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SELK-Aktuell

Lutherischer Nachruf zum Tod Joseph Ratzingers – Papst Benedikt XVI.


Jesus Christus war das geistliche Lebensthema von Papst emeritus Benedikt XVI. Er wird als einer der größten theologischen Denker des 20. und 21. Jahrhunderts in die Geschichtsbücher eingehen, der römisch-katholische Priester Joseph Ratzinger, der Theologieprofessor, Erzbischof des Bistums München-Freising, Kardinal und spätere Papst Benedikt XVI. Er ist an Silvester, 31. Dezember 2022, im Alter von 95 Jahren in seiner Wohnung im Vatikan gestorben. Er war von 2005 bis 2013 Oberhaupt der katholischen Kirche und damit der erste deutsche Papst seit 482 Jahren. Der Bischof der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK), Hans-Jörg Voigt D.D. (Hannover), hat einen „lutherischen Nachruf“ zum Tod des Papstes verfasst, der an dieser Stelle dokumentiert wird.


Papst

Meiner Meinung nach sind seine drei Jesus-Bücher, „Jesus von Nazareth“, die es in die Bestseller-Listen rund um den Globus geschafft haben, seine wichtigsten Werke. Der sogenannte „historische Jesus“ und der „Christus des Glaubens“ waren bis dahin immer weiter auseinandergerissen worden. Die historische Forschung vertrat die Meinung, dass man nur den historischen Jesus erforschen könne. Die Glaubensaussagen über Jesus Christus aber seien lediglich „Gemeindebildungen“, also Glaubenserzählungen der ersten christlichen Gemeinden. Ratzinger hat mit der Schärfe seines philosophisch gelehrten Verstandes darauf hingewiesen, dass diese Trennung zwischen historischer Forschung und Glauben in die Irre führen muss, da der göttliche Logos Fleisch geworden ist (Johannes 1,14). „Mit diesem Wort bekennen wir uns zum dem tatsächlichen Hineintreten Gottes in die reale Welt“, sagt Ratzinger im ersten Band seiner Jesus-Trilogie. Damit zeigt er einer rein historischen Methode der Schriftauslegung zugleich ihre Grenzen und ihre Bedeutung auf: Sie versucht die historischen Zusammenhänge eines Textes und deren ursprünglichen Sinngehalt möglichst detailreich zu rekonstruieren. Das ist ihr Wert. Wenn das göttliche Wort Fleisch geworden ist, trägt es aber einen Bedeutungsüberschuss in sich, der Historizität beanspruchen muss und sich zugleich historischer Vergleichbarkeit entzieht.

In diesem Zusammenhang denkt Ratzinger auch über die Inspiration des göttlichen Wortes nach. Ein biblischer Autor spricht nicht als privates Subjekt, sondern „Er spricht in einer lebendigen Gemeinschaft …, in der eine größere führende Kraft am Werk ist“, schreibt Ratzinger. In seinem kurzen Beitrag zu einer Umfrage des christlichen Philosophen Robert Spaemann zum Thema: „Wer ist Jesus von Nazareth - für mich?", schreibt Joseph Ratzinger: „Ich vertraue der Tradition in ihrer ganzen Breite. Und je mehr Rekonstruktionen ich kommen und wieder gehen sehe, desto mehr fühle ich mich in diesem Vertrauen bestärkt. Es wird mir immer deutlicher, dass die Hermeneutik von Chalkedon die einzige ist, die nichts weginterpretieren muss, sondern das Ganze annehmen kann." (Das Konzil von Chalkedon im Jahr 451 hat die Lehre von der göttlichen und menschlichen Natur Jesu Christi als untrennbar und unvermischt herausgearbeitet.)

Joseph Ratzinger kommt hier dem lutherischen Theologen Hermann Sasse (1895-1976) erstaunlich nahe, der die Zwei-Naturen-Lehre des Konzils von Chalkedon auf die Schriftlehre angewendet hat: „So wird die Offenbarung im Wort zur Inkarnation. Deshalb ist Jesus Christus, der Fleisch gewordene Logos, die Offenbarung Gottes in dieser Weltzeit. Nur in Ihm, dem ewigen Wort, tritt Gott aus seiner Verborgenheit heraus. Der Mensch Jesus Christus ist das Verbum visibile. Wer Ihn sieht, sieht Gott, soweit er in dieser Weltzeit sichtbar werden kann.“ (Theologiea crucis, 1951).

Man hat Benedikt XVI. vorgehalten, dass die Ökumene nicht sein Herzensanliegen gewesen sei. Ich meine, dass er der Ökumenischen Bewegung sehr viel nachhaltiger gedient hat, als er es mit denkbaren Kompromissangeboten hätte tun können. Indem Benedikt XVI. eine allein auf Jesus Christus ausgerichtete Theologie gelehrt hat, hat er der Einheit der Kirche unschätzbar wertvolle Dienste erwiesen. So ist auch seine Unterscheidung von Gesetz und Evangelium lutherisch anschlussfähig.

