sowie das Regelvideo werden auf YouTube hochgeladen, eine Fotoauswahl getroffen und auf der Internetseite veröffentlicht. Auch muss das Feedback der Teilnehmer ausgewertet und eine finanzielle Gesamtabrechnung erstellt werden. All diese Dinge – und noch einiges mehr – erfolgt in diesen Wochen. Und wenngleich diese Aufgaben noch nicht abgeschlossen sind, bin ich vorsichtig optimistisch, dass das JuFe 2024 nicht nur inhaltlich, sondern auch finanziell – insbesondere dank großzügiger Spenden – gut in Erinnerung bleibt. Der Abschluss aller Nacharbeiten ist für das Teamtreffen im Dezember 2024 vorgesehen, wenn wir als JuFeTeam noch einmal gemeinsam zurückblicken und versuchen, Lehren für künftige Jugendfestivals zu ziehen.

Schreiner: Wie gesagt, nach dem JuFe ist vor dem JuFe. Eine so tolle Veranstaltung, wie in diesem Jahr, gibt einem schon ein gutes Gefühl und trägt das Team und hoffentlich auch die Teilnehmenden auch inhaltlich noch weiter. Die große Erholung aber, naja, die einzige ;-), ist für das Team der Freitagabend des Dezembertreffens. Wir essen zusammen und verbringen den Rest des Abends ganz gemütlich und ohne Thema. Das darf Bernhard Daniel aber nicht wissen! Wir haben zwar bei jeder Teamsitzung viel Spaß, aber mal einfach nur so Spaß haben, ist meiner Meinung nach auch sehr wichtig für die Teamfindung. Nach dem Frühstück am nächsten Morgen ist es aber dann auch schon vorbei mit der Erholung und es geht wieder an die Arbeit! Je nach Aufgabenbereich ist die Zeit zwischen Oktober und Dezember aber für manche schon eher ruhig, für andere dagegen nicht, z. B. für denjenigen, der für die Feedbacks zuständig ist und die Finanzen müssen natürlich auch gemacht werden.



Weitere Informationen zum Jugendfestival: www.jufe.org
Fotos vom JuFe 2024: www.jufe.org/galerie-2024
Countdowns, Fotoshows & Regelvideo vom JuFe 2024: www.youtube.com/SELKjufe


Interview mit Dr. Andrea Grünhagen


Glaube • Hoffnung • Liebe

Dr. Andrea Grünhagen, Pastoralreferentin der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) und als Referentin für Theologie und Kirche im Kirchenbüro der SELK in Hannover tätig, hat ein neues Andachtsbuch veröffentlicht: „Glaube, Hoffnung, Liebe – Gedanken zum Kirchenjahr“. selk.de hat die Autorin dazu interviewt.


Grünhagen


Liebe Andrea, 2018 hattest du schon ein Buch mit Impulsen zu den Sonntagen, dem Kirchenjahr folgend, veröffentlich. Jetzt ist dein neues Buch erschienen unter dem Titel: „Glaube – Hoffnung – Liebe“: Was hat dich motiviert, neue Texte zu den Sonntagen zu schreiben?


Die Rückmeldungen zu meinem ersten Andachtsbuch. Leute haben mir gesagt, dass es sie irgendwie durch die Coronazeit gebracht hat, als das mit den Gottesdiensten schwierig war. Es wurden ganz verschiedene Aspekte genannt, warum so ein weiteres Buch hilfreich sein könnte, viele auch, die eher in den Bereich der Seelsorge gehören. Also habe ich es getan nach dem Motto: „Keep it simple“. Solide und kostengünstig in Buchform, völlig kostenlos als E-Book. Deshalb bin ich dankbar für die Zusammenarbeit mit dem Sola-Gratia-Verlag.
Ein Stück Motivation war auch, ein Zeichen der Zuversicht zu setzen, damit ich mich nicht nur andauernd mit Kontroversthemen beschäftige in kirchlich schwieriger Lage. Jedenfalls geht es mir nicht darum, meinen Namen mal wieder auf einem Buchdeckel zu lesen. Für das wissenschaftliche Ansehen hilft es eher nicht, wenn man auf die Frage nach seiner jüngsten Veröffentlichung mit „Ein Andachtsbuch!“ antwortet. Das macht mir aber nichts.

