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SELK-Aktuell

Die ganze Welt, auch Deutschland, ist Missionsgebiet


Der amtierende Missionsdirektor der Lutherischen Kirchenmission (LKM) der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK), Pastor Roger Zieger, ist für eine weitere Amtszeit wiedergewählt worden. selk.de hat ihn zu Schwerpunkten in der Arbeit der LKM befragt, die dieses Jahr ihr 125jähriges Bestehen feiert.

Roger Zieger

Herr Pastor Zieger, was hat Sie in den letzten Jahren als Missionsdirektor am meisten gefreut?

Eine schwierige Frage. Es gibt so viele Erlebnisse und Begebenheiten, über die ich mich gefreut habe. Wenn ich eine Wahl treffen muss, dann würde ich eine Entwicklung nennen, bei der ich mich geirrt habe. Als wir im Jahr 2015 gebeten wurden, die Missionsmöglichkeiten in Mosambik zu evaluieren, waren Missionsrepräsentant Christoph Weber und ich höchst skeptisch. Wir glaubten nicht so recht an die Berichte, die wir gehört hatten, und konnten uns nur schwer vorstellen, wie die Arbeit, an einem so weit entfernten Ort, funktionieren sollte. Nach 14 Tagen vor Ort, waren wir bekehrt. Und heute, zwei Jahre später, steht für mich eine weitere Reise nach Mosambik an. Aus den acht Gemeinden sind inzwischen mehr als 50 geworden, bis hin in die 500 km vom Dorf Senna entfernte Hafenstadt Senna; ich bin gespannt, was mich erwartet.

Die LKM wurde vor 125 Jahren gegründet; heute ist die Welt eine andere – wie hat sich Mission gewandelt?

– mit der Welt! Es gibt keine Kolonien mehr, und während wir früher Missionare aus Deutschland ins Missionsfeld sandten, sind heute fast alle unsere Missionare Einheimische. Auf den jeweiligen Missionsfeldern arbeiten wir eng mit den dortigen Kirchen zusammen. Die beiden südafrikanischen Schwesterkirchen sind mit uns zusammen in der Mission of Lutheran Churches - Bleckmarer Mission organisiert und entscheiden mit, wo und wie wir uns in Afrika engagieren. Auf diese Weise versucht die Mission einem theologischen „Neokolonialismus“ zu entgegnen, wie er sich in den letzten Jahren an anderen Stellen anzudeuten scheint.
Besonders augenfällig aber ist die Veränderung, vor der wir stehen, wenn wir uns eine Weltkarte vorstellen, auf der der prozentuale Anteil von Christen an der Bevölkerung verzeichnet wäre. Wie Prof. Dr. Böhmer anlässlich seines Vortrags zum Jubiläum der LKM in Bleckmar feststellte, hat sich der Schwerpunkt der Christenheit nach Süden verlagert. Der durchschnittliche Christ ist weder alt, noch wohnt er in Europa oder Nordamerika, vielmehr ist er jung und wohnt irgendwo, mitten in Afrika.
Kurz gesagt, die ganze Welt, auch unsere Heimat, ist zum Missionsgebiet geworden.

Müsste man dann heute das Augenmerk nicht vermehrt auf Deutschland legen? Der geografische Schwerpunkt der Arbeit der LKM liegt weiterhin in Afrika.

Wie gerade gesagt, die ganze Welt, auch Deutschland ist Missionsgebiet, und die Lutherische Kirchenmission ist sich dessen bewusst. Bereits seit gut 20 Jahren gab und gibt es darum auch Missionsprojekte in Deutschland. Nachdem Döbbrick, Gifhorn und Marzahn, wie geplant, in die Versorgung durch unsere Kirche übergegangen sind, haben wir, mit Leipzig, augenblicklich zwar nur ein laufendes Projekt in Deutschland, sind aber im Gespräch mit der Kirchenleitung bezüglich weiterer Möglichkeiten. Ein Projekt, das wir zusammen mit der amerikanischen Schwesterkirche planen, hätte im Januar anlaufen sollen. Leider ist der betreffende Missionar so schwer erkrankt, dass er ganz aus dem Dienst ausscheiden musste, und wir suchen augenblicklich Ersatz. Ich hoffe sehr, dass wir, gemeinsam mit unserer Kirche, in der nahen Zukunft auch neue Missionsprojekte verwirklichen können. Ich könnte mir gut vorstellen, dass beispielsweise ein Missionar ausgesandt würde, um mit Gemeinden der SELK in Missionsprojekten vor Ort zusammenzuarbeiten.
Noch einmal, weil es mir wichtig ist: Alle Menschen brauchen die Botschaft von der Freiheit in Christus, und darum ist die ganze Welt Missionsgebiet – Afrika wie Deutschland.

Die LKM wird durch Spenden finanziert – wie hat sich das Spendenverhalten verändert?

Da ich, um diese Frage zu beantworten, teilweise spekulieren muss, zunächst ein paar Fakten: In den letzten fünf Jahren konnte die Mission, dem Herrn sei Dank, ihre Haushaltsansätze nicht nur erfüllen, sondern sogar positiv abschließen; nicht mit großen Überschüssen, aber immerhin. Dies verdanken wir zum einen den Daueraufträgen und monatlichen Überweisungen, die viele Missionsfreunde regelmäßig an uns schicken, zum anderen einigen Großspenden und - hier sehe ich eine Veränderung - den projektbezogenen Spenden. Augenblicklich versucht die Missionsleitung, sich einen Überblick über das Altersspektrum unserer Unterstützer zu verschaffen. Obwohl wir erst am Anfang dieser Arbeit stehen, zeigt ein erster Durchgang, dass die Spenderschaft nicht in dem Masse „überaltert“ ist, wie wir befürchtet haben.
Zurück zur Eingangsfrage und damit zu den projektbezogenen Spenden. Es ist offensichtlich so, dass die Menschen heute leichter zu bewegen sind, für konkrete Projekte zu spenden, als für einen allgemeinen Haushalt - vielleicht wegen der damit verbundenen Identifikationsmöglichkeit mit dem jeweiligen Projekt.

Welche Schwerpunkte setzt die LKM, die dieses Jahr ihr 125jähriges Bestehen feiert?

Wir haben lange überlegt, wie wir dieses Jubiläum begehen sollen und sind zu dem Entschluss gekommen, dies durch eine besondere Ausgestaltung des diesjährigen Missionskollegiums und des Missionsfestes der Bleckmarer Mission und der Bleckmarer Gemeinde am 9. Juli, zu dem wir herzlich einladen, zu tun. Zum Missionskollegium hatten wir Dozent Dr. Karl Böhmer eingeladen, der für die Mission als Missionar im akademischen Dienst am Lutherischen Theologischen Seminar in Pretoria arbeitet. Der Vortrag stieß auf großes Interesse und wird zu unserem Jubiläum veröffentlicht. Zum Missionsfest haben wir mit Pfarrer i.R. Richard Tepper einen besonderen Festprediger eingeladen und freuen uns auf Missionar Thomas Beneke, der für uns in Newcastle (Südafrika) arbeitet. Für die zweite Hälfte des Jahres planen wir einen Workshop zum Thema „Mission in Deutschland“.

Welche inhaltlichen Schwerpunkte wollen Sie in der kommenden Amtszeit setzen?

Einen Schwerpunkt werden die anstehenden Überlegungen zur strategischen und inhaltlichen Zukunft der Mission bilden, mit denen wir für die kommenden drei Jahre beauftragt wurden und die wir gemeinsam mit der Kirchenleitung machen werden.
Ein weiterer Schwerpunkt ist die Sicherung der Finanzbasis der Mission. Neben anhaltendem Gebet möchte ich versuchen, das, was man heute „Spenderbetreuung“ nennt, weiter zu verbessern.
In Deutschland würde ich gerne die Zusammenarbeit mit der Kirche allgemein und einzelnen Gemeinden im Besonderen weiter vertiefen. Es ist die Kirche und es sind die Gemeinden, die wissen, was an den einzelnen Orten „angesagt“ ist.
Das Engagement in der Ausbildung, wie wir es in den letzten Jahren in Afrika verstärkt haben, bleibt ebenfalls ganz vorn auf meiner persönlichen Prioritätenliste. Über die Ausbildung von Multiplikatoren hat sich unsere „Einflusssphäre“ erheblich erweitert. Unter dem Motto „Aus Afrika – In Afrika – Für Afrika“ können wir heute – an dieser Stelle mein herzlicher Dank an Prof. habil. Dr. Werner Klän – Theologen bis zur Promotion führen. Damit ergeben sich ganz neue Möglichkeiten für die Mission und die Lutherische Kirche in Afrika. Studenten, die in Pretoria studiert haben, kehren in ihre Heimatländer zurück und geben das weiter, was sie gelernt haben, so z.B. Rev. Peter Abia, der gerade im Sudan zum Bischof gewählt wurde. In diese Kategorie fällt auch die erstaunliche Arbeit von Missionar Carlos Winterle, der in Mosambik gerade 28 Studenten ausbildet.

