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SELK-Aktuell

Jugendfestival der SELK


Das Jugendfestival (JuFe | www.jufe.org) der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) findet in der Regel jährlich statt und ist ein Angebot für Jugendliche ab der Konfirmation. Zum Ablauf gehören eine Vielzahl von Workshops, Gesprächsangeboten, Seelsorgemöglichkeiten, Konzerte, Andachten und Gottesdienste in verschiedenen Formen. In Plenumsveranstaltungen mit allen Teilnehmern werden Impulse zum Thema gesetzt. Daneben gibt es aber auch viel Zeit zum Reden, Singen und Tanzen. Das JuFe bietet die Möglichkeit, andere Jugendliche wiederzusehen oder kennenzulernen und neue Freundschaften zu schließen.

Jugendfestival

Im Dezember 2019 traf sich das Vorbereitungs-Team des JuFe im Lutherischen Jugendgästehaus in Homberg/Efze. Die letzte Sitzung im alten Jahr wird traditionell für ein ausführliches Feedback und einen ersten Ausblick aufs kommende JuFe genutzt.

Im überwiegend positiven Feedback wurde deutlich, dass ein neuer Ort nach drei Festivals in Northeim wünschenswert wäre. Außerdem war die Fülle der Workshop-Angebote zu umfangreich. Einige Punkte, wie zum Beispiel die gesellschaftspolitische Ausrichtung eines Bühnenstücks, wurden teils positiv, teils negativ bewertet. Wie immer kommen in der Auswertung unterschiedliche Ansprüche und Erwartungshaltungen zum Tragen.

Mit einem herzlichen Dank wurden Nadine Dietz (Witten), Anna Hönig (Köln), Madita Kämpfert (Marburg), Mario Schlawne (Bochum), Pfarrer Hinrich Schorling (Witten) und Jonas Stracke (Radevormwald) auf eigenen Wunsch aus dem Team verabschiedet. Sie prägten das JuFe zum Großteil schon seit mehreren Jahren.

Das Team besteht nun aus Pfarrer Matthias Forchheim (Scharnebeck), Pfarrer Johannes Heicke (Schwenningdorf), Jonathan Hoffmann (Allendorf/Lumda), Franziska Joseph (Erfurt), Oliver Knefel (Rödinghausen), Daniel Meinecke (Groß Oesingen), Pauline Rabe (Hamburg), Pfarrer Florian Reinecke (Radevormwald), Hauptjugendpastor Henning Scharff (Homberg), Bernhard Daniel Schütze (Gießen), Franziska Steiner (Pforzheim), Jana Tepper (Heidelberg), Vikar Renatus Voigt (Homberg/Efze) und Annika Wagner (Witten). Die genaue Aufgabenverteilung wird erst im nächsten Jahr erfolgen.

Wegen der SELKiade (www.selkia.de) findet das nächste JuFe erst im Jahr 2021 statt. Der Termin steht schon fest: 15. bis 18. Oktober, voraussichtlich in Niedersachsen; der genaue Ort steht noch nicht fest.

 

Matthias Krieser übernimmt Sola-Gratia-Verlag


Mit dem 1. Januar hat SELK-Pfarrer i.R. Matthias Krieser (Rotenburg/Wümme) den der SELK nahe stehenden Sola-Gratia-Verlag übernommen. Der bisherige Eigentümer, SELK-Pfarrer i.R. Lüder Wilkens (Berlin), hat die Leitung aus gesundheitlichen Gründen abgegeben. Er hatte den Verlag 2012 gegründet. Für selk.de beantwortet der neue Verlagsleiter aus Anlass der Übernahme Fragen der Redaktion.

Sola-Gratia-Verlag

SELK.de: Herr Pfarrer Krieser, Sie haben den Sola-Gratia-Verlag übernommen. Wie lässt sich das Profil dieses Verlages beschreiben?

Krieser: Wir möchten Christen und Interessierten mit guten Informationen den Glauben vertiefen helfen und ein Leben in Anbetung und Nachfolge fördern. Das Spektrum reicht von zeitgemäßen Textfassungen lutherischer Bekenntnisschriften über thematische Abhandlungen, Predigten und liturgische Schriften bis hin zu anspruchsvoller theologischer Literatur.

SELK.de: Ihr Vorgänger, Pfarrer Lüder Wilkens, gründete den Verlag im Jahr 2012. Was waren seine Motive, einen eigenen Verlag zu begründen?