Den Dreiklang des Titels – Glaube, Hoffnung, Liebe – kennt man aus dem Vers aus dem 1. Korintherbrief „Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei, aber die Liebe ist die größte unter ihnen.“ Warum hast du ihn als Titel gewählt?

Das hat tatsächlich auch mit dem vorhergehenden Buch zu tun. Jemand machte mich darauf aufmerksam, wie oft ich darin von diesem geistlichen Dreiklang sprechen würde. Mir war es nicht aufgefallen, aber ich begann, darüber nachzudenken, wie Glaube, Hoffnung und Liebe zusammenhängen und warum mir das wichtig ist. Mittlerweile würde ich sagen: es ist mir nach zwei Seiten hin wichtig. Die eine ist die, die ich auch im Vorwort zum neuen Buch erwähne: Ich bin überzeugt, dass Glaube, Liebe und Hoffnung in einem Christenleben wachsen können, dass sie lebendig und dynamisch sind in dem Sinne, dass eine von Gott gegebene Kraft in ihnen liegt. Manchmal wird gesagt: „Menschen ändern sich nicht grundlegend.“ Ich sage dann: „Das mag sein, aber sie können wachsen.“ Es hat aber auch noch eine andere Seite. Mir scheint, die drei Haltungen – was man nicht mit Gefühlen verwechseln sollte – hängen innerlich zusammen. Deshalb können sie sich auch gegenseitig schwächen. Wo die Liebe verloren geht, stirbt die Hoffnung. Wo die Hoffnung zu oft enttäuscht wird, wird das Glauben schwer. Wo der Glaube abnimmt, fehlt die Kraft zu lieben und zu hoffen. Darum ist es wichtig, dass wir uns alles drei immer wieder von Gott stärken lassen. Wir haben das nicht aus uns. Dazu sollen meine Überlegungen helfen.

Deine Texte sind kurz – jeweils zwei bis drei Seiten. Diese Kurzform hat erfahrungsgemäß ihre besonderen Herausforderungen. Wie bist du dabei vorgegangen?

Bei manchen Texten handelt es sich um überarbeitete Varianten von Gedanken, die ich unter www.selk.de/angedacht veröffentlicht hatte. Manche sind ganz neu oder aus einem anderen Anlass geschrieben worden. Anders als viele andere, finde ich es sehr angenehm, mich beim Schreiben auf einen Aspekt, vielleicht sogar auf ein Detail, konzentrieren zu können.
„Angedacht“ ist ja eigentlich ein merkwürdiges, künstliches Wort, und wenn man das Substantiv dazu bildet landet man bei „Andenken“. Andererseits ist es aber eine große Chance, Sachen einfach mal „anzudenken“, ohne den Anspruch zu haben, immer alles sagen zu müssen, was man auch noch sagen könnte. Das hat mich zu dieser Kurzform gebracht. So kann ich auch mal etwas äußern, das vielleicht eher unerwartet ist. Oder eine Anregung zum Weiterdenken und Weitermachen geben. Der Schwerpunkt liegt tatsächlich auf dem geistlichen Leben, auf dem Nachdenken, Umsetzen, Verinnerlichen.

Was unterscheidet dein Buch von anderen Andachtsbüchern, die es auf dem Markt gibt?

Die Orientierung am Kirchenjahr und die Verknüpfung mit dem Gottesdienst, glaube ich. Mir ist wichtig, dass es für ganz unterschiedliche Menschen funktioniert. Alleine kann man das Buch zum Beispiel am Samstagabend als Vorbereitung auf den Sonntagsgottesdienst lesen und sich Zeit nehmen, im Gesangbuch die entsprechenden Lesungen nachzuvollziehen und die Besonderheit jedes Sonn- oder Feiertags zu entdecken. Ein Paar könnte sich vornehmen, beim Kaffeetrinken am Sonntagnachmittag gemeinsam zu lesen und sich darüber auszutauschen. Das wäre eine kleine Möglichkeit, über geistliche Inhalte ins Gespräch zu kommen. Auch bei einer Familienandacht mit größeren Kindern könnte man es benutzen. Ich kenne viele christliche Familien, die das eigentlich gerne mal ausprobieren oder anfangen würden, aber sie machen die frustrierende Erfahrung, dass es im Alltag zu oft unterbleibt. Vielleicht ist es dann ja eine gute Erfahrung, es einmal in der Woche zu probieren.
Ganz bewusst handelt es sich nicht um komplette Andachten mit Vorschlägen für Lieder und Gebete. Man kann die Texte mit jeder Andachtsform kombinieren oder auch mit gar keiner bestimmten Form. Für einen Gemeindekreis ist das Buch eine gute Möglichkeit, auch unter der Woche auf die Themen des Kirchenjahrs Bezug zu nehmen. Nicht zuletzt hilft es vielleicht jemandem, der nicht oder nicht regelmäßig zum Gottesdienst gehen kann, trotzdem im Rhythmus des Kirchenjahres zu bleiben.