Schwerpunkte der Mission werden vom Missionskollegium gesetzt, die Frage bezieht sich aber sicher auch auf persönliche Schwerpunkte. Die stimmen mit dem gerade gesagten überein, einen weiteren, der nicht ganz so im Vordergrund des Interesses steht, der mir aber persönlich sehr wichtig ist, möchte ich abschließend nennen.
Augenblicklich haben wir drei Frauen im missionarisch-diakonischen Dienst: In Deutschland Frau Magdalene Küttner; in Brasilien Frau Andrea Riemann, in Südafrika Frau Magdalene Schnackenberg. Für mich ist das Mission und in diesem Zusammenhang möchte ich einen Schwerpunkt bei der Suche nach einer Antwort auf die Frage: „Was ist Mission?“ setzen. Hier müssen wir, glaube ich, arbeiten. Ist es „nur“ Verkündigung oder ist Mission auch „Tun“? Wer treibt Mission - Gott oder Menschen? Wann lohnt sich Mission? Ein Nachdenken darüber wird hilfreich für den Weg der Mission und damit für die Verbreitung des Evangeliums sein.


Die Fragen stellte Doris Michel-Schmidt

Passion und Auferstehung: Kindern zumutbar?


Können Kinder fassen, was zu Ostern passiert? Was geht in ihnen vor, wenn sie die brutale Passion von Jesus Christus und seinen qualvollen Tod am Kreuz entdecken? Kinder würden zwangsläufig Erfahrungen mit Leid und Tod machen, schreibt Pfarrer Benjamin Anwand (Widdershausen) von der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Lutherische Kirche“. Und gerade, wenn das Leiden und die Auferstehung von Jesus Christus mit den eigenen Erfahrungen der Kinder in Beziehung gesetzt werde, spanne sich ein hilfreicher Deutungsrahmen, der es möglich mache, über schwere Dinge im eigenen Leben zu reden.

Benjamin Anwand

„So, du bist jetzt Jesus!“ Mit ausgestreckten Armen liegt der Dreijährige im Wohnzimmer auf dem Teppich. Sein älterer Bruder hält den Hammer aus der Kinderwerkzeugkiste in der Hand. Die Buntstifte markieren die Nägel. „Jetzt geht’s los!“ Die Schläge des Plastikhammers erfüllen das Wohnzimmer. Nach wenigen Sekunden die entscheidende Frage: „Bin ich jetzt tot?“ „Ich glaube schon. Jetzt kommst du gleich in eine Höhle.“ „Und dann?“ „Dann? Dann wirst du irgendwie wieder lebendig.“ „Cool! – Wollen wir jetzt mit der Eisenbahn spielen?“ Und schon sind die beiden auf ihrem Weg ins Kinderzimmer.

Szenenwechsel. Zwei Mütter unterhalten sich, ob es Sinn macht, an Karfreitag mit den Kindern in den Gottesdienst zu gehen. „Das verstehen die nie. Das ist viel zu brutal. Davon kriegt man nur Alpträume.“ Ist das so? Dass Kindern die Passion von Jesus Christus nicht zuzumuten ist?

Kinder wissen, was „Leiden“ bedeutet

Kinder haben in Wahrheit meist viel Erfahrung mit Leid. Auch in jungen Jahren. Da finden die Kinder im Garten einen toten Marder. Die Zunge hängt aus dem kleinen Maul. Die Augen stehen schief. Es schaudert und fasziniert sie zugleich. Der Vater wird den Spaten holen, sie gehen ein Stück Richtung Waldrand. Es wird ein Loch ausgehoben. Der tote Körper vorsichtig hineingelegt. Alle stehen um das notdürftige, schmucklose Grab.
Und die Kinder stellen ihre Fragen. „Was passiert mit dem Marder?“ „Es hat sich ganz komisch angefühlt, den toten Marder zu sehen. Warum hat der gestunken?“ „Kriegt der da in der Erde Luft?“ „Kommt ihr eigentlich auch alle zu meiner Beerdigung?“

Wer mit Kindern zusammen lebt, kennt solche Situationen. Die Traurigkeit, die in Kindern ausgelöst wird, wenn ein geliebtes Haustier stirbt. Die Fragen, die kommen, wenn jemand in der Familie schwer krank ist. Im Kinderunterricht wird am Ende immer miteinander gebetet. Jedes Kind darf Gebetsanliegen benennen. Und es zeigt sich: Kinder spüren, dass es dem Opa schlecht geht. Sie spüren die Angst, wenn die Großen von „Krebs“ reden, der die Großmutter so schwach und matt macht. Kinder kennen das Leid, und sie lernen auch den Tod kennen.

Häufig taucht in Verbindung mit dem Sterben eines Familienmitglieds die Frage auf: „Können wir unseren Kindern zumuten, mit zur Beerdigung zu kommen?“ Und wie oft entscheiden Eltern, dass Kindern das nicht zuzumuten sei. Zumeist aus der Unsicherheit heraus, wie das Kind reagieren wird. Aus Angst, keine Antworten zu haben. Oder die falschen Antworten zu liefern.

Was für eine verpasste Chance. Denn Kinder geben das Tempo und das Maß an Interesse selber vor. Sie stellen ihre Fragen. Ihrem Alter und ihrem Interesse gemäß. Sie können beobachten. Wahrnehmen. Fragen. Und Eltern geben ehrlich Antwort.
„Was ist das für ein Holzkasten?“ – „Das ist ein Sarg. Da liegt der tote Körper von Oma drin.“ – „Und was hat die Oma an?“ – „Ihre Lieblingssachen. Die weiße Bluse und die schöne Kette. Auch ihre Haare sind schön gekämmt.“ – „Das ist ja toll. Ich möchte mal meinen Lieblingsschlafanzug anziehen! Den mit der Feuerwehr.“
Andere Kinder stellen andere Fragen. Ein Siebenjähriger wird anders fragen als ein Dreijähriger. Aber es ist tatsächlich erfüllend, mit Kindern über diese großen Fragen des Lebens zu reden, die ja zumeist in kleiner Münze daher kommen. Deshalb ist es gewinnbringend, Kindern das Erleben von Beerdigungen nicht vorzuenthalten. Gerade dann, wenn Beerdigungen zu Auferstehungsfesten werden. So, wie es Menschen in den Gemeinden der SELK so häufig erleben.

Horrorclowns und Halloween

Und zu bedenken bleibt ja auch Folgendes: Was muten Eltern ihren Kindern sonst alles an „Leiderfahrungen“ zu? Durch einen freien Zugriff auf Fernbedienung und Tablett? Welche Details wissen Kleinkinder von den Machenschaften irgendwelcher Horrorclowns zu berichten, und wie zugerichtet sehen bereits Kindergartenkinder nach der Schminkaktion zu Halloween aus?

Kinder haben zwangsläufig Erfahrungen mit Leid und Tod. Und für Eltern ist es gut, die Fragen der Kinder aufzunehmen. Auch Gelegenheiten zu schaffen, in denen sich solche Gespräche ergeben können. Zeit zu haben. Bei Spaziergängen oder Autofahrten, auf dem Spielteppich im Kinderzimmer, beim ins Bett bringen.

Und dabei wird sich zeigen: Zumeist übernehmen die Kinder die Emotionalität ihrer Eltern. Sagt die Mutter: „Oh Gott, wir sollen da zur Beerdigung? Ist ja schrecklich. Nein – was machen wir bloß? Auf dem Friedhof ist immer so eine trübe Stimmung, die zieht mich voll runter!“, dann wird das Kind einen ähnlichen Zugang zum Umgang mit Sterben und Beerdigungen entwickeln. Geht eine Familie selbstverständlich zur Beerdigung der Großmutter, alle gemeinsam, dann kann man das auch gemeinsam angemessen gestalten. Was Schickes anziehen. Über die Oma reden. Gottesdienst feiern. Zwischendrin weinen. Sich von der kleinen Enkelin ein Taschentuch zustecken lassen. Laut am Grab „Christ ist erstanden“ singen. Tapfer Fragen beantworten. Beim Trauerkaffee lecker Kuchen essen.

Sicher: Wenn ein Kind ein Elternteil verliert, wenn es sich um ein dramatisches Sterben handelt, dann liegen die Dinge mit einer deutlich größeren Heftigkeit auf dem Tisch. Dann ist oft auch professionelle Hilfe und Begleitung notwendig. Und dennoch hilft einem Kind der offene Umgang. Das Dabeisein. Damit die Bilder, mit denen es konfrontiert wird, begreifbar werden. Damit ein Kind seine Fragen stellen kann und Antworten und Orientierung bekommt. So unfertig das Gesagte sein mag. Es ist immer wieder faszinierend zu sehen, was für eine innere Kraft doch Kinder aufbringen können. Vom Sterbebett und aus der Schockstarre der Großen heraus läuft das Kind, wenn ihm irgendwann danach ist, wieder ins Kinderzimmer, um die Legoburg fertig zu bauen.