Als Papst emeritus sah sich Benedikt XVI. Vorwürfen ausgesetzt, die die Zeit seines bischöflichen Dienstes in München betrafen. Im Zentrum der Vorwürfe stand der Umgang mit einem Essener Diözesanpriester, der nach sexuellen Vergehen an Minderjährigen 1980 nach München geschickt wurde. Ratzinger, damals Münchner Erzbischof, habe von der Sachlage gewusst und der Aufnahme des Priesters zugestimmt. Man kann nur im Ansatz erahnen, wie der glaubensvolle akademische Theologe, der Ratzinger immer geblieben ist, reuevoll an den Niederungen kirchlicher Personalpolitik gelitten hat. Damit musste er noch teilhaben an einer fundamentalen Glaubwürdigkeitskrise der Kirche weltweit, von der keine Konfession ausgenommen ist und deren Ausmaße und Auswirkungen wir noch kaum erahnen können.

Möge sein geistliches Erbe beitragen zu einer künftigen Erweckung in Europa und weltweit, die wir täglich und sehnlich erbitten vom Herrn der Kirche, Jesus Christus. Er lasse sein durch die Taufe zur Ewigkeit geheiligtes Kind, Joseph Ratzinger, nun schauen, was es geglaubt hat, Jesus Christus.


© Foto: WDKrause - wikimedia.org (bearbeitet: Agentur smile-design)

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An dieser Stelle werden auf selk.de regelmäßig Bücher vorgestellt: zum Lesen, zum Verschenken, zum Nachdenken, zum Diskutieren – Buchtipps für anregende Lektürestunden. Die hier veröffentlichten Buchvorstellungen hat Doris Michel-Schmidt verfasst.

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C. S. Lewis – Ein Leben in Briefen

2022 12 Cover Mueller 400pxC.S. Lewis war ein faszinierender Schriftsteller. Und er war ein brillanter Verteidiger des christlichen Glaubens. Neben seiner Fantasy-Serie der „Chroniken von Narnia“, wurden vor allem auch seine christlichen Bücher zu Bestsellern: „Überrascht von Freude“, „Pardon, ich bin Christ“, „Dienstanweisung für einen Unterteufel“, um nur die auflagenstärksten zu nennen. So klar, so präzise, so tiefgreifend – und gleichzeitig so erfrischend, ja unterhaltsam im besten Sinn hat wohl kaum einer für den christlichen Glauben argumentiert.

Auch in seinen Briefen, die der Autor Titus Müller für diesen Band zusammengestellt hat, zeigt sich Lewis als sprachmächtiger, einfühlsamer, fantasievoller Intellektueller. Wie er als 14jähriger seinem Bruder Warnie schreibt, ist genauso anrührend wie seine Briefe, die er bis kurz vor seinem Tod im November 1963 an Bekannte und Freunde schreibt.

C.S. Lewis Leben war nicht vor Tiefschlägen verschont. Als er neun Jahre alt war, starb seine Mutter an Krebs. Das Internat, in das er anschließend kam, wurde für ihn zur Qual. 1917 wurde er zur Armee und nach Frankreich an die Kriegsfront eingezogen, wo er verwundet wurde. Als er mit 54 die amerikanische Schriftstellerin Joy Davidman kennenlernte und sie 1956 heiratete, sind dem Paar nur wenige Jahre des gemeinsamen Glücks beschieden, bevor Joy an Krebs stirbt.

An einen Kollegen, dessen Frau verstorben ist, schreibt Lewis, im Wissen um den bevorstehenden Tod von Joy: „Ich weiß, was Sie jetzt durchmachen, muss schlimmer sein als das, was mir in Kürze bevorsteht, denn Ihr Glück hat so viel länger gewährt und ist daher um vieles enger mit Ihrem ganzen Leben verwoben. (…) Die Leute reden, als sei Trauer nur ein Gefühl – als wäre sie nicht der stets aufs Neue durchlittene Schock, immer wieder vertraute Wege zu betreten, aber dann vor dem unerbittlichen Grenzpfosten zurückzuweichen, der sie jetzt versperrt.“

In seinen Briefen ist auch seine Entwicklung vom überzeugten Atheisten zu einem aufrichtigen Glauben abzulesen. Als 17jährhriger schreibt er seinem Freund Arthur Greeves: „Ich denke, du weißt, dass ich an keine Religion glaube. Es gibt absolut keinen Beweis für irgendeine davon, und von einem philosophischen Standpunkt aus ist das Christentum nicht mal die beste. Alle Religionen, das heißt alle Mythologien, um sie angemessen zu bezeichnen, sind nichts als die Erfindung des Menschen – Christus ebenso wie Loki,“

Gut dreißig Jahre später bekennt er in einem Brief an seinen Freund und Unterstützer Roger L. Green: „…auch ich habe einmal aufgehört zu glauben und anderen verkündet, es gebe keinen Gott. Tatsächlich haben wir beide, Sie und ich, unseren Glauben verloren und sind dann zu ihm zurückgekehrt. Aber gewiss geschah diese Rückkehr nicht aus eigener Kraft, oder? Sicher wurden wir doch von Gott zurückgerufen? Denn kein Mensch kann zu Gott kommen oder zu ihm zurückkehren, wenn Gott nicht nach ihm schickt. Die Gnade, die er uns so ein zweites Mal erwiesen hat, ist der Beweis, dass er uns vergeben hat. Er hat uns nicht abgeschrieben, obwohl wir ihn – eine Zeit lang – abgeschrieben haben.“

Die Briefe von C.S. Lewis sind ein berührendes Zeugnis seines Lebens, seiner menschenfreundlichen Zugewandtheit, seines neugierigen Geistes und seines tiefgegründeten Glaubens.