Was würdest du sagen: Wo und wie wird dein lutherischer Background in den Texten deutlich?

Tja also, hoffentlich nicht dadurch, dass ich möglichst viele geprägte Ausdrücke der lutherischen Theologie wie „Wort und Sakrament“, „Gesetz und Evangelium“, „Gericht und Gnade“ verwende und am Ende dann „Christus“ die Antwort auf alles ist, egal worum es sich handelt. So was kann zum Zerrbild lutherischer Auslegung werden. Ich hoffe einfach, dass mein Glaube durchscheint. Das ist ja übrigens die Pointe der Bindung an das lutherische Bekenntnis, wie das Bekenntnis es selbst ausdrücklich in der Konkordienformel deutlich macht. Man muss nicht extra sagen, dies und das, was ich sage oder tue, ist jetzt konfessionell-lutherisch. Sondern mein persönlicher Glaube ist nichts anderes als mein öffentliches Bekenntnis und beides nichts anderes als meine theologische Lehre – das ist unser Anspruch als Kirche, das ist mein theologischer Anspruch an mich.
Ich würde ja gerne mit dem Liedvers sagen können: „im Wort, im Werk und allem Wesen, sei Jesus und sonst nichts zu lesen…“, aber dahinter bleibe ich leider im Glauben, Hoffen und Lieben zurück. Es wäre gut und richtig, und in dem Sinne ist Christus auch Anfang und Ende von allem, aber das kann ich leider so nicht von mir behaupten. Hoffentlich hilft es, dass ich das weiß und es auch offen sage.

Eine Frage zum Prozess des Schreibens: Wie sehr profitierst du vielleicht auch selbst, wenn du Bibelverse in dieser Form auslegst, dich so intensiv damit beschäftigst?

Manchmal frage ich mich, ob ich mir eigentlich selbst glaube, was ich da sage. Wenn ich in Gefahr bin, die Hoffnung zu verlieren beispielsweise. Oft mache ich es so, dass ich mir einen konkreten Menschen vor Augen stelle, dem ich jetzt etwas zu einem Bibelvers sagen möchte. Das hilft mir, es konkret zu formulieren. Ich glaube aber nicht, dass diejenigen das automatisch auch wissen, wenn sie meine Texte lesen. Na ja, ganz wenige können wahrscheinlich wirklich zwischen den Zeilen lesen.
Mir selbst hilft es, nicht einzelne Bibelverse zu sehen, sondern mir den Zusammenklang der Lesungen und ggf. Lieder eines Sonntags bewusst zu machen. Man kann liturgisch so viele Entdeckungen machen. Wenn man sich mit Gottes Wort beschäftigt, lässt einen das immer geistlich wachsen, insofern profitiere ich wohl auch davon, aber darüber denke ich nie nach.


Die Fragen stellte Doris Michel-Schmidt

Das Buch „Glaube, Hoffnung, Liebe – Gedanken zum Kirchenjahr“ hat 240 Seiten und ist erschienen im Sola-Gratia-Verlag Rotenburg (Wümme). Es kann für 7,50 Euro beim Verlag oder über den Buchhandel bezogen werden. Weitere Informationen sowie auch ein kostenloser E-Book-Download finden sich auf der Verlagswebsite.

Gestartet: Wintersemester in Oberursel

Professor Barnbrock im Interview

An der Lutherischen Theologischen Hochschule (LThH) der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) in Oberursel hat die Vorlesungszeit des Wintersemesters begonnen. Zum Start hat selk.de bei Professor Dr. Christoph Barnbrock, Lehrstuhlinhaber für das Fach „Praktische Theologie“ an der LThH, frische Informationen zu Lehre und Leben an der Hochschule eingeholt.

