Für die Würde eines jeden Menschen
Das Naëmi-Wilke-Stift in Guben ist die größte diakonische Einrichtung im Bereich der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK). In einer am 3. Juli 2020 veröffentlichten Stellungnahme unterstützt das Stift ein von Vielfältigkeit, Respekt und Wohlwollen getragenes Miteinander in der Stadt Guben. Am 17. Juni 2020 hatte Bürgermeister Fred Mahro vor der Stadtverordnetenversammlung der Stadt eine Erklärung abgegeben, die sich auf offensichtlich fremdenfeindliche Vorfälle im Mai in Guben bezog. Das Stift begrüßt die Erklärung von Bürgermeister Mahro und unterstützt seinen Aufruf, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus nicht zu tolerieren und sich für die demokratische Grundordnung und eine tolerante Gesellschaft einzusetzen. Zugleich unterstreicht das Stift, dass die Stadt Guben auf vielfältige Weise geprägt ist von Humanität, christlicher Nächstenliebe, Offenheit und Toleranz. Der weitere Wortlaut des Textes, den Rektor Pfarrer Markus Müller für den Stiftsvorstand unterzeichnet hat, wird im Folgenden dokumentiert.
Seit über 140 Jahren lebt das Naëmi-Wilke-Stift, was Stifter Friedrich Wilke in der Satzung als Stiftungszweck festgelegt hat: „… den Dienst christlicher Liebe in der Betreuung kranker und hilfsbedürftiger Menschen ohne Ansehen der Rasse (meint: Menschen unabhängig ihrer ethnischen Herkunft), Konfession und Weltanschauung auszurichten und damit in Wort und Tat das Evangelium von Jesus Christus zu bezeugen.“ Im Rückblick auf die eigene Geschichte zeigt sich, wie wichtig es ist, sich für die Würde eines jeden Menschen einzusetzen. Menschenwürde kann man sich nicht durch Gesundheit, Leistungsfähigkeit, Zugehörigkeit zu einer bestimmten Religion oder Ethnie verdienen. Menschenwürde ist uns durch Gott verliehen. Sie gilt allen Menschen gleich. Wie sehr wir von der Vielfalt unterschiedlichster Menschen profitieren, zeigt sich jeden Tag in unserem Stift. Hier setzen sich Menschen aus vielen Nationalitäten gemeinsam mit großem Erfolg dafür ein, dass Menschen aus der ganzen Region geholfen wird und dass das Leben wieder neue Lebensqualität erhält. Dies gilt nicht nur in der Versorgung von Kranken, sondern ebenso für den Dienst in unseren Beratungsstellen, unserem Kindergarten, der Eltern-Kind-Gruppe und dem Netzwerk Gesunde Kinder, wo ehrenamtliche Familienpaten mit großem Engagement unterschiedlichste Familien begleiten.
Seit Jahren setzt sich das Naëmi-Wilke-Stift dafür ein, dass gute gesundheitliche Versorgung allen Menschen grenzüberschreitend verlässlich zur Verfügung steht. Hierbei kann es nicht allein um politische Grenzen gehen, sondern auch um kulturelle und sprachliche. Wie sehr uns geschlossene Grenzen belasten und behindern, haben wir gerade während der Corona-Krise erfahren. Noch mehr belasten Grenzen in unseren Köpfen das Miteinander und den gemeinsamen Erfolg. Wir merken täglich, dass wir unserem Stiftungsziel am besten dienen, wenn wir die unterschiedlichen Gaben, Fähigkeiten und Kompetenzen aller Mitarbeitenden auf Basis unseres christlichen Werteprofils zusammenbringen. Nur gemeinsam können wir die bestmöglichen Ergebnisse erreichen. Wir machen natürlich auch die Erfahrung, dass das Überwinden von Grenzen im Denken und Handeln Kraft kostet. Wir werden aber viel mehr belohnt durch das gemeinsam Erreichte. Darum ist es uns auch wichtig, dass sich unsere Mitarbeitenden – unabhängig davon, welcher Nation und Weltanschauung sie sich zuordnen – in unserer Stadt wohlfühlen, gerne hier leben und arbeiten. Die Loyalität gegenüber den gelebten Werten in unserer Stiftung kommt letztlich sowohl Mitarbeitenden als auch den Menschen, die uns anvertraut sind, zugute. Darum setzen wir uns für unsere freiheitlich demokratische Grundordnung ein und für ein von Respekt und Wohlwollen getragenes Miteinander.
Jahrbuch Mission
Das „Jahrbuch Mission 2020“ (www.demh.de/jahrbuch-mission) erschienen. Superintendent Markus Nietzke (Hermannsburg) von der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) hat daran mitgewirkt. Grund genug für das Team von SELK.de, bei ihm nach dieser Publikation zu fragen.
SELK.de: Was ist das „Jahrbuch Mission“?
Nietzke: Das Jahrbuch Mission erscheint seit 1951 im Verlag der Deutschen Evangelischen Missionshilfe. Das Jahrbuch und die Inhalte darin reflektieren das Missionsverständnis vergangener Jahrzehnte und der Gegenwart. Der seinerzeit berühmte Missionswissenschaftler Walter Freytag schrieb 1951 in einem Geleitwort zu dem Jahrbuch von der „notwendigen Neubesinnung über das Wesen der Mission nach der Schrift und im Blick auf die gegenwärtige Lage der Christenheit“ nach dem Zweiten Weltkrieg um dem nach wie vor geltenden „Ruf zur Mission“. Das „Jahrbuch Mission“ (damals hieß es noch „Jahrbuch Deutsche Evangelische Weltmission“) war andererseits auch das Publikationsorgan verschiedener evangelischer Missionskonferenzen, die sich Anfang des 20. Jahrhunderts in verschiedenen Regionen und Ländern Deutschlands gebildet hatten. Im Laufe der Jahrzehnte fielen bestimmte Worte weg, die ihrerseits auch deutlich machen, wie sich das Missionsverständnis wandelte. 1957 entfällt das Wort „Deutsche“ im Titel des Jahrbuchs, 1986 auch das Wort „evangelisch“. Seither heißt es nur noch „Jahrbuch Mission“, weil es prinzipiell ökumenisch ausgerichtet ist. Wiederum wendete sich dieses: Seit 1995 ist der Titel nur noch eine Marke. Seither wird von der Redaktionskonferenz für jeden Jahrgang ein bestimmtes Thema festgelegt. Während das Jahrbuch Anfang der 1990ger Jahre in einer Auflage von knapp 10.000 erschien, liegt die Auflage gegenwärtig bei etwa 3.000 Exemplaren. Gegenwärtig wird das „Jahrbuch Mission“ in vielen längst ökumenisch und partnerschaftlich orientierten Missionswerken und Landeskirchen gerne als Jahresgabe für eine interessierte Leserschaft zu Verfügung gestellt. Überhaupt: Das Thema „Mission“ in Büchern oder Zeitschriftenartikeln trifft nur auf eine sehr kleine Gruppe von Interessierten. Dass es das „Jahrbuch Mission“ also (noch) gibt, ist an sich schon bemerkenswert.
SELK.de: Was haben „wir“ (aus dem Bereich der SELK) damit zu tun?
Nietzke: Solange ich Missionar der Lutherischen Kirchenmission der SELK mit Sitz in Bleckmar und später deren Missionsdirektor war, haben wir das „Jahrbuch Mission“ allen Mitarbeitenden in Deutschland und aller Welt nahezu jährlich zukommen lassen. Ganz im Sinne einer Jahresgabe. Als Vereinbarungspartner des EMW (Evangelisches Missionswerk) haben wir nicht nur den Großteil unserer Finanzüberweisung in alle Welt über „Hamburg“ (Sitz des EMW) abgewickelt, sondern durften als Missionsdirektoren und Missionare an verschiedenen Konferenzen und Veranstaltungen teilnehmen. Sichtbar wurde dieses gute Miteinander in aller Regel auch bei einer Amtseinführung eines Missionsdirektors, wenn der Direktor des EMW zu Gast war. Diese doch recht engen und ausgesprochen guten Beziehungen gehen zurück auf die Zeit von Missionsdirektor Friedrich Wilhelm Hopf, aber auch auf die Herausgeber des Missionsblatts der Bleckmarer Mission seit 1892. Unsere Kirche verdankt dem EMW als Dienstleister für Missionsfragen aller Art erheblich mehr, als gemeinhin bedacht wird oder bekannt ist.
SELK.de: Was sind Ihre Verbindungen zu dem Periodikum „Jahrbuch Mission“?
Nietzke: Ich lese dieses Periodikum also schon seit knapp 40 Jahren. Meine Verbindung dahin möchte ich vielleicht mit einem kleinen Bild umschreiben: Es war schon immer das geöffnete Fenster mit Blick in die weltweite Mission verschiedenster Kirchen und Organisationen. Seit etwa zehn Jahren wirke ich als Mitherausgeber dieses Periodikums mit. Während ich sonst Rezensionen schrieb, durfte ich für dieses Buch (Jahrbuch Mission: Fokus Schöpfung. Klimawandel. Umweltverantwortung. Öko-Theologie.) erstmals einen eigenen Beitrag schreiben.
SELK.de: Wo kommen die Verbindungen zum „Jahrbuch Mission“ her?
