Lesenswert
An dieser Stelle werden auf selk.de regelmäßig Bücher vorgestellt: zum Lesen, zum Verschenken, zum Nachdenken, zum Diskutieren – Buchtipps für anregende Lektürestunden. Die hier veröffentlichten Buchvorstellungen hat Doris Michel-Schmidt verfasst.
Ich war doch noch ein Junge
Als polnischer, jüdischer Junge wurde Mitka, vermutlich 1939, in ein ukrainisches Internat gebracht. Was mit seinen Eltern passierte, hat er nie erfahren. Er entkam der Hinrichtung durch die anrückenden Nazis, weil er beschloss, aus der Schule zu fliehen. Allein, durch den Wald und über Felder. Er erlebte Massenerschießungen – und überlebte, unter Leichen begraben. Er wurde zwischen Erwachsenen in Viehwaggons gepfercht und in Konzentrationslager deportiert. Er sah die Folterungen, die Leichenberge. Er überlebte.
Später kam Mitka in das Lager Pfaffenwald bei Rothenburg an der Fulda. Auch als Achtzigjähriger kann er nicht erzählen, was er dort gesehen hat. Von Gustav Dörr, einem Nazi, wurde er aus dem Lager geholt, als Kinderarbeiter auf seinem Hof. Mitka heißt jetzt Martin, und ihm wird als Geburtsdatum der 14.12.1932 zugewiesen – damit er das vorgeschriebene Mindestalter für Zwangsarbeiter von zehn Jahren dokumentieren konnte.
Sieben Jahre dauerte das Martyrium Mitkas auf dem Dörr’schen Hof. Er wurde gehalten wie ein Stück Vieh, ja schlimmer, er wurde geschlagen und erniedrigt - und er hatte immer Hunger. Trotzdem: In all den Jahren lief er nicht weg. „Wo hätte ich hingehen sollen?“ sagt er und dass er es ja nicht anders kannte.
Eines Tages hört Mitka, versteckt in einer Kammer des Hauses, eine Stimme zu ihm sagen: „Am Ende findest du dein Ziel“. Noch heute ist Mitka gerührt, wenn er von diesem Erlebnis erzählt, das ihm Kraft gab durchzuhalten. Er ist überzeugt, dass Gott damals zu ihm gesprochen hat und ihm dieses Versprechen gab.
Bis Mitka, der als Kind so unglaubliche Schrecken erlebt hat, seine Geschichte erzählen konnte, hat es lange gedauert. Er kam nach Amerika, seinem „gelobten“ Land, das er aus dem Kino kannte, er heiratete, er fand Arbeit, er bekam Kinder. Endlich hatte er eine Familie, nach der er sich immer so gesehnt hatte. Ein ganz normales, scheinbar perfektes Leben.
Über seine Kindheit redete er nie. Aber die Schatten seiner Vergangenheit holten ihn irgendwann ein. Nach Jahrzehnten des Schweigens konnte er seiner Frau Adrienne nach und nach erzählen, was er als Junge erlebt hatte. Und endlich, mit ihrer Hilfe, machte er sich auf, nach seinen Wurzeln zu suchen, nach seiner Familie und nach seiner Identität als Jude.
Das Autorenteam hat mit Mitka und Adrienne zusammen die Stationen seiner Kindheit sorgfältig recherchiert und erzählt sein Leben in diesem Buch emphatisch, respektvoll, fesselnd. Sehr beeindruckend!
Steven W. Braillier u.a.
Ich war doch noch ein Junge. Ein Holocaustüberlebender versöhnt sich mit seiner Vergangenheit
SCM Hänssler Verlag 2023, 382 Seiten, 25,00 Euro
Papierkinder
Als Emma und Mathilde im Armenhaus in Berlin-Steglitz ein Neugeborenes vor dem sicheren Tod retten, schweißt das die beiden Mädchen zusammen. Und auch wenn ihre Freundschaft im Lauf ihres Lebens Belastungen ausgesetzt ist: Es eint sie die Überzeugung, dass Kinder beschützt werden müssen – im 19. Jahrhundert kein selbstverständlicher Gedanke. Armut, Hunger und Kälte zwingen viele Familien, die Kinder früh zum Mitverdienen einzubeziehen. Auch Mathilde kann nicht verhindern, dass ihr Sohn Ludwig durch Austragen von Brötchen und Zeitungen und andere Hilfsarbeiten zum kärglichen Einkommen beiträgt. Als er seiner kleinen Schwester Ida den schweren Wagen mit gewaschener Kleidung, die sie austragen soll, abnimmt, verunfallt er und stirbt. Die Schuldgefühle drücken Mathilde derart nieder, dass sie beinahe daran zerbricht. Ihr Mann ist dem Alkohol verfallen, und so ist Mathilde auf sich allein gestellt. Als eine begüterte Frau, die keine Kinder bekommen kann, Mathildes jüngstes Kind Marianne zu sich nehmen will, bleibt Mathilde nichts anderes übrig, als zuzustimmen. Sie kann ihre Kinder nicht mehr versorgen. Vor Scham bricht sie in dieser Zeit den Kontakt zu Emma ab.
Emmas Leidenschaft sind Gedichte, im Schreiben sieht sie ihre eigentliche Berufung, aber das wird eher mit Unverständnis gesehen. Und auch ihr politisches Engagement für die Rechte von Frauen und Kindern weckt nicht überall Zustimmung. Aber Emma hat zu viel Leid und Not gesehen – in den Armenhäusern, in den Kinderheimen, in den Fabriken und den Arbeiterfamilien. Sie kämpft dafür, dass sich das ändert. Und in diesem Kampf finden schließlich auch die Freundinnen Emma und Mathilde wieder zusammen.
Der Autorin Julia Kröhn haben für ihren Roman drei historische Frauenfiguren als Vorlage gedient: Emma Döltz, Clara Grundwald und Eglantyne Jebb. Alle drei setzten sich an der Schwelle vom 19. zum 20. Jahrhundert für die Rechte von Kindern ein. Vermutlich sind sie sich nie begegnet. Aber Julia Kröhn gelingt es großartig, das Engagement der drei Frauen mit einer anrührenden Familiengeschichte zu verweben und so den Roman zu einem packenden Zeugnis jener Zeit zu machen.
Julia Kröhn
Papierkinder
Blanvalet Verlag 2023, 558 Seiten, 24,00 Euro
Weitere Buchtipps finden Sie im Archiv.
Lesenswert
An dieser Stelle werden auf selk.de regelmäßig Bücher vorgestellt: zum Lesen, zum Verschenken, zum Nachdenken, zum Diskutieren – Buchtipps für anregende Lektürestunden. Die hier veröffentlichten Buchvorstellungen hat Doris Michel-Schmidt verfasst.
Entscheidungen an der Schwelle des Todes
Als Neurochirurg und Spezialist für bösartige Hirntumore ist Lee Warren jeden Tag mit dem Sterben konfrontiert. Seine Patienten haben kaum Aussicht auf Heilung. Lee Warren weiß meist schon bei der Diagnose: Das wird nicht gut ausgehen. Trotzdem, oder vielleicht auch gerade deshalb, betet er für und mit den Patienten.
Lee Warren ist Christ. Ohne seinen Glauben hätte er wohl kaum seinen Einsatz als Arzt im Irak-Krieg überstanden. Und ohne seinen Glauben würde er seinen höchst anspruchsvollen und kräftezehrenden Dienst an den Patienten nicht tun können. Das weiß Warren und ist gerade deswegen so angefochten, als er mehr und mehr spürt, dass er seine Gebete hinterfragt. Ist es nicht unsinnig, Gott um einen guten Verlauf, ja um Heilung zu bitten, obwohl er doch nach all seiner Erfahrung weiß, was mit den Patienten geschehen wird? Wie sollte er ihnen Zuversicht vermitteln? Wenn Gott offenbar bereits beschlossen hatte, den sterben zu lassen, der bei ihm als Arzt Hilfe suchte, was sollten dann all die Gebete?
Warren ist enttäuscht von Gott – und er ist enttäuscht von sich selbst, weil er seine Zweifel nicht mehr totschweigen kann.
Was ihm hilft, sind Gespräche: mit seinem Krankenhausseelsorger, mit seiner Frau, mit dem bekannten christlichen Autor Philip Yancey, den er um Rat fragt. Und nicht zuletzt helfen ihm immer wieder die wunderbaren und beeindruckenden Lebens- und Glaubenszeugnisse so mancher Patienten angesichts ihres bevorstehenden Todes.
Ohne all diese Hilfe hätte er vielleicht nicht annehmen können, wie Gott ihn auch über die schlimmste Zeit trägt, als sein Sohn Mitch stirbt und ihn diese Erfahrung in das tiefste Dunkel der Sinnlosigkeit stürzt. Wie er lernt, Schmerz und Leid aus einer anderen Perspektive zu sehen, Glück und Gottvertrauen nicht davon abhängig zu machen, ob die Diagnose „gutartig“ lautet und die Behandlung Erfolg verspricht. Es gebe eine Wahrheit, schreibt Warren, auf die er immer wieder gestoßen sei, ob als Arzt für Krebspatienten, als traumatisierter Kriegsveteran oder als Vater, der einen Sohn verloren hat: „Mein Glück darf nicht davon abhängen, ob mein Leben frei von Schmerz ist.“ Er erkennt das im Blick auf Jesus, der selbst vor die Wahl gestellt wird, „ob man den Schmerz zusammen mit dem Glück nimmt oder ob man das Nichts wählt. Beispielhaft für uns alle entschied er sich für Ersteres, sah dem Leiden ins Auge, das ihn erwartete, und warf seinen Glauben nicht weg.“
Lee Warren ist nicht nur ein begnadeter Arzt und Chirurg, er kann auch großartig schreiben. Wie er die Geschichten von Patienten erzählt, wie er sein Ringen mit den großen Fragen des Lebens in Worte fasst, das ist berührend, spannend, tröstlich und herausfordernd zugleich.