Die einleitende Zusammenstellung biografischer Stationen und die Angaben zu den Adressaten sind eine gute Hilfe zur Einordnung der Briefe.

Fans von C.S. Lewis bekommen mit diesem Buch einen neuen Blick auf sein Leben und sein Denken. Und wer den Autor bisher noch nicht kannte, wird angeregt, zu einem seiner genialen Bücher zu greifen.

Titus Müller (Hg.)
C.S. Lewis – Ein Leben in Briefen
Adeo Verlag 2021, 320 Seiten, 20,00 Euro




Kaputte Wörter?

2022 12 Cover Heine 400pxDer Journalist Matthias Heine hat sich 80 Wörter vorgenommen, die problematisch geworden sind. Sie sind „kaputt“, weil sie, so der Autor, „wenn man sie unbedacht benutzt, möglicherweise unerwünschte Kommunikationsstörungen auslösen“. Daraus kann heutzutage schnell ein Shitstorm mit schrillen Tönen werden. „Früher verhallte ein rassistisches oder sexistisches Wort meist im engen Echoraum des Stammtischs, der familiären Kaffeetafel oder der Bierzeltrede“, schreibt Heine, „heute ist der unsympathische Onkel, der allen auf den Wecker geht, weil er darauf beharrt, weiterhin Neger zu sagen, bei Facebook oder Twitter aktiv. Und ihm gegenüber sitzt nicht mehr nur eine einzige Nichte, die gern auch den Rest der Verwandtschaft darüber aufklärt, was man neuerdings – jenseits solcher unumstrittenen No-Gos – alles nicht mehr sagen soll, sondern ein Heer von Sprachwächtern.“

Was in solchen hitzigen Diskussionen meist untergeht, ist ein genauer Blick auf die Wörter, die ausgemerzt werden sollen. Wo kommen sie her? Was war ihre ursprüngliche Bedeutung und was wird heute an ihnen kritisiert? Mit diesen Fragen geht Heine an die Wörter heran und fördert so manch Überraschendes zu Tage.

Er ordnet die Wörter alphabetisch, von A wie Abtreibung bis Z wie Zwerg; er fasst zu jedem Begriff Ursprung, Gebrauch, Kritik und seine eigene Einschätzung zusammen.

Es gibt in dieser Liste Wörter, die sind wirklich „kaputt“. Dass Begriffe wie Fräulein, Liliputaner oder mongoloid nicht mehr im Sprachgebrauch sind, ist gut so.

Es gibt die üblichen Verdächtigen wie: Eskimo, farbig, Indianer, Neger, Zigeuner. Und es stehen auch unerwartete Wörter auf Heines Liste: Altes Testament, Jude, Curry, Weihnachten. Ja, sie sind auch „verdächtig“, und an etlichen Auseinandersetzungen um den „richtigen“ Sprachgebrauch lassen sich, wenn man genauer hinschaut, dann eben auch Irrwege erkennen.

Matthias Heine will zum Nachdenken anregen. Er ist kein Sprachpolizist, sondern einer, der Sprache bewusst macht. Sein Buch ist ein guter Beitrag für eine Versachlichung auf dem „unübersichtlichen Terrain der Sprachkämpfe“.

Matthias Heine
Kaputte Wörter? Vom Umgang mit heikler Sprache
Duden Verlag 2022, 302 Seiten, 22,00 Euro




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Die Gründungsgeschichte der SELK 1945-1972


Wer schon einmal die Frage zu beantworten hatte, was die Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche (SELK) ausmacht und was sie von anderen Kirchen unterscheidet, wird nicht um Kirchengeschichte herumkommen. Und auch wenn heute über theologische Themen, über Strukturen und Ordnungen der Kirche gestritten wird, ist ein „Rückblick“ auf die Entstehungsgeschichte in jedem Fall unerlässlich.

Im Juni 2022 feierte die SELK ihr 50jähriges Bestehen. Ja, es ist tatsächlich erst 50 Jahre her, dass sich drei bis dahin eigenständige lutherische Kirchen zur SELK zusammenschlossen. Und bis das 1972 möglich wurde, war es ein langer, beschwerlicher Weg.

Werner Klän, emeritierter Professor der Lutherischen Theologischen Hochschule Oberursel und profunder Kenner der Geschichte lutherischer Kirchen, zeichnet in seinem neuen Buch die Entstehungsgeschichte der SELK von 1945 bis 1972 nach. Und so wie er die Zusammenhänge darstellt, versteht man auch, warum es noch nach dem Zweiten Weltkrieg Jahrzehnte dauerte, bis der Zusammenschluss endlich vollzogen werden konnte. Was wurde debattiert und gerungen damals! Es ging um theologische Fragen, ja klar. Aber oft ging es auch um kirchenpolitische Rahmenbedingungen, die eine Einigung besonders schwer machten.

Nach einer kurzen Skizzierung des Profils der SELK als konkordienlutherische Kirche gibt Werner Klän zunächst einen Überblick über die ersten 125 Jahre des Bestehens selbstständiger evangelisch-lutherischer Kirchen, wie sie sich im 19. Jahrhundert ausbildeten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg führte die geteilte Not zu Annäherungen der bisher getrennten lutherischen Kirchen in Deutschland. Besonders die Evangelisch-Lutherische Kirche Altpreußens (ELKA) und die Evangelisch-Lutherische Freikirche ELFK) hatten einen Großteil ihrer Kirchen und Gemeindeglieder verloren und waren gezwungen, sich neu zu organisieren. In der Folge verstärkten sich die Bemühungen um einen Zusammenschluss, und so führten die begonnenen Lehrverhandlungen zwischen der ELKA und der ELFK 1948 zur Verabschiedung der „Einigungssätze“, die im Einigungsprozess bis 1972 immer wieder eine herausragende Rolle spielen sollten.