Krieser: Hauptsächlich war es der Wunsch, sein – im Moment leider vergriffenes – Buch „Die Religionen und der christliche Glaube“ preisgünstig zu veröffentlichen und zu verbreiten. Daneben spielt sicher auch eine Rolle, dass Pfarrer Wilkens als ehemaliger Schriftsetzer schon immer gern Printmedien gestaltet hat.

SELK.de: Wie haben Sie selbst in die Verlagsarbeit hineingefunden?

Krieser: Pfarrer Wilkens bat mich 2014, sein Buch als E-Book herauszugeben, denn er wollte sich nicht mehr selbst ins digitale Publizieren einarbeiten. Daraus entstand in den folgenden Jahren eine fruchtbare Zusammenarbeit.

SELK.de: Das Verlagsprogramm enthält auch Titel, die Sie selbst verfasst haben. Arbeiten Sie zurzeit an einem weiteren Projekt oder haben Sie eine konkrete Idee im Blick?

Krieser: Ideen habe ich viele, mehr als sich in absehbarer Zeit verwirklichen lassen. Kurz vor der Fertigstellung steht ein Bändchen mit zwei Aufsätzen zur Kirchenmusik. Neben grundlegenden musiktheoretischen Betrachtungen habe ich mich nämlich schon lange mit der Frage beschäftigt, ob und wie sich geistliche Musik von weltlicher unterscheidet. Das Projekt schließt auch eine Hörbuch-Fassung ein, damit man die Musikbeispiele nicht nur als Noten betrachten, sondern auch hören kann.

SELK.de: Gibt es für das neue Jahr bereits konkrete Planungen für weitere Veröffentlichungen des Verlags?

Krieser: Bischof i. R. Dr. Jobst Schöne möchte im Sola-Gratia-Verlag eine theologische Arbeit über Luthers Abendmahlsverständnis veröffentlichen. Es ist eine sehr tiefgründige und interessante Schrift mit manchen überraschenden Details. Dr. Schöne nimmt darin unter anderem die Bedeutung der Einsetzungsworte und die Frage nach der Dauer der Realpräsenz in den Blick. Es handelt sich eigentlich um eine fachtheologische Arbeit, aber in unserer Ausgabe werden die lateinischen Zitate in deutscher Übersetzung erscheinen, sodass auch interessierte Nicht-Theologen auf ihre Kosten kommen.

SELK.de: Als neuer Verlagsleiter: Was sind Ihre Wünsche und Hoffnungen für das neu begonnene Verlagsjahr?

Krieser: Dass Gott seinen Segen auf die Arbeit lege, oder konkreter: Dass die Schriften des Sola-Gratia-Verlags vielen Menschen Freude, Trost, Glaubensstärkung und Erkenntnisgewinn bringen. Zu diesen Menschen rechne ich nicht zuletzt mich selbst, denn die Verlagsarbeit bringt mir schon jetzt viel Freude und geistlichen Gewinn.

SELK.de: Vielen Dank für das Interview und Gottes Segen für die Verlagsarbeit!


LogoWebsite des Verlags:
www.sola-gratia-verlag.de

Weihnachtslieder+


Vor kurzem hat Björn Griesheimer, Kirchglied der St. Petri-Gemeinde der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) in Stelle, eine neue Version der App Weihnachtslieder+ herausgegeben. Zu über 60 Weihnachtsliedern gibt es kostenlos und werbefrei die Texte und Noten. Dazu kann man günstig die Musik bekommen. selk.de befragte ihn dazu.

Weihnachtslieder

SELK.de: Herr Griesheimer, Sie haben die App Weihnachtslieder+ herausgegeben. Wie sind Sie dazu gekommen, ein solches Projekt anzugehen?


Griesheimer: Ich habe schon früher Arrangements von Weihnachtliedern aus aller Welt beim Verlag Schott Music herausgegeben, die ich einen Jugendchor hatte singen lassen. Dadurch und durch mein Studium in Mathematik und Kirchenmusik sind mir die Regeln im Tonsatz, Notensatz sowie im Programmieren geläufig. Die Idee, dass ich das Projekt App wirklich angehen könnte, ist mir allerdings erst gekommen, als mir mein Bruder, der Informatik studiert hat, die Möglichkeit vor Augen geführt hat.

SELK.de: Was hat Sie motiviert, diese App zu erstellen?

Griesheimer: Natürlich hat es schon vorher Weihnachtslieder-Apps gegeben. Aber diese Apps bieten immer nur eine kleine Auswahl von Liedern. Weihnachtslieder+ geht deutlich über ein solches Angebot von z.B. Jingle Bells hinaus. Hier sind Lieder vorhanden wie Ich steh’ an deiner Krippen hier oder Maria durch ein Dornwald ging. Der Nutzer erhält somit eine große Sammlung von reichen geistlichen Texten. Die App beinhaltet neben der normalen Audioversion eine Mitspielversion. Beim Entwickeln der App hat mich oft die Vorstellung angetrieben, dass vor allem Jugendliche diese nutzen können und dadurch neue Motivation zum Musizieren bekommen.