W. Lee Warren
Entscheidungen an der Schwelle des Todes; Ein Gehirnchirurg zwischen Glaube, Zweifel und Hoffnung
Francke Verlag 2023, 378 Seiten, 19,00 Euro
Deutsch vom Scheitel bis zur Sohle
Der Begriff „Leitkultur“ ist wieder öfter zu hören in der Politik, was vielleicht kein gutes Zeichen ist für das Verständnis der Deutschen von ihrer eigenen Kultur, Geschichte und Tradition. Was denn zu dieser Leitkultur gehöre, in die ja Migranten integriert werden sollen, ist wahrscheinlich so umstritten wie noch nie.
Asfa-Wossen Asserate, ein Spross des äthiopischen Kaiserhauses, kam 1968 zum Studium nach Deutschland. Nach dem Militärputsch in seinem Heimatland Äthiopien 1974 wurde er hier zum Staatenlosen; seit 1981 besitzt er den deutschen Pass.
Mit seinem gefeierten Bestseller „Manieren“ gab der mittlerweile 75-jährige Asserate 2003 sein Debüt als Autor. Immer wieder ist er in seinen Büchern der Seelenlage der Deutschen nachgegangen. Mittlerweile, so sagt er es selbst, sei er der Rolle des „teilnehmenden Beobachters“ entwachsen, zu sehr fühle er sich längst „dem Dschungel all dessen, was deutsch ist, mit Haut und Haaren verstrickt“. Aber, so Asserate, in den 55 Jahren, in denen er in Deutschland lebe, habe sich dieses Land so rasant verändert wie wohl niemals in der Geschichte zuvor.
Sein jüngstes Buch „Deutsch vom Scheitel bis zur Sohle“ mag in all den Krisen, die in diesem Deutschland gerade aufbrechen, fast schon etwas aus der Zeit gefallen wirken. Asserate flaniert in seinem „Vademecum“ entlang alphabetisch geordneter Stichworte durch die Allee deutscher Eigenheiten, Marotten und Klischees. Von A wie Abendbrot über D wie Dienstleistung und L wie Leitz-Ordner bis Z wie Zapfenstreich.
Das kommt leichtfüßig daher, heiter, liebevoll. Und gleichzeitig stutzt man immer wieder, weil Asserate sich den Blick des Fremden im eigenen Land bewahrt hat.
Zum Thema Kaffeetrinken zum Beispiel: In Äthiopien, dem Ursprungsland des Kaffees, ist die Zubereitung des Kaffees ein Ritual, das sich über Stunden hinziehen kann. Wie anders hierzulande: „Der europäische Geist der Effizienz hat dem Kaffee das Zeremonielle ausgetrieben und aus ihm ein Getränk gemacht, das vor allem der Disziplin auf den Sprung helfen soll.“
Auch wenn er das Wort Habseligkeiten unter die Lupe nimmt, wenn er unter dem Stichwort Leitz-Ordner die Vorzüge der Ordnung skizziert oder unter R wie Realpolitik erzählt, wie er sich 16 Jahre lang um die Freilassung seiner Mutter und seiner Geschwister bemühte, die 1974 nach dem Putsch in Äthiopien, bei dem sein Vater ermordet wurde, ins Gefängnis geworfen worden waren. Erst 1990 traf er den deutschen Außenminister Hans-Dietrich Genscher, kurz danach kam seine Familie frei.
Eine unterhaltsame Lektüre, die einen versöhnlichen Ton in den deutschen kulturellen Wirrwarr trägt.
Asfa-Wossen Asserate
Deutsch vom Scheitel bis zur Sohle. Ein Vademecum; Die andere Bibliothek
Aufbau Verlag 2023, 288 Seiten, 26,00 Euro
Weitere Buchtipps finden Sie im Archiv.
Stefan Dittmer: Propst im Osten
Stefan Dittmer ist Jahrgang 1964 und wurde am 6. Mai 2023 zum Propst für die Kirchenregion Ost gewählt. Er folgt dabei Gert Kelter aus Görlitz, der in den Ruhestand ging. In der SELK sind die vier Pröpste aus den vier Kirchenregionen Teil der Kirchenleitung. Wir haben mit Stefan Dittmer ein Interview geführt und haben mit ihm über wichtige Herausforderungen der Gegenwart, tröstende Bibelstellen und mutmachende Lieder sowie seine „junge“ Kirchenregion gesprochen.
selk.de-Redaktion:
Lieber Stefan Dittmer, guten Tag! Sie wurden im Mai zum Propst der Kirchenregion Ost gewählt. Seitdem ist nun ein halbes Jahr vergangen – die Schonfrist ist quasi vorbei. Wie waren Ihre ersten Erfahrungen und Erlebnisse als einer von vier Pröpsten unserer Kirche?
Stefan Dittmer: Zunächst erwartete mich eine Wartezeit von der Wahl zum Propst am 6. Mai bis zur Einführung am 13. Juni, erst dann ging es so richtig los. Ich war neugierig, was mich erwartet, konnte bei der ersten Sitzung der Kirchenleitung als designierter Propst hineinschnuppern und ging erwartungsfroh mit einer gewissen Abenteuerlust in mein neues Aufgabengebiet. Meine Tätigkeit als Religionslehrer an der Grundschule musste ich leider aufgeben. Schade, aber neben der Arbeit als Gemeindepfarrer in Dresden kommen nun weitere Aufgaben hinzu, die Zeit und Kraft in Anspruch nehmen.
Dann aber auf der ersten Sitzung der Kirchenleitung holte mich als eingeführter Propst die Realität ein: Entscheidungen müssen getroffen, Probleme müssen bearbeitet und Lösungen für schwierige Sachverhalte gefunden werden. Dazu sind viele Sitzungen, auch per Zoom, nötig, hinzukommen Dienstfahrten und die Zeit der Stille Zuhause. Eine große Herausforderung, die ich mit Gottes Hilfe und mit einer betenden, mir Mut zusprechenden Kirchgemeinde vor Ort annehmen konnte.
selk.de-Redaktion:
Unsere Kirche erlebt eine diskussionsreiche Zeit in einer Gesellschaft, die unter Kontroversen, Kriegen und Katastrophen leidet. Welche Bibelstelle gibt Ihnen Halt und Trost?
Stefan Dittmer: Mein Konfirmationsspruch aus Psalm 73 gibt die Richtung:
„Das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte und setze meine Zuversicht auf Gott den HERRN, dass ich verkündige all dein Tun!“
In allen Dingen und Geschehnissen ist es ein anderer, der uns hält, zu dem wir kommen und beten dürfen, an dem wir festhalten und der das Fundament unserer Lebens Handels und Redens ist. Jeden Sonntag wieder neu erfahren wir die lebendige Gegenwart Gottes, der zu uns redet und kommt, ja leibhaft in uns einzieht mit seiner Kraft, seinem Leben und Frieden. In dieser Gewissheit geht es in den Alltag mit allen schönen und dunklen Abschnitten: Und ER ist dabei! Gott sei Dank!
selk.de-Redaktion:
Welche Herausforderungen sehen Sie für unsere Kirche oder die Kirchenregion Ost im Speziellen? Was macht Ihnen dabei Mut?
Stefan Dittmer: Drei Aufgabenbereiche sehe ich für mich als Propst in den nächsten Jahren:
Als erstes möchte ich den Gemeinden, den Pfarrer und der Gesamtkirche den Dienst der Mission ans Herz legen. Es ist ein wunderbarer, verheißungsvoller Dienst, die frohe Botschaft der Rettung des Sünders allein aus Gnade um Christi willen zu verkündigen und zu leben. Eigentlich ist dieses der Auftrag und das Gebot Gottes. Obendrein hat der HERR der Kirche uns die Verheißung gegeben, dass sein Wort niemals leer zurückkommt, sondern das tut, wozu Gott es gesandt hat: um Glauben zu wecken und Menschen zu retten.
Gerade im Osten bietet sich ein großes Potential aufgrund der sozialistischen, atheistischen Vergangenheit. 20% der Bevölkerung im Osten wie im Westen sind Christen und gehören einer Kirche oder christlichen Gruppe an: diese wissen, an wen sie glauben und besuchen die Gottesdienste und Veranstaltungen ihrer Kirchengemeinde. Weitere 20% sind Atheisten oder gehören einer anderen Religion an: hier ist eine missionarische Arbeit sehr schwierig.
Die weitaus größte Gruppe der restlichen 60 % bezeichnen sich im Westen als christlich und gehören nominell zu einer Kirchengemeinde: sie besuchen den Gottesdienst zu Weihnachten, beten vielleicht und haben ein oberflächliches christliches Bewusstsein: diese Gruppe ist schwerlich für den christlichen Glauben ansprechbar.
Dagegen sind 60% der Bevölkerung im Osten offen für die christliche Botschaft, weil sie in ihrer Kindheit kaum etwas davon gehört haben. Wie oft werde ich in der Straßenbahn oder auf Bahnreisen als Pfarrer und Seelsorger angesprochen.
selk.de-Redaktion:
Und welche weiteren herausfordernden Aufgabenbereiche sehen Sie?