2022 09 Cover Klaen 350pxDieser Prozess der Annäherung wurde gleichzeitig beschleunigt durch die Entwicklungen im Raum der Landeskirchen hin zur Gründung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die von allen lutherischen Freikirchen einhellig als eine unierte Kirche identifiziert wurde.

Beschleunigt wurde der Prozess außerdem durch die Gründung der Lutherischen Theologischen Hochschule in Oberursel 1948 sowie der Zusammenarbeit der Kirchen auf dem Gebiet der Mission.

Nun hätte es doch zügig(er) voran gehen können mit dem Zusammenschluss aller selbstständigen lutherischen Kirchen, möchte man aus heutiger Sicht meinen – wenigstens im Westen Deutschlands. Doch es gab immer wieder Stolpersteine auf dem Weg zu einer Einigung. Welche Hindernisse das waren und wie in den folgenden Jahrzehnten trotzdem immer wieder und unermüdlich um eine Einigung gerungen wurde, schildert Werner Klän verständlich, spannend, nachvollziehbar.

Das lange Mühen, das „Dranbleiben“, nicht zuletzt die komplexe und aufwändige Erarbeitung einer Grundordnung für die neu entstehende SELK, nötigt einem großen Respekt und auch Demut ab. Beharrlich und mit viel Geduld führten die Bemühungen 1972 schließlich zum Zusammenschluss zur SELK.

Dass die Geschichte selbstständiger lutherischer Kirchen bis zur Gründung der SELK in diesem neuen Standardwerk nicht nur wie in einem Naschlagewerk zusammengestellt wurde, sondern durch das erklärende Darstellen der Zusammenhänge in ihrem Verlauf nachgezeichnet wird, ist das große Verdienst des Autors und macht das Buch auch für interessierte Laien verständlich.

Es ist nicht „trockene“ Kirchengeschichte, die hier wiedergegeben wird, das Buch macht neu klar, warum es die SELK als eigenständige konfessionell-lutherische Kirche nach wie vor (oder vielleicht mehr denn je) braucht. Dass sie gleichzeitig ihre „ökumenische Verantwortung“ darin ernst nimmt und ihre Positionen profiliert in die zwischenkirchlichen Gremien und Arbeitsgemeinschaften eintragen muss, betont Klän mehrfach. Er schließt sein Buch ab mit einem kurzen Kapitel zur „konfessionskundlichen Ortsbestimmung“ – mit Erläuterungen zum Namen der SELK als Programm und mit Hinweisen zu Herausforderungen, denen sie heute gegenübersteht.

Sich – zum Beispiel durch dieses Buch – der eigenen Wurzeln zu vergegenwärtigen, ist vielleicht nicht die schlechteste Voraussetzung, diesen Herausforderungen etwas zuversichtlicher entgegenzusehen.

Werner Klän
Die Gründungsgeschichte der SELK 1945-1972
Auf dem Weg zu verbindlicher Gemeinschaft konkordienlutherischer Kirchen in Deutschland
Oberurseler Hefte, Ergänzungsband 27, erschienen bei Edition Ruprecht, Göttingen 2022, 256 Seiten, 64,00 Euro

 
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Seit ich tot bin, kann ich damit leben


2022 10 Cover NäfInterviews mit Verstorbenen: das ist zwar keine ganz neue Idee, die der Autor Willi Näf zur Grundlage seines Buches macht, aber so gekonnt, wie er sie umsetzt, werden sie zur außergewöhnlichen Leseerfahrung, inspirierend und unterhaltsam dazu.

Zehn Persönlichkeiten aus der Geschichte lernt man kennen – zunächst in Kurzbiografien, die für sich schon dokumentieren, wie sorgfältig Willi Näf die Geschichten seiner „Interviewpartner“ recherchiert hat. In den nachfolgenden Gesprächen mit den Toten kann er dann „persönlicher“ werden, die Lebensgeschichten aus anderen Blickwinkeln beleuchten und „nachfragen“.

Da ist zum Beispiel Alice von Battenberg, die Schwiegermutter der kürzlich verstorbenen Queen Elizabeth II. Als gehörlose Prinzessin 1885 geboren, ist ihr Leben fast zu turbulent, um es auf wenigen Seiten zu skizzieren. Willi Näf gelingt es trotzdem, und so erfährt man die unglaublichsten Zusammenhänge in der Geschichte des deutsch-englischen Adels und der verrückten, kettenrauchenden Ordensgründerin.

Im gleichen „Dunstfeld“ wie Alice von Battenberg lebte Sarah Forbes Bonetta. Als fünfjähriges afrikanisches Mädchen wird sie davor bewahrt, als „rituelles Opfer“ getötet zu werden und landet – im fernen England auf Schloss Windsor und wächst als Queen Victorias „little negro princess“ auf. Der fiktive Schlagabtausch, zum Beispiel über kulturelle Aneignung, den sich der Autor mit der toten Sarah liefert, ist große Sprach- und Denkkunst.