Ohne Karfreitag kein Ostern

Wie aber lässt sich nun konkret mit Kindern Leiden, Tod und Auferstehung von Jesus Christus angemessen erleben? Zunächst gilt es auch hier, einen Raum zu schaffen, in dem Kinder diese Geschichten hören und ihre Begegnungen machen können. Heißt konkret: Sie mit zu den Gottesdiensten zu nehmen. Gerade auch am Karfreitag. Dort hören sie im Kindergottesdienst die Geschichte von Verrat und Verhör, von den Schlägen und fiesen Sprüchen und vom Sterben am Kreuz. Und sie werden ihre Anknüpfungspunkte finden. In einem bestimmten Alter haben Kinder sogar gerade an den grausamen Details der Passion ein großes Interesse. Völlig normal.
Auf der Rückfahrt werden die Fragen aus den Kindersitzen im Akkord kommen.
„Warum hat der das mit sich machen lassen? Jesus ist doch der Stärkste! Der könnte die doch alle umschmeißen!“ – „Das stimmt. Aber sein himmlischer Vater hat gesagt: Das ist dein Weg. Du wirst auch sterben. Aber danach – danach mach ich dich wieder lebendig!“ – „Aber warum hat das denn sein Vater gesagt? Das ist doch gemein! Das tut doch weh!“ – „Du hast vollkommen recht. Ganz schön schwer zu verstehen. Aber Jesus ist diesen Weg gegangen, weil auch wir einmal sterben müssen. Er ist den Weg für uns vorgegangen. Und wir werden ihm einmal folgen.“ – „Hm. Hoffentlich tut es bei mir nicht so dolle weh … Und dann hat Gott Jesus einfach wieder lebendig gemacht?“ – „Genau! Ich weiß nicht wie. Aber Gott kann das. Tot lag Jesus im Grab. Aber sein Vater hat ihn wieder lebendig gemacht.“ – „Das ist toll. Mama und Papa – wenn ich mal im Grab liege und ihr alle ganz dolle traurig seid und der Posaunenchor auch da ist, dann macht mich Gott auch wieder lebendig – stimmt`s? Ich bin dann im Himmel.“ – „Genauso ist es. Und wir werden dann alle zusammen dort sein. Weil wir getauft sind. Mama, Papa, deine Geschwister! Das wird toll“ – „Aber etwas ist dann blöd!“ – „Was denn?“ – „Meine Eisenbahn. Die kann ich ja nicht mitnehmen“ – „Hey, im Himmel gibt es ganz viel Spielzeug. Das wird großartig!“ Und dann findet das Gespräch nur noch schwer ein Ende. „Und Fußball? Und grillen wir dort auch? Und können wir da immer lange aufbleiben? …“
Kinder verstehen Ostern wohl deutlich leichter als wir Großen. Und gerade, wenn das Leiden und die Auferstehung von Jesus Christus mit den eigenen Krankheits – und Todeserfahrungen der Kinder in Beziehung gesetzt wird, dann spannt sich ein hilfreicher Deutungsrahmen, der Orientierung schenkt und auch sprachfähig macht, über schwere Dinge im eigenen Leben zu reden.

Es ist wunderbar, Ostern mit den Kindern zusammen in den Gottesdiensten zu erleben. Wie besonders ist es, wenn die Eltern ihre Kinder zeitig am Ostermorgen wecken. Schnell anziehen. Nur ein Glas Milch trinken, dann los. Durch die dunklen Straßen zur Kirche. Mit müden Augen dasitzen. Dann kommen die coolen Jugendlichen mit dem Pastor und der großen Kerze. Und sie singen, was die Kleinen längst wissen: „Christus, Licht der Welt.“ Und später alle zusammen: „Der Herr ist auferstanden. Halleluja!“

Seelsorge und Therapie ergänzen sich


Seelsorge und Therapie – in der Klinik Hohe Mark in Oberursel gehören beide Angebote unbedingt zusammen. Anlässlich eines Diakonietags des Kirchenbezirks Hessen-Süd der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) referierte dazu SELK-Superintendent i.R. Wolfgang Schillhahn (Oberursel), der seit zehn Jahren als ehrenamtlicher Seelsorger in der Klinik tätig ist.


Seelsorge

Die Klinik Hohe Mark in Oberursel ist eine Fachklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, in deren Leitbild das christliche Fundament festgeschrieben ist. Die Seelsorge ist daher eine unentbehrliche Säule im Klinikkonzept. „Seelsorger und Therapeut ergänzen sich, gehören zusammen und sind doch verschieden in Richtung und Ziel“, sagte Sup. i.R. Wolfgang Schillhahn, der seit zehn Jahren als ehrenamtlicher Seelsorger in der Klinik tätig ist. Der Seelsorge gehe es um den Menschen unter Gottes Anspruch und Zuspruch, der Therapeut kümmere sich um das seelische Leben. „Wir treffen fromme und gläubige Menschen, die trotz Glaube und Gebet mit ihren Neurosen, Fehlhaltungen, Konflikten und psychischen Störungen leben und begreifen müssen: Wir alle leben von Gottes Beistand, nicht davon, dass er uns alles aus dem Weg räumt“, sagte Schillhahn.
Der Patient, der in die Seelsorge komme, suche einen Seelsorger, keinen Therapeuten. Seelsorger, die sich als „verkleidete Therapeuten“ sähen oder sich als „Therapeut für die leichteren Fälle“ verstünden, würden den Anliegen der Patienten nicht gerecht, so Schillhahn. „Zum Therapieren hat die Klinik ausgewiesene Experten. Natürlich muss der Seelsorger die seelischen Erkrankungen kennen, die Wirkung bestimmter Medikamente, muss mit den Krankheitsbildern umgehen und sie den Verhaltensweisen der Patienten zuordnen können. Aber ich bleibe immer Pfarrer und Seelsorger.“
Ziel der Seelsorge sei es, den Patienten den menschensuchenden und menschenfreundlichen Gott zu bezeugen. „Die Liebe Gottes soll groß werden, die in Jesus Christus neues Leben ermöglicht“, so Schillhahn. Dazu gehe es um die Bewältigung und Gestaltung des Lebensalltags. „Seelsorge möchte ermuntern, das Leben in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft aus Gottes Hand zu nehmen“. Und drittens wolle Seelsorge ein gesundes Selbstbild fördern. „Niemand soll sagen oder auch nur denken: Entschuldigung, dass ich auch noch da bin!“ Die geringe Selbstachtung des Menschen werde hier konfrontiert mit der bedingungslosen Liebe Gottes, die uns in Jesus Christus ganz nahe gekommen ist.

Er wisse in der Regel nicht, mit welchen Anliegen ein Mensch in die Seelsorge komme, sagte Schillhahn. Er definiere den Begriff Patient nicht als „der mit dem Burnout-Syndrom oder der mit der Angstpsychose“, sondern als Mitmensch, „der wie ich von der Vergebung lebt, mit dem ich zur Gemeinde Christi gehöre.“
Oft falle den Patienten der Anfang des Gesprächs sehr schwer. Da müsse ein Seelsorger Brücken bauen und ganz ruhig bleiben. Die Bereitschaft, sich gesprächsweise zu öffnen, brauche Zeit. Je nach Temperament und Diagnose könne das Wochen dauern oder auch schon beim ersten Gespräch gelingen. Aber der Patient, der „seinen“ Seelsorger gefunden habe, werde die geschützte und vertrauensvolle Atmosphäre des Sprechzimmers, in der die Verschwiegenheit des Seelsorgers und Datenschutz gewährt ist, gerne in Anspruch nehmen.
Neben dem ruhigen Abwarten müsse der Seelsorger gut zuhören können, so Schillhahn. Das sei ein gespanntes, aktives Zuhören, dem Andeutungen und Hinweise, verklausulierte Wünsche und Ziele nicht verborgen blieben. Man brauche ein Ohr für Unter- und Zwischentöne.

Der Glaube in der Depression

Depressive Menschen, denen ihr Glauben Trost und Halt gab, erlebten oft, dass dieser Glaube durch ihre Krankheit in die Dunkelheit der Depression gezogen und immer schwächer werde, erklärte der Referent. „Dann dreht sich das Denken um und sie fragen: Habe ich solche Probleme, weil ich nicht genug glaube, bete? Ein guter Christ hat doch keine Depressionen, oder?“ Der Glaube werde oft sehr angstbetont erlebt, sagte Schillhahn, die Ursachen dafür lägen häufig weit zurück. Fragen würden geäußert wie: Wird Gott mir vergeben? Lebe ich zu wenig christlich? Wenn Menschen mich nicht so lieben können wie ich bin, und wenn ich selbst mich nicht liebe, wie sollte Gott mich lieben? Was mache ich mit meinem Zorn und mit meinem Hass auf Eltern oder Geschwister? Wie komme ich zu einem gesunden Gottesbild? Wie lerne ich beten? Wie kann ich anderen vergeben? Wo soll ich hin, wenn ich entlassen werde? Wie bekomme ich zu Hause neue Kontakte? Oder Ängste wie: Jesus kommt und nimmt mich nicht mit. Gott will mich gar nicht, würden die Patienten belasten.