Stefan Dittmer: Eine zweite Aufgabe sehe ich darin, die Kirchenregion Ost in der Kirchenleitung und Gesamtkirche zu vertreten. Der Propst wird ja jeweils in einer Kirchenregion gewählt und ist damit für diesen Bereich verantwortlich. So will ich die Belange, die Anliegen und die Besonderheiten des Ostens in die Gesamtkirche einzubringen. Andererseits soll der Propst für die gesamtkirchlichen Aspekte in den Gemeinden und bei den Pfarrern im Osten werben. Dieser doppelten Rolle, hinein in die Kirchenleitung und Gesamtkirche und hinein in die Gemeinden und zu den Pfarrer der Kirchenregion Ost, stelle ich mich als Propst.
Die dritte Aufgabe liegt für mich in den Aufbau von seelsorglichen Kontakten zu den Pfarrern und zu den Gemeinden in der Kirchenregion Ost, um an den guten, schönen sowie an den stressigen, unglücklichen Lebensumständen Anteil zu nehmen. Da der Superintendent jeweils die Dienstaufsicht innehat, kann der Propst zunächst eine andere Rolle wahrnehmen, nämlich die der Begleitung. So beabsichtige ich, Gespräche zu den Pfarrer, deren Familien und zu den Gemeinden in der Kirchenregion Ost in Absprache mit den Superintendenten zu suchen, um den Betroffenen die nötige Wertschätzung zuteilwerden zu lassen und frühzeitig Krisensituationen zu erkennen, zu begleiten sowie bei der Lösung mitzuhelfen.
selk.de-Redaktion:
In diesen Tagen erreicht das heißersehnte, neue Jugendliederbuch „CoSi 4“ Gemeinden und Gemeindeglieder und erfreut sich jetzt schon großer Beliebtheit. Neben dem ELKG2 ist dieses Werk eine große Bereicherung in unserer musikalischen Kirche und ein zweiter „Neuzugang“ innerhalb kurzer Zeit. Welches Lied erfüllt Ihr Herz und lässt Sie im Glauben wachsen?
Stefan Dittmer: Auf dem Nummernschild unseres Autos ist die Nummer eines Liedes zu lesen – ELKG 288 (1. Auflage): „In dir ist Freude, in allem Leide!“ Ganz bewusst haben meine Frau und ich uns dieses Nummernschild ausgesucht. Neben dem Fisch auf der Heckklappe soll auch diese Nummer (wenn auch nur für Insider) von dem Grund unseres Lebens zeugen.
selk.de-Redaktion:
Als Propst sind Sie Teil der Kirchenleitung und in komplexe Abwägungs- und Entscheidungsprozesse involviert. Wer hilft Ihnen bei Entscheidungen und unterstützt Sie? Wie können Sie privat abschalten und zu neuen Kräften kommen?
Stefan Dittmer: Ganz oben steht der sonntägliche Gottesdienst, den ich in Dresden mit der mir anvertrauten Dreieinigkeitsgemeinde feiern darf. Zu wissen und zu erfahren, dass mir als Mensch vergeben wird und der HERR mich stärkt und zurüstet für die Aufgaben in Kirche und Gemeinde, öffnet den Blick in eine getroste Zukunft.
Daneben hat Gott der HERR mir eine Frau und Familie gegeben, die mich in allen Bereichen unterstützt und bisweilen trägt, wenn ich über meine Sorgen und vertrauliche Gedanken wieder einmal nicht erzählen kann und darf.
So nehmen meine Frau und ich immer wieder eine Auszeit in einem guten Restaurant, um bei guten Essen und Trinken in der Zweisamkeit zu reden und belastende Dinge anzusprechen. So manche Tür wurde so sich in schwierigen Sachverhalten geöffnet.
selk.de-Redaktion:
Wussten Sie, dass Sie Propst der jüngsten Kirchenregion der SELK sind? Entgegen jedem Vorurteil sind in der Kirchenregion Ost knapp 15% der Kirchenglieder unter 18 Jahre alt – so viele wie in keiner anderen Region unserer Kirche. Was macht Ihnen an engagierten jungen Gemeindegliedern besonders viel Freude? Welche Projekte mit jungen Menschen liegen Ihnen besonders am Herzen?
Stefan Dittmer: Nicht nur die Gemeindeglieder unter 18 Jahren, sondern ebenso die sich daran anschließende Altersgruppe – die jungen Erwachsenen und Familien – haben eine wichtige tragende Rolle in der Kirche und in den Gemeinden.
Kinderüsten, Konfirmandenfreizeiten und Jugendtreffen, die biblisch fundiert arbeiten, nehmen das Anliegen auf, die heranwachsende Generation im christlichen Glauben zu unterweisen und zu gründen. Das gilt vor allem für die Christenlehre, sprich: den Kinderunterricht, der noch in vielen Gemeinden in der Kirchenregion Ost ab der 3. Klasse gehalten wird.
Für die Veranstaltungen, die von jungen Erwachsenen initiiert wurde und organisiert werden, will ich werben und diese tatkräftig unterstützen, soweit es meine Zeit erlaubt. Zu nennen sind hier die BJT-Plus (Bezirksjugendtage für junge Erwachsene) und die Lutherische Tagung „Gemeinsam Glauben“, die im September diesen Jahres in Erfurt stattgefunden haben. Es ist wunderbar, wenn junge Menschen nach Vertiefung im christlichen Glauben fragen und um Unterweisung im lutherischen Bekenntnis bitten. Dem gilt es Rechnung zu tragen.
Dieses christliche Engagement von jungen Erwachsenen und Familien erlebe ich sehr wohltuend in der eigenen Gemeinde und in der Kirchenregion Ost.
selk.de-Redaktion:
Sie sind nach Ihrer Ordination 1990 – direkt nach der Wiedervereinigung – ins Pfarrvikariat nach Greifswald gegangen und sind seit August 2015 Pfarrer in Dresden. Was schätzen Sie als gebürtiger „Wessi“ am Osten und den Menschen in Ostdeutschland besonders?
Stefan Dittmer: Obwohl ich im Westen geboren und aufgewachsen bin, liegen die ersten Schritte meines Berufslebens im Dienst der Kirche im Osten:
• Die Kirchenleitung hatte mich 1989 zum Vikariat nach Berlin-Wilmersdorf entsandt. In dieser Zeit konnte ich als Vikar viele Vertretungsdienst in der damaligen DDR absolvieren. Mit dem sogenannten „Dauerlutscher“, dem Visum für West-Berliner, war es für mich leicht, nur für einen Tag in den Ostern zu reisen und dort Dienste zu tun.
• Die ersten eigenverantwortlichen Schritte leistete ich als Pfarrvikar in Greifswald und stand im Dienst der Altlutherischen Kirche. So durfte ich 1991 für den Zusammenschluss der Altlutherischen Kirche mit der SELK stimmen.
• Schließlich lebe und arbeite ich seit 2015 in Dresden.
In der Zeit als Pfarrer in Dresden ist mir wieder einmal bewusst geworden, dass im Osten stetig Früchte des Glaubens in den Gemeinden sichtbar werden und dort von einen missionarischen Aufbruch, wenn auch bisweilen in einem kleinen Ausmaß, zusprechen ist:
• Die Gemeinden wachsen nach innen und außen.
• Die Umlagebeiträge und Einnahmen steigen stetig.
• Gemeindeglieder besuchen zu einem hohen Prozentsatz die Gottesdienst
• Stets dürfen wir Gäste im Gottesdienst begrüßen, die als Gemeindeglieder bleiben.
Diesen Weg gilt es weiterzugehen.
Lieber Stefan Dittmer, wir möchten Ihnen herzlich für das Interview danken und wünschen Ihnen Gottes Segen bei Ihrer Tätigkeit als Propst für die SELK. Bleiben Sie stets behütet!
Das Interview führte Daniel Soluk für die selk.de-Redaktion
Theologisches Kompetenzzentrum der SELK
Die Lutherische Theologische Hochschule Oberursel (LThH) ist die theologische Ausbildungsstätte der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK). Sie vertritt die lutherische Theologie in Forschung und Lehre. Dazu bilden die fünf Professoren in den Fächern Altes und Neues Testament, Kirchengeschichte, Dogmatik und Praktischer Theologie vor allem junge Menschen zu künftigen Pfarrern und Pastoralreferentinnen der SELK aus. Weniger bekannt ist, dass die Dozenten in zahlreichen anderen Bereichen innerhalb und außerhalb der SELK tätig sind. Für selk.de gibt der Rektor der LThH, Prof. Dr. Achim Behrens, einen Einblick.
Lutherische Theologie für die Gemeinde
Die Professoren predigen regelmäßig in Gemeinden der SELK (jeder im Durschnitt einmal im Monat). Nicht selten werden sie auch zu Amtshandlungen wie Taufen, Trauungen und Beerdigungen gebeten. Oft sind sie zu Vorträgen in Gemeinden im gesamten Bundesgebiet unterwegs. Sie leiten auch Freizeiten oder sind maßgeblich als Dozenten im Theologischen Fernkurs der SELK (TFS) beteiligt. Der TFS ist zugleich ein Institut an der LThH. Immer wieder veranstaltet die Fakultät der LThH in Kooperation mit der Volkshochschule Ringvorlesungen für die Öffentlichkeit außerhalb der Hochschule – inzwischen auch als Videokonferenz bundesweit. Die Schriftenreihe Oberurseler Hefte richtet sich gezielt an Gemeinden, zuletzt mit dem Heft „50 Jahre – 50 Köpfe“.