SELK.de: Worin sehen Sie den Sinn einer Lieder-App gegenüber einem traditionellen Liederbuch?

Griesheimer: Am besten singt man natürlich alle Lieder auswendig. Aber viele lernen die traditionellen Lieder heute nicht mehr, wie ich aus meiner Lehrtätigkeit weiß. Handys üben auf viele eine große Faszination aus. Ich habe mich bemüht, diesen hohen Motivationscharakter zu nutzen, um die altbekannten Texte und Melodien für viele zugänglich zu machen.
Gerade habe ich in einer Arbeitsgruppe der SELK zu einer digitalen Ausgabe des neuen Gesangbuchs mitgearbeitet. Schon beim Brainstorming habe ich gemerkt, dass jüngere Teilnehmer nochmal weitergehendere Ideen zur Nutzung moderner Technik haben. Ich finde es wichtig, mit dieser Entwicklung Schritt zu halten.

SELK.de: Was hat sich gegenüber dem letzten Jahr an der App verändert?

Griesheimer: Es hat leider nicht von Anfang an alles perfekt funktioniert. Ein Pastor aus Norddeutschland wollte die App in seine Predigt einbinden, als plötzlich das komplette Notenbild verschwunden war. Ich glaube, er hat trotzdem ein fröhliches Weihnachtsfest feiern können. Aber ich musste in diesem Jahr noch etwas nachbessern, um alles zum Laufen zu bringen. Außerdem habe ich noch ein paar kleinere neue Funktionen eingebaut. Man kann jetzt z.B. Vorspiele zu allen Liedern spielen.

SELK.de: Welche Funktion der App mögen Sie selbst am meisten?

Griesheimer: Ich schließe mich da meinen Kindern an, die sich mit Hilfe der App selbst aufnehmen und die Aufnahmen dann mit den Großeltern teilen.


Android: https://play.google.com/store/apps/details?id=com.VivaVocals.Weihnachtslieder
iPhone / iPad: https://itunes.apple.com/de/app/weihnachtslieder/id1419687667?mt=8

Bundesverdienstkreuz für Annette Wagner


Am 28. November 2019 wurde Annette Wagner, die Kirchglied der Kreuzgemeinde der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) in Witten ist, das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen und damit die Auszeichnung, die die höchste ist, die die Bundesrepublik für Verdienste um das Gemeinwohl zu vergeben hat und die durch den jeweils amtierenden Bundespräsidenten verliehen wird. Seit 2012 leitet sie das Kinder- und Jugendtrauerzentrum „traurig-mutig-stark“ in Witten und engagiert sich auch darüber hinaus in verschiedenen Kontexten, in denen es um Trauerbegleitung geht. Das Team von selk.de sprach anlässlich der Ehrung mit ihr über ihre Arbeit.

Verdienstkreuz

SELK.de: Frau Wagner, kürzlich haben Sie für Ihr Engagement das Bundesverdienstkreuz erhalten. Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?


Wagner: Gemeinsam mit Gleichgesinnten an einer sinnvollen Sache zu arbeiten, gemeinsam für eine gute Sache zu kämpfen, gemeinsam Ziele zu definieren und diese gesetzten Ziele zu verfolgen, das hat mich immer beflügelt und glücklich gemacht. Richtig gute Ideen konnten daher bei mir auch immer nur im Austausch und im guten Zusammenspiel mit anderen entstehen.
Und so können Sie vielleicht besser einordnen, warum ich das Bundesverdienstkreuz entgegengenommen habe.
Denn ich nehme die Würdigung stellvertretend entgegen für alle geduldigen Förderer von Ansätzen, kognitiven Unterstützer, für Ideengeber und Rückenstärker, für Mitfühler und Mitdenker aus allen meinen Lebensbereichen: meinen Freunden, meiner Kreuzgemeinde, meiner Familie und ganz besonders meinem lieben Mann Frithjof, ohne den ich das alles nicht hätte tun können.
Und ich nehme die Würdigung im Namen sämtlicher Teammitglieder aus den beiden Vereine (Verein für Trauerbegleitung Hattingen e.V. und dem Bundesverband Trauerbegleitung e.V. ) an, für die ich tätig bin. Sie alle haben Verdienst an dem Kreuz, das ich nun tragen darf und so fühle ich mich jetzt „ausgezeichnet“.