Nietzke: Mein erstes Exemplar des Jahrbuchs schenkte mir der damalige Vikar meines Vaters, Edmund Hohls, auf der Missionsstation Roodepoort bei Ventersdorp in Südafrika 1987. Die Lektüre des Jahrbuchs öffnete schon immer den Horizont weit über das hinaus, was wir als lokales oder regional tätiges kleines lutherisches Missionswerk in Südafrika, Brasilien, zeitweilig in Australien oder jüngst in Deutschland vor Augen hatten und haben. In einer Befragung vor meiner Wahl zum Missionsdirektor der Lutherischen Kirchenmission 2003 wurde mir die Frage nach einer „gewissen ökumenischen Aufgeschlossenheit“ gestellt. Die trage ich schon seit meiner Geburt in mir. Wenn man in einem kleinen Dorf mit knapp 8.000 Einwohnern mit 20 verschiedenen Kirchen und anderen religiösen Gemeinschaften (Animistischen Religionen, Judentum, Islam, Hinduismus und Buddhismus) in der unmittelbaren Nachbarschaft aufwächst, bleibt das mit einigermaßen offenem Gemüt wohl auch nicht aus. Vor gut zehn Jahren wurde ich eingeladen, Mitglied in der damals noch existierenden „Allgemeinen Hannoverschen Missionskonferenz" (AHMK) zu werden. Diese wiederum war Mitglied im „Verband Evangelischer Missionskonferenzen“ (VEMK), der wiederum den Redaktionskreis des Jahrbuchs Mission berief. Klingt ganz schön kompliziert! Zuerst wurde ich also Mitglied der AHMK, dann der Vorsitzende der AHMK und in dieser Funktion Teil des VEMK. Diese berief mich zum Mitglied der Redaktion des Jahrbuchs Mission. Inzwischen hat die Herausgeberschaft gewechselt und ich bin gespannt, ob ich im nächsten Jahr in einen dann neu zu bildenden Redaktionskreis des Jahrbuchs berufen werde.
SELK.de: Wie gestaltet sich die Mitarbeit am „Jahrbuch Mission“? Was bedeutet das an Arbeit?
Nietzke: Die Redaktionskonferenz tritt zweimal im Jahr für anderthalb Tage zusammen. Dabei werden das Thema und die Konzeption des künftigen Jahrbuchs entwickelt und Rückschau gehalten. Zwischen den beiden Treffen liegt ein halbes Jahr, damit die Gedanken sich sortieren, vertieft oder weitergeführt werden. Es wird auf den Tagungen überlegt, welche Autorinnen und Autoren angefragt werden können. Als Redaktion legen wir großen Wert darauf, dass einerseits möglichst viele jüngere Menschen aus verschiedensten Ländern der Welt und andererseits weit mehr als bisher in der Fachliteratur oft üblich, Frauen und junge Wissenschaftlerinnen zu Wort kommen – aber ausdrücklich ohne Quotengedanken oder ähnlichem Hintergrund. Es geht um die Perspektive. Das Jahrbuch ist keine wissenschaftliche Zeitschrift mit Fußnoten und Ähnlichem, legt aber trotzdem großen Wert auf gut recherchierte und fundierte Artikel. Mit großer Bescheidenheit darf ich sagen, dass ich dabei immer wieder auch auf Referenten oder Rezensentinnen aus dem Bereich der konkordienlutherischen Minoritätskirchen in aller Welt zurückgreifen darf. Ich erinnere beispielsweise an einen Artikel von Professor Dr. Werner Klän vor wenigen Jahren und einige Rezensionen, verfasst von Frauen und Männern aus unserer Kirche und Schwesterkirchen.
SELK.de: Was macht Ihren Beitrag zu Psalm 104 in der aktuellen Ausgabe des Jahrbuchs Mission aus?
Die Welt, die Schöpfung, die uns von Gott geschenkt ist, ist bedroht. Das ist nichts Neues. Nicht nur durch Naturkatastrophen, irgendwelche Kräfte oder Mächte oder sonst wen, sondern öfter, als man denkt, auch durch unser eigenes Zutun oder Handeln. Bitter, aber wahr. In welcher Intensität, darüber kann man bei uns noch streiten – es ändert nichts an der Tatsache, dass die Artenvielfalt kleiner wird, Flüsse verschmutzt sind und und und. Das Buch zeigt auf, wie weit unsere Welt vom Klimawandel und dessen Auswirkungen unter Mitwirkung der Menschheit an unterschiedlichen Stellen auf der Erde bereits vom Wandel geprägt ist. Ich stimme sehr gerne in die biblischen Lobgesänge auf die Natur als Schöpfung Gottes – wie etwa in Psalm 104 pars pro toto vorgegeben – ein. In meinem sehr persönlich gehaltenen Beitrag kommen ein paar dunkle Untertöne zum Klingen. Ich entdeckte in mir Ambivalenzen, ausgelöst durch unvergessliche Begegnungen in Gottes wunderbarer Natur und mit Menschen auf verschiedenen Kontinenten, die ich niemals missen möchte. Weder die Natur noch die Menschen noch die Begegnungen! Aber dann entdecke ich bei näherem Hinschauen beispielsweise den Müll neben der Langlauf-Loipe in den Rocky Mountains, ein verschmutztes Hafenbecken voller Plastik und Öl-Resten in einer Millionenstadt, abgeholzte Urwälder direkt neben einem Naturpark und auf ganz kleiner Ebene immer weniger Bienen, Hummeln und Libellen im eigenen Garten in Hermannsburg. Das hat einerseits eine Nachdenklichkeit in mir erzeugt, andererseits geholfen, meine Zuversicht und Trost darin zu finden, wie es am Ende von Psalm 104 heißt: „... Du machst neu das Antlitz der Erde. Die Herrlichkeit des HERRN bleibe ewiglich, der HERR freue sich seiner Werke!" Mein Beitrag im Jahrbuch 2020 ist so etwas wie ein kleiner Auftakt zu fundierten und sehr lesenswerten Artikeln zu diesem Thema aus aller Welt. Man muss nicht allem zustimmen. Die Betroffenheit über die Umweltzerstörung weltweit, um nur ein Thema zu nennen, überhaupt in ihrer Komplexität wahrzunehmen, das allein ist schon ein kleiner Erkenntnisgewinn.
SELK.de: Vielen Dank!
Zum Tod von George Floyd und den Folgen
Der Todesfall George Floyd infolge eines gewaltsamen Polizeieinsatzes am 25. Mai 2020 in Minneapolis (Minnesota) löste Proteste in den gesamten Vereinigten Staaten und anderen Teilen der Welt aus. Bei dem Einsatz war der 46-jährige Afroamerikaner George Floyd ums Leben gekommen. Präses Dr. Matthew C. Harrison (St. Louis/Missouri) von der US-amerikanischen Lutherischen Kirche–Missouri Synode, mit der die Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche (SELK) in Kirchengemeinschaft steht, hat zu den Vorgängen eine Stellungnahme abgegeben, die an dieser Stelle in deutscher Übersetzung dokumentiert wird.
Diskriminierendes Verhalten gegenüber anderen Menschen aufgrund ihrer Rasse ist ein irrationales Übel und bringt Böses hervor. Es ist eine Dummheit, die nur zu Zorn und Hass führt. „Wir halten diese Wahrheiten für ausgemacht, dass alle Menschen gleich erschaffen worden sind, dass sie von ihrem Schöpfer mit gewissen unveräußerlichen Rechten begabt worden sind, wozu Leben, Freiheit und das Bestreben nach Glückseligkeit zählen.“ (Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten). Die amerikanische Ursünde des legalen Rassismus, die Verweigerung bürgerlicher Rechte aufgrund der Rasse, erntet nun Sturm.
Gottes Wort verurteil allen Rassismus. „Sie sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sie vor Gott haben sollen“ (Die Bibel: Römerbrief, Kapitel 3, Vers 23). „Da ist keiner, der gerecht ist, auch nicht einer“ (Römerbrief, Kapitel 3, Vers 10). „Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt“ (Die Bibel: Johannesevangelium, Kapitel 1 Vers 29). Alle wurden von Gott gleich geschaffen. Alle sind unserm Gott gleich verantwortlich. Und für die Sünden aller hat Christus gesühnt. Alle haben gleichen Wert vor Gott. Auf Rasse beruhende Feindschaft fließt aus der Sünde und ist selbst Sünde. In der Kirche Christi ist Rassismus nicht hinzunehmen. Jesus selbst hat uns angewiesen, unseren Nächsten zu lieben wie uns selbst (Die Bibel: Markusevangelium, Kapitel 12, Vers 31), und das hat er selbst getan, indem er keine rassischen Vorurteile lebte (wie der Barmherzige Samariter – Die Bibel: Das Lukasevangelium, Kapitel 10, Verse 25–37).
Rechte Einheit in der Kirche wird im Augsburger Bekenntnis in Artikel 7 so definiert: „Denn dies ist genug zu wahrer Einigkeit der christlichen Kirche, dass da einträchtig nach reinem Verstand das Evangelium gepredigt und die Sakramente dem göttlichen Wort gemäß gereicht werden.“ Christus und seine Gaben schenken der Kirche Einigkeit und Gleichheit. Jede rassisch begründete Diskriminierung in oder durch die Kirche ist Sünde. Und die Rassenkonflikte in unserm Lande sollte jeden Christen nachdenklich stimmen. „Denn die Zeit ist da, dass das Gericht beginnt bei dem Hause Gottes.“ (Die Bibel: 1. Petrusbrief, Kapitel 4, Vers 17). Sich selbstgerecht empören ohne Nachdenklichkeit und Buße verfehlt seinen Sinn, oder schlimmer, es ist Heuchelei.