Lutherische Theologie für die Kirche
Alle Professoren sind Mitglied eines Bezirkspfarrkonventes und einer Bezirkssynode der SELK. Das „Pastoralkolleg“ als Einrichtung der Pfarrerfortbildung ist eng mit der LThH verbunden und die Professoren halten dort auch Kurse, ebenso wie im Praktisch-Theologischen Seminar zur Vikarsausbildung. Professoren sind Mitglieder in der Theologischen Kommission der SELK. Ebenso sind die Dozenten regelmäßig an Arbeitsgruppen der Kirchenleitung, des Allgemeinen Pfarrkonvents oder der Kirchensynode beteiligt. Derzeit führt die Fakultät im Auftrag der Kirchensynode ein Forschungsprojekt zur Rolle von Frauen in der SELK und den Vorgängerkirchen durch. Professoren der SELK waren an der Vorbereitung und Durchführung lutherischer Kirchentage maßgeblich beteiligt und stärken insgesamt durch ihre Kompetenz das theologische Profil der SELK.
Lutherische Theologie in der Ökumene
Dies gilt erst recht, wo die Oberurseler Professoren die SELK in zwischenkirchlichen oder ökumenischen Kommissionen vertreten. Dies geschieht im Deutschen ökumenischen Studienausschuss der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (DöSta), im Ökumenischen Studienausschuss (ÖSta) der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirchen Deutschlands (VELKD), im Theologischen und im Catholica Ausschuss der VELKD, im Theologischen Konvent Augsburger Bekenntnisses oder im Lutherischen Einigungswerk. Die Fakultät der LThH war und ist maßgeblich an zwischenkirchlichen Gesprächen mit evangelischen Landeskirchen und der römisch-katholischen Kirche beteiligt. Professoren der LThH pflegen auch die Kontakte zu lutherischen Schwesterkirchen im Internationalen Lutherischen Rat (ILC). Die LThH ist Mitglied in der ILC Seminaries Conference, dem Zusammenschluss der bekenntnisgebundenen lutherischen Hochschulen weltweit. In all diesen Aufgaben bringen die Professoren ihre Kompetenz als Stimme ihrer Kirche, der SELK, und damit als Stimme einer bekenntnisgebundenen lutherischen Theologie ein.
Lutherische Theologie in der Wissenschaft
Wenn die LThH die lutherische Theologie in Forschung und Lehre vertreten soll, dann müssen die Professoren natürlich auch forschen. Dies wird in der Regel in Veröffentlichungen greifbar. Die Promotionen und Habilitationen der Dozenten sind als Bücher veröffentlicht. Die Fakultät gibt viermal im Jahr die Fachzeitschrift „Lutherische Theologie und Kirche“ heraus. Darüber hinaus sind die Professoren an der Herausgabe von drei Buchreihen beteiligt und veröffentlichen regelmäßig Aufsätze in anderen wissenschaftlichen theologischen Publikationen (Zeitschriften oder Aufsatzbänden). Die Dozenten sind Mitglieder in verschiedenen wissenschaftlich-theologischen Vereinigungen, wie der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Theologie, der Internationalen Löhe-Gesellschaft, der Hans Iwand Stiftung e.V., dem Verein für Freikirchenforschung, der Arbeitsgemeinschaft für Homiletik e.V. und vielen anderen. Der Rektor vertritt die Hochschule im Evangelisch-Theologischen Fakultätentag und der deutschen Hochschulrektorenkonferenz. Überall dort bringen die Mitglieder der Fakultät den Standpunkt einer bekenntnisgebundenen lutherischen Theologie ins Gespräch.
Theologisches Kompetenzzentrum der SELK
Diese und zahlreiche Aufgaben (auch in Gestaltung und Erhaltung des Hochschulcampus) nehmen die Professoren der LThH für ihre Kirche wahr. So ist die LThH das theologische Kompetenzzentrum der SELK! Dabei ermutigen wir jungen Menschen, sich bei entsprechender Begabung selbst auf den Weg einer theologischen Promotion zu begeben. Jährlich findet auf dem Campus ein Forschungskolloquium statt als Forum für den Austausch auch und vor allem mit dem wissenschaftlichen Nachwuchs. Immer wieder erhalten wir die Rückmeldung, dass Studierende „aus Oberursel“ an den Universitäten durch Problembewusstsein und theologische Gesprächsfähigkeit hervorstechen. Wenn Sie es genauer oder mehr wissen wollen, schauen Sie gern in unseren jährlichen Forschungs- und Tätigkeitsbericht, verfolgen Sie unsere sozialen Medien, laden Sie uns mal ein oder besuchen Sie uns! Vielleicht zum Sommerfest 2024 in Oberursel?
Lesepredigten: 25. Jahrgang
Andreas Schwarz ist Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Baden (ELKiB), die mit der SELK seit 1981 in Kirchengemeinschaft steht. Er gibt seit 1999 die Reihe „Lesepredigten“ in gedruckter und digitaler Form heraus, die eine wertvolle Sammlung von Predigten für Lektorinnen und Lektoren in der SELK, aber auch für andere Interessierte darstellt. Mit dem aktuellen 97. Band der Lesepredigten startet die Serie in ihren 25. Jahrgang – ein Grund zum Feiern! Wir haben Pfarrer Andreas Schwarz für ein Interview befragt.
selk.de-Redaktion:
Herzlichen Glückwunsch, lieber Andreas Schwarz, zu 25 Jahrgängen der „Lesepredigten“. Wie feiern Sie diese beständige und wichtige Arbeit, die Sie für die SELK leisten und was war Ihre schönste Erfahrung in all den Jahren?
Andreas Schwarz: Danke für die Glückwünsche, die ich gerne annehme. Ehrlicherweise gab und gibt es keine Feier aus dem Anlass, mir war das gar nicht so bewusst. Wichtig waren meine Gedanken, als die vierte 6-Jahres-Beauftragung in diesem Jahr zu Ende ging. Denn es galt für die Kirchenleitung der SELK und mich zu entscheiden, ob es noch einmal 6 Jahre und damit deutlich in meinen Ruhestand hinein weitergehen soll. Wir haben das gemeinsam so entschieden. Meine größte Freude ist, einen sichtbaren Teil unserer Kirchengemeinschaft zwischen der SELK und der ELKiB darstellen zu dürfen. Denn es tragen Verfasser aus der ELKiB mit zu den Predigten bei und in den Gemeinden unserer Kirche werden die Predigten fleißig genutzt. Eine schönste Erfahrung kann ich nicht benennen. Aber wenn ich sehe, wer 1999 zum Kreis der Verfasser gehörte und wie sich dieser Kreis heute zusammensetzt, dann freut es mich, dass viele junge Prediger dazu gekommen sind. Und von denen gibt es zum Teil wundervolle Predigten, die so sind, wie ich sie mir persönlich wünsche.
selk.de-Redaktion:
Sie sind seit 2001 Pfarrer der ELKiB in Pforzheim und waren zuvor für die SELK in Witten, Saarbrücken/Walpershofen und Uelzen aktiv. Was schätzen Sie besonders an unserer Kirche und wie gestaltet sich Ihre derzeitige Verbindung zur SELK? Sie halten doch sicherlich nach wie vor einen aktiven Kontakt zu Pfarrern unserer Kirche, oder?
Andreas Schwarz: Die Frage möchte ich gern wieder ausdehnen darauf, was ich an unseren Kirchen (Plural) schätze. Es ist die Stärke großen persönlichen Engagements von Gemeindegliedern, denen ihre Kirche wichtig ist, die sich gern mit ihrer Kraft und Zeit für den Gottesdienst einsetzen wollen und dazu begleitet werden möchten. Die Selbständigkeit unserer Kirchen, die in besonderer Weise von den Gemeinden und ihren Gliedern nicht nur finanziert, sondern eben auch inhaltlich getragen wird. Mündigkeit und die Möglichkeit, Verantwortung zu übernehmen, schätze ich. Meine Beziehung gestaltet sich auf drei Ebenen. Zum einen gehören unsere Familien und Freunde weiterhin zur SELK, wenn auch zum Teil mit zunehmender Sorge. Als Zweites sind da alle die Menschen, mit denen ich zusammen studiert und musiziert habe und zu denen der Kontakt auch freundschaftlich lebendig geblieben ist. Und drittens leben wir hier im Bereich Nordbaden die Kirchengemeinschaft so eng, dass es im Grund genommen kirchlich eines ist. Gemeinsame Gottesdienste, Urlaubs- und Krankheitsvertretungen, Kanzeltausch zwischen unseren Kirchen sind selbstverständlich bzw. anders gar nicht denkbar oder möglich. Auf dem Wege, Predigten zu bekommen, ist der Kontakt natürlich ebenfalls unverzichtbar. Viele der Verfasser kenne ich persönlich, im Lauf der Jahre sind viele dazu gekommen, die ich nicht mehr selbst in meiner Zeit in der SELK erlebt habe. Da beschränkt sich der Kontakt auf die digitale Kommunikation.
selk.de-Redaktion:
Die Publikationen „Lesepredigten“ hatten schon viele in der Hand, insbesondere Lektorinnen und Lektoren. Wie genau gelangen Sie an die Predigten? Wie entscheiden Sie, welche Predigten sich am besten für das Heft eignen?