SELK.de: Vermutlich hören Sie immer wieder, wenn Sie anderen von Ihrer Arbeit erzählen „Das ist aber schwer, das könnte ich nicht!“ Was sagen Sie in solchen Situationen?

Wagner: Gott scheint mir „Talente“ anvertraut zu haben, die ich gerne einsetze, um sie zu mehren.

SELK.de: Was würden Sie Menschen als Rat mitgeben, die unsicher sind, wie sie trauernden Menschen begegnen sollen?

Wagner: Weniger reden - mehr zuhören! Den Verlust nie kleinreden und nicht mit anderen vergleichen. Geduld haben, Da - sein und Mit – Aushalten. Über den Verstorbenen reden. Praktische Hilfe anbieten (aber nur, was ich auch leisten kann). Floskeln trösten nicht! Schuld nicht hartnäckig ausreden. Launen aushalten, nichts persönlich nehmen. Es ist ok, wenn ich unsicher bin, ich darf das auch sagen. Stille aushalten, Weinen auch. Trauernde haben einen Menschen verloren, nicht den Verstand!

SELK.de: Welche Bedeutung hat Ihr Glaube für Ihre Arbeit?

Wagner: Mein Glaube und die gute Gemeinschaft in meiner Heimatgemeinde, der Kreuzgemeinde Witten, sind für mich wie eine Tankstelle, bei der ich immer wieder neue „Energie“ und Kraft für meine Wege erhalte.

SELK.de: Diese Energie und Kraft wünschen wir Ihnen auch weiterhin und danken Ihnen für das Gespräch!

Sasse-Preis für Udo Schnelle


1995 wäre der bedeutende lutherische Theologe Prof. Dr. Hermann Sasse 100 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass setzte seinerzeit die Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche (SELK) „im Gedenken an diesen Bekenner und Lehrer der Kirche, der sich als Kirchenhistoriker, Systematiker und Ökumeniker einen Namen gemacht hat, den Hermann-Sasse-Preis für lutherische theologische Literatur aus“ (Präambel der Satzung). Inzwischen wird der Preis alle zwei Jahre vergeben und ist mit 1.500 Euro dotiert. In diesem Jahr wurde er Prof. em. Dr. Udo Schnelle zuerkannt.

Sasse-Preis

Am 8. November verlieh Bischof Hans-Jörg Voigt D.D. (Hannover), der leitende Geistliche der SELK, in Halle/Saale den Hermann-Sasse-Preis der SELK für lutherische theologische Literatur an Prof. em. Dr. Udo Schnelle (Halle/Saale). Schnelle erhielt den Preis für seinen in fünfter Auflage erschienenen Kommentar zum Johannesevangelium. Das Buch ist als Band 4 (neu) des Theologischen Handkommentars zum Neuen Testament in der Evangelischen Verlagsanstalt Leipzig erschienen.

BuchIm Rahmen einer Feierstunde in der Maria-Magdalenen-Kapelle auf der Moritzburg machten Prof. Dr. Jorg Christian Salzmann, der Vorsitzende der Jury für den Preis, und Bischof Voigt darauf aufmerksam, dass Schnelle als erstem Exegeten der Hermann-Sasse-Preis zugesprochen worden sei. Sein Johannes-Kommentar sei für lutherische Theologen eine wertvolle Hilfe zur Erschließung des Johannesevangeliums und betone, dass Johannes keinen vergeistigten Christusglauben gehabt, sondern gerade im Sinne der Menschwerdung Gottes Akzente gesetzt habe.

Den Festvortrag hielt Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Christoph Markschies (Berlin). Er sprach zu der Frage, was Gnosis überhaupt sei und wie hier die Philosophie das Glaubensverständnis beeinflusst habe. Dabei sei für die jeweiligen Definitionen das zugrundeliegende Verständnis von Philosophie maßgeblich.

In seinen Dankesworten betonte der Preisträger, dass Hermann Sasse nicht nur lutherischer Neutestamentler und Theologe gewesen sei, sondern auch den lutherischen Widerstand gegen Hitler maßgebend mit geprägt habe. Außerdem forderte Schnelle, dass die zeitgenössische Exegese sich nicht in historischen Überlegungen erschöpfen solle, sondern nach Sinn und (Gegenwarts-)Bedeutung der biblischen Texte zu fragen habe.

Markschies - Salzmann - Schnelle - Voigt    von links:
Prof. Dr. Christoph Markschies
Prof. Dr. Jorg Christian Salzmann
Prof. em. Dr. Udo Schnelle
Bischof Hans-Jörg Voigt D.D.