Besonders interessant sind auch die Geschichten von Mary Ann Graves, eine der wenigen Überlebenden der amerikanischen Auswanderer-Tragödie der Donner-Party; oder die von Elisabeth Christ Trump, der Großmutter des späteren US-Präsidenten; die von James Bedford, dem Mann, der sich als erster tiefgefrieren ließ; oder die von Katharina Morel, die ihrem Mann in den Krieg nachzog und als Marketenderin Napoleons Russland-Feldzug überlebte.

Weniger gelungen ist das Gespräch mit Charles A. Lindbergh Junior, der mit zwei Jahren entführt und umgebracht wurde, und jenes mit der Gottesmutter Maria, das ziemlich bemüht daherkommt.

Willi Näf ist Journalist und Satiriker. In den fiktiven Gesprächen weiß er das Handwerk des Interviewens mit dem Humor und manchmal dem Sarkasmus der Satire perfekt zu kombinieren. Klar, die Interviews sind frei erfunden, aber eben doch nah dran an den Leben der Porträtierten. Der Interviewer erfährt zusätzliche Details ihres Lebens – na ja, er legt sie den Befragten in den Mund. Sie korrigieren ihn, wo sie sich falsch dargestellt sehen und kommentieren auch mal das Zeitgeschehen. Großes und lehrreiches Lesevergnügen!

Willi Näf
Seit ich tot bin, kann ich damit leben
Adeo Verlag 2022, 288 Seiten, 22,00 Euro




Der Glaube, die Kirche und ich

2022 10 Cover KnaussAus der Kirche auszutreten scheint einfach: beim Meldeamt ein Formular ausfüllen und eine Gebühr zahlen – das war‘s. War‘s das? Für die Schriftstellerin Sibylle Knauss jedenfalls nicht. Ihren Austritt – sie ist damals Anfang 50 – scheint niemand in der Kirche zu bemerken oder gar zu bedauern. „So umstandslos entließ man mich aus der heiligen christlichen Kirche, wie es im Apostolischen Glaubensbekenntnis heißt? Der Kirche, in der ich mein Heil, Vergebung meiner Sünden und das ewige Leben finden sollte? Und kein Entsetzen darüber, dass ich all das von mir wies? Zumindest Bekümmerung? Oder wenigstens Bedauern. Eine Geste des Abschieds. …“
Sie selbst aber merkt, dass dieser Schritt „nicht zu ihr passt“, dass eine Balance dadurch gestört wurde. Nach einigen Jahren tritt sie wieder ein. Und erlebt von Seiten der Kirche dieselbe Gleichgültigkeit wie bei ihrem Austritt.

Die heute 78jährige Autorin ist eine scharfe Beobachterin. Theologisch gebildet, macht sie sich in ihrem sehr persönlichen Buch auf die Suche nach Spuren göttlicher Gegenwart, in ihrem Leben, im Gottesdienst, in der Kirche. Es ist die Sehnsucht spürbar nach leidenschaftlichem Glauben, nach entschiedener Frömmigkeit. Und gleichzeitig doch immer eine kühle Distanz dazu. „Gebet und Gotteslob halte ich für unentbehrlich, um eine Art existenzieller Balance für mich zu erhalten“ schreibt Knauss, „fühle mich aber in der säkularen Gesellschaft, die mich umgibt, alleingelassen damit.“

Sibylle Knauss hinterfragt, sucht, versteht und zweifelt. Sie erzählt (sich) die Leidensgeschichte Jesu und (man) wird von ihr neu gefangengenommen. Sie feiert Ostern, das jeder Erwartbarkeit spottet, gegen die Natur ist, „wunderbar, unerklärlich und großartig“. Sie ärgert sich über Gottesdienste, in denen Klima- und Weltrettung die Botschaft von der ewigen Seligkeit ersetzt haben. Sie fragt sich, ob die junge Pfarrerin wohl an ihrem Grab „die Kühnheit besitzen wird, davon zu sprechen, dass ich zu Gott heimgekehrt bin? Zum ewigen Leben erwacht? Gehört es nicht zum kirchlichen Markenkern, mir ein postmortales Gericht in Aussicht zu stellen?“

Ein kluges Buch, das die Fragen mehr liebt als die Antworten, aber vielleicht gerade dadurch dazu einlädt, das eigene Bekenntnis zu überprüfen.

Sibylle Knauss
Der Glaube, die Kirche und ich
Alfred Kröner Verlag 2022, 160 Seiten, 16,00 Euro




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Gläubig. Depressiv. Gehalten.


2022 08 Cover Waller 350pxÜber Depressionen zu sprechen fällt schwer, psychische Probleme verschweigt man lieber, denn sie sind oft mit Scham und Selbstvorwürfen behaftet. Wenn ein Pastor so schonungslos offen über seine Depression und Alkoholprobleme redet wie Ryan Casey Waller, kann das daher Betroffene entlasten und ermutigen. Denn seine wichtigste Botschaft lautet: „Sie sind nicht allein“.

Waller beginnt sein Buch mit der beschämenden Szene seines psychischen Zusammenbruchs. An diesem Tag hatte er in angetrunkenem Zustand die Predigt gehalten und wankte anschließend zum Altar zurück. Da greifen Freunde und Gemeindeleiter ein. Er wird ins Hinterzimmer geführt. Seine Freunde sind besorgt. Sie fragen ihn, ob er getrunken habe, weil er während der Predigt gelallt hat und beinahe gestürzt wäre. Aber Waller leugnet noch immer und will zurück in die Kirche, er will nicht wahrhaben, dass es so nicht weitergehen kann.

