Advent
„Advent, Advent, ein Lichtlein brennt, erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier, dann steht das Christkind vor der Tür.“ Dieser kleine Vers hilft Kindern, zu verstehen, wie lange es noch dauert, bis endlich Weihnachten ist. Dazu zählen sie die Kerzen am Adventskranz. Ein Kranz aus Tannenzweigen mit vier Kerzen begleitet in unserem Land sehr viele Menschen in der Adventszeit. Auch in Schulen und Behörden gibt es große Adventskränze und natürlich in den Kirchen.
Denn der Adventskranz ist ein christliches Symbol, wenn auch kein sehr altes. Wirklich verbreitet hat er sich in Deutschland auch erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts, dazu half die Naturbegeisterung der Jugendbewegung. Heute sind Kränze aus verschiedenen Materialien und oft auch weiterer Dekoration neben den vier Kerzen überall zu haben. Für manche Familien ist es eine wichtige Tradition, mit eigenen Händen Tannenzweige auf einen Ring aus Stroh zu winden. Als Klassiker gilt der Adventskranz mit roten Kerzen, sodass er sogar oftmals in Kirchen dergestalt anzutreffen ist.
Dabei fing die Geschichte ganz anders an und rote Kerzen sind keinesfalls unbedingt erforderlich. Erfunden hat diesen Brauch der Theologe Johann Hinrich Wichern in Hamburg. Er leitete dort ein Waisenhaus und wollte seinen Schützlingen eine Möglichkeit schenken, die Tage bis Weihnachten zu zählen. Dazu ließ er im Andachtssaal ein großes Wagenrad aufhängen, das mit vier weißen Kerzen für die Sonntag und kleinen roten Kerzen für die Tage vom Montag nach dem 1. Advent bis Heiligabend geschmückt war. Jeden Tag durfte nun eine Kerze angezündet werden. Übriggeblieben sind für uns heute meistens nur noch die vier Kerzen für die Adventssonntage, aber das Symbol des zunehmenden Lichtes hat sich erhalten. Advent bedeutet, wir warten in der Dunkelheit bis das Licht der Weihnacht aufgeht.
Mittlerweile gibt es wieder Kirchengemeinden und diakonische Einrichtungen, die einen solchen großen originalen Adventskranz aufstellen, es braucht ja auch Platz dazu. Eine andere, mehr liturgische Variante haben andere für sich entdeckt. Sie nimmt die Tatsache auf, dass die liturgische Farbe des Advents nicht rot oder weiß oder grün ist, sondern violett. Eigentlich ist der Advent eine Vorbereitungszeit, eine Bußzeit, in der wir uns auch kritisch prüfen sollen. Darum ist es auch eine Möglichkeit, den Adventskranz mit violetten Kerzen zu schmücken, was gerade in Kirchräumen auch den Vorteil hat, dass es sich farblich viel besser einfügt. Dazu kommt eine Besonderheit, nämlich dass eine Kerze dabei heller ist als die drei anderen. Sie symbolisiert den dritten Sonntag im Advent, der den lateinischen Namen „Gaudete“ - Freuet euch! trägt und dessen liturgische Farbe ursprünglich und eigentlich ein aufgehelltes Violett (nicht wirklich Rosa) ist. Es spricht nichts dagegen, auch zuhause einen solchen Adventskranz zu haben, der daran erinnert, dass der Advent keine Vorweihnachtszeit ist, sondern geistlich etwas anderes, eine Zeit mit durchaus auch ernsten Tönen.
In diesem Sinne: einen gesegneten Advent mit der Erfahrung des Lichtes Christus, das in die Welt kommt!
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