Die Seelsorger gäben keine Ratschläge und hätten auch keine Rezepte, so Schillhahn. „Die Leute in meinem Sprechzimmer brauchen nicht therapeutische Verstärkung oder Nacharbeit, sondern das, was in vielen Fällen für sie der letzte Halt und die letzte Hoffnung ist.“
Manchmal verschließe ihm das Leid auch den Mund, sagte der langjährige frühere Gemeindepfarrer. „Dann sitze ich auch einfach da. Höre zu. Leide mit und klage mit dem Patienten Gott alle Not. Uns bleibt das Gebet.“
Sein Gebetsangebot könne aber durchaus auch auf Ablehnung stoßen, weil Patienten nicht die Kraft oder den Willen zum Mitbeten hätten. Dann begnüge er sich mit einem Segen und der Versicherung, dass er die Anliegen im persönlichen Gebet aufnehmen werde. „Wir trauen dem Gebet viel zu, wollen aber niemanden „zubeten!“ Manchmal muss Gott selbst der Seelsorger sein.“, so Schillhahn. Und weiter: „In großer Geduld wird der Seelsorger immer wieder thematisieren, dass wir vor Gott wertvoll sind, selbst wenn wir zur Zeit „darniederliegen“. Wir trösten. Sprechen Vergebung zu. Ermutigen und segnen. Patienten brauchen Begleiter, die Halt und Schutz bieten. Die einfach dabeibleiben, sich nicht vereinnahmen lassen und mit nüchterner Gelassenheit Grenzen setzen.“
Der Kern aller Seelsorge sei die biblische Botschaft von der Rechtfertigung, sagte Schillhahn: „Menschen, die sich immer wieder verlaufen haben im Leben, die Schlimmes ertragen, aber auch selbst schuldig geworden sind an Gott, an anderen und an sich selbst, die bitter und traurig geworden sind, die sollen hören, dass Gott sie liebt, auch wenn sie selbst sich nicht liebenswert finden, dass sie wertgeschätzt sind, auch wenn sie zeitweise nichts leisten können, dass er warten kann und vergeben will. Der Patient soll hören, dass Gott ihn liebt. Der gekreuzigte und auferstandene Herr hört unser Klagen und unser Schweigen. Er wartet in Geduld und will vergeben, was uns als Sünde von ihm trennt. Wenn wir zweifeln, wenn wir ihn nicht spüren, wenn wir ihn für ungerecht halten: Wir gehören auf Gottes Seite. Er ist unser Vater (wie im Gleichnis vom verlorenen Sohn) und nicht ein Polizist der nur darauf wartet, dass er uns bestrafen kann.“

Es gebe Situationen in der Seelsorge, da erreichten selbst die frommsten Worte den Menschen nicht. Depressionen und Ängste zögen auch das Glaubensleben der Menschen tief ins Dunkle. „Aber es bleiben uns Segen, Salbung, Beichte und heiliges Abendmahl“, so Schillhahn; Sakramente und heilige Zeichen hätten Kraft, die Tiefenschichten unseres Lebens anzusprechen. „Da ist der Segen, der dem Einzelnen durch Handauflegung zugesprochen wird. Ein Zeichen der Fürsorge und Liebe Gottes, das man spürt.
Ähnlich ist es mit der Salbung. Sie ist Zeichen der Freude, Zeichen der Zugehörigkeit zum gesalbten Jesus Christus. So gut es tut, gestreichelt zu werden, so gut ist es für den Kranken, gesalbt zu werden, Gott zu erfahren, der nahe sein will und durch unsere Haut tief in uns wirken will.
Da ist die Beichte. Wenn ich Schuld und Sünde nicht „abwerfen kann“ dann geschieht, was Gottes Wort in Psalm 32 sagt: „Denn da ich es wollte verschweigen, verschmachteten meine Gebeine.“ Das heißt, der Mensch wird krank, verschmachtet, obwohl der Arzt attestiert: organisch gesund. Wer in sich hineinfrisst, setzt seinen Leib, Seele und Geist unter Druck“, sagte Schillhahn.
Und schließlich das heilige Abendmahl: „Nimm hin und iss, Christi Leib, Christi Blut für dich gegeben!“ Wolfgang Schillhahn: „Es ist gut, dass den Patienten nicht gesagt wird: „Reiß dich zusammen. Bete länger, intensiver.“ Sondern: Halte still, nimm einfach hin und iss! Mehr muss man nicht tun. Wertschätzung für jeden. Gottes Liebe und Zuwendung ohne Ende, die man „schmecken und sehen“ darf, auch wenn man sich kaum äußern kann, wenn die Konzentration zu wünschen übrig lässt.“
Nicht jeder gehe gesund nach Hause, sagte der Seelsorger abschließend. Manchmal sei es schon ein Erfolg, wenn jemand gelernt habe, mit seiner Krankheit umzugehen. Die Heilung des Menschen sei etwas großes, „noch größer ist das Heil in Christus“.

Unterwegs mit Gott

„Die Gemeinschaft in einer Gruppe muss man erst mal erlebt haben, um zu wissen, wie schön das sein kann.“

„Freizeitfieber“ – unter diesem Label bietet das Jugendwerk der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) Reisen und Freizeiten für Kinder, Jugendliche und Familien an. den Verantwortlichen, Hauptjugendpastor Henning Scharff (Homberg/Efze) haben wir nach Trends und verändertem Freizeitverhalten gefragt.
 

freizeitfieber

selk.de: Jetzt ist die Zeit, in der viele Familien ihren Sommerurlaub planen. Gibt es für die Angebote von „freizeitfieber“ noch genügend freie Plätze?

Henning Scharff: Tatsächlich gibt es fast überall noch freie Plätze. Nur die Fahrradtour durch Holland ist schon voll belegt. Beim Kroatischen oder beim Homberger Sommer kann man noch mitmachen. Die Fahrten nach Taizé sind noch nicht ausgebucht. Die Kinderfreizeiten auf dem Tannenhof oder die Südafrikareise für junge Erwachsene bieten noch Platz. Und auch bei den Wochenendangeboten kann man sich noch anmelden.

selk.de: Welche Angebote kommen bei Kindern bzw. bei Jugendlichen erfahrungsgemäß gut an, welche eher nicht? Kann man da Trends erkennen?

Ein bunter Mix aus verschiedenen sportlichen und musikalischen Aktivitäten kommt gut an. Außerdem erleichtert es den Teilnehmenden, die zum ersten Mal mitfahren das Eingewöhnen in die oft ungewohnten Gruppenprozesse. Wenn die Jugendlichen sich ausgiebig beim Thema, Spiel und Sport begegnet sind, wollen sie gern auch genügend freie, also ungeplante Zeit miteinander verbringen.

Wichtig ist eine gute Verbindung von Spaß und Inhalt. Die jungen Leute haben viele Fragen mit im Gepäck. Und Freizeiten sind eine hervorragende Gelegenheit, um ganz in Ruhe über bewegende Glaubens- und Lebensthemen ins Gespräch zu kommen. Darum ist es neben allen Aktionen und Gestaltungsideen vor allem wichtig, die Kinder und Jugendlichen mit ihren Fragen wahr- und ernstzunehmen.

Die meisten Jugendlichen suchen die Freizeit allerdings zuerst danach aus, wer aus ihrem Bekanntenkreis sonst noch so mitkommt. Land und Thema sind bei der Entscheidung für oder gegen eine Freizeit meistens zweitrangig. Das wird dann erst vor Ort wichtig.

selk.de: Es gibt bei „freizeitfieber“ in diesem Jahr nur drei mindestens einwöchige Sommerfreizeiten für Jugendliche. Ist der Bedarf nicht da oder mangelt es an Veranstaltern?

In den letzten Jahren hat sich herausgestellt, dass wir mit zwei großen Sommerfreizeiten gut bedient sind. Wenn wir eine dritte zweiwöchige Freizeit anbieten, dann wird es oft schon knapp mit der Anzahl der Teilnehmenden. Wenn wir dieses Angebot mit dem einwöchigen Homberger Sommer und ein paar besonderen Angeboten flankieren, dann reicht das.
Allerdings deckt das dann auch nur den inzwischen „üblichen“ Bereich ab: hauptsächlich Nord- und Westdeutschland mit Hessen. Die östlichen Bundesländer müssen Glück haben und darauf hoffen, dass ihre Sommerferien in der sehr knappen Kernferienzeit liegen. Baden-Württemberg und Bayern liegen zeitlich immer am Ende des Ferienkorridors und haben fast nie eine vierzehntägige Überschneidung mit den nördlichen Bundesländern. Nach dem altersgemäßen Ausscheiden erfahrener Freizeitleiter aus dem Süden und dem Osten ist leider schon länger niemand mehr nachgekommen. In diesen Regionen mangelt es zurzeit eindeutig an Veranstaltern. So sind die dortigen Jugendlichen leider ziemlich abgehängt.

Im kommenden Jahr wird es dafür den Bundes-HoSo geben. 2018 wird es in ganz Deutschland eine gemeinsame Sommerferienwoche geben. In dieser Woche wird der Homberger Sommer stattfinden – offen für das ganze Bundesgebiet!

selk.de: Früher waren Freizeiten der Kirche für Kinder und Jugendliche die Gelegenheit, mal ohne Familie länger wegzufahren. Heute gibt es viel mehr Möglichkeiten. Wie hat sich das Freizeitverhalten von Jugendlichen verändert?