Derjenige, der auf schwerwiegende Weise und zu Unrecht das Leben von George Floyd ausgelöscht hat – was zur Anklage des Mordes 3. Grades führte –, dem wird ironischerweise genau das zugebilligt, was er seinem Opfer verweigert hat: ein Prozess nach Recht und Gesetz. Gerechtigkeit muss gesetzeskonform angewendet werden. Andere könnten da noch angeklagt werden.
Wir weinen um George Floyd, um seine Familie und Nahestehenden, weil ihm sein Leben geraubt wurde. Und wir weinen um unser Land. Wir weinen um diejenigen überall im Lande, die meinen, jetzt nur noch den Weg der Zerstörung gehen zu müssen. Wir weinen um die Polizeibeamten überall, die ihren ehrenvollen Beruf mit Mut und gutem Willen ausführen, aber jetzt ihre Aufgaben als besonders herausfordernd und gefährlich empfinden nach diesen traurigen Ereignissen in Minneapolis. Für sie alle beten wir für ihre Sicherheit und für das Wohlergehen derer, die ihr Eigentum und ihren Lebensunterhalt verloren haben. Wir beten für die Polizisten, die sich den Unruhen entgegenstellen. Und wir unterstützen die Demonstranten, die von ihrem Verfassungsrecht auf friedlichen Protest Gebrauch machen.
Wir verurteilen alle Ungerechtigkeit. Und wir verurteilen alle Zerstörungswut, Raub und leibliche Angriffe auf andere. Das ist ebenso Ungerechtigkeit. Wir appellieren an die Bürger und die Regierenden in unserem Land, dass sie sich um die Kommunen mühen, die von Armut, Verbrechen und Ungerechtigkeit besonders betroffen sind. Wir plädieren für eine Politik, die rational und einigend Ungerechtigkeiten beenden hilft und sich um soziale Umbrüche, Mängel an wirtschaftlicher Teilhabe und andere Faktoren kümmert, die Zorn, Hass und Zwietracht anstacheln.
Wir werden beten, aber wir wollen noch mehr tun. Wir werden dem Mandat von Gottes Propheten folgen: „Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert: nichts als Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.“ (Die Bibel: Das Buch des Propheten Micha, Kapitel 6, Vers 8).
Und wir wollen Christus verkünden, „zur Zeit oder zur Unzeit“ (Die Bibel: 2. Timotheusbrief, Kapitel 4, Vers 2). „Nun stirbt kaum jemand um eines Gerechten willen; um des Guten willen wagt er vielleicht sein Leben. Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren“ (Römerbrief, Kapitel 5, Verse 7 und 8).
„Seid ihr nun mit Christus auferweckt, so sucht, was droben ist, wo Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes. Trachtet nach dem, was droben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist. Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit Christus in Gott. Wenn aber Christus, euer Leben, offenbar wird, dann werdet ihr auch offenbar werden mit ihm in Herrlichkeit. So tötet nun die Glieder, die auf Erden sind, Unzucht, Unreinheit, schändliche Leidenschaft, böse Begierde und die Habsucht, die Götzendienst ist. Um solcher Dinge willen kommt der Zorn Gottes über die Kinder des Ungehorsams. In dem allen seid auch ihr einst gewandelt, als ihr noch darin lebtet. Nun aber legt auch ihr das alles ab: Zorn, Grimm, Bosheit, Lästerung, schandbare Worte aus eurem Munde; belügt einander nicht; denn ihr habt den alten Menschen mit seinen Werken ausgezogen und den neuen angezogen, der erneuert wird zur Erkenntnis nach dem Ebenbild dessen, der ihn geschaffen hat. Da ist nicht mehr Grieche oder Jude, Beschnittener oder Unbeschnittener, Nichtgrieche, Skythe, Sklave, Freier, sondern alles und in allen Christus. So zieht nun an als die Auserwählten Gottes, als die Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld; und ertrage einer den andern und vergebt euch untereinander, wenn jemand Klage hat gegen den andern; wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr! Über alles aber zieht an die Liebe, die da ist das Band der Vollkommenheit. Und der Friede Christi, zu dem ihr berufen seid in einem Leibe, regiere in euren Herzen; und seid dankbar. Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen: Lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit; mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern singt Gott dankbar in euren Herzen. Und alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn.“ (Die Bibel: Kolosserbrief, Kapitel 3, Verse 1–17).
Online-Unterricht an der Lutherischen Theologischen Hochschule
Coronabedingt musste die Lutherische Theologische Hochschule Oberursel, eine staatlich anerkannte kirchliche Hochschule in Trägerschaft der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK), wie alle Hochschulen und Universitäten in Deutschland im Sommersemester online unterrichten. Der Rektor, Prof. Dr. Christoph Barnbrock, berichtet von den gewonnenen Erfahrungen.
Wenn ich mich in diesen Tagen mit verschiedenen Gesprächspartnern über die Situation an der Hochschule und unseren Unterricht unterhalte, höre ich häufig die Frage „Und, ist der digitale Unterricht jetzt das Modell der Zukunft für euch?“
Ich gestehe, es fällt mir gar nicht so leicht, auf diese Frage zu antworten. Denn einerseits haben wir richtig gute Erfahrungen gemacht. Nicht ohne Sorgen haben wir dem Sommersemester entgegengefiebert, das wir als digitales Semester gestalten mussten. Neben dem, was an der Hochschule ohnehin aus Gründen des Arbeits- und Infektionsschutzes zu organisieren war, war nun zu entscheiden, mit welcher Plattform und wie der Unterricht gestaltet werden konnte, und sicherzustellen, dass alle Beteiligten (Dozierende wie Studierende) mit der nötigen Technik ausgestattet und auch in der Lage waren, mit alldem umzugehen. Wir sind dankbar, dass wir hier großzügige Unterstützung vom Freundeskreis unserer Hochschule erfahren haben. Technisch funktionierte am Ende das Allermeiste besser als gedacht. Sowohl unter den Studierenden als auch unter den Dozentinnen und Dozenten gab es eine große Bereitschaft, sich auf die neuen Formate (Unterricht per Videokonferenz bzw. über aufgezeichnete Videos und per E-Mail-Austausch) einzulassen und sich auch gegenseitig zu unterstützen. So ist es uns gelungen, auch diejenigen Studierenden mit dem Lehrangebot zu versorgen, die sich noch im Ausland aufhalten und wegen der Reisebestimmungen nicht nach Oberursel zurückkehren konnten oder die aus anderen Gründen wegen der gegenwärtigen Krise nicht auf dem Campus sein können. Die digitalen Angebote haben es ermöglicht, flexibel auf die ganz unterschiedlichen Bedürfnisse und Herausforderungen zu reagieren. Dass die Formate gut angenommen worden sind und gegenwärtig als hilfreich wahrgenommen werden, zeigt sich auch daran, dass nur wenige Lehrveranstaltungen jetzt, wo eine Aufnahme des Präsenzunterrichts wieder möglich wäre, in dieses Format zurückkehren.
Gleichzeitig tue ich mich schwer damit, mir den gegenwärtigen Unterricht als „Modell der Zukunft“ vorzustellen. Theologie zu lehren und zu lernen hat für mich auch mit Weggemeinschaft zu tun. Man ist gemeinsam unterwegs, tauscht sich aus. Meinungen werden diskutiert. Fragen werden gestellt. Und manchmal ergeben sich die wichtigen Gespräche gar nicht in der Lehrveranstaltung selbst, sondern beim Zusammenräumen der Unterlagen nach dem Unterricht. Das ist schließlich auch eine besondere Stärke unserer Hochschule, dass solche Begegnungen auch jenseits des Unterrichts möglich sind. Vieles davon entfällt derzeit. Mindestens eine Dimension der Kommunikation entfällt. Das Miteinander ist distanzierter. Und die Gefahr von Missverständnissen wächst. Und gerade für Studierende, die den ganzen Tag Lehrveranstaltungen haben, kann es ermüdend sein, immer auf einen Bildschirm zu starren.
Auch wenn ich meine Lehrveranstaltungen, bei denen die Hälfte der Teilnehmer nicht auf dem Campus sein kann, in diesem Semester online zu Ende bringen werde, freue ich mich deswegen auf das Wintersemester, in dem wir dann hoffentlich wieder zum Präsenzunterricht als Regelbetrieb zurückkehren können. Einiges wird aber gewiss bleiben. Die Erfahrungen dieses Semesters haben gezeigt, dass die verfügbaren technischen Möglichkeiten manche Vorteile bieten, die wir auch für die Zukunft nicht aus dem Blick verlieren sollten.