Oberursel

selk.de: An der LThH hat die Vorlesungszeit des Wintersemesters 2024/25 begonnen. Wie war der Start?


Barnbrock: Ein bisschen ist es zum Semesterbeginn und besonders zu Beginn eines neuen Studienjahrs wie am Anfang einer Jugendfreizeit. Einige kennt man schon, andere sind neu dazugekommen. Ein bisschen Nervosität ist auf Seiten der Lernenden und Lehrenden auch dabei, ob alles so klappt, wie man sich das vorgenommen hat. Ansonsten ist es reizvoll, wieder ins gemeinsame theologische Arbeiten zu kommen. Denn dafür sind wir ja hier.

selk.de: Gibt es bei den Veranstaltungen des neuen Semesters besondere Highlights?

Barnbrock: Es gibt etliche Veranstaltungen, in die ich mich auch selbst gerne noch einmal reinsetzen würde. In den biblisch-exegetischen Fächern kann man ja ohnehin nicht auslernen, weil das Wort Gottes nie auszuschöpfen ist. Da geht es im Alten Testament um das eher unbekannte Buch des Prediger Salomo und die Weisheitsliteratur. Im Neuen Testament werden die großen Reden Jesu im Matthäusevangelium ausgelegt. In der Kirchengeschichte ist der Fokus in diesem Semester auf die Reformationsgeschichte und die Entstehungsgeschichte der SELK gelegt. Und passend dazu bietet unser Professor für Systematische Theologie eine Übung zur jüngsten Bekenntnisschrift der lutherischen Kirche, der Konkordienformel, an.
Auch die Veranstaltungen, die unsere Lehrbeauftragten einbringen, sind eigentlich immer Highlights. In diesem Semester sind es eine Übung mit unserem Bischof Hans-Jörg Voigt D.D. und Dr. Anke Barnbrock zu „Kommunikation in schweren Lebenssituation“, ein Lehrangebot von Pastoralreferentin Dr. Andrea Grünhagen zur Biografie Martin Luthers und eine Lehrveranstaltung von Missionsdirektor Roger Zieger, die sich mit dem Phänomen der „Kontextualisierung“ von Kirche und Theologie befasst. Bei allen Veranstaltungen ist dabei das konfessionell-lutherische Profil das „Vorzeichen vor der Klammer“.

selk.de: Wie viele Studierende gibt es derzeit an der LThH?

Barnbrock: Derzeit sind 21 Studierende eingeschrieben, darunter 4 Gast- und 1 Nebenhörer.

selk.de: Bei so wenigen Studenten an einer Hochschule, ist es ja fast wie in einer Familie. Welche Vor- und Nachteile hat das?

Barnbrock (lacht): Die, die es in jeder Familie gibt: Man bildet eine recht enge Gemeinschaft, in der jeder Einzelne im Blick ist und wo sich bei Problemen und Notlagen auch vergleichsweise passgenaue Lösungen finden lassen. Und andersherum ärgert man sich leicht mal über die kleinen Macken der anderen – wie eben in der Familie, wenn jemand das Geschirr nicht in die Spülmaschine, sondern daneben stellt.
Ich selbst genieße aber das Leben und Arbeiten in dieser Hochschulgemeinschaft und würde es nicht gegen ein anonymeres Arbeitsumfeld eintauschen wollen.

selk.de: Gibt es auch Vorlesungen, in denen nur ein oder zwei Studierende anwesend sind?

Barnbrock: Ja, das gibt es auch, glücklicherweise nicht so oft. An den englischen Eliteuniversitäten ist ja der Unterricht mit einem Professor und einem Studenten ein besonders privilegiertes Lehr-/Lernformat. Mir selbst sind die Veranstaltungen aber lieber, in der wir in einer überschaubaren Gruppe mit fünf, sechs Studierenden zusammen sind. Das ist klein genug, dass jeder sich traut, etwas zu sagen. Und andersherum sind auch genügend Menschen im Raum, um verschiedene Meinungen und Perspektiven einzutragen.

selk.de: Sind für manche Studenten auch die schöne Lage der Hochschule, das moderne Hauptgebäude und die kleinen Gruppen ein Entscheidungsargument für Oberursel?