Andreas Schwarz: Wenn ich die erste Frage beantworte, hat sich die zweite von selbst erledigt. Als ich 1999 in diese Arbeit eingestiegen bin, hat der Geschäftsführende Kirchenrat Michael Schätzel alle Pfarrer der SELK um Mitarbeit gebeten. Daraus ist ein Pool von ca. 40 Verfassern geworden. Konzipiert ist es so, dass im Jahr 4 Hefte mit je 8 Predigten erscheinen, also 32 Verfasser benötigt werden. Jeder kommt so nach 1 ¼ Jahr wieder dran. Ich erteile konkrete Aufträge, was den Sonn- oder Feiertag und den Bibeltext angeht. Ich entscheide also nicht zwischen mehreren mir vorliegenden Predigten, sondern habe immer genau so viele Predigten, wie benötigt werden. Nach meiner Wahrnehmung eignen sich die Predigten aus der Sicht von Lektoren, für die wir die Arbeit tun, sehr unterschiedlich. Nur zweimal haben wir vorgelegte Predigten nicht abgedruckt. Das war aber keine theologische oder gar persönliche Entscheidung. Es ging und geht grundsätzlich um die Verwendung durch die Lektoren. Wir waren der Überzeugung, dass die entsprechenden Predigten zum Vorlesen im Gemeindegottesdienst nicht geeignet waren. Das waren aber absolute Ausnahmen, grundsätzlich spiegeln die Predigten die Unterschiedlichkeit der Verfasser wieder. So wird in der SELK und der ELKiB gepredigt.
selk.de-Redaktion:
In unserer Kirche sind Lektorinnen und Lektoren wichtige Säulen in der gottesdienstlichen Versorgung unserer Gemeinden. Welche Erfahrungen haben Sie in der Vergangenheit gemacht bzw. machen Sie aktuell in Bezug zum wertvollen Ehrenamt des Lektorendienstes?
Andreas Schwarz: Zunächst halte ich es grundsätzlich für gut und wichtig, dass Gemeinden auch ohne Pfarrer einen Gottesdienst halten können, wenn sie dazu vorbereitet, angeleitet und ausgestattet werden. Unter dem Stichwort des Priestertums der Glaubenden ist das ein angemessenes Zeichen für lebendige Gemeinde der Heiligen. Konkret erlebe ich diesen Schatz hier vor Ort. In meiner Urlaubszeit darf ich mich darauf verlassen, dass Gemeindeglieder in einem Team Gottesdienste mit der Gemeinde feiern, sich dabei das Verlesen der Predigt, die gesungene Liturgie, Lesungen und Gebete untereinander aufteilen. Das stärkt das Selbstbewusstsein der Gemeinde, befördert das Engagement und nimmt ihnen die Sorge vor der Möglichkeit, keinen Pfarrer zur Vertretung zu finden. Und da es hier im Bereich Nordbaden kaum Emeriti gibt, ist das Engagement der Gemeindeglieder für den Gottesdienst ein Schatz und Zeichen göttlichen Segens.
selk.de-Redaktion:
Können Sie sich in der Vergangenheit an eine besonders eindrucksvolle Predigt erinnern, die Ihnen im Gedächtnis geblieben ist und die ihren Weg in die „Lesepredigten“ gefunden hat?
Andreas Schwarz: Das kann und möchte ich so nicht sagen. Aber zuletzt gab es einen erfreulichen Austausch mit einem meiner theologischen Begleiter bei der Korrektur der Lesepredigten. Der sagte: Ich habe eine Predigt lesen dürfen, die hätte ich genauso übernehmen und selbst auch halten können. Wir waren uns in der Wahrnehmung einig.
selk.de-Redaktion:
Wir gehen nun ins 25. Jahr der „Lesepredigten“, der 25. Jahrgang startet derzeit mit Band 97. Wie sehen die kommenden 5 oder 25 Jahre aus? Was bleibt bestehen, weil es sich bewährt hat, und wird sich das Heft verändern?
Andreas Schwarz: Für mich geht es tatsächlich um fünf Jahre. Da wird sich nicht viel ändern, voraussichtlich. Der Stamm an Verfassern sieht stabil aus. Auch bei denen, die mir helfen, Predigten zu korrigieren – zwei Theologen und fünf Gemeindeglieder – sieht es verheißungsvoll aus. Die sind alle motiviert und hilfsbereit, selbst aktive Prediger oder Hörer. Und nicht zuletzt wird die ganze Arbeit am Ende von einer professionellen Lektorin bearbeitet. Das ist mir eine riesengroße Hilfe und bis zum Ende der aktuellen Beauftragung zugesichert. Was sich ändern wird, ist womöglich der Bedarf an gedruckter Predigt, vermutlich wird das digitale Angebot zunehmen. Aber auch das wird aktuell schon wunderbar geleistet. Wenn in fünf Jahren ein Nachfolger gefunden wird, gibt es aber vielleicht auch völlig neue Ideen.
selk.de-Redaktion:
Derzeit sind Sie als ELKiB-Pfarrer in Pforzheim eingesetzt und gelten als Predigtliebhaber und -experte. Was macht für Sie - ganz persönlich - eine gute Predigt aus?
Andreas Schwarz: Ich persönlich halte die theologisch saubere, wissenschaftlich-fundierte Vorbereitung für unerlässlich. Mit den uns zur Verfügung stehenden Methoden und Hilfsmitteln gilt es, den Text zu erschließen: Wer hat wann was warum zu wem gesagt? Ein Verständnis des Textes in seinem historischen Umfeld, in seiner Bedeutung für die, die das zuerst gehört haben. Dann braucht es ebenso sauber homiletische Arbeit; also wo sind die Bezüge zu uns und unserem Leben in unseren Lebensumständen? Grundsätzlich gilt für mich, eng am biblischen Text zu bleiben. Bilder und Beispiele engen die Weite des Textes oft unnötig ein, legen ein Verständnis nahe und blenden vieles andere aus. Wichtig ist, dass Menschen hören, dass sie mit ihrem Leben im Blick sind und vorkommen, dass sie angesprochen, getröstet und gestärkt werden. In zunehmend schwierigen Zeiten umso mehr.
Ich erlebe Predigthörerinnen und -hörer in unseren Kirchen als sehr aufmerksam und mit viel Erwartung. Die benötigen keine Geschichten für Kinder, sondern wollen als erwachsene und mündige Christen ernstgenommen werden. Viele von ihnen wissen auch einfach richtig gut Bescheid und hoffen auf qualifizierte, gut vorbereitete Predigten. Und dann liegt mir Sprache am Herzen. Ich freue mich an klarer und sauberer Sprache, damit genau das gesagt wird, was gemeint ist. Außerdem sollten aus meiner Sicht Predigten inhaltlich nicht besserwisserischen, bevormundenden oder von oben herab belehrenden Charakter haben. Es braucht nicht den Erweis von Wissen, Fremdworte helfen auch wenig. Verständlich und ‚normal‘ vom Heiligen und Fremden reden. Als Prediger immer auch selbst vom Wort angesprochen zu sein. Das sind nur ein paar Stichworte.
Lieber Andreas Schwarz, wir möchten Ihnen herzlich für das Interview danken und wünschen Ihnen Gottes Segen bei Ihrer Tätigkeit als Herausgeber der Reihe „Lesepredigten“.
Bleiben Sie stets behütet!
Das Interview führte Daniel Soluk für die selk.de-Redaktion
Lesenswert
An dieser Stelle werden auf selk.de regelmäßig Bücher vorgestellt: zum Lesen, zum Verschenken, zum Nachdenken, zum Diskutieren – Buchtipps für anregende Lektürestunden. Die hier veröffentlichten Buchvorstellungen hat Doris Michel-Schmidt verfasst.
Leb deine Wahrheit …
„Eine objektive Wahrheit gibt es nicht, also leb deine eigene Wahrheit.“ Das klingt gut und befreiend, oder? Genau wie „Nutze die Zeit, du lebst nur einmal“ oder „Du bist dein eigener Herr“ oder „Du sollst nicht urteilen“ oder „Nur die Liebe zählt“? Ja, solche wohlfeilen Sprüche klingen gut, und sie sind auch unter Christen mittlerweile populär.
Alisa Childers entlarvt solche plakativen Ratschläge in ihrem Buch als Lügen, die uns eben nicht frei machen, sondern ängstlich, selbstbezogen und erschöpft. Sie flüstern uns ein, dass wir uns selbst, unsere Gefühle, an die erste Stelle setzen sollen, dass wir alles in uns selbst suchen und finden können, dass wir uns selbst genügen.
An zehn gängigen Slogans zeigt die Autorin, wie leicht wir uns von Gottes Wort, aber auch von Logik und Verstand abbringen lassen. Sie rückt die „dekonstruierten“ Glaubensinhalte im Blick auf die Bibel zurecht, stellt sie wieder vom Kopf auf die Füße.
Gerade weil diese kulturellen Lügen positiv besetzte Wörter benutzen, ist es nicht immer einfach, zu erkennen, wie sie deren Bedeutung umdefinieren. „Christus nachzufolgen in einer Welt, die einem sagt, man solle sich selbst an erste Stelle setzen, ist ein schwieriger Weg“, konstatiert die Autorin daher am Schluss.