Warum sollten wir es nicht Interessierten Außenstehenden ermöglichen, die eine oder andere Lehrveranstaltung digital mitverfolgen zu können? Digitale Möglichkeiten könnten außerdem eine Hilfe sein, dass Studium flexibel zu gestalten. Und auch für die Kirche bieten sich eine Reihe von Möglichkeiten: Warum sollte eine Gemeinde nicht einen Professor von der Hochschule zu einem bestimmten Thema als Experten zum Frauenkreis „dazuschalten“, ohne dass dieser 12 bis 24 Stunden unterwegs ist und Reisekosten produziert?
Mir scheint, hier gibt es viele Möglichkeiten, die wir für die Zukunft noch entdecken und ausloten können – genauso, wie es auch noch einige Herausforderungen und offene Fragen zu bewältigen gibt. Dabei wird es immer darum gehen zu entscheiden, wo wir mit dem traditionellen Unterricht mehr gewinnen und wo wir mit neuen, digitalen Formaten besser dem dienen können, was unsere Aufgabe ist. Das lässt sich dann nur von Fall zu Fall entscheiden.
Und ganz neu ist die Fragestellung, wie mit „neuen Medien“ umzugehen ist, auch nicht. Schon bei der Durchsetzung des Telefons war es nicht anders. Manches lässt sich am Telefon gut besprechen. Aber es gibt Situationen, da möchte ich dem anderen von Angesicht zu Angesicht gegenübersitzen. Bei den Chancen und Herausforderungen, vor denen wir heute stehen, ist es nicht anders. Und ich sehe freudig-gespannt dem entgegen, was sich da in den nächsten Monaten und Jahren noch entwickeln wird.
Ein unerwarteter Besuch
75 Jahre Kriegsende
Vor 75 Jahren ging der bis dahin schrecklichste aller Weltkriege in Europa zu Ende. Der leitende Geistliche der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK), Bischof Hans-Jörg Voigt D.D. (Hannover), hat aus diesem Anlass eine persönliche Stellungnahme verfasst.
In Groß Oesingen besteht eine der Heidegemeinden der heutigen Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK): Wenige Monate nach der bedingungslosen Kapitulation der Deutschen Wehrmacht saßen wenige Pfarrer der damaligen Evangelisch-Lutherischen Freikirche zusammen. Man schrieb den 1. November des Jahres 1945. Der Ortspfarrer Martin Hein und Pfarrer Hans Kirsten (damals Hannover) waren unter den Anwesenden. Der bis dahin schrecklichste aller Kriege, der je von deutschem Boden ausgegangen war, war gerade wenige Monate mit einer Niederlage und der Unterzeichnung der Kapitulation zu Ende gegangen.
Die Ratlosigkeit der Pfarrer war mit Händen zu greifen. All überall befanden sich Flüchtlinge auf den Bauernhöfen, in Notunterkünften in den Städten. Noch gab es Lebensmittel vor allem aus Wehrmachtsreserven, aber der Hunger und der erste Nachkriegswinter standen bereits vor der Tür.
Plötzlich klopfte es mitten in der Sitzung an die Tür des Bauernhauses, bei Käppels, neben der Kirche. Pfarrer Martin Hein stand auf, um die Tür zu öffnen. Vor der Tür stand ein hagerer, hochgewachsener Mann. Anzug und Hut und nicht zuletzt die Uniform des GI, der die amerikanische Militär-Limousine gefahren hatte, verrieten den US-Amerikaner. Er stellte sich auf Deutsch mit texanischem Akzent als Präses der kirchlich verbundenen Lutherischen Kirche–Missouri Synode (LCMS) vor. „Wie können wir euch helfen? Was können wir für euch und eure Gemeinden tun?“ Sein Name: John William Behnken (1884-1968), er war von 1935 bis 1962 Präses der LCMS. Präses Behnken war damals der erste US-amerikanische Kirchenvertreter, der die Erlaubnis bekam, deutsche Kirchen zu besuchen. Er berichtete nach seiner Reise dem Präsidenten der Vereinigten Staaten, Harry S. Truman, persönlich.
Die Bewegung dieses Moments lässt sich heute noch nachspüren. Gerade noch hatten die US-amerikanischen Truppen gemeinsam mit ihren Alliierten einen furchtbaren Blutzoll gezahlt, seit sie in der Normandie in Nordfrankreich gelandet waren, um dem Schrecken des Krieges mit Gewalt ein Ende zu breiten. Wenige Wochen später dann die Frage: „Wie können wir euch helfen?“. Das hatten die deutschen Pfarrer nicht erwartet.
Tatsächlich hat dann die LCMS bei Hilfslieferungen und bei Wiederaufbau und Neustrukturierung der selbstständigen lutherischen Bekenntniskirchen in Deutschland erhebliche Hilfe geleistet. Die Gründung der Lutherischen Theologischen Hochschule (LThH) der SELK in Oberursel geschah mit Unterstützung der LCMS. Gemeinden der Missouri–Synode beteiligten sich massiv an der Care-Paket-Aktion, die bald nach Kriegsende in Gang kam. Der 75. Jahrestag der Befreiung Deutschlands ist Anlass, an diese zwischenkirchliche Hilfe mit tiefer Dankbarkeit zu erinnern.
Szenenwechsel: Im Jahr 2018 war ich zu Besuch in einer Londoner lutherischen Gemeinde. Mein Freund, Rev. John Ehlers, hatte mich eingeladen, im Gottesdienst die Predigt zu halten. Nach dem Gottesdienst stellte mich Pfarrer Ehlers einer älteren Dame vor und erklärte mir, dass sie während des Zweiten Weltkrieges Krankenschwester in London gewesen sei, wo sie immer wieder die Opfer der deutschen Bombenangriffe versorgen musste. Sie sagte mir dann: „Sie sind der erste Deutsche, der hier in der Kirche gepredigt hat. Es ist gut, dass unsere Völker und Kirchen so eng verbunden sind.“ Ich werde diese Begegnung niemals vergessen.
Ohne Zweifel war jener 8. Mai 1945 ein Tag der Befreiung, und alles Leid, das auch deutsche Flüchtlinge, Bombenopfer und Soldaten zu erdulden hatten, hat seine Ursache im Beginn jener ideologischen Diktatur und dieses schrecklichen Krieges, nicht in seinem Ausgang.
Damals, im Jahr 1945, stand das Ausmaß des Schreckens und die Ungeheuerlichkeit des Massenmords an den Juden noch nicht als Gesamtbild vor Augen, wenngleich alle gewusst haben, was geschehen ist.
Von dem US-amerikanischen Philosophen spanischer Herkunft George Santayana (1863-1952) stammt der Satz: „Wer aus der Geschichte nichts lernt, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen.“ Ob dieser Satz wirklich in jedem Fall stimmt, sei dahingestellt. Aber es muss geradezu als Stärke der deutschen Erinnerungskultur gelten, die Scham der Verbrechen nicht zu verdrängen, sondern wach zu halten.
Der Besuch Präses Behnkens und die Vergebungsbereitschaft der Londoner Krankenschwester sind für mich viel mehr noch ein Zeichen für die Kraft christlicher Versöhnung, die letztlich im Kreuzesopfer Jesu Christi gründet.
... er erhöht den Armen aus der Asche
Dritter Brief an die Gemeinden in der Coronavirus-Krise
Die Arbeitsgruppe der Kirchenleitung und des Kollegiums der Superintendenten der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK), die in diesen Tagen über die je aktuellen Entwicklungen der Coronavirus-Krise berät, hat einen dritten Brief der Kirchenleitung und des Kollegiums der Superintendenten an die Pfarrämter und Gemeinden und auch an Gäste der Gemeinden gerichtet, der am 18. April an alle Pfarrämter der SELK gegangen ist und auch an dieser Stelle dokumentiert wird.
Mein Herz ist fröhlich in dem HERRN,
… und er erhöht den Armen aus der Asche. (1. Samuel 2,1+8)
Liebe Gemeindeglieder der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche, liebe Gäste der Gemeinden, liebe Leserinnen und Leser!
Nun wird die Zeit lang. Die Belastungen und Spannungen in der Beurteilung der Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie nehmen in der Gesellschaft zu. Da wir solche Spannungen an einigen Stellen auch in der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) beobachten, wenden wir uns erneut mit einem Schreiben an Sie.
Bei oft strahlendem Sonnenschein haben wir das Osterfest gefeiert und die österliche Freude erfüllt unser Herz. Den oben zitierten Psalm betet Hanna, eine Frau aus der biblischen Geschichte des Alten Testaments, in ihrer unbändigen Freude über die Geburt ihres so lang ersehnten Kindes. Genau deshalb ist dieser alttestamentliche Psalm österlich, weil er der Freude über wunderbar geschenktes Leben Ausdruck gibt.
Unser Herr und Heiland Jesus Christus ist wahrhaftig auferstanden und lebt! „Mein Herz ist fröhlich in dem HERRN.“
Zugleich bleiben jedoch Erinnerungen an die Asche vergangener Tage. Für Hanna war dies die unbändige Sehnsucht, doch noch ein Kind zu bekommen. Asche ist tot. Asche ist verbranntes Leben und damit das Gegenteil von Leben. Das Wechselbad der Gefühle, die Spannung zwischen Jetzt und Einst bringt Hanna hier zum Ausdruck.