Barnbrock: Die kleinen Lerngruppen waren gerade für den Sprachunterricht lange Jahre für viele Studierende ein wichtiges Argument, um das Theologiestudium an der LThH zu beginnen. Inzwischen sind die Theologiestudierendenzahlen aber an allen theologischen Fakultäten derart stark zurückgegangen, dass es kleine Lerngruppen leider auch andernorts gibt.
Wie schön unser Campus ist und wie gut es sich hier studieren lässt, erfahren viele, glaube ich, erst, wenn sie hierhergezogen sind. Wo hat man schon an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr Zugang zur Bibliothek? Und natürlich sind auch die kurzen Wege zwischen Appartements und Unterrichtsräumen hier unschlagbar.
Die moderne technische Ausstattung ermöglicht es uns regelmäßig, Fachleute von außen zuzuschalten oder auch die Teilnahme am Unterricht bei leichterer Krankheit zu ermöglichen. Auch das sind alles Pluspunkte, die sich in den letzten Jahren ergeben haben.

selk.de: Wie weit ist die Digitalisierung bei der Theologie angekommen? Sitzen die Studierenden heute alle mit ihrem Laptop in der Vorlesung? Wird noch in der Bibel geblättert oder nur noch am Bildschirm gelesen? Wird noch mitgeschrieben?

Barnbrock: Ja, da hat sich wirklich vieles verändert. Der Laptop ist das normale Arbeitsinstrument geworden. Manches an Unterrichtsorganisation erfolgt heute auch über die Cloud. Und auch beim Unterrichten nutze ich Videoclips oder Umfragetools. Und trotzdem sind die anlogen Medien nicht einfach verschwunden. Gerade Bibeln liegen oft noch mit auf dem Tisch. Und ich merke es auch an mir selbst, dass ich in „echten“ Büchern sorgfältiger und gründlicher lese als in digitalen.

selk.de: Gibt es etwas, was Sie sich von der SELK als Trägerkirche der Hochschule wünschen?

Barnbrock: Vieles muss ich mir gar nicht mehr wünschen, weil es längst geschieht. Ich bin dankbar und auch etwas stolz, dass meine Kirche diese theologische Ausbildungsstätte unterhält, Menschen treu für die Arbeit hier beten und das, was wir hier tun, auch wertgeschätzt wird.
Ich würde mir wünschen, dass das weiterhin so bleibt und Pfarrer, Pastoralreferentinnen und Gemeindeglieder junge Leute ermutigen, das Theologiestudium aufzunehmen. Wir brauchen dringend Nachwuchs für die Leitung unserer Gemeinden.
Und gleichzeitig lade ich dazu ein, die Angebote, die wir über das theologische Tagesgeschäft an der Hochschule auch noch machen, in Anspruch zu nehmen: Seminare und Hochschultage in den Gemeinden, Vorlesungsreihen und Studientage, zu denen man sich auch digital zuschalten kann, Fortbildungsangebote für ganz verschiedene Personengruppen. So versuchen wir, ganz viel von der Unterstützung, die wir aus der Kirche erfahren, auch sehr praxisnah an die Gemeinden zurückzugeben.
Denn meiner Meinung nach gehört beides zusammen: Die Hochschule braucht die Kirche und die Kirche braucht die Hochschule. Zusammen sind wir stark!

selk.de: Das Team von selk.de wünscht allen Lehrenden und Lernenden für das neue Semester neue und vertiefende Erkenntnisse, vor allem aber reichlich Gewinn für die persönliche Vernetzung mit Jesus Christus. Er lege seinen Segen auf dieses neue Hochschulsemester.

Keine hohe Kunst


In seinem Bericht für die Synode des Kirchenbezirks Niedersachsen-Süd der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK), die am 1./2. November in Ahnsbeck im Bereich der Gemeinde Lachendorf tagt, nimmt Pfarrer Fritz von Hering (Rodenberg), Vorsitzender des Kirchenmusikalischen Arbeitsausschusses im Bezirk (KAB), auch Stellung zur kirchenmusikalischen Arbeit in kleiner werdenden Gegebenheiten.