Ausgehend von persönlichen Anekdoten oder von (in den USA) beliebten Filmen und Büchern, deckt Childers wunde Punkte in manchen Argumentationsketten auf. Dass man nicht urteilen soll, zum Beispiel, ist schon fast zum Mantra in unserer Gesellschaft geworden. Dabei ist die Aufforderung, nicht zu urteilen, unrealistisch, ja sie kann sogar gefährlich werden. Und sie ist garantiert nicht biblisch.
Dass es aber unbequem werden kann, wenn man sich traut, etwas zu beurteilen, beschreibt Childers am Beispiel einer Rezension, die sie in ihrem Blog veröffentlichte. Sie kritisierte darin ein populäres Buch einer christlichen Autorin, weil sie zu der Überzeugung gelangt war, dass die Kernbotschaft dieses Buches das genaue Gegenteil des biblischen Evangeliums war. Mit der Unmenge an Hassbotschaften, die sie in den folgenden Wochen bekam, hatte sie nicht gerechnet. Die Botschaft war klipp und klar, so Childers: „… es sei falsch von mir, unbiblische Ideen in einem populären Buch zu kritisieren. Schließlich wäre Jesus nie ein solcher ‚Richterfuzzi‘ gewesen.“
Ja, es kann gelegentlich wehtun, sich den gängigen Slogans zu verweigern und sie zu demaskieren. Alisa Childers tut das nicht nur bibelkundig und geistreich, manchmal macht es ihr auch ganz offensichtlich Freude. Ihr dabei zu folgen auch.
Alisa Childers
Leb deine Wahrheit und andere Lügen; Typische Täuschungen, die unser Leben in die Enge treiben
Fontis Verlag 2023, 240 Seiten, 19,90 Euro
Die atheistische Gesellschaft und ihre Kirche
Was für die Kirche im Osten Deutschlands längst Realität ist, wird auch im Westen zunehmend erkennbar: die Gesellschaft ist weitgehend atheistisch. Die neuste Studie der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat es gerade wieder bestätigt: Der Prozess der Entkirchlichung in Deutschland schreitet nicht nur weiter voran, er beschleunigt sich sogar rasant. Dabei zeigte sich in der Studie bei den Antworten der Kirchenmitglieder ein überraschendes Ost-West-Gefälle: Ostdeutsche Evangelische fühlen sich mit 82 Prozent deutlich stärker mit ihrer Kirche verbunden als Kirchenmitglieder im Westen (65 Prozent). „Die zunehmende christliche Minderheitensituation in Ostdeutschland geht inzwischen offenbar mit einer Stärkung kirchlicher Mitgliedschaftsidentität bei den verbliebenen Kirchenmitgliedern einher“, heißt es in der Studie.
Justus Geilhufe, 1990 als Pfarrerskind in Sachsen geboren, hat die Kirche der Nachwendezeit erlebt. Heute ist er Pfarrer der Domgemeinde im sächsischen Freiberg. In seinem interessanten Essay versucht er zu ergründen, was die Kirche aus den Erfahrungen der Gemeinden im Osten lernen könnte.
Die erwartbaren Verlautbarungen der Kirche zu politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen stießen kaum noch auf Interesse, so Geilhufe, ja, er selbst möchte nicht hören, „wie das richtige Leben hier in dieser Welt funktionieren kann“.
Die Kirche verwende alle Kraft darauf, die Gesellschaft zu verändern und selbst „ein Angebot vom richtigen Leben“ zu machen. Am Ende bleibe aber keine Kraft mehr übrig, um die Menschen mit all ihren Widersprüchen zu lieben und ihnen eine Heimat zu geben in der Wahrheit, Güte und Schönheit des Glaubens. Das könne die Kirche neu lernen, wenn sie nach Osten schaue. „Zu den Gemeinden, von denen die Gesellschaft schon lange nichts mehr will. Zu den Kirchen, die den vollständigen Zusammenbruch längst hinter sich haben.“
Protestantismus heiße, so Geilhufe, „sich immer wieder neu darauf zu konzentrieren, dass das Richtige nur als das, was Gott getan hat, verkündet werden kann. Mehr nicht.“ Die Kirche des Ostens habe über die Zeit getragen, was mit kirchlicher Tradition gemeint ist. „Das ruhige Vertrauen auf die Form, die überliefert ist, das Wissen darum, dass die Herausforderung von heute keine wesentlich neue ist, den Anspruch, auch angesichts einer veränderten Zeit das zu sagen, was schon immer wahr war.“
Ein sehr anregender Essay, der Mut macht, auf die Verheißungen Gottes zu vertrauen, auch in einer kleiner werdenden Kirche.
Justus Geilhufe
Die atheistische Gesellschaft und ihre Kirche
Claudius Verlag 2023, 133 Seiten, 20,00 Euro
Weitere Buchtipps finden Sie im Archiv.
Unser Bekenntnis – Artikel 8: Über die Wirklichkeit der Kirche
Das Augsburger Bekenntnis (Confessio Augustana) ist die grundlegende Bekenntnisschrift der im Konkordienbuch (1580) abgedruckten verbindlichen Bekenntnisse der Kirche der lutherischen Reformation. In loser Folge lesen Sie hier Erläuterungen zu den einzelnen Artikeln von Dr. Gottfried Martens D.D., Pfarrer der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) in Berlin-Steglitz.
Obwohl die Kirche eigentlich die Versammlung der Heiligen und wahrhaft Glaubenden ist, so darf man doch, da in diesem Leben viele Heuchler und Schlechte daruntergemischt sind, die Sakramente gebrauchen, auch wenn sie von Schlechten verwaltet werden, nach dem Worte Christi: „Es sitzen die Schriftgelehrten und Pharisäer auf dem Stuhle Moses usw.“ Die Sakramente und das Wort sind wirksam wegen der Anordnung und des Befehls Christi, auch wenn sie durch Schlechte gespendet werden. Sie verurteilen die Donatisten und ihresgleichen, welche sagten, man dürfe in der Kirche den Dienst der Schlechten nicht hinnehmen, und meinten, der Dienst der Schlechten sei unnütz und wirkungslos.
Kurz bevor im Jahr 313 der christliche Glaube von Kaiser Konstantin zu einer erlaubten Religion erklärt wurde, hatte es unter seinem Vorgänger Diokletian noch einmal eine ganz heftige Christenverfolgung gegeben. Sie war so brutal gewesen, dass nicht wenige Christen, ja auch Priester, zeitweilig ihren Glauben widerrufen oder zumindest heilige Schriften oder heilige Geräte den Schergen des Kaisers ausgeliefert hatten. Als die Verfolgungszeit nun vorbei war, stellte sich der Kirche die dringende Frage, wie mit denen umzugehen sei, die während der Verfolgung vom Glauben abgefallen (lapsi) waren oder die heiligen Gegenstände herausgerückt hatten (traditores), nun aber in die Kirche zurückkehren wollten. Dabei ging es vor allem um diejenigen, die selbst ein kirchliches Amt versehen hatten und nun wieder nach ihrer Rückkehr dieses Amt in der Kirche versehen wollte. Der Streit entbrannte im Winter 312/313 in Karthago: Eine Gruppe erkannte den neugeweihten Bischof Caecilianus nicht an, weil unter denen, die ihn zum Bischof geweiht hatten, angeblich auch ein „traditor“ gewesen sei. Gegenspieler Caecilians war ein gewisser Donatus, der vierzig Jahre lang die später nach ihm benannten „Donatisten“ anführte, die sich von der Kirche getrennt hatten und behaupteten, ein Priester, der sich schwerer persönlicher Verfehlungen schuldig gemacht habe, könne die Sakramente nicht gültig spenden.
Bereits im 4. Jahrhundert wurde diese Irrlehre der Donatisten verworfen. Das Augsburger Bekenntnis stellt sich hier ganz bewusst in die kirchliche Tradition und macht zugleich deutlich, warum es falsch und gefährlich wäre, die Gültigkeit der Sakramente von der Würdigkeit des Spenders abhängig zu machen:
Der Glaube des Christen braucht etwas ganz Festes, an das er sich halten, an dem er hängen kann. Dieses Feste, das den Glauben schafft und an dem der Glaube hängen kann, sind die Sakramente und das Wort Gottes. Wenn nun die Gültigkeit und Wirksamkeit der Sakramente von der Würdigkeit dessen abhinge, der sie verwaltet, könnte der Glaube ja nie gewiss sein, ob er ein gültiges Sakrament empfängt. Wer weiß, was für ein würdiges oder unwürdiges Leben derjenige, der die Sakramente verwaltet, in Wirklichkeit führen mag! Nein, gültig und wirksam sind die Sakramente einzig und allein, wenn und weil sie gemäß der Anordnung und Stiftung Christi gespendet werden. Das reicht – und das muss reichen, um der Glaubensgewissheit der Empfangenden willen!
Auch wenn es die altkirchlichen Donatisten heute nicht mehr gibt, ist donatistisches Gedankengut auch heute noch weit verbreitet:
Dies geht schon damit los, dass es nicht wenige christliche Gruppen gibt, die versuchen, eine wirklich „reine Kirche“ zu schaffen, zu der nur diejenigen gehören, die auch tatsächlich „mit Ernst Christen sind“. Und so zieht man sich naserümpfend aus der größeren Gemeinschaft der Kirche zurück in kleine, fromme Zirkel, in der die Schar der wahrhaft Glaubenden sichtbar und auch leicht überschaubar ist und in der man mit den „Heuchlern“ in den großen Gemeinden nichts mehr zu schaffen hat. Es ist faszinierend, wie immer wieder sehr fromm erscheinende Gruppierungen diesem Irrtum verfallen, wo Jesus in seinem Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen (Matthäus 13,24-30) doch schon so eindringlich davor gewarnt hatte, vor dem Tag des Jüngsten Gerichts die Scheidung zwischen wahrhaft Glaubenden und Heuchlern erkennbar machen und eben damit eine reine Kirche schaffen zu wollen. Unmöglich ist der Vollzug dieser Scheidung, weil diese Scheidung doch letztlich durch jeden einzelnen Christen hindurchgeht, der, solange er lebt, immer Sünder und Gerechter zugleich ist.