Unsere Situation mitten in der Coronavirus-Krise ist ebenfalls von wachsenden Spannungen und Widersprüchen geprägt: viele Geschäfte des Einzelhandels dürfen öffnen, aber die Kirchen sind immer noch geschlossen. Manchen ist das Arbeiten nicht möglich, einige erleben dadurch durchaus erholsame Freiräume, während bei vielen die wirtschaftliche Existenz wegbricht. Für andere ist die durch die Krise bedingte Zunahme an Arbeit kaum zu bewältigen. Die einen sehen überhaupt nicht mehr ein, warum sie sich einschränken sollen, andere haben große Angst vor der Ansteckungsgefahr. Die Situation könnte kaum widersprüchlicher und spannungsvoller sein. Deshalb liegen bei vielen Menschen die Nerven blank.
Im Folgenden möchten wir deshalb einige spannungsvolle Punkte aufgreifen:
1. Wann dürfen wir wieder Gottesdienste feiern?
Wir beobachten, dass die Ungeduld in den Gemeinden und Kirchen zunimmt. Vorwürfe werden laut, die Bischöfe hätten sich nicht laut genug gegen das gottesdienstliche Versammlungsverbot gewandt.
Am 10. April 2020 hat das Bundesverfassungsgericht in großer Klarheit den verfassungsrechtlichen Konflikt beschrieben, auch wenn es zunächst noch das gottesdienstliche Versammlungsverbot im Falle des zugrundeliegenden Antrags bestätigte. Da stellt das Verfassungsgericht klar, dass „die gemeinsame Feier der Eucharistie nach katholischer Überzeugung ein zentraler Bestandteil des Glaubens ist, deren Fehlen nicht durch alternative Formen der Glaubensbetätigung wie die Übertragung von Gottesdiensten im Internet oder das individuelle Gebet kompensiert werden kann. Daher bedeutet das Verbot dieser Feier einen überaus schwerwiegenden Eingriff in das Recht auf Glaubens- und Bekenntnisfreiheit nach Art. 4 Abs. 1 und 2 Grundgesetz.“ (Dies gilt in gleicher Weise für die lutherische Kirche!)
Dem stellt das Verfassungsgericht das „Grundrecht auf Leben beziehungsweise körperliche Unversehrtheit“ gegenüber, gegenüber dem „das grundrechtlich geschützte Recht auf die gemeinsame Feier von Gottesdiensten derzeit zurücktreten“ muss. Allerdings müsse diese Einschränkung eindeutig befristet sein.
Zwei hohe Werte stehen einander gegenüber: das Grundrecht der Religionsfreiheit und damit das Recht und die Freiheit, Gottesdienste zu feiern und das Grundrecht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Was das Verfassungsgericht tut, ist eine klassische „Güterabwägung“.
Eine Güterabwägung vorzunehmen, bedeutet aber immer auch, dass es kein eindeutiges „Richtig“ oder „Falsch“ gibt. Aus Sicht der Kirchen ist zu fragen, wieso viele Geschäfte nun öffnen aber Gottesdienste noch nicht stattfinden dürfen. Einige Probleme sieht man erst bei genauerem Hinsehen: In Baumärkten wird beispielsweise nicht gemeinsam gesungen. Beim Singen steigt aber die Ansteckungsgefahr durch hohen Luftausstoß und winzige Tropfen ganz erheblich. Auch die Geschäfte dürfen nur unter Einhaltung des Infektionsschutzes öffnen, dabei ist u.a. einen Mindestabstand von 1,5 Meter bis 2 Meter zwischen allen anwesenden Personen zu garantieren. Wie das bei Gottesdiensten gewährleistet werden kann, ist erst noch zu bedenken.
2. Perspektiven zur Ermöglichung von Gottesdiensten
Gestern, am 17. April 2020, fanden in Berlin die von der Bundeskanzlerin angekündigten Gespräche des Bundesinnenministeriums mit den Kirchen und Religionsgemeinschaften über die Lockerung der momentanen Regelungen im Zusammenhang mit der Coronavirus-Krise statt. Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) war auch auf unsere Bitte hin in diese Gespräche wenigstens teilweise involviert. Im Ergebnis dieser Gespräche werden die Kirchen nun konkrete Vorschläge zu Gottesdienstkonzepten mit Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregelungen unterbreiten.
Ziel ist es, Gottesdienste unter diesen Bedingungen möglichst bald nach dem 30. April (Beratungstermin des Bundes-Kabinetts) wieder zuzulassen.
Die mit den aktuellen Entwicklungen der Coronavirus-Krise befasste Arbeitsgruppe von Kirchenleitung und Kollegium der Superintendenten hat deshalb bereits begonnen, solche Regelungen für die Wiederaufnahme von Gottesdiensten im Bereich der SELK zu erarbeiten. Für Anregungen hierzu sind wir dankbar.
Herzlich bitten wir um Geduld. Und wenn wir in der Spannung verschiedener Werte unterschiedliche Meinungen vertreten, dann lasst uns in dieser Zeit besonders auf liebevollen Umgang miteinander achten.
3. Vom Dienst der hauptamtlich Mitarbeitenden in der Kirche
Dankbar nehmen wir weiterhin wahr, wie die geistliche und seelsorgliche Arbeit in den Gemeinden der SELK aufrechterhalten, ja sogar bei allen Einschränkungen intensiviert wird. Das Umstellen von Arbeitsweisen ist für haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter unserer Kirche eine große Herausforderung.
Einer unserer Pfarrer erzählte, dass er von einem Gemeindeglied – ganz lieb gemeint – angesprochen worden sei, er habe doch jetzt endlich mal viel Zeit, weil die Gottesdienste ausfallen. Das hat ihn zunächst sehr verletzt, weil das Gegenteil der Fall ist. So ist zwar die Vorbereitung von Gottesdiensten im Grunde die gleiche, aber die Umsetzung ist oft ausgesprochen zeitintensiv. Hinzu kommt, dass häufig das Gefühl für die Relevanz der Pfarramtsarbeit bei beschränkten Kontaktmöglichkeiten schwindet. Vermutlich geht es sehr vielen Berufsgruppen im „Home-Office“ ähnlich, erst recht, wenn dazu noch Kinder zu betreuen sind.
Den haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitenden gilt deshalb große Dankbarkeit!
So entsteht an vielen Stellen das Gefühl besonders hoher Anspannung bei der zeitgleichen Erwartung von größerer Ruhe, ein Schwanken zwischen „Freude und Asche“, um die Begriffe der Hanna zu verwenden.
Umso mehr dürfen Sie den Dienst der Pfarrer und Pastoralreferentinnen in Anspruch nehmen, denn gerade dies ermöglicht ja ein Stück wohltuender Normalität der Arbeit.
Wir bitten darum, die Kontakte in den Gemeinden auch in den kommenden Monaten nicht einschlafen zu lassen und die Vorstands- und Gremienarbeit über Video- oder Telefonkonferenzen aufrechtzuerhalten.
Nun wird die Zeit doch lang. Gefragt sind Geduld und Liebe.
- Zugleich empfinden wir große Dankbarkeit für den wachsenden Zusammenhalt in der Krise;
- Dankbarkeit für das nach wie vor überraschend hohe Maß an Kreativität in unserer Kirche;
- Dankbarkeit für die verstärkte Wahrnehmung von Glaubensthemen im gesellschaftlichen Diskurs;
- Dankbarkeit für eine viel größere Gesprächsbereitschaft zwischen den Menschen im Land;
- Dankbarkeit, dass Jesus Christus wahrhaftig auferstanden ist.
Im Namen und Auftrag von Kirchenleitung und Kollegium der Superintendenten
ist Ihnen und euch die Arbeitsgruppe in österlicher Freude sehr herzlich verbunden
Ihre
Bischof Hans-Jörg Voigt D.D.
Propst Burkhard Kurz
Kirchenrat Erik Braunreuther
Kirchenrat Florian Wonneberg
© Foto: Antonioguillem - stock.adobe.com
Kirchneubau in Sottrum
Die Zionsgemeinde Sottrum der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) baut eine neue Kirche ein neues Gemeindehaus. Die selk.de-Redaktion hat bei Gemeindepfarrer Johannes Rehr Näheres in Erfahrung gebracht.
SELK.de: Ihre Gemeinde baut. Beschreiben Sie uns kurz, was entstehen soll!
Rehr: Wir bauen Kirche und Gemeindehaus neu und verlassen dazu unseren Standort. Wir ziehen an den Ortsrand von Sottrum, sind aber noch besser erreichbar als bisher. Nur so war es möglich, ein passendes und vor allem bezahlbares Grundstück zu finden. Unsere Kirche wird Platz bieten für rund 200 Besucher. Im Gemeindehaus planen wir einen teilbaren Saal, 2 Gruppenräume, eine Küche und sanitäre Anlagen. Ganz wichtig sind auch die Begegnungszonen im Foyer und den Fluren. Kirche, sanitäre Anlagen und Gemeinderäume sind in U-Form angeordnet, sodass sich ein sehr attraktiver Innenhof ergibt.
SELK.de: Neue kirchliche Bauten entstehen ja nicht allzu oft. Was hat zu Ihrem Vorhaben geführt?
