Hermann-Sasse-Preis an Timothy J. Wengert verliehen
Der Hermann-Sasse-Preis für lutherische theologische Literatur der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) wurde am 15. Juli 2025 in der Melanchthon-Stadt Bretten an Professor i.R. Dr. Timothy J. Wengert (USA) verliehen. Wengert wurde für sein Buch „The Augsburg Confession. Renewing Lutheran Faith an Practice“ – Das Augsburger Bekenntnis. Erneuerung in Glaube und Praxis. Es handelt sich dabei um eine Erklärung des Augsburger Bekenntnisses mit anschaulichen Kommentaren aus Praxis und Seelsorge in englischer Sprache, die für die Gemeindearbeit geeignet ist.
Die Festversammlung wurde zunächst durch den Vorsitzenden der Jury des Hermann-Sasse-Preises, Prof. i.R. Dr. Jorg Christian Salzmann (Wrestedt-Wieren) begrüßt. Zudem hieß der Direktor der Europäischen Melanchthon-Akademie, Prof. Dr. Christian Neddens (Bretten), den Preisträger und die Gäste in seinem Haus willkommen.
Prof. i.R. Dr. Dr. h.c. Irene Dingel (Mainz) hielt die Laudatio, in der sie persönliche Einblicke in Wengerts Leben gab, sowie einen Überblick über seine Forschung.
Der leitende Geistliche der SELK, Bischof Hans-Jörg Voigt D.D. (Hannover) überreichte darauf Urkunde und Preisgeld. Er erinnerte dabei an die Überlieferung, dass Kaiser Karl V. bei der Übergabe des Augsburger Bekenntnis 1530 eingeschlafen sein soll. Das wäre seiner Meinung nach nicht passiert, wenn Wengert dabei gewesen wäre. Er regte an, eine deutsche Übersetzung des Buches auf den Weg zu bringen.
Schließlich bedankte sich der Preisträger mit einem Vortrag „Die Rhetorik des Augsburger Bekenntnisses als Hilfe zum Verstehen heute.“ Zu Beginn ging er auf die Person Hermann Sasses ein, nach dem der Preis benannt ist. Er sei ein Bekenner gewesen in Zeiten eines Diktators. Wengert weiter: „Wenn wir nur heute diesen Mut hätten.“ Das Augsburger Bekenntnis sei die zentrale Bekenntnisschrift der lutherischen Kirche. Aber nicht dieses Bekenntnis habe zur Kirchwerdung der lutherischen Kirche geführt, sei es doch von Melanchthon mit der Zielrichtung verfasst worden, den einen katholischen Glauben zu bekennen. Die Konfessionalisierung habe vielmehr mit der Ablehnung des Augsburger Bekenntnisses begonnen. Melanchthon und Brenz seien bei der Verlesung und Übergabe des Bekenntnisses zu Tränen bewegt gewesen.
Schließlich ging der Preisträger besonders auf den 20. Artikel des Augsburger Bekenntnisses „Vom Glauben und guten Werken“ ein. Melanchthon habe diesen spontan in Augsburg verfasst als Reaktion auf eine Streitschrift Dr. Johannes Ecks. Dabei habe er die Regeln seiner eigenen Rhetoriklehre befolgt, wie man im Aufbau des Artikels nachvollziehen könne. Es gehe vor allem um den Trost der Gläubigen, dass man allein um Christi willen und nicht durch Werke gerettet werden könne.
Der Festakt klang mit einem gemeinsamen Kaffeetrinken in den Räumen der Melanchthon-Akademie aus.