Auch eine scheinbar reine Gemeinde kann die Sünde eben nicht draußen vor der Tür lassen – im Gegenteil: In einer Gemeinde, die sich besonders rein vorkommt, besteht die besondere Gefahr, dass Christen sich in ihr sehr viel mehr wie der Pharisäer statt wie der Zöllner in Jesu Gleichnis in Lukas 18,9-14 verhalten. Die Unmöglichkeit dieser Scheidung zwischen wahrhaft Glaubenden und Heuchlern beschränkt sich dabei, so betont es das Augsburger Bekenntnis ausdrücklich, auf „dieses Leben“. Christus wird diese Scheidung am Ende sehr wohl zu vollziehen vermögen. Die Zugehörigkeit zu einer Institution namens Kirche allein vermag am Ende in Gottes letztem Gericht nicht zu retten. Rettung verheißt allein der Glaube, die Gemeinschaft mit Christus, die allerdings wiederum durch die Sakramente und die Verkündigung des Evangeliums vermittelt wird. Entsprechend ist und bleibt die Kirche die Versammlung der Heiligen und wahrhaft Glaubenden, weil sie dort erkennbar wird, wo Christen sich um Christus und seine Gaben sammeln.
Der Fokus des 8. Artikels des Augsburger Bekenntnisses liegt nun jedoch nicht darauf, dass es in einer christlichen Gemeinde immer auch nicht wenige „Namenschristen“ gibt, die in Wirklichkeit gar nicht mehr an Jesus Christus glauben. Das ist allemal traurig genug. Sondern der Fokus liegt, wie schon bei den donatistischen Streitigkeiten in der Alten Kirche, auf den Spendern der Sakramente, auf den Pfarrern: Darf ich von einem Pfarrer das Sakrament empfangen, der mir ein zweifelhaftes moralisches Leben zu führen scheint oder der sich nach meiner Einschätzung immer wieder wenig christlich benimmt?
Ja, ich darf es, sagt das Augsburger Bekenntnis, und darf dabei ganz von der Würdigkeit des Spenders wegblicken. Auf die kommt es nicht an. Entscheidend ist einzig und allein, dass die Sakramente nach der Ordnung und Einsetzung Christi verwaltet werden, dass das Wort Gottes so gepredigt wird, wie es der Heiligen Schrift entspricht. Ein Pfarrer kann weder durch seine Ausstrahlung der Wirksamkeit der Gnadenmittel etwas hinzufügen, noch kann er die Wirksamkeit der Gnadenmittel durch sein anstößiges Verhalten mindern.
Das ist gleichermaßen ein Trost für den Pfarrer, der um seine eigenen Schwächen und Unzulänglichkeiten weiß: Was er austeilt, ist in seiner Gültigkeit und Wirksamkeit nicht von seiner eigenen Vollkommenheit abhängig. Und es ist ein Trost für die Gemeindeglieder: Sie dürfen gewiss sein, dass die Gnadenmittel bewirken, was sie sagen, weil allein die Anordnung und der Befehl Christi ihre Gültigkeit und Wirksamkeit gewährleisten. Von daher kann ich auch die Glieder unserer Gemeinde nur ermutigen, die Sakramente in unserer Gemeinde zu empfangen, auch wenn sie sich von dem, der sie austeilt, vielleicht eher abgestoßen fühlen.
Die Aussagen des 8. Artikels des Augsburger Bekenntnisses sind kein Freibrief für Pfarrer, dass sie sich persönlich verhalten können, wie sie wollen, da dies ja der Objektivität der Gabe des Sakraments keinen Abbruch tut. Dass auch Pfarrer Menschen ein gewaltiges Ärgernis sein und bereiten können, bedenkt Christus auch im Evangelium und spricht besonders den Fall an, dass jemand den „Kleinen“ ein Ärgernis bereitet: „für den wäre es besser, dass ein Mühlstein an seinen Hals gehängt und er ersäuft würde im Meer, wo es am tiefsten ist.“ (Matthäus 18,6) Der Pfarrer predigt natürlich auch mit seinem Lebenswandel – aber er predigt dabei natürlich zuerst und vor allem dadurch, dass er zeigt, wie er selbst immer wieder umkehrt und aus der Vergebung lebt.
Die Aussagen des 8. Artikels des Augsburger Bekenntnisses warnen umgekehrt jedoch sehr wohl davor, dass Gemeindeglieder ihren Glauben statt an die Zusage Gottes in den Gnadenmitteln an einen Pfarrer hängen, den sie vielleicht besonders mögen, und ihm zutrauen, er könne über die Wirksamkeit der Gnadenmittel hinaus Menschen zum Glauben zu bringen. Pfarrer vermögen Menschen ein Ärgernis bereiten und ihnen damit den Weg zu Christus verstellen; den Glauben in einem Menschen hervorzurufen vermögen sie dagegen nicht. Von daher ist es durchaus auch als problematisch anzusehen, wenn in den Ankündigungen evangelischer Gottesdienste regelmäßig der Name des Predigers extra erwähnt wird und die Leser dadurch nur allzu leicht dazu verführt werden, ihre Entscheidung zur Teilnahme am Gottesdienst von der Persönlichkeit des jeweiligen Predigers oder seinen Predigtkünsten abhängig zu machen.
Ist es nach dem, was das Augsburger Bekenntnis hier sagt, also grundsätzlich egal, in welche Kirche und zu welchem Pfarrer ich in den Gottesdienst gehe? Problematisch ist es schon, wenn ich zu einer Kirche gehöre, bei der ich meine Entscheidung zur Teilnahme am Gottesdienst deshalb von einem Pfarrer abhängig machen muss, weil ich befürchten muss, dass bei anderen Pfarrern derselben Kirche oder gar Gemeinde die Orientierung an der Anordnung und dem Befehl Christi nicht gewährleistet ist. Dies entspricht gewiss nicht der „Einmütigkeit“ der Evangeliumsverkündigung und Sakramentsverwaltung, von der der 7. Artikel des Augsburger Bekenntnisses zuvor als Kennzeichen der wahren Kirche zu berichten wusste.
Wo aber die Anordnung und der Befehl Christi in der Verkündigung des Evangeliums und in der Verwaltung der Sakramente verletzt werden, da sollen wir in der Tat fernbleiben, weil damit in der Tat Gültigkeit und Wirksamkeit der Sakramente in Frage gestellt werden und weil es dann entsprechend auch ein „anderes Evangelium“ (vgl. Galater 1,8+9) wäre, was uns verkündigt wird. Anordnung und Befehl Christi werden beispielsweise verletzt, wenn man bei einer Taufe die Worte der Taufformel durch selbstgebastelte Kreationen ersetzt oder an die Stelle des fließenden Wassers ein feuchter Finger des Pfarrers tritt. Anordnung und Befehl Christi werden auch dort verletzt, wo bei der Feier des Heiligen Mahles die Abendmahlselemente des ersten Abendmahls Christi durch andere ersetzt werden oder wo aus dem Mahl des Leibes und Blutes Christi ein nettes Erinnerungs- oder Gemeinschaftsmahl gemacht wird.
Anordnung (lateinisch: ordinatio) und Befehl Christi werden aber auch dort verletzt, wo man glaubt, ohne die ordinatio Christi, ohne die Ordination, die Feier des Heiligen Mahls leiten zu können.
In all diesen Fällen geht es nicht bloß um die persönliche Schuld dessen, der das Sakrament austeilt und von der wir als Empfangende wegschauen sollen und dürfen. Sondern es geht um das, was das Sakrament zum Sakrament macht: um Christi Befehl, dem wir zu folgen haben. Dabei entscheidet dann auch in der Tat nicht die Mehrheit über die Wahrheit. Da kann es dann sehr wohl sein, dass man angefeindet wird, nur weil man sich nicht am kirchlichen „Mainstream“ beteiligt, sondern um der Anordnung und des Befehls Christi willen eine Kirche verlassen muss, deren Verkündigung und Praxis der Sakramentsverwaltung man nicht länger mitzutragen vermag. Dabei geht es dann nicht um die „reine Kirche“, wohl aber um das reine Evangelium. Und eben daran darf es niemals einen Abstrich geben. Und wie gut, wenn diejenigen, die uns das Evangelium rein und unverfälscht verkündigen und die Sakramente nach der Stiftung Christi verwalten, dann auch mit ihrem Leben bezeugen, was sie verkündigen und austeilen! Genau so stellt sich auch der 8. Artikel des Augsburger Bekenntnisses Kirche vor, auch wenn er darum weiß, dass ihr Erscheinungsbild nicht immer so eindeutig ist. Doch Hauptsache, dies eine bleibt klar: Es geht nicht um den Pastor; es geht um Wort und Sakrament!