Rehr: Der entscheidende Grund war, dass unsere Räumlichkeiten schlicht zu klein geworden sind. Das gilt für die Kirche, die Gemeinderäume und den Außenbereich. Unsere Gemeinde ist in den letzten Jahren um circa 30 Prozent gewachsen – insbesondere durch zahlreiche junge Familien mit Kindern. Unsere Gemeinde zählt gegenwärtig 168 Glieder, davon 50 Kinder und Jugendliche. So werden am Sonntag während des Gottesdienstes Kindergottesdienst und Kinderbetreuung in mehreren Gruppen angeboten. Auf unserem jetzigen Grundstück – 1.400 m2 – gibt es kaum Platz für Ballspiele und sonstige Freizeitgestaltung. Daher freuen wir uns, dass unser neues Grundstück viermal so groß ist, so dass die Jugendlichen sich zum Beispiel endlich einen Volleyball-Platz einrichten können.
SELK.de: Worauf ist das Gemeindewachstum - menschlich gesehen - zurückzuführen?
Rehr: Gemeindewachstum ist immer ein großes Geschenk unseres himmlischen Vaters! Um solches Wachstum beten wir in unserer Gemeinde regelmäßig in unserm Abendgebet am Sonnabend um 18 Uhr. Dass zahlreiche junge Familien zugezogen sind, ist auch für uns „ein Wunder vor unseren Augen“. Wir feiern unsere Gottesdienste in großer Freude mit Jung und Alt. Selbstverständlich kommen unsere Kinder bei der sonntäglichen Feier des heiligen Abendmahls mit an den Altar, kniend oder getragen, und werden gesegnet. Unser großer Posaunenchor mit vielen Kindern und Jugendlichen prägt unsere Gottesdienste immer festlich mit. Die Verkündigung bei uns malt den Herrn Jesus Christus vor die Augen in dem, was er für uns getan hat und heute für uns tut – insbesondere in den heiligen Sakramenten.
In einer Zeit, wo scheinbar alles ins Wanken gerät, suchen junge Menschen zunehmend Orientierung. So kamen einige Familien ausdrücklich aus Bekenntnisgründen zu uns. Durch die Lektüre der lutherischen Bekenntnisschriften suchten sie eine Kirche, die sich kirchlich-verbindlich an dies Bekenntnis hält. Eine bessere und haltbarere Orientierung als an Gottes Wort gibt es nicht. Dies mag – menschlich gesehen – vielleicht ein Grund für das Wachstum unserer Gemeinde sein.
Darüber hinaus pflegen wir die Gemeinschaft innerhalb der Gemeinde sonntäglich beim Kirchenkaffee – vor und nach dem Gottesdienst – und dem monatlichen Gemeindemittagessen. Sicher ist es auch so: Sind erst einige junge Familien am Sonntag im Gottesdienst, kommt die nächste schon leichter dazu. Aber noch einmal: Wir haben kein Rezept, wie Gemeindewachstum erzielt werden kann. Es ist und bleibt ein Geschenk des dreieinigen Gottes!
SELK.de: Einem Bauvorhaben gehen lange Beratungsgänge voraus. Wie lassen sich diese in diesem Fall beschreiben?
Rehr: Ja, es war ein langer Weg! Schon vor über 30 Jahren stellte eine Gemeindeversammlung fest, dass die Räumlichkeiten im Gemeindehaus nicht mehr ausreichend seien. Immer wieder gab es Versuche, auf dem bisherigen Grundstück eine Vergrößerung zu verwirklichen. Es kam aber nie zur Verwirklichung.
Vor etwa 8 Jahren begannen wir mit Sanierungsplänen für unser Gemeindehaus, dann auch für die Kirche. Die Gebäude aus den 60er (Kirche) und 70er Jahren (Gemeindehaus) entsprechen in keiner Weise heutigen Ansprüchen an Dämmung und Ausstattung. Nach Beratung mehrerer Architekten stellte sich heraus: Abriss und Neubau sind die günstigste Alternative. So planten wir zunächst auf dem bisherigen Grundstück. Das Problem dabei: Der Außenbereich wäre noch einmal kleiner geworden, sodass kaum mehr Platz für Kinder- und Jugendarbeit geblieben wäre. Dazu kam noch der Hinweis: „Wenn diese Kirche abgerissen wird, kann nicht garantiert werden, dass hier wieder eine Kirche errichtet werden kann.“
Dann konnte eines unserer Gemeindeglieder ein wunderbar geeignetes Grundstück erwerben. Die Gemeinde beschloss frohgemut, nun dort zu bauen. Dagegen stand jedoch die politische Gemeinde, der zumindest mehrheitlich der Wille fehlte, eine Kirchengemeinde in dieser Sache wirklich zu unterstützen.
Dass wir nun in einem Gewerbegebiet zwischen einer Pferdeklinik und einem Drechselei-Betrieb unser Grundstück gefunden haben, erfüllt uns mit großer Freude. Es hat sich immer wieder gezeigt: In heutiger Zeit ist es nahezu unmöglich, innerhalb eines Wohngebietes eine neue Kirche zu errichten – man hätte gleich viele Nachbarn gegen sich. So ist es nun gekommen, dass wir uns zunächst am Ortsrand befinden, aber in realistischer Erwartung, dass der wachsende Ort uns dort irgendwann „einholen“ wird.
SELK.de: Sie bauen an anderer Stelle des Ortes. Was passiert mit der bisherigen Immobilie?
Rehr: Unser bisheriges Grundstück mit Kirche und Gemeindehaus ist innerhalb unserer Gemeinde verkauft worden. Die Käufer geben uns die überaus freundliche Möglichkeit, dass wir Kirche und Gemeindehaus bis zur Fertigstellung unserer neuen Räumlichkeiten weiter nutzen können. Mit dem Erlös aus dem Verkauf unseres bisherigen Anwesens konnte unser neues Grundstück komplett finanziert werden. Wahrscheinlich werden die alten Gebäude abgerissen und neue Wohnungen errichtet. Wegen seiner idealen Lage zwischen Bremen und Hamburg – direkt an der Bundesautobahn 1 – wächst Sottrum kontinuierlich. Wohnraum wird hier ständig gesucht.
SELK.de: Wie sieht es um das benötigte Kapital und um die Finanzierung aus?
Rehr: Wie gesagt: Mit unserm alten Grundstück konnte das neue Grundstück finanziert werden. Die Baukosten (ohne Grundstück) belaufen sich auf rund 1,2 Millionen Euro. Unsere Gemeinde deckt durch Spenden und Rücklagen circa 600.000 Euro selbst. Dazu kommt ein Darlehen in Höhe von 600.000 Euro. In den zahlreichen Beratungen in der Gemeinde wurden immer folgende Eckpunkte betont: Unsere Baumaßnahme darf nicht unsere Zahlungen an die Allgemeine Kirchenkasse und die Lutherische Kirchenmission beeinträchtigen. Und: Das Darlehen soll möglichst zügig zurückgezahlt werden, damit es nicht die nächste Generation belastet. ¬ – Natürlich freut sich die Gemeinde über jede Spende oder Zuwendung von außerhalb unserer Gemeinde!
SELK.de: Zum Schluss ein Wort zu den zeitlichen Planungen bis zur Fertigstellung des Neubaus:
Rehr: Jetzt beginnen gerade die Erd- und Betonarbeiten, im Mai die Maurerarbeiten. Wenn die Corona-Krise uns nicht zu sehr zeitlich zurückwirft, erscheint eine Fertigstellung in Jahresfrist realistisch. Aber auch hier vertrauen wir darauf, dass der Herr lebt und „bei uns ist alle Tage bis an der Welt Ende“. Auch die Zeit der Bauphase liegt in seinen Händen. Das ist unsere fröhliche Hoffnung: Der Herr wird uns zu seiner Zeit ans Ziel führen! Und dann freuen wir uns schon heute auf den ersten Gottesdienst in unserer neuen Kirche, genauer: in dieser neuen Kirche des Herrn Christus!
SELK.de: Vielen Dank für das Interview. Möge Gott mit seinem Schutz und Segen das Neubauprojekt begleiten, das wünsche wir der Zionsgemeinde von Herzen.
Geh hin, mein Volk, in deine Kammer ...
Zweiter Brief an die Gemeinden
Auf ihrer videobasierten Sitzung am 26. März 2020 haben die Kirchenleitung und das Kollegium der Superintendenten der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die in diesen Tagen über die aktuellen Entwicklungen der Coronavirus-Krise berät. Diese Arbeitsgruppe hat im Zusammenhang mit der Coronavirus-Krise einen zweiten Brief der Kirchenleitung und des Kollegiums der Superintendenten an die Pfarrämter und Gemeinden und auch an Gäste der Gemeinden gerichtet, der am 4. April an alle Pfarrämter der SELK gegangen ist und auch an dieser Stelle dokumentiert wird.
Der erste Brief findet sich hier: selk.de/download/Coronavirus-Krise_Brief-21-03-2020.pdf
Geh hin, mein Volk, in deine Kammer und schließ die Tür hinter dir zu! Verbirg dich einen kleinen Augenblick, bis der Zorn vorübergehe. (Jesaja 26,20)
Liebe Gemeindeglieder der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche, liebe Gäste der Gemeinden, liebe Leserinnen und Leser!
manchmal klingen Worte der Heiligen Schrift völlig überraschend neu. Es war am Sonntagmorgen vor einer Woche beim Hören der „Musikalischen Exequien“ von Heinrich Schütz. Da taucht, vom Alt gesungen, dieses Wort aus dem Propheten Jesaja auf. Das Gottesvolk wird aufgefordert, zu Hause zu bleiben, die Türe zu schließen, bis der Zorn vorübergehe. In dieser besonderen Karwoche können wir nun ganz anders mit den Israeliten fühlen, die im Exil saßen und meinten, von Gott verlassen zu sein.