Info-Boxen:

Aus der Satzung für den Hermann-Sasse-Preis:
Der Hermann-Sasse-Preis soll alle zwei Jahre vergeben werden, um damit Autoren oder Herausgeber solcher Werke zu ehren, die mit ihrer Veröffentlichung einen Beitrag zur Verbreitung lutherischer Theologie leisten. Als „lutherische Theologie“ ist hier zu verstehen, was dem evangelisch-lutherischen Bekenntnis gemäß ist, sich ihm verpflichtet weiß, vornehmlich der Theologie und Geschichte lutherischer Reformation und Kirche gewidmet ist, aber auch auf anderen theologischen Gebieten (etwa durch Beiträge zu Forschung im Alten oder Neuen Testament, in Systematischer Theologie, Dogmen- und Kirchengeschichte oder Praktischer Theologie) den Auftrag der lutherischen Kirche fördert und ihrem Erbe gerecht wird.


Die bisherigen Preisträger:
1996: Albrecht Peters (Heidelberg) posthum   
1997: Jörg Baur (Göttingen)
1998: Oswald Bayer (Tübingen)
1999: Gunther Wenz (München)
2000: Johannes Wirsching (Berlin)
2001: Karlmann Beyschlag (Erlangen)
2003: Ernst Koch (Leipzig)
2005: Michael Roth (Bonn)
2007: Bengt Hägglund (Lund/Schweden)
2009: Johannes Hund (Mainz)
2011: Maria Marten (Hannover)
2013: Robert Kolb (St. Louis/USA)
2015: Irene Dingel (Mainz)
2017: Johann Anselm Steiger (Hamburg)
2019: Udo Schnelle (Halle/Saale)





Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre


Der Deutsche Ökumenische Studienausschuss (DÖSTA), der „Wissenschaftlichen Beirat“ der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Deutschland, hat ein Wort zur Würdigung des 20. Jahrestags der Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre (GER) am 31. Oktober 2019 herausgegeben. Die Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche (SELK) ist im DÖSTA durch Prof. i.R. Dr. Werner Klän D.Litt. (Lübeck) vertreten, der auch an der Erklärung mitgearbeitet hat. Für selk.de stellt er das Wort des DÖSTA zum 20. Jahrestag der Unterzeichnung der GER vor.
 
20 Jahre


Von einem bilateralen zu einem multilateralen Dokument


Die Erklärung hebt hervor: „Auch wenn nicht alle Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen ihre Zustimmung erklärt haben, ist aus einem ursprünglich bilateralen inzwischen ein multilaterales Dokument geworden.“ Ursprünglich am 31. Oktober 1999 in Augsburg von Lutherischem Weltbund und dem Vatikan unterzeichnet, konnten sich der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre mittlerweile der Weltrat methodistischer Kirchen (2006), die Anglikanische Gemeinschaft (2016) und die Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen (2017) anschließen. Das Wort des DÖSTA würdigt, dass Annäherungen in der Rechtfertigungsthematik zwischen vielen Kirchen in der Ökumene gewachsen seien.

Würdigung von Einwänden

Das Wort des DÖSTA markiert zugleich deutlich, dass „Einwände gegen die „Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ nicht ausblieben, „auch durch einzelne Mitgliedskirchen der ACK“. Zu diesen gehört auch die SELK. Begrüßenswert ist, dass der DÖSTA gemeinsam zum Ausdruck bringen konnte, dass „[k]onstruktive Kritik von römisch-katholischer und lutherischer, von methodistischer, reformierter und anglikanischer Seite als hilfreiche Erweiterung des eigenen Verständnisses wertgeschätzt (wird). Die Diskussion lässt erkennen, dass auch in den Reihen der ACK nach wie vor Klärungsbedarf besteht, inwieweit verbliebene Differenzen mit einem grundsätzlichen Konsens vereinbar sind.“

Ermutigung zu gemeinsamer Erschließung der Rechtfertigungsbotschaft

Gegen Ende des Dokuments heißt es: „Der DÖSTA plädiert dafür, dass die christlichen Kirchen es als ihre Aufgabe ansehen, den Rang der Rechtfertigungslehre als Kriterium der Wahrheit, der Einheit und Freiheit des Glaubens zusammen neu zu erschließen. Die Herausforderung besteht darin, die Rechtfertigungsbotschaft in der Sprache von heute neu zu formulieren und auf der Basis theologischer Einsichten gemeinsam von der Liebe Gottes zu allen Menschen zu sprechen, auch wenn sie Sünder sind.“