Psychische Probleme werden oft selbst von Betroffenen verleugnet, nicht nur weil sie sich schämen, sondern weil sie auch auf wenig Verständnis hoffen können. „Jeder ist mal schlecht drauf“ kriegen sie zu hören, wenn sie andeuten, dass sie unter Depressionen leiden. Angstzustände? Zu viel Alkohol? Da wenden sich viele peinlich berührt eher ab, als dass sie es genauer wissen wollen.

Das ist unter Christen nicht besser, im Gegenteil: Vor allem in evangelikal geprägten Kreisen kriegen Betroffene zusätzlichen Druck zu spüren mit dem Hinweis, dass sie halt mehr beten sollen, mehr vertrauen, mehr Sünden bekennen … Hiob lässt grüßen.

Ryan Casey Waller, der mittlerweile als Therapeut arbeitet, nimmt mit seinem Buch dem psychischen Leiden jede Peinlichkeit. Weil er durch die Veröffentlichung seiner Geschichte zeigt, dass es jeden treffen kann – genauso wie ein Beinbruch, ein Herzinfarkt oder eine Krebserkrankung. Er litt jahrelang an Angstzuständen und Depressionen, schaffte es nur mit unglaublicher Kraftanstrengung – und immer öfter unter Alkohol, seinen Alltag zu überstehen. Und behauptete nach außen immer: Alles in Ordnung, mir geht es gut.

Das Buch ist ein Augenöffner. Es ist hilfreich, gerade weil der Autor seine persönlichen Erfahrungen beschreibt. Als Betroffener weiß er, wie schmerzhaft und schwierig der Kampf mit psychischen Störungen sein kann. Als Pastor und Psychotherapeut kann er die Symptome einordnen. Er spricht über Suizidgedanken und den Einsatz von Medikamenten, über professionelle therapeutische Hilfe und die Frage nach Gott in diesem Leiden. Und er macht deutlich, dass sich etwas ändern kann. Aber dafür braucht es das Gespräch, die heilende Kraft der Gemeinschaft. Auch dafür ist das Buch eine hilfreiche Ermutigung.

Ryan Casey Waller
Gläubig. Depressiv. Gehalten
Gerth Medien 2022, 224 Seiten, 17 Euro



Im Dienst der Hoffnung

Cover LiebeltFriederike Fliedner war tatsächlich eine Frau „im Dienst der Hoffnung“, wie es der Titel des biografischen Romans zusammenfasst. Friederike Fliedner, die als ältestes von sieben Kindern nach dem Tod ihrer Mutter schon so früh Verantwortung übernehmen muss, wird nie ihre Hoffnung auf Gottes Hilfe verlieren. Auch und gerade dann nicht, wenn das Leben sie hart angreift.

Brigitte Liebelt erzählt die Lebensgeschichte Friederike Fliedners, und sie schafft es eindrucksvoll, diese Frau, ihre Familie und die gesellschaftlichen Bedingungen lebendig werden zu lassen. So ist das Buch nicht nur eine spannende Biografie, sondern gibt auch einen guten Einblick in die sozialen Probleme des beginnenden Industriezeitalters und die Entstehung der Kaiserswerther Diakonie.

1828 heiratete Friederike den Pfarrer Theodor Fliedner und folgte ihm nach Kaiserswerth. Er hatte um sie geworben, in der Erwartung, dass sie ihn bei seinen unermüdlichen Einsätzen für die Armen, für Kranke, für Kinder, für alle Bedürftigen, die Gott ihnen anvertrauen wollte, tatkräftig unterstützen würde.

Und das tat Friederike auch. Oft über ihre Kräfte hinaus. Ihr erstes gemeinsames Projekt war ein Asyl für entlassene weibliche Strafgefangene, bald kam eine Kleinkinderschule dazu, weil sie das Übel der Verwahrlosung an der Wurzel angehen wollten. Zusammen entwickelten die Fliedners schließlich das Konzept für ein Diakonissenamt und gründeten die Diakonissenanstalt Kaiserswerth. Friederike wurde Ausbildnerin der Diakonissen und übernahm bald auch das Amt der Vorsteherin im Diakonissenhaus.

Das Buch von Brigitte Liebelt verbirgt nicht die Überforderung bei all den Aufgaben, die Friederike zu erfüllen hat. Theodor Fliedner ist oft auf Reisen, um Spenden einzuwerben, und so ist Friederike auf sich allein gestellt mit der Leitung der Anstalt, den vielen alltäglichen Fragen in der Ausbildung der jungen zukünftigen Diakonissen, dem Pfarrhaushalt und ihrer Familie. Zehn Kinder bringt sie zur Welt, nur drei werden das Erwachsenenalter erreichen. An den Folgen der Frühgeburt ihres elften Kindes stirbt Friederike am 22. April 1842 im Alter von 42 Jahren.

In allen Nöten und Sorgen rechnete Friederike Fliedner jederzeit fest mit der Hilfe Gottes. Ihr starker persönlicher Glaube an den lebendigen Gott gab ihr die Kraft, das enorme Arbeitspensum zu bewältigen und bei allen Zerreißproben nicht zu verzweifeln und „im Dienst der Hoffnung“ zu bleiben. Ein beeindruckendes Glaubenszeugnis!