Kirchenmusik

Es geht auch an der Arbeit des KAB nicht spurlos vorbei, wie es unserem Kirchenbezirk geht. Die Halbierung der Pfarrkräfte in den letzten drei Jahren, die vielen strukturellen Veränderungen und die je ganz eigenen Nöte in den Gemeinden haben auch deutlich Einfluss auf die Kirchenmusik in den Gemeinden und darüber hinaus.

Aber: Auch wenn es manche organisierte Form der Kirchenmusik momentan etwas schwerer hat, ist das gesungene oder gespielte Gotteslob keineswegs verstummt. Weil wir unserem Gott Lob und Dank, aber auch Sorge und Klage singen können, hat Kirchenmusik auch in unserem Bezirk noch immer eine wichtige Aufgabe.

Wie bleiben wir in unruhigen Zeiten beisammen? Wie können wir Gemeindeglieder in ihrem kirchenmusikalischen Wirken stärken? Wie können wir Freude wecken am gemeinsamen Gotteslob? Das sind Fragen, mit denen wir uns im KAB zurzeit auf vielen Ebenen beschäftigen.

Wir machen dabei unterschiedliche Erfahrungen. Zum einen „funktionieren“ manche Dinge in der Kirchenmusik nicht oder nicht mehr so, wie wir es gewohnt sind oder uns wünschen. Den für das Frühjahr 2024 geplanten Workshoptag „Kirchenmusik“ mussten wir mangels Anmeldungen leider absagen. Auf die Frage, woran es denn gelegen habe, haben wir keine eindeutige, einfache Antwort gefunden.

Für die bezirklichen Kirchenmusikfeste fehlen uns an vielen Stellen momentan die ehrenamtlichen Kräfte. Kein Wunder, würde ich sagen, viele engagierte Gemeindeglieder sind zurzeit ja auch damit beschäftigt in ihrer eigenen Gemeinde den Laden zusammenzuhalten. Ein Impuls im KAB ist da, die Feste unaufwendiger zu gestalten. Ein anderer ist das Konzept, das wir in diesem und im nächsten Jahr erproben, nur noch alle zwei Jahre ein Kirchenmusikfest zu veranstalten und dies sowohl für Sängerinnen und Sänger als auch für Bläserinnen und Bläser gemeinsam zu gestalten. Ich glaube, es lohnt sich sehr, solche Feste auch in Zukunft zu planen, denn es kann eine wunderbare Kraft von ihnen ausgehen. Wer auf der Rückfahrt im Auto das „Herr unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen“ beim besten Willen nicht aus dem Kopf bekommt und es noch Tage vor sich hinsummt, weiß, wovon ich spreche. Sich wahrnehmen als Gemeinschaft im Glauben, die nicht an einen Ort oder eine Gemeinde gebunden ist, das ist wirklich belebend.

Zum andern merken wir aber auch, wie hier und da kleinere kirchenmusikalische Projekte Früchte bringen. Aus persönlichem Erleben möchte ich von unserem musikalischen Projekt zum 150-jährigen Gemeindejubiläum in Rodenberg erzählen. Dort haben wir Gottfried Meyer, Verantwortlicher in der Bläsermusik unseres Kirchenbezirks, „gebucht“ und mit ihm zusammen alle möglichen Musikerinnen und Musiker aus der Gemeinde und ihrem Umfeld angerufen. Dann haben wir Musik gemacht, mit dem was da war: unserem kleinen Posaunenchor, ein paar Bläsern aus der Landeskirche, einer Klarinette, einem Saxofon, einer Flöte, einer Band und einem spontanen Chor. Es waren am Ende zwar doch recht viele Noten, aber nichts Kompliziertes. Fröhlich und von Herzen Gott loben und etwas weitergeben von der Botschaft, die uns zusammenhält und trägt. Dafür braucht es keine hohe Kunst und ein halbes Jahr ermüdende Proben. Das geht sogar, wenn nur 80 Prozent der Töne richtig sind. Es ist die Freude am Glauben, die man so wunderbar in Musik stecken kann, die dafür sorgt, dass es keine 5 Minuten gebraucht hat nach dem Festgottesdienst, dass die Ersten schon Pläne gemacht haben, wann sich so etwas wiederholen lässt.

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