Erklärung der Mitgliederversammlung der ACK

Ergänzt wird das fünfseitige Dokument durch eine Erklärung der Mitgliederversammlung der ACK in Deutschland. „Die Mitgliederversammlung der ACK nimmt das Wort des DÖSTA aus Anlass des 20. Jahrestags der Unterzeichnung der „Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ am Reformationstag 1999 mit Dankbarkeit zustimmend entgegen und bekräftigt den Aufruf zum multilateralen Gespräch über die Rechtfertigungsbotschaft.“

Konkordienlutherische Gesichtspunkte

Aus konkordienlutherischer Sicht ist zu begrüßen, dass die Rechtfertigungslehre, über deren Verständnis im 16. Jahrhundert die Einheit der abendländischen Christenheit zerbrach, zwischen dem Lutherischen Weltbund und der Römisch-katholischen Kirche in den vergangenen Jahrzehnten zum Gegenstand theologischer Bearbeitung gewählt wurde. Diese Arbeit, die in verschiedenen Dokumenten Niederschlag gefunden hat, hat tatsächlich eine Reihe von Korrekturen überkommener Fehlurteile erbracht; dies gilt z. B. für das Vorurteil einer römisch-katholischen „Werkgerechtigkeit“ oder für eine angebliche „ethische Indifferenz“ der lutherischen Theologie.

Erstmals in einem lutherisch/römisch-katholischen Dialog wurde in einer gemeinsam getroffenen Aussage das sola gratia („allein aus Gnaden“) durch das sola fide („allein durch den Glauben“) ergänzt (Annex 2C) und durch Römer 3,28 gestützt. Dies ist eine Konsensaussage von wesentlicher ökumenischer Tragweite, auch aus Sicht der SELK. Die kriteriologische Funktion der Rechtfertigungslehre wird erfreulich herausgestellt, nämlich dass „keine Lehre diesem Kriterium widersprechen“ darf (Annex 3). Die Einordnung der Rechtfertigungslehre in den „Gesamtzusammenhang des grundlegenden trinitarischen Glaubensbekenntnisses der Kirche“ ist sachgemäß und entspricht lutherischem Verständnis seit den Zeiten der Reformation.

Weiterer Klärungsbedarf und bleibende Aufgabe

Zu fragen bleibt, ob die Wirksamkeit des göttlichen Freispruchs von Sünde und Schuld deutlich genug herausgestellt wird, ob die Antwort auf die Frage nach der Heilsgewissheit zureichend vergewissernd gefasst wird und welchen Stellenwert menschliches Handeln bei der Rechtfertigung des Sünders haben kann.

Wenngleich die SELK auf verbleibende Unterschiede und zu klärende grundlegende Sachverhalte aufmerksam macht, gibt sie doch der Hoffnung Ausdruck, dass die grundlegenden biblischen Aussagen über die Rechtfertigung des Sünders vor Gott in allen Kirchen Mittelpunkt des theologischen Denkens und des kirchlichen Handelns werden und bleiben.

So kann sie der Schlussfolgerung des DÖSTA nur zustimmen: „20 Jahre nach der Unterzeichnung der ‚Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre‘ ist es an der Zeit, in der multilateralen Ökumene gemeinsam über die befreiende Botschaft der Rechtfertigung nachzudenken. Sie ist immer aktuell. Ihre Bedeutung für das Miteinander und für das Zeugnis der Kirchen muss und kann neu erschlossen werden.“

 

Verein für Freikirchenforschung


Die Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche (SELK) ist durch Professor Dr. Gilberto da Silva, Lehrstuhlinhaber für Historische Theologie an der Lutherischen Theologischen Hochschule Oberursel der SELK, im Verein für Freikirchenforschung vertreten. In einem Interview für die selk.de-Internetpräsenz erläutert er, was es mit diesem Verein auf sich hat.

Freikirchen
 
selk.de.: Herr Professor da Silva, Sie vertreten die SELK im Verein für Freikirchenforschung (VFF) und arbeiten auch in dessen Beirat mit. Was ist das für ein Verein?