Heute gibt es viele Billigflugangebote zu schicken Sonnenplätzen, die gerne mit ein paar Kumpels genutzt werden. Es braucht keine organisierte Jugendfreizeit mehr, um mal ohne die Eltern und mit Freund oder Freundin an besonderen Orten seine Ferien zu verbringen und etwas Besonderes zu erleben.

Außerdem hat sich verändert, dass Jugendliche in ihrer Freizeit zwar oft mit ihren Freunden unterwegs sind, aber selten in größeren Gruppen. Die beliebtesten Freizeitaktivitäten (Freunde treffen, mit Freunden ausgehen) werden zu zweit oder zu dritt erlebt. Teil einer großen Gruppe von 20 bis 40 jungen Leuten zu sein, ist heute selten im Erfahrungshorizont von Jugendlichen verankert – höchstens in der Schulklasse. Aber das hat ja nun gar nichts mit der eigenen Freizeitgestaltung zu tun. Die besondere Gemeinschaft in einer größeren Gruppe muss man erst einmal erlebt haben, um zu wissen, wie schön das sein kann.

selk.de: Als kirchlicher Anbieter konkurriert freizeitfieber mit anderen, „weltlichen“ Angeboten. Was sind die wesentlichen „Pluspunkte“, mit denen ihr werben könnt?

Unser „Mehrwert“ besteht in der umgesetzten Überschrift von freizeitfieber: „unterwegs mit Gott…“. Das Besondere an freizeitfieber ist die geistliche Gemeinschaft auf Zeit, die man bei diesen Fahrten erleben kann. Mit ganz normalen Leuten – die man z.T. vorher noch gar nicht kannte – zu spielen, zu blödeln, aber eben auch zu beten und zu singen, zu bedenken, was Gott sagt, ist schon beeindruckend. Bei jeder Freizeit sind Seelsorger mit an Bord, die ein offenes Ohr für die Jugendlichen haben. Das wird reichlich genutzt. Denn die jungen Leute haben oft viel Gesprächsbedarf mit „im Gepäck“.

Außerdem bieten wir Reisen mit viel Spaß und action und thematischem Tiefgang an. Jede Freizeit steht unter einem bestimmten Thema, das aus der Lebenswelt der Jugendlichen kommt. Es wird mit biblischen Impulsen bearbeitet und kommt auch in den Andachten vor, die die einzelnen Tage rahmen.

Und wie viele andere Freizeitanbieter auch, legen wir Wert darauf, dass wir gut ausgebildete Freizeitleiter haben.

selk.de: Außer den Freizeiten organisiert das Jugendwerk der SELK in diesem Jahr ja noch mehrere Veranstaltungen. Was sind die Highlights?

Das erste Highlight liegt gerade hinter uns: die große bundesweite Fortbildung, der Lutherische Jugendkongress. Der stand inhaltlich natürlich im Zeichen des Reformationsjubiläums (www.jugendkongress.org) und beschäftigt sich methodisch mit dem Einsatz verschiedener digitaler Kanäle.

Wir werden beim Deutschen Evangelischen Kirchentag dabei sein und einen Stand im Zentrum Jugend „bespielen“. – Außerdem werden wir zweimal in Wittenberg präsent sein. Einmal nehmen mehrere Kirchenbezirke am Luther500-Wochenende teil. Und dann wird ein Team des Jugendwerkes das Jugendgelände der Weltausstellung in Wittenberg für eine Woche betreuen.

Über den Tag der Deutschen Einheit wird dann das größte Treffen im Jahr anstehen: Das Jugendfestival der SELK mit gut 300 Teilnehmenden.

Hinzu kommen natürlich noch die vielen Veranstaltungen und Freizeiten in den einzelnen Kirchenbezirken.



Die Fragen stellte Doris Michel-Schmidt

Im Namen Jesu Wellen schlagen!


125 Jahre Lutherische Kirchenmission (Bleckmarer Mission)

Die Lutherische Kirchenmission (Bleckmarer Mission) der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) schaut in diesem Jahr auf eine 125-jährige Geschichte zurück. Anlässlich des Jubiläums hielt Dr. Karl Böhmer, Dozent am Lutherischen Theologischen Seminar Pretoria/Tshwane (Südafrika), am 8. März 2017 einen Festvortrag im Rahmen der Tagung des Missionskollegiums in Bleckmar.

Mission

In seinem Vortrag zitierte Dr. Karl Böhmer aus einem bewegenden Brief, in dem 1892 zwei Gemeinden aus Südafrika die von Theodor Harms gegründete Hannoversche Evangelisch-Lutherische Freikirche (HELF) in Bleckmar um Hilfe baten. „Wie soll es weiter mit uns und unseren Gemeinden werden?“, schrieben die Bittsteller, „verschiedene Gründe nöthigen uns, keine Independentenstellung einzunehmen, sondern sobald es uns Gott möglich macht, Anschluß an einen echt lutherischen Kirchenkörper zu suchen. (…) Von unserer Seite wird von der lutherischen hannoverschen Freikirche gewünscht, unsere Gemeinden mit Pastoren und Lehrern zu versorgen, wenn dies nöthig wird, und uns mit Rath respective Entscheid in schwierigen Fällen beizustehen, und wir bitten um Antwort, ob Sie diese Verpflichtung übernehmen können.“

Die Antwort von Pastor Friedrich Wolff, Präses der HELF, sei damals ebenso herzlich wie folgenschwer gewesen, so Böhmer.  Durch die Zusage, der Bitte zu entsprechen, entstand „ein Dreiecksverhältnis zwischen der jungen Freien Evangelisch-Lutherischen Synode in Südafrika (FELSISA), der HELF und ihrer Mission“. Dieses Verhältnis habe sich über die Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche (SELK) als Nachfolgekirche mittlerweile 125 Jahre lang bewährt. Wenn neben Höhen auch Tiefen zu durchleben waren, wie die Spannung durch unterschiedliche Positionen zur Apartheid, die Weltkriege, einen Zusammenbruch der Arbeit in Botswana, so gäben die Höhen in all den Jahren doch viel mehr Grund zur Dankbarkeit, sagte Karl Böhmer.

Der Referent appellierte in seinem Vortrag eindringlich, trotz der finanziell angespannten Situation in der Kirche, die Auslandsmission nicht zur Disposition zu stellen. Natürlich sei es richtig, die Strukturen zu überprüfen, und es sei auch verständlich, wenn hier in Deutschland gefragt werde, ob die verbleibenden Ressourcen nicht besser im Inland eingesetzt würden, angesichts der Tatsache, dass Deutschland mittlerweile selbst Missionsland und die Partnerkirchen in Südafrika ohnehin längst selbstständig geworden seien. Auch langjährige alte Bündnisse wären da noch kein hinreichender Grund, diese Auslandsmission weiterzuführen. Böhmer: „Natürlich wäre es immer unmittelbarer und womöglich auch kostengünstiger, sich ganz der Inlandsmission zu widmen und der Auslandsmission zu entziehen. Doch diesen Schritt kann eine Kirche nicht guten Gewissens tun, denn dann entzieht sie sich dem Missionsbefehl ihres Herrn: „Gehet hin in alle Welt“ (Markus 16,15) und „machet zu Jüngern alle Völker“ (Matthäus 28,19). Ja, nicht nur dem Missionsbefehl, sondern auch der Missionsverheißung: Ihr „werdet meine Zeugen sein […] bis an das Ende der Erde.“ (Apostelgeschichte 1,8).“

Der Referent zitierte Louis Harms, der bei seinem letzten Missionsfest 1865 in Anlehnung an das Brotvermehrungswunder Jesu gesagt hatte: „Wer solcher Anstalt [d.h. einer Kirchenmission] vorsteht, der muß niemals sehen nach den Broten, sondern nur nach den Brocken, die überbleiben, nicht die Rechnung von vorne anfangen, sondern immer von hinten. Also die umgekehrte Rechnung wie die hochberühmten Kaufleute in den Städten. Meine Rechnung ist kurz und übersichtlich. Wenn ich von hinten anfange und sehe Brocken, so schließe ich: Also habe ich ausgereicht, sehe ich aber auf die vorräthigen Brote, so werde ich muthlos: Wie soll ich auskommen?“ Harms habe eine andere Rechnungsweise gehabt, sagte Karl Böhmer, er habe betont, dass nicht Geld die Mission treibe, sondern das Gebet. Ja mehr noch, Harms habe zugespitzt: „Umgekehrt, wo das Geld die Hauptsache ist, wo man immer nur schreit: Gebt Geld her, da treiben Menschen die Mission, die fällt bald um.“