Wir tun uns in Zeiten der Coronavirus-Krise schwer, von Gottes Zorn zu reden. Und wenn ich mir den Zorn Gottes vorzustellen versuche, dann stoße ich immer nur auf meinen Zorn über die Verhältnisse, die nicht so sind, wie ich sie mir vorstelle. Aber dass Gott zornig sein kann, das lehrt uns die Heilige Schrift an vielen Stellen.
Zugleich gilt auch: Der Zorn Gottes ist die der Sünde zugekehrte Seite der Liebe Gottes. Gott ruft uns durch sein Wort zur Buße, zur Umkehr von unseren eigenen falschen Wegen. Die Karwoche ist die Zeit des Kirchenjahres, solche Umkehr und Einkehr zu halten.
Liebe Schwestern und Brüder, Kirchenleitung und Kollegium der Superintendenten haben eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die in diesen Tagen über die aktuellen Entwicklungen berät. Propst Burkhard Kurz, Kirchenrat Erik Braunreuther, Kirchenrat Florian Wonneberg und ich gehören dieser Arbeitsgruppe an. Wir sind dankbar über alle Entscheidungen, die jeweils vor Ort getroffen und für die vielen Initiativen, die in unseren Gemeinden gestartet wurden. Wir wenden uns heute mit den folgenden Punkten, die uns für unsere Kirche heute wichtig erscheinen, an Sie und euch:
1. Offene Kirche
Wenn Gemeinden ihre Kirche für das individuelle Gebet öffnen, sollten sie in geeigneter Weise auf das Abstandsgebot hinweisen. Wenn dessen Einhaltung nicht mehr garantiert werden kann, muss die Kirche geschlossen werden.
2. Aufzeichnung von Gottesdiensten
An Video- oder Tonaufzeichnungen von Gottesdiensten dürfen auch mehr als zwei Personen mitwirken. In einer Pressemeldung heißt es: „Trotzdem gehörten Gottesdienst und Gebet zur Grundversorgung der Bevölkerung, die auch in diesen Zeiten nicht wegzudenken sei. Deshalb seien die live übertragenen Gottesdienste für die Beteiligten zwingend notwendige Zusammenkünfte aus dienstlichen Gründen, an denen auch mehr als zwei Personen mitwirken dürften. Das gelte etwa für Pfarrer, Kirchenmusiker, Küster, Öffentlichkeitsbeauftragte sowie für andere an der Übertragung beteiligte Personen.“
Dennoch ist bei solchen Aufzeichnungen streng auf einen Abstand von zwei Metern zwischen den Beteiligten zu achten.
3. Abendmahlsfasten
Vereinzelt wurde auch im Kontext unserer Gemeinden die gegenwärtig in der kirchlichen Öffentlichkeit diskutierte Frage aufgegriffen, ob man das Heilige Abendmahl bei einer elektronischen Übertagung des Gottesdienstes an verschiedenen Orten feiern könne. Für uns als lutherische Kirche ist dies aus folgenden Gründen keine Möglichkeit:
- Dass uns durch „höhere Gewalt" – letzten Endes von Gott – nun ein Sakramentsfasten auferlegt ist, gehört zur Kreuzesgestalt der Existenz von Kirche und Christen. Diese Fastenübung fällt sehr vielen von uns schwer. Wir wollen diese aber gemeinsam tragen, um Menschen vor einer unter Umständen lebensbedrohlichen Erkrankung zu schützen.
- Das Sakrament gehört in die Mitte der zum Gottesdienst versammelten Gemeinde. Auch beim Krankenabendmahlsfeiern ist eine, wenn auch kleine, Hausgemeinde persönlich versammelt.
- Eine Reihe praktischer Fragen sind problematisch:
Beim Abendmahl achtet der Pfarrer mit größter Sorgfalt darauf, welche Elemente an Brot und Wein konsekriert werden und welche nicht. Dafür könnte er aber in den Wohnzimmern bei einer elektronischen Übertragung nicht Sorge tragen.
- Das Reichen des gesegneten Brotes ist zugleich der Akt der Zulassung zum Sakrament durch den ordinierten, berufenen und eingeführten Pfarrer. Auch dies wäre bei einer elektronischen Übertragung nicht möglich. Auch für den Verzehr der übriggebliebenen Gaben trägt der Pfarrer Verantwortung.
- Der gewichtigste Grund aber ist, dass wir keine Gewissheit haben, ob eine solche Abendmahlspraxis dem Willen des Stifters, Jesus Christus, entspricht und ob wir deshalb gewiss sein könnten, Vergebung der Sünden, Leben und Seligkeit zu empfangen. Es ist ja nicht der Glaube der Kommunikanten und Empfänger des Abendmahles, der die Gegenwart des Leibes und Blutes Christi in, mit und unter Brot und Wein bewirkt. Der Glaube macht nicht das Abendmahl, er empfängt es. Vielmehr ist es die auftragsgemäße Handhabung des Abendmahls, die durch das Wort Gottes Gewissheit ermöglicht.
4. Gemeindeglieder ohne Internet
Noch einmal möchten wir Ihnen besonders die Menschen in unseren Gemeinden und in unserer Nachbarschaft anempfehlen, die in diesen Tagen besonders in der Gefahr der Vereinsamung stehen. Ein Grund dafür könnte sein, dass sie nicht mit dem Internet umgehen können. Ausgewählte und geeignete Mitarbeitende in den Gemeinden können gemeinsam mit den Pastoren regelmäßig telefonischen Kontakt zu diesen Menschen halten. Dazu können auch Telefonlisten mit dem Hinweis auf den datenschutzrechtlichen Umgang ausgegeben werden.
Auch den schriftlichen Kontakt zu diesen Gemeindegliedern sollten wir verstärkt suchen.
5. Technische Unterstützung
In wohl fast allen Gemeinden gibt es Gemeindeglieder, zum Beispiel Schüler und Studierende, die in diesen Tagen gerne bereit sind, technische Hilfe beim Einrichten von Videokonferenzen – zum Beispiel für notwendige Sitzungen des Kirchenvorstandes – zu leisten. Aus unserer Arbeitsgruppe ist KR Erik Braunreuther (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!) als Ansprechpartner bereit, den örtlich Verantwortlichen Hilfestellung zu geben.
6. Trauerfeiern und Beerdigungen
Insbesondere den Pfarrern im aktiven Gemeindedienst empfehlen wir, die lokal sehr unterschiedlichen und sich ändernden Regelungen für Trauerfeiern und Beerdigungen im Blick zu behalten und sich hierbei nicht ausschließlich auf die Bestatter zu verlasen. Diese Regelungen können bei den Kommunen erfragt werden.
Wir sind positiv erstaunt und sehr dankbar, wie viele unterschiedliche Initiativen sich in unserer Kirche und in den Gemeinden regen. Professor Dr. Christoph Barnbrock führt eine Liste mit Verweisen und Links zu diesen Aktivitäten die über www.selk.de „Hilfen und Empfehlungen / Angebote in der Corona-Krise“ unter praxishilfen.selk.de abgerufen oder weitergegeben werden kann. Dabei ist besonders auch die Präambel dieses Papiers zu beachten.
Wenn der Prophet Jesaja prophezeit: „Geh hin, mein Volk, in deine Kammer und schließ die Tür hinter dir zu! Verbirg dich einen kleinen Augenblick, bis der Zorn vorübergehe“, dann steht dies im Jesaja-Buch in einem Zusammenhang mit der Auferstehungshoffnung. In Vers 19 lesen wir: „Aber deine Toten werden leben, deine Leichname werden auferstehen. Wachet auf und rühmet, die ihr liegt unter der Erde!“ (Jesaja 26,19).
So gehen wir in diese ganz besondere Karwoche, halten Umkehr von unseren falschen Wegen und sind dabei in der Fürbitte verbunden. Damit bereiten wir uns auf das Osterfest vor, die Feier der Auferstehung unseres Erlösers Jesus Christus. Wir werden in diesem Jahr Ostern ganz anders feiern als sonst. Die Gewissheit der Auferstehung aber ist die gleiche.
Im Namen und Auftrag von Kirchenleitung und Kollegium der Superintendenten
ist Ihnen und euch die Arbeitsgruppe sehr herzlich verbunden
Ihre
Bischof Hans-Jörg Voigt D.D.
Propst Burkhard Kurz
Kirchenrat Erik Braunreuther
Kirchenrat Florian Wonneberg
Ich will euch trösten – Brief an die Gemeinden
Auf ihrer videobasierten Tagung am 19. und 20. März 2020 haben sich die Kirchenleitung und das Kollegium der Superintendenten intensiv mit der Coronavirus-Krise beschäftigt. Aus den Beratungen ist ein Brief an die Gemeinden hervorgegangen, der am 21. März an alle Pfarrämter gegangen ist und auch an dieser Stelle dokumentiert wird.
Der Wortlaut ist zudem in einem Videobeitrag von Bischof Hans-Jörg Voigt D.D. hier zu hören.
