APK: Emotionale Statements und bewegende Gespräche
Am Mittwoch, dem dritten Tag des Allgemeinen Pfarrkonvents (APK) der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK), der derzeit in der Evangelischen Tagungsstätte in Hofgeismar stattfindet, kamen alle ordinierten Geistlichen der SELK sowie Gäste erneut zu einem vollen und gehaltvollen Programm mit zahlreichen Tagesordnungspunkten zusammen. Der Tag stand ganz im Zeichen intensiver Beratungen sowie der Präsentation zahlreicher emotionaler Statements zur Lage der Kirche in bewegten Zeiten. Der Tag begann erneut um 7.30 Uhr mit einer Morgenandacht in der nahen Brunnenkirche, bevor sich die Teilnehmenden nach dem Frühstück in ausgelosten Gruppen zur gemeinsamen Bibellektüre über Psalm 46 und zum persönlichen Austausch über die Bibelstelle zusammenfanden. Die neu geloste Kleingruppe ermöglichte einen theologischen Austausch in veränderter Konstellation.
Ein zentrales Element des Tages waren die Vorträge der vier Pröpste der SELK – Dr. Daniel Schmidt (Kirchenregion Nord), Jörg Ackermann (Kirchenregion Süd), Stefan Dittmer (Kirchenregion Ost) und Burkhard Kurz (Kirchenregion West). In jeweils 15 Minuten berichteten sie über die aktuelle kirchliche Situation – u.a. in der Frage der Frauenordination, ihre persönliche Wahrnehmung der Debatte sowie mögliche Wege, den Austausch fortzuführen. Die Betonung der Impulsvorträge, dass die kirchliche Einheit ein wichtiges Gut darstelle, einte die vier Vorträge, die in ihrer Klarheit auf große Aufmerksamkeit des Konventes stießen.
Nach einer kurzen Pause, die dem geschwisterlichen Austausch und weiteren Beratungen diente, folgten drei Blöcke mit jeweils kurzen Statements von Pfarrern, Pastoralreferentinnen und Pfarrvikaren. Diese Beiträge, die sogenannten „3-Minuten-Statements“, dienen dem Konvent dazu, dass alle Perspektiven auf dem APK respektvolle Aufmerksamkeit finden. Um einen geschützten Rahmen und klare Worte zu ermöglichen, wurden diese Statements bewusst nicht protokolliert. In großer Offenheit boten sie sehr unterschiedliche Einblicke – teils sehr emotional und nachdenklich. Die thematische Spannweite reichte von persönlichen Erfahrungen, aktuellen gemeindlichen Herausforderungen bis hin zu grundsätzlichen theologischen Einschätzungen – insbesondere zur Frage der Frauenordination.
Während der Mittagspause kam es zu einem herzlichen Austausch zwischen Bischof Hans-Jörg Voigt D.D. und den drei in Brasilien geborenen Geistlichen im Dienst der SELK Prof. Dr. Gilberto da Silva, Pfarrvikar Guilherme André Knüpfer und Pfarrer Dr. Arno Vorpagel Scheunemann. Der muntere Austausch verdeutlicht, wie wichtig die Ordinierten mit Wurzeln in aller Welt für die seelsorgliche und gemeindliche Versorgung der Gemeinden der SELK sind.
Ein weiterer Schwerpunkt des Tages war der Beschluss, einen Ausschuss zur strukturierten Weiterarbeit am Thema „Ordination von Frauen“ einzusetzen. Die Mitglieder Superintendent Sebastian Anwand (Potsdam), Pfarrer Benjamin Rehr (Weigersdorf) und Prof. Dr. Christoph Barnbrock (Oberursel) wurden damit beauftragt, alle relevanten Anträge zusammenzuführen und Vorschläge für das weitere Verfahren sowie ggf. einen Leitantrag vorzubereiten.
Am Nachmittag arbeiteten die Teilnehmenden in kleineren Gruppen an der Auswertung der bisherigen Debatten und Statements. Hierbei standen die Eindrücke aus den vorangegangenen zwei Tagen und die jeweils 3-minütigen Kurzvorträge der Konventualen im Mittelpunkt. Die Grundfrage war „Was habe ich gehört bzw. erlebt?“ Am späten Nachmittag folgte, wie an jedem Sitzungstag, eine Abendandacht, die von Pfarrer Per Tüchsen (Münster) gehalten wurde.
Auch nach dem Abendessen durften die Konventualen weiter beraten. Mehrere Anträge wurden eingeführt und persönlich den Teilnehmenden des APK vorgetragen. So stellte die Liturgische Kommission einen Entwurf für eine neue Trauagende der SELK vor und erläuterte in einer Gegenüberstellung der alten Fassung und des neuen Vorschlags die erarbeiteten Unterschiede.
Ein weiterer Punkt behandelte einen Auftrag des 14. APK, in dem die Kirchenleitung und das Kollegium der Superintendenten gebeten wurden, die §§ 24 und 25 der Pfarrerdienstordnung der SELK inklusive der zugehörigen Richtlinie zu überarbeiten und dem APK eine entsprechende Ordnungsänderung vorzulegen. Diesem Auftrag ist das Gremium nachgekommen und legte dem diesjährigen 15. APK entsprechende Änderungen zur Abstimmung vor.
Gemeinschaftlich trugen Pfarrer Markus Nietzke B.A. (Hermannsburg) und Pastoralreferentin Dr. Andrea Grünhagen (Hannover) einen Bericht über Gespräche bzgl. der Beziehung der SELK mit der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Baden (ELKiB) vor. Dabei wurden die unterschiedlichen Wahrnehmungen und Schlussfolgerungen aus dem Gespräch genauso thematisiert wie mögliche Weiterführungen der Gespräche.
Darüber hinaus wurde ein Antrag der Kirchenleitung zur möglichen Mitgliedschaft der SELK im Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) durch Bischof Hans-Jörg Voigt D.D. eingebracht.
Der Kirchenbezirk Berlin-Brandenburg regte in einem Antrag an, das Amt der „Pastoralreferentin“ auch Männern in Form des Amtes eines „Pastoralreferenten“ zugänglich zu machen. Pfarrer Markus Büttner (Berlin) erläuterte die Beweggründe zu dem Antrag. Wie zu den Themen zuvor wurden auch hier Verständnisfragen aus dem Plenum gestellt.
Ein Antrag zum Thema „Menschenrechte“ zu Händen der 3. Synodaltagung der 15. Kirchensynode wurde als letzte Vorlage für den Tag vorgestellt. Das Präsidium der Synode bat den APK um Beratungen zu dem Antrag. Die Kirchenleitung erarbeitete dazu eine Beschlussvorlage.
Die Anträge des APK werden am Donnerstag inhaltlich besprochen, Änderungsanträge und Lösungswege aus Arbeitsgruppen werden eingebracht und die Beratungen werden fortgesetzt. Der Mittwoch klang mit einer Komplet um 22 Uhr aus und kurz vor Mitternacht beendeten die letzten Arbeitsgruppen vorerst ihre Tätigkeit.