Natürlich hätten sich die Missionsfelder verändert, sagte Karl Böhmer, in der Auslandsmission sei heute öfter eine Zusammenarbeit zwischen Partnerkirchen gefragt und hilfreich. Aber die Mission Gottes sei nicht mit den Aposteln zu Grabe getragen. „Gottes Mission lebt, und zwar auch in Ihrer Kirche, weil Ihre Kirche von Gottes Gnadenmitteln lebt und er eben diese Gnadenmittel für missionarische Zwecke eingesetzt hat“, so der Referent. Er erinnerte an ein Bild, das Martin Luther in einer Predigt formulierte: „Es ist eben um diese Botschaft der Predigt, als wenn man einen Stein ins Wasser wirft, der macht Wellen, Kreise oder Wogen um sich, und die Wellen drängen sich immer fort und fort, eine treibt die andere, bis sie an das Ufer komme; auch wenn es in der Mitte stille wird, ruhen die Wellen nicht, sondern fahren vor sich.“ Böhmer führte das Bild weiter aus: „Um das mal auf uns zu beziehen: Das ist dann so, dass Gott der Herr den Stein in Jerusalem ins Wasser wirft, und die Wellen gehen aus von Jerusalem nach Damaskus, und von Damaskus nach Ephesus, und von Ephesus über Philippi nach Athen und Korinth, und von dort aus nach Rom, so jagen sich die Wellen und ziehen ihre Kreise durch die Welt, von Rom nach England, und von England und Rom nach Irland, und von Irland nach Schottland, und von Schottland und England zu den Angelsachsen nach Deutschland, und von Deutschland nach Skandinavien und Südafrika und Amerika und Indien und Australien und Neuseeland, und von dort bis an alle Enden der Welt. Und letztlich hat die Mission des Wortes Gottes immer Erfolg.“

Das Bild mache deutlich, so Böhmer, dass sich diese Wellen nicht aufhalten ließen: „Man kann zwar versuchen, Gottes Mission auszulöschen oder zu unterdrücken, sie als Ketzerei oder Kolonialismus oder was weiß ich verdammen, wie es ja heute im Abendland zur Genüge geschieht, ja, man kann sogar die Boten Gottes töten und mundtot machen, und dennoch geht die Mission weiter und wird endlich ihr Ziel – Gottes Ziel – erlangen.“

Deshalb sei es wichtig, nicht nur von Gottes Missionsbefehl zu reden, sondern auch von Gottes Missionsverheißung. Die Kirche habe keine Wahl: „Entweder sie beteiligt sich an der Welle und ist dadurch Kirche, oder sie beteiligt sich nicht daran und gerät in die Gefahr, nicht mehr Kirche zu sein, weil sie sich Gottes Willen widersetzt und seinem Wort und Willen widerspricht.” Die Anklage, die man heute gegen Mission anbringe – von Neokolonialismus, Patriarchalismus oder Bevormundung, sei daher letztlich an Gott gerichtet.

Auch wenn viele das im Abendland nicht mehr wahrhaben wollten, sagte Böhmer, gebe es global weit mehr missionarische Anstrengungen als je zuvor. Dabei habe sich die geographische Mitte des globalen Christentums zahlenmäßig einmal mehr dramatisch verlagert. „Rein statistisch ist der durchschnittliche Christ heute weder weiß noch abendländisch, noch wohlhabend, noch überaltert. Ganz im Gegenteil, er oder sie lebt in der Dritten Welt, vornehmlich in Afrika, ist Mestize oder auch schwarz, arm und verhältnismäßig jung.“

Die LKM trage mit ihren Projekten dazu bei, im Namen Jesu Wellen zu schlagen bis an die Enden der Erde, sagte Böhmer abschließend: „Auch nach 125 Jahren dürfen wir, ‚eines Sinnes an dem großen Werke arbeiten’.“

Neue Kirche in München


Dass einer Kirchengemeinde die Räume zu klein werden, ist eher die Ausnahme. Die Trinitatisgemeinde der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK)in München ist eine wachsende und lebendige Gemeinde. Sie hat nach umsichtigen Vorbereitungen und differenzierten Planungen jetzt in ihrer Gemeindeversammlung mit großer Mehrheit einen Neubau beschlossen.

München

Am 19. Februar 2017 hat die Trinitatisgemeinde München der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) in einer Gemeindeversammlung mit großer Mehrheit den Neubau von Kirche und Gemeindesaal beschlossen. Dieser Entscheidung ging ein jahrelanger Diskussions- und Planungsprozess voran. Durch eine Erbschaft konnte vor fünf Jahren das Nachbargrundstück mit Haus gekauft und seitdem als „Dorothea-Gäbelein-Haus“ für die Gemeinde (unter anderem als Pfarrbüro und Sitzungszimmer) genutzt werden. Darüber hinaus bietet das Haus Wohnmöglichkeit für drei Studenten.

Die Sanierungsbedürftigkeit des kleinen Kirchgebäudes mit darunterliegendem Gemeindesaal aus dem Jahr 1978 sowie unzureichende Sanitäranlagen und die viel zu kleine Küche für die über die Jahre stetig gewachsene Gemeinde, die in ihrer großen Diasporasituation gerne zu vielen Anlässen auch die Gemeinschaft mit einem Essen nach dem Gottesdienst pflegt, waren der Ausgangspunkt vieler Überlegungen zu einer Verbesserung dieser Gegebenheiten. Dabei war auch die große Zahl von Kindern, die sonntäglich den Kindergottesdienst besuchen und in der Regel in zwei Gruppen betreut und unterwiesen werden, für viele Gemeindeglieder ein wichtiges Argument, mehr Raum schaffen zu wollen.

Aufgrund der hohen Kosten für einen Neubau war auch die Möglichkeit des Umbaus und der Erweiterung des bestehenden Kirchgebäudes detailliert geplant und zur Abstimmung vorgelegt worden. Da diese Möglichkeit mit sehr vielen unzureichenden Kompromissen verbunden gewesen wäre und nur rund 200.000 Euro weniger gekostet hätte als der vorgelegte Neubauentwurf, fand der Umbau nur äußerst geringe Zustimmung.

Eine reine Sanierung der Bestandsgebäude für fast 400.000 Euro war schon in einer Gemeindeversammlung im Vorjahr als zu teuer und vollkommen unzureichend für die Gemeindebelange und Anforderungen abgelehnt worden.

Das Gesamtvolumen des Neubaukonzeptes beläuft sich auf 1,25 Millionen Euro. Der Kirchenvorstand hatte im Vorfeld der Gemeindeversammlung im Dezember letzten Jahres ein 44-seitiges Informationsheft mit Plänen und Finanzierungsdetails herausgegeben und an alle Gemeindeglieder versandt. Damit wir die Bitte um eine Rückmeldung zur Spendenbereitschaft für das Bauprojekt verbunden. Bis zur Gemeindeversammlung am 19. Februar hatte ein Drittel der Gemeinde seine Spendenbereitschaft mit festen Einmal- oder Dauerspenden für den Kirchbau zugesagt.

Nun hofft die Gemeinde auf weitere Spendenzusagen aus den eigenen Reihen und von außerhalb der Gemeinde. Große Anstrengungen werden noch nötig sein, den Darlehensrahmen und die damit verbundene Dauerbelastung des Gemeindehaushalts möglichst gering zu halten.

Als einziges Zentrum der SELK in Oberbayern erhofft sich die altersdurchschnittlich recht junge Münchner SELK-Gemeinde mit vielen jungen Familien und Kindern auch die Unterstützung der Gesamtkirche, denn viele Familien in München und Umgebung verfügen zwar über ein gutes eigenes Haushaltseinkommen, sind aber auch überdurchschnittlich stark belastet durch die ständig steigenden Immobilien- und Mietpreise im Großraum München.

„Die Gemeinde verbindet nun mit der Realisierung ihres Bauvorhabens auch eine gezielte Wirkung in die Öffentlichkeit und hofft, mit einem repräsentativerem Gemeindezentrum für die Zukunft im Raum München gut aufgestellt zu sein“, so Gemeindepfarrer Frank-Christian Schmitt: „Vor allem aber erbittet sie den Segen und den Beistand unseres Dreieinigen Gottes in allem Tun zur Ehre seines Namens.“

7 Wochen mit


Die Passions- und Fastenzeit im Kirchenjahr ist in jedem Jahr Anlass für Christen, darüber nachzudenken, dieser Zeit ein besonderes Gepräge zu geben, etwa durch bewussten Verzicht, wofür die bekannte Aktion „7 Wochen ohne“ steht. Das Amt für Gemeindedienst der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) gibt mit ihrer Aktion „7Wochen mit“ weitere Impulse.

7 Wochen mit

Auch in diesem Jahr hat das Amt für Gemeindedienst (AfG) der SELK die Aktion „7 Wochen mit“ initiiert. Die Aktion wird offiziell im Gottesdienst der Bethlehemsgemeinde der SELK in Hannover an Aschermittwoch (19.30 Uhr) eröffnet.

„7 Wochen mit“ ist ein Programm für die Passions- und Fastenzeit, die im Kirchenjahr zur intensiven Besinnung auf das Kreuz einlädt: Jesus Christus ist den Weg des Leidens und Sterbens gegangen, um die, die sich zu ihm halten und ihm vertrauen, frei zu machen von unheilvollen Lasten.