Weitere Artikel zum Thema "Unser Bekenntnis" finden Sie im Archiv. | © Foto: Andrea Otto
Ewigkeitssonntag
„Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen, bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann.“ (Offenbarung 21,2)
Man kann den Ewigkeitssonntag als Hochzeit feiern oder als Beerdigung. In meiner Kindheit herrschte am letzten Sonntag des Kirchenjahres eindeutig die Beerdigungsstimmung vor. Schwarzgekleidete Menschen, das Verlesen der Namen der Verstorbenen und das Lied „O Ewigkeit, du Donnerwort …“. Dieses endet mit: „Ich weiß vor großer Traurigkeit nicht, wo ich mich hinwende!“ Ja, das allerdings wusste ich als Kind bei solchen Gottesdiensten auch nicht. Und dann behaupteten die Leute noch, das wäre der zweithöchste evangelische Feiertag, gleich nach Karfreitag.
Ja, irgendwie evangelisch war das wohl schon, jedenfalls seit König Friedrich Wilhelm III als höchster Bischof seiner preußischen Landeskirche dieser 1816 einen Totensonntag verordnet hat. In liturgischer Hinsicht sachgerecht war das nicht unbedingt, weshalb die Gottesdienstordnungen seit 1950 sich bemühen, diese Verknüpfung von einen Gedenktag der Verstorbenen und dem letzten Sonntag im Kirchenjahr wieder zu lösen.
Bis heute gibt es den Brauch, dass Angehörige von Verstorbenen am „Totensonntag“ in den Gottesdienst gehen. Das ist gut, denn wo sollen all die Menschen denn anders auch hin, die wirklich nicht wissen, an wen sie sich mit ihrer Trauer wenden können? Aber ich wünsche mir, dass sie nicht nur ihre Gefühle und Erfahrungen von Ende und Verlust zur Sprache bringen dürfen, sondern dass sie darüber hinausgeführt werden.
Der Ewigkeitssonntag beantwortet Trauer nämlich nicht mit noch mehr Trauer, er verstärkt nicht das Dunkel, sondern er verstärkt das Licht.
Nicht Schwarz ist die liturgische Farbe dieses Sonntags, sondern strahlendes Weiß. Wir bekennen Christus auf dem Thron seiner Herrlichkeit, der der Erste und der Letzte ist. Er ist Alpha und Omega, darum schmücken wir traditionell jede Osterkerze mit diesen griechischen Buchstaben, weil Christus in der Auferstehung den Tod besiegt, vernichtet, überwunden hat. Wenn Christen an den Tod denken, dann denken sie an einen geschlagenen Feind.
Nicht umsonst vergleichen die Lesungen des Ewigkeitssonntags das ewige Leben bei Gott mit einer Hochzeit. Da ist von Festmahl und Brautschmuck die Rede, von Festfreude in einer Stadt, die aus Gold, Perlen und Edelsteinen gemacht ist, von Chören ohne Zahl, von Braut und Bräutigam im Festsaal. Ewigkeitssonntag – wie das funkelt und glänzt, jubiliert und feiert!
Das ist das, was alle, die an Christus glauben, erwartet! Hochzeitsfreude, das ist die Stimmung des Ewigkeitssonntags. Unsere Toten sind nicht in ein bodenloses, schwarzes Nichts gefallen. Sie haben, so sie im Glauben gestorben sind, gehört, was Christus im Gleichnis sagt: „Wohl dir, du tüchtiger und treuer Knecht. Geh ein zu deines Herrn Freude.“ (Matthäus 25,21)
Wir feiern Ewigkeitssonntag, das sollen alle sehen und hören. Die Kirche kann den Menschen, die mit Angst und Trauer und Unsicherheit ringen, etwas sagen und zeigen, was ihnen niemand sonst sagen kann und was den entscheidenden Unterschied macht. Den kann man so beschreiben, wie das andere Lied von der Ewigkeit, das es leider nicht ins neue SELK-Gesangbuch geschafft hat, es tut:
O Ewigkeit, du Freudenwort,
das mich erquicket fort und fort,
o Anfang ohne Ende.
O Ewigkeit, Freud ohne Leid,
ich weiß vor Herzensfröhlichkeit,
gar nichts mehr vom Elende,
weil mir versüßt die Ewigkeit,
was mich betrübt in dieser Zeit. (ELKG 325,1)
Pastoralreferentin Dr. Andrea Grünhagen
Referentin für Theologie und Kirche
Bollerwagen & Sprudelwasser
Pfarrer Harald Karpe von der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) ist vor wenigen Monaten in den Ruhestand gegangen und mit seiner Frau nach Radebeul bei Dresden gezogen. Schon immer hatte der rührige Seelsorger ein Herz für missionarische Einsätze. Daran hat sich auch im Ruhestand nichts geändert, wie sich im Interview mit selk.de zeigt.
SELK.de: Herr Pfarrer Karpe, man sieht sie neuerdings mit einem Bollerwagen in Dresdens Innenstadt. Was hat es damit auf sich?
Pfarrer Karpe: Mit meinem Ruhestand bin ich in unsere Dresdner Dreieinigkeits-Gemeinde als Gemeindeglied gekommen. Dort sprach mich ein Mann an und fragte mich, ob ich mit ihm in den Fußgängerzonen Bibeln verteilen könne. Er wollte das nicht allein machen und hatte noch keine Erfahrung damit.
SELK.de: Wie sind Sie auf die Idee mit der Bollerwagenstation gekommen?
Pfarrer Karpe: Nun, ich habe dem Mann gesagt, dass man dazu einen Aufhänger braucht. Einfach so hinstellen und Bibeln verteilen, das kann ich mir schlecht vorstellen. Pfarrer Matthias Tepper (SELK) hat als Aufhänger für seinen Missionsdienst in Plauen seine Kaffeekarre. Das erschien mir zu aufwendig. So bin ich auf die Idee mit dem Wasser und dem Bollerwagen gekommen. Einen kleinen Campingtisch haben wir auch noch mitgenommen. Vor der Frauenkirche steht ein Lutherdenkmal. In dessen Schatten haben wir uns platziert und haben kostenlos Wasser zum Trinken angeboten. Wenn wir dabei mit Leuten ins Gespräch gekommen sind, konnten wir ihnen auch gelegentlich ein Neues Testament schenken.
SELK.de: Brauchte das Projekt eine besondere Vorbereitung?
Pfarrer Karpe: Kaum. Ein Bollerwagen war schnell gefunden. Anne-Sophie Schmidt aus unserer Gemeinde hat ihn mit Schriftfolien gestaltet. Die Gideons haben ihre Genehmigung gegeben, dass wir ihre Ausgaben des Neuen Testaments verteilen können, Faltblätter unserer Gemeinde waren vorrätig und Wasserflaschen haben wir im Supermarkt gekauft. Eine wichtige Vorbereitung war uns das Gebet.
SELK.de: Wie ist die Resonanz auf das Angebot, kostenloses Wasser zu bekommen?
Pfarrer Karpe: Sehr unterschiedlich. Viele haben demonstrativ weggeschaut. Einige haben das Angebot abgelehnt und gesagt, dass niemand was verschenkt, da muss ein Haken dran sein. Viele haben gesagt, dass dies eine super Idee sei – vor allem bei der Hitze. Die meisten waren verwundert, dass jemand wirklich etwas verschenkt. Dabei bekommen wir das Wichtigste immer nur geschenkt: unser Leben, Liebe, das ewige Heil.
SELK.de: Berichten Sie uns von ersten bemerkenswerten Erlebnissen, bitte!
Pfarrer Karpe: Ein 80-Jähriger aus dem Ruhrpott hat auf seine Frau gewartet und kam zu uns. Er schimpfte sofort auf Kirche, aus der er bereits mit 18 ausgetreten sei. Es wurde ein längeres Gespräch, bei dem er immer nachdenklicher wurde. Ich konnte ihm dann zum Abschied noch ein Neues Testament schenken, das er dankend annahm. Als seine Frau kam und das sah, hat sie sich bei uns bedankt. Wir haben auch Touristen gesprochen, die in ihrer Gegend SELK-Gemeinde kannten (z. B. aus Kiel). Etliche Dresdner, die bei uns Wasser getrunken haben, kannten unsere Kirche am Großenhainer Platz. Wir konnten also Samen in der Nähe und der Ferne ausstreuen. Spannend war auch, wie viele Sprachen an unserem Stand gesprochen wurden.
SELK.de: Haben Sie schon Pläne für die kältere Jahreszeit?
Pfarrer Karpe: Ja, einige. In diesem Jahr stand die Arbeit unserer Gemeinde unter dem Thema „Gottesdienst“. Nächstes Jahr habe wir den Schwerpunkt „Mission“. Ich habe schon beim Singchorleiter angefragt, ob sich einige Sangeskräftige trauen würden, in der Straßen- oder S-Bahn bei einem Flashmob mitzumachen. Also spontan einen Choral zu singen. Ich würde danach einen Psalm lesen (z. B. Psalm 23 vom guten Hirten) – und fertig. 3-4 Haltestellen später einen anderen Choral und ein anderer Psalm. Das ist kein großer Aufwand, Faltblätter unserer Gemeinde und Neue Testamente haben wir – es braucht nur ein wenig Mut. Ich denke, dass es genügend Ideen gibt. Je mehr mitdenken, umso mehr Ideen kommen. Dann muss man nur ausprobieren, was geht und wozu wir den Mut haben.
SELK.de: Vielen Dank und herzliche Segenswünsche für Ihre weiteren Aktionen und Einsätze!