Gott, der Herr, spricht: „Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.“
(Aus dem Predigtwort zum Sonntag Lätare aus Jesaja 66,13)
Liebe Gemeindeglieder der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche, liebe Gäste der Gemeinden, liebe interessierte Leserinnen und Leser!
Die Kirchenleitung und das Kollegium der Superintendenten wenden sich mit diesem Brief an Sie, um Ihnen in Zeiten tiefer Verunsicherung und Gefahr nahe zu sein. Täglich werden wir mit neuen Meldungen zum neuartigen Coronavirus „SARS-CoV-2“ konfrontiert.
In der gegenwärtigen Not
Bei aller Not, die Kranke und ihre Angehörigen, Sterbende und Trauernde in diesen Tagen erleben, können wir die Frage, warum Gott zulässt, dass Menschenleben und wirtschaftliche Existenzen gefährdet werden, nicht beantworten. Gott ist hierin verborgen, weil er unsere begrenzten menschlichen Vorstellungen übersteigt. Wir haben aber seine tröstliche Zusage durch den Propheten Jesaja: „Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.“ Um diesen Trost für uns greifbar und anschaubar zu machen, hat er seinen Sohn Jesus Christus Mensch werden lassen. Im Leben, Sterben und Auferstehen Jesu stellt Gott sich an unsere Seite und macht seinen Trost für uns erfahrbar.
Wir können uns nicht erinnern, eine solche gesundheitliche Gefährdung und Krise erlebt zu haben, und auch in der Geschichte der Kirche hat es ein so umfangreiches Verbot von Gottesdiensten noch nicht gegeben. Die Vorstellung, womöglich zu Karfreitag und Ostern in unseren Kirchen keine gemeinsamen Gottesdienste feiern zu können, erfüllt uns mit tiefer Traurigkeit. Wie sollen wir uns verhalten?
Als Kirchenleitung und Kollegium der Superintendenten möchten wir klarstellen, dass es ein Gebot der Nächstenliebe ist, sich an die Anordnungen der Bundesregierung, der Bundesländer und Behörden zu halten. Es geht darum, dass wir gemeinsam die öffentlich Verantwortlichen unterstützen, die Ausbreitung des Virus so zu verlangsamen, dass alle Erkrankten in den Krankenhäusern sachgerecht behandelt werden können und ihre Zahl die Kapazitäten nicht übersteigt.
Manche fragen sich, ob es nicht wichtiger ist, dem dritten Gebot zur Feiertagsheiligung zu folgen und trotz aller Verbote Gottesdienst zu halten. Wir antworten hier sehr klar, dass dies nicht möglich ist, denn dem steht das Gebot der Nächstenliebe gegenüber. Auch ein Verweis auf die rechtliche Autonomie der Kirchen in Deutschland ist in diesem Fall nicht zutreffend, da diese Eigengesetzgebung „innerhalb der Schranken des für alle geltenden Gesetzes“ geschieht, wie das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland sagt. Zudem gelten die Einschränkungen nur vorübergehend und es wird mit ihnen keine unchristliche Absicht verfolgt. Auch von daher ist der Nächstenliebe zu folgen, um Menschen mit erhöhtem persönlichem Risiko zu schützen. Dabei ist der Verzicht auf das Heilige Abendmahl ein besonderes Fasten, das uns in diesen Tagen auferlegt wird.
Dort, wo Ursachen und deren Erklärungen sehr kompliziert sind, entstehen sehr schnell Verschwörungstheorien und Gerüchte. Wir rufen daher dazu auf, bei der Auswahl der Informationsquellen sehr sorgfältig zu sein.
Dennoch tiefe Freude, Dankbarkeit und Zuversicht
Zugleich erfüllt es uns mit tiefer Freude, Dankbarkeit und Zuversicht, wenn wir sehen, wie viele Initiativen und Ideen auch in unseren Gemeinden hervorbrechen, die wir vor Kurzem noch nicht für möglich gehalten haben. Wir sind den Pfarrern, Pastoralreferentinnen, Pfarrdiakonen und Vikaren mit den Kirchenvorständen und allen engagierten Gemeindegliedern zutiefst dankbar für Gottesdienste auf unterschiedliche Weise, Andachtsformen im Internet, für die tätigte Nächstenliebe und für vieles andere mehr. Eine so bunte Vielfalt in unserer Kirche hat uns freudig überrascht und stimmt uns zuversichtlich. In Zeiten, in denen von körperlicher Nähe dringend abzuraten ist, werden Telefonanrufe, Briefe und die altbewährte Postkarte besonders für Menschen, die mit dem Internet nicht umgehen können, besonders wichtig.
Wir selbst machen die Erfahrung, dass unsere wichtige halbjährliche Tagung als Kirchenleitung und Kollegium der Superintendenten auch per Video funktionieren kann und wir arbeitsfähig sind. Folgendes hat sich auf unserer Tagung hierzu als besonders wichtig herausgestellt:
Unsere Gottesdienste fallen nicht aus. Sie werden stattdessen nur an unterschiedlichen Orten – nämlich bei uns zu Hause – gehalten. Täglich beten wir zu Gott, dass er Hilfe schenken möge. Jetzt gilt es die vielleicht vorhandene innere Scheu zu überwinden und (wieder) neu damit anzufangen, gemeinsam in der Heiligen Schrift zu lesen, ein Andachtsbuch und das Gesangbuch dazu aufzuschlagen und gemeinsam zu beten: ein freies Gebet, das Vaterunser, den Segen oder Luthers Morgen- und Abendsegen.
Auch die Kollekten in unseren Gemeinden müssen nicht ausfallen. Der Apostel Paulus unterbreitet der Gemeinde in Korinth einen Vorschlag, der für unsere Tage sehr geeignet erscheint. Paulus schreibt uns: „An jedem ersten Tag der Woche lege ein jeder von euch bei sich etwas zurück und sammle an, soviel ihm möglich ist, damit die Sammlung nicht erst dann geschieht, wenn ich komme.“ (1. Korinther 16,2). Dann können wir, wenn das Versammlungsverbot aufgehoben sein wird, unsere Gaben zusammentragen.
Als Kirchenleitung und Kollegium der Superintendenten wollen wir die Verantwortung, die uns gegeben ist, in dieser Krise gewissenhaft wahrnehmen. Als Superintendenten werden wir die regionalen Erfordernisse und Vorgaben im Blick behalten und in unserem Verantwortungsbereich kommunizieren. Die Möglichkeiten zu Krankenbesuchen und Hausabendmahlen sowie zur Gestaltung von Taufen und Bestattungen werden die Pfarrer mit den Gemeinden klären. Mit der Frage nach veränderten Formen des kirchlichen Unterrichtes wollen wir uns beschäftigen. Sollte es erforderlich sein, Konfirmationen oder Jugend- und andere Veranstaltungen abzusagen, raten wir dazu, zunächst einen Termin als „Deadline“ zu verabreden und bekanntzugeben, um an diesem Tag dann die Entscheidung über Stattfinden zu treffen. Das erleichtert die Entscheidungsfindung in Zeiten der Ungewissheit.
Gern sind wir als Kirchenleitung und Superintendenten weiterhin bereit, Ihre Vorschläge, Ideen und Initiativen nach Kräften mit anderen zu teilen.
Bei alledem sind wir gewiss, dass Gott seine Zusage besonders in diesen Zeiten der Not hält: „Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.“
Gottes Liebe, seine Fürsorge und Hilfe sei Ihnen und euch allen nahe!
Im Namen und Auftrag von Kirchenleitung und Kollegium der Superintendenten
in herzlicher Verbundenheit
Ihre
Bischof Hans-Jörg Voigt D.D. | Geschäftsführender Kirchenrat Michael Schätzel
Gebetsvorschlag:
Herr Gott, barmherziger Vater, du Schöpfer der Welt, wir bitten dich für alle Kranken, sende ihnen Menschen, die ihnen helfen, lass sie Linderung ihres Leidens erfahren und schenke ihnen Genesung.
Jesus Christus, der du für uns Menschen am Kreuz alle Krankheit getragen hast, hilf denen, die helfen in den Krankenhäusern, Arztpraxen und Pflegeheimen, in Geschäften und Wohnungen bedürftiger Menschen. Bewahre sie selbst vor Ansteckung. Lass sie in ihrem Dienst nicht müde werden.
Herr Gott, Heiliger Geist, wende gnädig schlimmeres Unheil von unserem Land und der Welt, begrenze allen Schaden für Schulen, Kultur, Wirtschaft und Politik. Leite die Wissenschaftler und lass alle hilfreiche Forschung gelingen.
Du Dreieiniger Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist, wir danken dir, dass du uns deine Gnadengaben in deinem Wort, in Taufe, Beichte und Abendmahl bisher so reichlich hast austeilen lassen. Vergib, wo wir diese Gnadenmittel achtlos für selbstverständlich gehalten haben. Sei mit deiner Gegenwart bei allen Gottesdiensten und Andachten, die wir in dieser Zeit in unseren Häusern in deinem Namen halten, weil du uns ja darin suchst und zum ewigen Leben geleitest. Dies alles bitten wir um Christi willen. Amen.
Foto Kruzifix: © Martin-Luther-Gemeinde Göttingen | Pfarrer Michael Hüstebeck