Passionszeit ist traditionell auch Fastenzeit. Der bewusste Verzicht kann ein sinnvoller Begleiter des Bedenkens der Passion (= des Leidens) Christi sein und der Besinnung Gestalt geben. Mit „7 Wochen mit“ setzt das AfG bewusst einen ergänzenden Akzent: Die Aktion will Gelegenheit geben, das „Mehr“ Gottes wieder neu und bewusst in den Blick zu nehmen: „Die vermeintliche Niederlage Christi wandelt sich in Gewinn“, heißt es: „Nicht der Tod behält die Oberhand. Das Leben siegt! Gott will uns in unserem persönlichen Leben wie im Leben als Gemeinde reich machen. In der Begegnung mit ihm kommen wir zur Ruhe, können ihm Anteil geben an Freud und Leid, erleben seine Nähe, hören, was er uns zu sagen hat, empfangen Wegweisung und Segen.

„7 Wochen mit“ ist ein Projekt, dass die Verbundenheit der Christen stärken will: An jedem Tag der siebenwöchigen Passionszeit findet in einer der dem Programm angeschlossenen Gemeinden ein Gottesdienst oder eine Andacht statt, der | die unter dem Motto „7 Wochen mit“ einige, wenige verbindlich-verbindenden Elementen aufgreift und ansonsten frei und kreativ gestaltet werden kann. Gemeinden, Gemeinde- und Hauskreise, Chöre, Hauskreise, Kommissionen, Ausschüsse und sonstige Gruppen sind herzlich eingeladen, sich an dem Netzwerk zu beteiligen. Dabei ist die Aktion nicht auf die SELK beschränkt, sondern bewusst auch ökumenisch konzipiert.

Neben diesem Netzwerk möchte „7 Wochen mit“ durch Materialien auf www.7wochen.de zur persönlichen Einkehr und Besinnung auf das Leiden und Sterben Christi einladen.

Informationen und Anmeldung zur Teilnahme am 7-Wochen-mit-Netzwerk: www.7wochen.de

Berufung eines Pfarrers


Eine vakante Gemeinde der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) beruft einen neuen Pfarrer: Wie geht das eigentlich? Und was ist dabei zu bedenken? Eine Broschüre, herausgegeben von der Theologischen Kommission der SELK, beschreibt den Berufungsprozess aus Sicht des Pfarrers und der Gemeinde.

Berufung

„Ein Vorgang – zwei Perspektiven“ lautet der Untertitel der Broschüre, die den Berufungsprozess zunächst aus der Sicht des Pfarrers, dann aus der Sicht der Gemeinde beschreibt.

Ein Pfarrer erhält womöglich sehr oft Anfragen oder direkte Berufungen von Gemeinden. Kann er sich vor einer „Berufungsflut“ schützen, wenn er weiß, dass er derzeit nicht wechseln will? Kann er – im umgekehrten Fall – signalisieren, dass er an einer Berufung Interesse hätte? Und wenn eine Berufung ausgesprochen wurde: Wie erkennt ein Pfarrer dann, ob er sie annehmen soll?

„Die Herausforderung bei der Annahme von Berufungen besteht darin, dass einerseits nicht per se jede Berufung als göttliche Berufung verstanden werden kann“, heißt es in der Broschüre, die von Prof. Dr. Christoph Barnbrock, Mitglied der Theologischen Kommission der SELK, verfasst wurde. „Sonst wäre ja die einzig mögliche Reaktion eine Annahme der Berufung. Andererseits handelt es sich bei jeder Berufung um ein geistliches Geschehen, in dem eine im Namen Jesu versammelte Gemeinde einen Pfarrer zu ihrem neuen Hirten und Seelsorger beruft. Eine solche Berufung hat von daher einen anderen Wert als ein Jobangebot der Agentur für Arbeit unter vielen anderen.“

Die Pfarrerdienstordnung sieht vor, dass ein Pfarrer sich vor Annahme einer Berufung mit seinem Superintendenten und seinem Kirchenvorstand berät. „Versteht man solche Gespräche nicht bloß als geordnete Pflichttermine, sondern als geistliches Miteinander, kann aus dem wechselseitigen Reden und Hören auch geistlicher Rat erwachsen“, schreibt Barnbrock. Drei Bereiche gelte es, dabei im Blick zu behalten: die bisherige Gemeinde, die berufende Gemeinde und sich selbst mit seinem eigenen (familiären) Umfeld.

Wenn ein Pfarrer eine Berufung angenommen hat, ist der Prozess ja nicht zu Ende. Der Wechsel von einer Gemeinde zu einer anderen muss gestaltet werden. Einerseits gilt es Abschied zu nehmen, und auf der anderen Seite den Neuanfang sorgfältig zu organisieren.

„Es gehört zu den bewährten pastoraltheologischen Weisheiten, nicht nur seinen Nachfolger, sondern auch seinen Vorgänger zu schonen“, schreibt Barnbrock. „Wer in der neuen Gemeinde auftritt und sofort direkt oder indirekt markiert, was der Vorgänger alles verkehrt gemacht hat, wird zu Verunsicherungen in der Gemeinde Anlass geben und auch sich selbst in kein gutes Licht rücken.“ Das setze eine „Haltung der Lernbereitschaft“ voraus, um wahrzunehmen, warum eine Gemeinde ihr Gemeindeleben bisher so gestaltet hat, wie es der Fall war. „Die Vermeidung von Aktionismus kann mich auch davor schützen, dass einzelne Gemeindeglieder versuchen, mich vor den Karren gerade ihrer Ideen zu spannen“, heißt es in der Broschüre.

Aus der Perspektive der Gemeinde stellen sich die gleichen Fragen – nur umgekehrt. Welche Form der Berufung soll gewählt werden – zunächst anfragen oder direkt berufen? Welches Profil soll der zukünftige Pfarrer denn mitbringen? Es sei sinnvoll, schreibt der Autor, Erwartungen und Schwerpunkte in der Gemeindearbeit zu benennen. Allerdings: „Dabei ist zu vermeiden, die Erwartungshaltung so sehr aufzublasen, dass ihr am Ende kein menschlicher Kandidat mehr entsprechen kann.“

Eine Gemeinde muss sich bewusst sein: Hat ein Pfarrer die Berufung angenommen und ist in der neuen Gemeinde eingeführt, wird nicht alles einfach so wie früher. Schließlich übernimmt mit dem neuen Pfarrer ja ein anderer Mensch das Pfarramt. „Wer den neuen Pfarrer mit seinem Vorgänger vergleicht, wird dabei schnell auf manches stoßen, was der neue Pfarrer besser macht und besser kannHeft 13, aber auch auf einiges, was früher doch gelungener war. So wird man aber weder dem neuen noch dem alten Pfarrer gerecht. Beide haben ihre Stärken und Schwächen. Und beide haben ihre Zeit in der Gemeinde (gehabt). Es hat wenig Sinn, sich in alte Zeiten zurückzuwünschen oder im Nachgang die Zeit des alten Pfarrers als wenig erfreulich darzustellen. Vielmehr gilt es, sich nun mit dem neuen Pfarrer auf den gemeinsamen (geistlichen) Weg zu begeben. Er ist der nun von der Gemeinde berufene Seelsorger und Hirte, der in Gottes Auftrag seine Arbeit hier tut – so gut er kann. Für ein gutes Miteinander ist ein beidseitiger Vertrauensvorschuss notwendig.“

Die Broschüre „Berufung eines Pfarrers in der SELK“ ist in der Reihe „Lutherische Orientierung“ als Heft 13 erschienen und kann für 1,25 Euro pro Stück über Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! bestellt werden.


Foto: © Erik M. Lunsford - The Lutheran Church–Missouri Synod

Finanzhaushalt der SELK: Prognose für 2018


In den Kirchenbezirken und Gemeinden der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) wird derzeit wieder über die Kirchenbeiträge beraten. In einem Umlageverfahren werden pro Bezirk verbindliche Zusagen an die Allgemeine Kirchenkasse festgelegt.

Finanzen

Bis Ende Mai 2017 sollen aus den Gemeinden und Kirchenbezirken verbindliche Zusagen für das Jahr 2018 an die Synodalkommission der SELK für Haushalts- und Finanzfragen (SynKoHaFi) gemeldet werden. Als Grundlage für die Beratungen und Entscheidungen hat die Kommission die Haushaltsprognose für 2018 mit entsprechenden Eckdaten erstellt und an die Superintendenten und Finanzbeiräte der Bezirke geschickt. Es sei wichtig, heißt es in dem Anschreiben von Hans Joachim Bösch, dem SynKoHaFi-Vorsitzenden, und Kirchenrat Michael Schätzel, die Finanzfragen kontinuierlich und transparent zu thematisieren. „Die Gemeinden müssen in ihren Beratungs- und Entscheidungsgängen wissen, in welchem gesamtkirchlichen Zusammenhang ihre Umlagezusage steht und welche Auswirkungen sie hat.“

Der Haushalt für 2018 sieht vor, den Auszahlungssatz für die Gehälter auf dem Stand von 2017 zu belassen, nachdem er für dieses Jahr um 1% gesenkt worden war. Das bedeutet – aufgrund der Bindung an das Bundesbesoldungsgesetz – eine geplante Gehaltserhöhung ab 1. Januar 2018 um 2,15%. Bereits beschlossen wurde von den kirchenleitenden Gremien, die Anzahl der Planstellen für Geistliche 2018 von 117 auf 116 weiter zu reduzieren. Die Haushaltsprognose weist damit Gesamtausgaben in Höhe von 9.950.500 Euro aus. Das entspricht einer Steigerung um 217.000 Euro bzw. 2,2%.