Da Silva: Der VFF ist 1990 von Theologen und Historikern aus verschiedenen „Freikirchen“ gegründet worden. Der Initiator war Prof. Dr. Robert Walton (…†), seinerzeit Direktor des Seminars für Neue Kirchen- und Theologiegeschichte der theologischen Fakultät der Universität Münster. Heute zählt der VFF ca. 180 Mitglieder aus etwa 27 Denominationen. Auch Forscherinnen und Forscher aus deutschen Landeskirchen arbeiten mit.
In den Tagungen des Vereins werden theologische und kirchengeschichtliche Fragen aus „freikirchlicher“ Perspektive beleuchtet. Das bedeutet aber nicht, dass man nur „freikirchlich“ unter sich bleibt, denn auch größere Kontexte und Verhältnisse zu anderen Kirchen werden untersucht. Darüber hinaus besitzt der VFF eine Fachbibliothek, die in den Räumlichkeiten der Theologischen Hochschule Friedensau (Siebentagesadventisten) untergebracht ist.
Der VFF veröffentlicht auch das Jahrbuch „Freikirchenforschung“ mit den Beiträgen aus den Tagungen und anderen Texten.

selk.de: Eine Besonderheit des Vereins ist, dass sich hier Vertreterinnen und Vertreter von kleineren Kirchen begegnen und austauschen, die nicht zum kirchlichen Mainstream gehören. Wie prägt das die Zusammenarbeit?

Logo FreikirchenforschungDa Silva: Die Zusammensetzung des Vereins prägt die Arbeit verschiedenartig. Zum einen ist die „Gleichheit“ unter den Denominationen deutlich zu spüren, denn es handelt sich eben um „Freikirchen“, die meist klein und aus Oppositionsbewegungen gegen die etablierten Kirchen entstanden sind. Ich verwende allerdings den Begriff „Freikirche“ in Anführungszeichen, um deutlich zu markieren, dass es sich um eine deutsche oder höchstens nordeuropäische Sicht der Dinge handelt, denn nur hier gibt es „Freikirchen“ im gegenüber zu „Landeskirchen“. Woanders auf der Welt gibt es nur Kirchen oder Denominationen.
Doch der strukturellen Gleichheit steht eine große theologische Vielfalt gegenüber. Man muss sich vorstellen, dass im VFF selbstständige Lutheraner wie wir, Quäker, Methodisten, Baptisten, Siebentagesadventisten, Heilsarmisten und andere zusammenarbeiten. Die Zusammenarbeit geschieht aber auf einem sehr professionellen, wissenschaftlichen und auch geschwisterlichen Niveau, wofür ich sehr dankbar bin.

selk.de: Mit welchen Themen hat der Verein sich in der jüngeren Vergangenheit beschäftigt und was fanden Sie selbst besonders interessant?

Da Silva: Auf den Tagungen wurden zum Beispiel thematisiert: „Friedenstheologie und Friedensengagement in den Freikirchen“ sowie „Die Freikirchen zwischen politischer Duldung und religiöser Freiheit“ (2014); „Kirchenwechsel – Tabuthema der Ökumene“ (2015); „Reformatorische Identität im europäischen Freikirchentum“ sowie „Reformatio oder Restitutio? Vorstellungen von Erneuerung der Kirche in der Geschichte der Freikirchen“ (2016); „Reformation und Freikirchen in Österreich“ (2017); „Freikirchen und Judentum“ (2018); „Gerhard Tersteegen, 1697–1769“ (2019). Besonders interessant fand ich die Tagung über das Verhältnis der Freikirchen zum Judentum und darin besonders die erschreckende Entdeckung, dass auch die „Freikirchen“ von den antijüdischen Ideologien, die zur europäischen Katastrophe des 20. Jahrhunderts geführt haben, nicht frei waren.

selk.de.: Darf man an den Jahrestagungen des Vereins auch als Interessierter teilnehmen oder muss ich dafür Mitglied sein oder andere besondere Voraussetzungen mitbringen?

Da Silva: Ja, jede und jeder Interessierte ist auf den Tagungen herzlich willkommen. Dafür meldet man sich zur Tagung auf der Homepage des VFF (www.freikirchenforschung.de) an. Als „Voraussetzung“ würde ich die Bereitschaft nennen, mit Schwestern und Brüdern anderer Denominationen ökumenisch auszutauschen.

selk.de: Manchmal kann man hören, dass die Zeit der landeskirchlichen Strukturen in Deutschland zu Ende gehe und die Zeit der freikirchlichen Organisationsformen beginne. Was sagen Sie dazu?

Da Silva: Diese Aussage ist mir etwas zu pauschal. Es zeigt sich in der Tat, dass das Modell „Volkskirche“ allein wegen der vielen Austritte nicht zukunftsfähig ist. Doch das „Vor-sich-hin-Schrumpfen“, der Pastorenmangel, die finanziellen Schwierigkeiten und andere strukturelle Entwicklungen betreffen – mit winzigen Ausnahmen – auch die „Freikirchen“. Die Probleme sind meines Erachtens nicht unbedingt bei den Strukturen, sondern eher bei der Kommunikation des Evangeliums zu suchen. Jeder Denomination, sei sie „Frei-“ oder „Landeskirche“, muss sich immer selbstkritisch fragen, ob das, was sie tut, die Menschen heute noch erreicht beziehungsweise erreichen kann.