Brigitte Liebelt
Im Dienst der Hoffnung. Friederike Fliedner – die Pionierin der Diakonie
Gerth Medien 2022, 350 Seiten, 20 Euro



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Diakonin/Diakon oder Pfarrer werden


Pfarrer - Diakonin - Diakon

Hauptamtlich in der Gemeinde, ohne Pfarrer zu sein …


Du hast Lust, in der Kirche zu arbeiten, willst aber kein Pastor sein? Du möchtest dich mit der Bibel und theologischen Fragen auseinandersetzen, aber hast keine Lust, vorher Latein oder Griechisch zu lernen? Du möchtest mit Menschen über deinen Glauben ins Gespräch kommen und möchtest schon in der Ausbildung einen Fokus darauf haben, wie du solche Gespräche anleiten kannst? -> Dann könnte vielleicht der Beruf des Diakons oder der Diakonin genau das Richtige für dich sein!

WerbeplakatDen Diakonenkonvent der SELK (bestehend aus Diakoninnen und Diakonen, die Gemeindeglieder einer SELK-Gemeinde sind) gibt es schon seit vielen Jahren. Neu ist, dass seit 2020 auch wieder eine Diakonin im Dienst der SELK tätig ist. Und ganz neu ist, dass diese Diakonin nicht über eine Gemeinde, sondern von der Kirchenleitung direkt angestellt ist.

Der Strukturprozess hat in allen Regionen unserer Kirche zu Veränderungen geführt, im Kirchenbezirk Hessen-Süd haben sich die Kirchenvorstände der Westerwald-Gemeinden auf ein Experiment eingelassen: Für fünf Jahre arbeitet in der Region neben den beiden Pastoren Sebastian Anwand (Allendorf-Gemünden) und Daniel Schröder (Steeden-Limburg) Diakonin Jaira Hoffmann. Ihr Arbeitsschwerpunkt liegt in Bereichen der Kinder- und Jugendarbeit, konkret: Konfirmandenarbeit, Kinder-Bibel-Tage, Kinderstunden, Freizeiten, Familiengottesdienste – aber auch Begleitung des Besuchsdienstes, Gestalten von Gemeindekreisen und Verwaltungstätigkeiten und gehören dazu.

Um auf dieses (für unsere Kirche) neue Berufsbild aufmerksam zu machen und junge Leute, die sich beruflich noch am Orientieren sind, anzusprechen, haben Leonie Otto (Studentin an der CVJM-Hochschule Kassel, „Soziale Arbeit und Religionspädagogik“) und Diakonin Jaira Hoffmann ein Video erstellt. Leonie Otto berichtet über Inhalte des Studiums und Jaira Hoffmann gibt Einblick in den Berufsalltag einer Diakonin. Das Video wurde für die IX. SELKiade produziert und dort im Plenum gezeigt.

Video 1Die Initiative für das Video ging von Otto und Hoffmann aus, die ihren Beruf und die vielfältigen Anstellungsmöglichkeiten gern einem breiteren Publikum bekannt machen wollten. Denn in der SELK gibt es immer mehr Gemeinden und Regionen, die über die Anstellung einer religionspädagogischen Fachkraft konkret nachdenken. Das Drehbuch entwickelten sie gemeinsam, den Schnitt übernahm Leonie Otto.

Die Idee zum Video fand Anklang im Diakonenkonvent, der das Projekt gerne unterstützte und Schlagworte lieferte, um das Berufsbild weiter zu beschreiben: Moderatorin, Alltagsbegleiterin, Netzeknüpfer, Bibelentdeckerin, Ideengeber und Beraterin. Die Liste ließe sich fortsetzen. Das Video ist ausdrücklich zur Weiterverbreitung gedacht und darf daher gerne geteilt werden.

Hier geht´s zum Video...
Das Plakat gibt´s hier in groß.



… oder aber als Pfarrer

Video 2Neben den Diakoninnen und Diakonen haben auch die Studierenden der LThH ein Werbevideo für die SELKiade beigesteuert. Es ist auf dem YouTube-Kanal der Hochschule abrufbar.

Hier geht´s zum Film...
Hier geht´s zur Hochschule...



Interesse?


Sind auch Sie/Bist auch du neugierig auf den Beruf geworden und haben/hast Fragen?
Dann melde Dich gern bei Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

 

 

Jubiläumsbriefmarken: 50 Jahre SELK


Briefmarken


Am 25. Juni 2022 feierte die Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche (SELK) ihr 50-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass gab deren Kirchenleitung in Zusammenarbeit mit der Sammlergilde St. Gabriel einen Zehnerbogen Briefmarken individuell mit verschiedenen Motiven heraus. Helmut Koopsingraven (Uelzen), emeritierter Pfarrer der SELK und St. Gabriel-Gildenmeister, der den Bogen initiiert hat, gibt nähere Informationen.


KoopsingravenDie SELK entstand durch den Zusammenschluss dreier selbstständiger lutherischer Kirchen. Diese hatten ihren Ursprung in der lutherischen Erneuerungsbewegung des 19. Jahrhunderts. Damals widersetzten sich lutherische Pfarrer und Gemeinden einer staatlich verordneten Vereinigung lutherischer und reformierter Kirchen und gründeten eigene Kirchen. Nach dem 2. Weltkrieg fanden diese zu einer engen kirchlichen Gemeinschaft, die 1972 am Gedenktag der Augsburgischen Konfession von 1530, der zentralen Bekenntnisschrift der Lutherischen Kirche, zur vollständigen Vereinigung führte.