In dem Anschreiben erläutern Bösch und Schätzel das Ziel, 97% der Ausgaben aus Umlagebeiträgen aus den Gemeinden zu finanzieren. Dies sei notwendig, um einen Rückgriff auf Rücklagen zu vermeiden, wie er in den letzten Jahren erforderlich wurde, um den Haushalt auszugleichen. 2016 waren dafür ca. 600.000 Euro, 2017 ca. 560.000 Euro aus Rücklagen und Sondermitteln entnommen worden. „Dass die Entnahme aus den immer nur begrenzt vorhandenen Rücklagen und der außerordentlich hohe Rückgriff auf Sondermittel keine geeigneten Mittel sind, einen Haushalt angemessen zu finanzieren, darin besteht Einigkeit“, heißt es. Die Erinnerung daran bedeute aber auch, sich den Herausforderungen des Haushaltes nüchtern zu stellen.

Das Ziel, 97% der Ausgaben aus Umlagen zu finanzieren, wird nach der Prognose auch 2018 nicht erreicht. Die SynKoHaFi hat den Erfahrungen der letzten Jahre Rechnung getragen und für 2018 so kalkuliert, dass wenigstens 95% umlagefinanziert wären (2016 waren es nur ca. 91%, 2017 ca. 92%). „Wenn es uns nicht gelingt, die Einnahmen aus den Umlagen weiter zu steigern, müssen die Ausgaben einschneidender gesenkt werden als das Bemühen um Einsparungen ohnehin schon greift“, erläutern Bösch und Schätzel, und weiter: „Da ein wirkungsvolles Einsparen nur im Bereich der Personalaufwendungen zu erzielen ist, rückt hier neben der weiteren Absenkung von Planstellen für besoldete Geistliche konkret vor allem die weitere Absenkung des Auszahlungssatzes der Gehälter in den Blick.“

Bezugnehmend auf den Monatsspruch für den Januar, „Auf dein Wort will ich die Netze auswerfen“, schreiben die Verfasser von „solchem verwegenen Christusvertrauen“, von dem man sich anstecken lassen dürfe – „auch in den Bemühungen um das Finanzaufkommen in unserer Kirche“.


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Reformationsmusical „Der Hammer“


Zum Reformationsjubiläum 2017 hat Pfarrer Matthias Krieser (Fürstenwalde) von der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) ein Musical geschrieben unter dem Titel „Der Hammer“. Die Uraufführung ist für den 25. Mai in Berlin geplant. Die Themen der Reformation seien immer aktuell, sagte Krieser gegenüber selk.de, das Musical sei der Versuch, diese populär zu vermitteln.

Musical

Herr Pfarrer Krieser, was hat Sie bewogen, ein Musical zum Reformationsjubiläum zu schreiben?


Krieser: Die Idee dazu kam mir auf einem Pfarrkonvent. Beim Thema Reformationsjubiläum fiel mir auf: Es werden viele schöne Sachen für lutherische Christen und theologisch Interessierte geplant, Vorträge, Gottesdienste, Ausstellungen und dergleichen. Aber was ist mit den Leuten, die mit Kirche und Luther nicht so viel am Hut haben? Ich dachte, denen müsste man auf anderen Wegen Luthers Anliegen vermitteln – wo das 500. Reformationsjubiläum nun schon mal eine grundsätzliche Aufmerksamkeit bewirkt. Da kam mir der Gedanke mit dem Musical. Als ich meinem Amtsbruder Edmund Hohls von dieser verrückten Idee erzählte, meinte er, dass die gar nicht so verrückt ist und dass man es probieren sollte. Jetzt ist er der Produktionsleiter.

Das Musical erzählt, wie Jugendliche im Geschichtsunterricht das Thema „Was wollte Luther?“ bearbeiten sollen und das zunächst langweilig finden. Aber dabei bleibt es vermutlich nicht. Können Sie verraten, wie die 500 Jahre alte Geschichte dann doch noch spannend wird?

Spannend wird es immer dann, wenn ich merke, dass ein scheinbar angestaubtes Thema doch etwas mit meinem Leben zu tun hat. In dem Musical geschieht das durch den Traum eines Schülers. Da erlebt er, wie seine Mitschüler als Personen des 16. Jahrhunderts Luther begegnen - aber mit ganz ähnlichen Sorgen und Problemen, die sie auch im 21. Jahrhundert haben.

Der Titel des Musicals lautet: Der Hammer. Klar, es geht um Luthers Thesenanschlag 1517. Aber es soll nicht nur um die Person Luthers, nicht nur um den symbolträchtigen Hammerschlag gehen?

Richtig. Es geht ebenso um den Hammer des Schul-Hausmeisters. Auch die Hammerschläge, mit denen Jesus ans Kreuz genagelt wurde, werden erwähnt. Und am Ende hämmern die Schüler selbst. Im übertragenen Sinn ist die ganze Reformation ein Hammer, das merken schließlich auch die Schüler.

Kann man die komplexen Inhalte der Reformation, kann man Rechtfertigungsglauben überhaupt in populärer Form rüberbringen?

Man kann es versuchen. Die Themen, um die es da geht, sind eigentlich immer aktuell, oder, wenn Sie so wollen, populär: Leben, Verantwortung, Schuld, Leid und Gott. Ich bin so optimistisch anzunehmen, dass sich auch für schwere und unanschauliche Themen immer Mittel finden, um sie allgemeinverständlich und sogar unterhaltsam zu vermitteln, und ich finde, man darf das auch. Im Hinblick auf die Rechtfertigungslehre ist mir allerdings im Nachhinein eine Schwierigkeit bewusst geworden: Kann man die Rechtfertigung des Sünders ohne Gesetzeswerke allein aus Glauben heute in populärer Form rüberbringen, ohne missverstanden zu werden? Zur Zeit der Reformation herrschten Gesetzesstrenge, Gottesangst und Aberglaube in der Bevölkerung. Heute sind die meisten Menschen anders geprägt, da hören sie das Evangelium von Christus oft ganz anders und meinen, christliche Freiheit heißt, man darf machen, was man will.

Welches Zielpublikum hatten Sie beim Schreiben im Blick?

Nicht nur junge Leute, sondern sozusagen die ganze Familie, Christen und auch Nicht-Christen, wenn sie ein gewisses Interesse an Glaubensfragen haben.

Sie haben auch die Musik dazu geschrieben. Was hat Sie dabei geleitet? Welchen Musikstil darf man erwarten?

Ich hatte zunächst nur den Text geschrieben und gehofft, dass andere die Musik dazu machen. Das hat sich nicht verwirklichen lassen, da habe ich mich selbst an die Arbeit gemacht. Ich bin zwar kein Komponist, aber ich habe schon als Kind ganz gern komponiert. Welchen Musikstil darf man erwarten? Ich finde es schwer, mich selbst in eine bestimmte Schublade einzusortieren. Außerdem ist die Musik ein buntes Gemisch geworden: Die Schüler rappen und singen Popsongs, Bibelworte sind durchgängig gregorianisch vertont und Luther singt zu hundert Prozent Lutherlieder, also nicht nur Original-Luthertexte, sondern auch Original-Luthermelodien. Übrigens spricht der Musical Luther auch zu neunzig-Prozent authentische Lutherworte, nur etwas ans heutige Deutsch angepasst. Wenn ich mich festlegen müsste, würde ich sagen, das Musical ist im Ganzen Popularmusik. Jedenfalls habe ich versucht, so zu komponieren, dass jemand mit durchschnittlichem Musikgeschmack gern zuhört und vielleicht auch auf den einen oder anderen Ohrwurm stößt.

Zunächst stehen Aufführungen in Berlin, Dresden, Leipzig und Fürstenwalde fest. Mit immer dem gleichen Team oder entstehen vor Ort jeweils eigene Inszenierungen?

Es ist immer dasselbe Team, engagierte Amateure, die mit Lust und Eifer bei der Sache sind. Wir nennen das Team die Hammer-Truppe. Mit Yella Burggaller haben wir eine professionelle Theaterfrau als Regisseurin gewinnen können. Sie probt schon seit Monaten mit den jungen Leuten. Die anspruchsvolle Rolle Luthers spielt Markus Evers; das ist ein Glücksfall: Er kennt sich in der Kirchenmusik aus und hat außerdem Theatererfahrung. Es wird also eine richtige kleine Tournee. Sie beginnt, wie Sie schon sagten, in Berlin, und zwar zeitgleich mit dem Evangelischen Kirchentag. Die genauen Daten und Zeiten findet man auf der Website des Projekts: www.reformationsmusical.de.


Die Fragen stellte Doris Michel-Schmidt

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