 

Kommentar zum Attentat in Halle/Saale am 9. Oktober 2019


Am Mittwoch, 9. Oktober 2019, dem jüdischen Jom Kippur-Fest, versuchte ein – nach jetzigem Kenntnisstand – rechtsextremistisch, antisemitisch orientierter Attentäter in die jüdische Synagoge der Stadt Halle/Saale einzudringen, um die Gottesdienstbesucher anzugreifen. Da dies misslang, erschoss er willkürlich andere Opfer. Der Beauftrage der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) für „Kirche und Judentum“, Pfarrer Andreas Volkmar aus Bielefeld, nimmt in einem Kommentar dazu Stellung.



Positive Gegenwerte schaffen!

„Bin voller Scham und Trauer!“, schrieb mir ein guter Freund nach dem gestrigen Attentat vor der Synagoge in Halle/Saale am höchsten jüdischen Feiertag „Jom Kippur“. Ich konnte dem nur zustimmen und ein tiefer Schmerz über diese Tat erfüllt mich. Ja, auch viele andere sind geschockt und fragen sich: „Wie und warum konnte es zu einem solchen antisemitisch motivierten Anschlag in Deutschland kommen?“
Nun, aus dem Nichts kam diese Aktion nicht. Wer seit einigen Jahren aufmerksam im Internet unterwegs ist, findet ohne Schwierigkeiten unverblümten Antisemitismus. Es gibt durchaus das Bemühen, solche Aktivitäten zu begrenzen. Aber diese Leute finden immer wieder Schlupflöcher im Netz. Die Not ist, dass man Menschen, die so denken, kaum mit rationalen Argumenten begegnet kann. Die „jüdische Weltverschwörung“ ist für sie das „Satanische“ an sich. Nur wer in dieser Szene enttäuscht wird, entwickelt die Energie, nachzudenken und auszusteigen.

Was kann man angesichts dieser Situation tun?

Pfarrer Andreas VolkmarDen überzeugten Antisemiten, wird man nur schwerlich überzeugen können. Umso wichtiger ist es, die Breite der Öffentlichkeit gegen den Antisemitismus zu immunisieren oder zu impfen! In der Regel liegt zurzeit der Schwerpunkt darauf, daran zu erinnern, welche Gräuel aus dem Antisemitismus erwachsen sind. Dieses Erinnern wird eine bleibende Aufgabe sein. Leider erschöpfen sich reine Negativschablonen irgendwann. Mancher will gar nicht mehr hinhören. Darum müssen auch positive Akzente gesetzt und an sie erinnert werden.

1. So sollte gezeigt werden, welche eine fruchtbare Symbiose deutsche und jüdische Kultur gebildet haben. Künstler und Autoren wie Wolf Biermann, Alfred Döblin, Heinrich Heine, Else Lasker-Schüler, Felix Mendelsohn-Bartholdy, Kurt Weill und Michael Wolffsohn haben aus dieser Symbiose heraus geschaffen und gelebt.

2. Es müssen verstärkt Momente der Geschichte in den Blick genommen werden, wo Deutsche für Freiheit und Demokratie gerungen haben. Nur Wenigen sind Namen der sogenannten „48er“ wie Friedrich Hecker, Carl Schurz und Franz Sigel bekannt. Nachdem sie nach der gescheiterten Revolution 1848/49 in die USA emigrieren mussten, waren sie dort Stützen der Demokratie und kämpften dort gegen den Rassismus gegenüber den Farbigen und die Vernichtung der Indianer. Carl Schurz bracht es sogar zum Innenminister.

3. Die antijüdischen Äußerungen des Reformators Martin Luthers haben nicht das Wesen der lutherischen Kirche bestimmt. Sie gehören nicht zum lutherischen Bekenntnis. Es haben sich sogar Menschen jüdischer Herkunft immer wieder bewusst diesem Bekenntnis zugewandt, ohne ihre jüdischen Wurzel zu vergessen. Erinnert sei an Carl Paul Caspari (*8.2.1814, + 11.4.1892), der als Theologe in Deutschland und Norwegen lehrte, und Friedrich August Philippi (*15.10.1809, + 29.8.1882), der eine der wichtigsten lutherischen Dogmatiken im 19. Jahrhundert schrieb.


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