Die Briefmarken zeigen die Gründerväter der drei Vorgängerkirchen, die Gotteshäuser der Muttergemeinden der Kirchen sowie den ersten Bischof der SELK und das Portal des ehemaligen Hauptgebäudes der Lutherischen Theologischen Hochschule in Oberursel (Taunus).

Der Briefmarken-Zehnerbogen kann zum Preis von 13 Euro zzgl. Versandkosten im Kirchenbüro der SELK bestellt werden: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

 

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Zur Antwort bereit

Cover MartensWer kennt sie nicht, die Argumente gegen den christlichen Glauben: Die Wissenschaft habe den Glauben längst widerlegt. Jeder solle seinen eigenen Glauben haben. Man könne doch heute nicht mehr an die Bibel glauben. Und Christ sein gehe auch ohne Kirche …

Die Einwände sind nicht neu, aber sie scheinen selbst in Kirche und Gemeinden zunehmend (wieder) zu verfangen. Klingt doch ganz plausibel, dass es die Wahrheit nicht gibt und jeder nach seiner Façon selig werden soll, oder nicht? Und was entgegnet man, wenn einem vorgehalten wird, dass es einen Gott, der so viel Leid zulässt, nicht geben könne? Dass die Bibel heutigen Erfahrungen und Erkenntnissen widerspreche? Dass Jesu Auferstehung sich nicht beweisen lasse und die Hölle eine Erfindung der Menschen sei?

Ja, was antworten, wenn man als Christ nach dem eigenen Glauben gefragt wird? Dr. Gottfried Martens, evangelisch-lutherischer Gemeindepfarrer in Berlin, hatte vor einiger Zeit für seine damalige Gemeinde Texte verfasst, die die wesentlichen Inhalte des christlichen Glaubens erklären.

Unter dem Titel „Woran ich glaube“ erläutert Martens entlang dem Glaubensbekenntnis die Basics des christlichen Glaubens. Er tut das anschaulich, anregend, inspirierend, so dass man den eigenen Glauben selbst wieder besser versteht, darin bestärkt und dann eben auch auskunftsfähig wird. Denn nur wer seinen Glauben kennt, kann auch Zeugnis darüber ablegen.

In einem zweiten Teil antwortet der Autor auf häufige Argumente gegen den Glauben. Er ordnet ein, rückt zurecht, entlarvt – eindeutig, aber ohne Polemik, kenntnisreich und nachvollziehbar.

Dass manche dieser Texte mittlerweile vielerorts in Gemeindebriefen abgedruckt wurden zeigt, wie groß das Bedürfnis nach verständlichen, fundierten, klaren Erklärungen ist. Es ist daher sehr zu begrüßen, dass sie jetzt zusammengestellt als Buch herausgegeben wurden.

Gottfried Martens
Zur Antwort bereit. Hilfen zum Gespräch über den christlichen Glauben
Sola-Gratia-Verlag 2022, 120 Seiten, 6,00 Euro; erhältlich beim Verlag oder im Buchhandel.
Als E-Book kostenlos über die Verlags-Website www.sola-gratia-verlag.de




Gott ist einfach wunderbar

Cover KrieserDas Angebot an Andachtsbüchern ist überschaubar; wer für die tägliche Andacht Texte lutherischer Autoren sucht, wird dieses Buch daher gern aufschlagen. Matthias Krieser, SELK-Pfarrer im Ruhestand, hat über 400 Andachtstexte verfasst, für jeden Tag des Jahres. Jede Andacht umfasst eine Seite, beginnt mit einem Bibelwort und endet mit einem Gebet.

Der Autor betont, dass die Gedanken und Erklärungen zu dem Bibelwort „in einfacher Sprache“ gefasst seien. Das stimmt insofern, als kurze Sätze, kaum Fremdwörter, einfache Vergleiche und Bilder das Verstehen erleichtern. Aber die Sprache ist eben nicht derart „einfach“, dass sie dem biblischen Wort seine Tiefe, seine Komplexität, seine Stärke weg kürzt und die Botschaft simplifiziert. „Einfach“ sind die Texte, weil sie nicht den Zweifel mit ins Boot holen, sondern immer Christus-zentriert bleiben. „Einfach“ sind die Texte, weil sie auf das Ziel hinweisen und auf Gottes Handeln. Insofern sind sie einfach tröstlich, wie gute Verkündigung es immer ist.

Eine Anmerkung zur Aufmachung: Vermutlich haben Autor und Verlag als Zielgruppe vor allem auch eine ältere Leserschaft im Blick gehabt und daher ein A4-Format mit großer Schrift und festem Einband gewählt. Der Nachteil ist, dass das Buch dadurch sehr unhandlich und schwer geworden ist. In der Hand haltend oder im (Kranken-)Bett wird man es so wohl eher nicht nutzen.

Matthias Krieser
Gott ist einfach wunderbar. Tägliche Andachten in einfacher Sprache
Sola-Gratia-Verlag 2022, 412 Seiten, 21,00 Euro; erhältlich beim Verlag oder im Buchhandel.
Als E-Book kostenlos über die Verlags-Website www.sola-gratia-verlag.de



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